Fri3da
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, nachdem ich schon einige Ihrer einfühlsamen, freundlichen und hilfreichen Antworten gelesen habe, möchte ich mich heute mit einem eigenen Anliegen an Sie wenden. Ich bin vor einem Jahr zum zweiten Mal Mutter geworden. Leider ist mein Baby sechs Tage nach seiner Geburt aufgrund eines schweren Herzfehlers (genetische Mutation) gestorben. Noch immer ist die Trauer um ihn sehr groß, gleichzeitig ist aber der Kinderwunsch so groß wie nie und das schon seit vielen Monaten. Ich muss zugeben, dass wir - entgegen dem Rat meiner nur wenig einfühlsamen Gynäkologin - bereits nach sechs Monaten wieder versucht haben schwanger zu werden. Bisher leider ohne Erfolg. Das Ganze belastet mich sehr und macht mir sehr zu schaffen. Zu meiner „Geschichte“: Ich werde im Herbst 35 Jahre alt, wurde dreimal schnell schwanger und habe ein gesundes Kind. Meine erste Schwangerschaft entstand direkt im ersten Zyklus, endete dann aber in einem frühen Abort in der 6. SSW. Anschließend wurde ich im übernächsten Zyklus direkt wieder schwanger. Mein gesundes Kind kam im Frühjahr 2022 bei ET+9 nach Einleitung und per (nicht sehr schöner) vaginaler Geburt mit Saugglocke (und Kristellern) zur Welt. Im Herbst 2023 wurde ich im ersten oder zweiten Zyklus wieder geplant schwanger. Nach einer - vermeintlich - wieder unkomplizierten und unauffälligen Schwangerschaft wurde im Rahmen des dritten großen Ultraschalls dann eine vorzeitige GMH Verkürzung und eine auffällige Menge an Fruchtwasser festgestellt. Ich erhielt eine Überweisung in die Klinik, in der bei Ankunft ein verbliebener GMH von 2-3mm mit Trichterbildung und Fruchtblasenprolaps festgestellt wurde. Während der nächsten Tage wurden weitere Ultraschalls gemacht, bei denen sich herausstellte, dass unser Kind einen schweren Herzfehler, sowie weitere Baustellen hatte. Nachdem er es dann sehr eilig hatte, und sich in Querlage gedreht hatte, wurde er drei Tage später bei 30+6 per eiliger sekundärer Sectio auf die Welt geholt. Nach eingehender Untersuchung wurde er ein paar Stunden nach der Geburt in eine andere Klinik geflogen, wo er schließlich sechs Tage später in unseren Armen starb. Wir wissen inzwischen, dass er eine genetische Mutation hatte und dass wir diese zu 99% nicht vererbt haben. Diese Erkenntnis hat uns sehr beruhigt, gleichzeitig aber auch nochmal mehr den Kinderwunsch bekräftigt. 1,5 Monate nach der Geburt hatte ich meine erste Periode wieder und nach zwei weiteren Zyklen waren die Zyklen auch wieder mehr oder weniger „normal lang“. Ende Oktober habe ich dann wieder angefangen meinen Zyklus zu tracken (seit Ende 2017 nutze ich NFP) und im Dezember haben wir sechs Monate nach der Geburt wieder mit dem „üben“ angefangen. Ich habe laut meinen Aufzeichnungen seitdem ein oder zwei anovulatorische Zyklen gehabt und zweite Zyklushälften die überwiegend zu kurz sind („negativ Rekord“ waren 4 Tage…). Die längste Hochlage war nun einmal 10 Tage und einmal 9, wobei drei der ersten vier Tage von der Temperatur her quasi noch Tieflagenniveau hatten und der letzte Tag ebenfalls schon wieder. Nach Internetrecherche habe ich zunächst angefangen, Zyklus Tees zu trrinken und Globuli zu nehmen (Himbeerblättertee und Varia comp. für die Tieflage sowie Frauenmanteltee und Bryophyllum während der Hochlage). Außerdem nehme ich „Kinderwunschvitamine“. Eine Freundin hat mir dann noch Clavella/Myo Inositol empfohlen, was ich nun auch seit Mitte/Ende Februar nehme. Der Folgezyklus nach Beginn der Einnahme von Clavella war direkt mit der längstem Hochlage, es folgte dann aber ein wohl anovulatorischer Zyklus. Nach 60 Tagen Clavella bin ich auf ein günstigeres, reines Myo Inositol Produkt umgestiegen. Nachdem nun auch das von meiner Gynäkologin auferlegte eine Jahr seit der Geburt vorüber ist, habe ich versucht, mir dort einen Termin geben zu lassen, leider muss ich darauf bis Ende Oktober warten, für mich unfassbar. In einer anderen Praxis kam ich nun nur dank der einfühlsamen MFA aufgrund meiner Geschichte unter und habe immerhin einen Termin für Juni bekommen. Nun zu meinen Fragen: Haben Sie vielleicht noch Ideen oder Empfehlungen, was ich tun - oder vielleicht auch lassen - könnte? Ich weiß, dass sich „Druck/Stress machen“ wahrscheinlich eher kontraproduktiv ist, aber so sehr ich es auch versuche, Enttäuschung und Schmerz sind bei jedem Einsetzen der Periode einfach wahnsinnig groß. Ich mache mir einfach Gedanken, ob mein Körper nun vielleicht „nicht mehr funktioniert“ da ich vorher ja dreimal so schnell schwanger geworden bin. Nun habe ich Sie mit viel Text erschlagen, dafür möchte ich mich entschuldigen, das Thema ist einfach sehr aufwühlend für mich. Vielleicht haben Sie ja irgendwann Zeit und Muße, sich das alles durchzulesen und haben noch den ein oder anderen Tipp für mich. Herzliche Grüße Frieda
Liebe Frieda, haben Sie vielen Dank für Ihr offenes Vertrauen. Ich habe Ihre Zeilen mit großem Respekt gelesen und spüre, wie stark Trauer und Kinderwunsch gerade miteinander verwoben sind. Ihr Verlust ist schmerzhaft – gleichzeitig ist der Wunsch nach neuem Leben ein sehr natürlicher Ausdruck von Hoffnung und Liebe. Beide Gefühle dürfen nebeneinanderstehen. Was Ihre eigenen Zyklen betrifft Sie beobachten bereits sorgfältig, dass es gelegentlich zu anovulatorischen Zyklen und verkürzten Hochlagen kommt. Das kann nach Schwangerschaft, Geburt und starkem seelischem Stress auftreten, bedeutet aber nicht, dass „nichts mehr funktioniert“. Dennoch lohnt es sich jetzt, zügig eine solide Basisdiagnostik anzuschließen: Hormonstatus an Zyklustag 2–4 (FSH, LH, Estradiol, TSH, Prolaktin, ggf. AMH) und ein Progesteronwert etwa 6–7 Tage nach dem vermuteten Eisprung. Zwei Ultraschallkontrollen in einem Zyklus (z. B. ZT 10 und um ZT 13–15), um Follikelreifung, Eisprungzeichen und Schleimhautaufbau zu sehen. Sollte sich eine Gelbkörperschwäche bestätigen, genügt oft schon ein sanfter Stimulationszyklus mit Letrozol zur Eisprungauslösung plus Progesteron in der Hochlage. All das lässt sich sogar in einer normalen gynäkologischen Praxis umsetzen, ohne gleich eine Kinderwunschklinik zu brauchen. Myo-Inositol kann man weiternehmen, wenn Sie sich damit wohlfühlen, ist aber vor allem bei Insulinresistenz oder PCO-ähnlichem Zyklusmuster entscheidend. Ebenso gilt: Bryophyllum, Frauenmanteltee und Kinderwunschvitamine schaden nicht – doch wenn das „Programm“ Sie eher stresst, darf auch weniger manchmal mehr sein. Die psychische Belastung nach einem solchen Verlust kann unbewusst viel im Körper bewirken – vor allem über das feine Hormonspiel zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Eierstock. Deshalb darf und sollte auch der seelische Aspekt Beachtung finden. Eine sanfte psychosomatische Begleitung oder auch eine Trauerbegleitung durch eine erfahrene Therapeutin kann in dieser Phase mehr bewirken, als es auf den ersten Blick scheint. Den Partner unbedingt einbeziehen Erfahrungsgemäß tut es beiden gut, wenn der Blick auf die Familienplanung wirklich gemeinsam bleibt. Für Ihren Mann empfehle ich drei schlichte Schritte: Andrologischer Basis-Check: Zwei Spermiogramme im Abstand von 4–6 Wochen nach WHO-Standard 2021 plus ein kurzer Hormonstatus (Testosteron, FSH, LH, Prolaktin, TSH) und eine Ultraschallkontrolle auf Varikozele. Erweiterte Tests nur bei Bedarf: Etwa eine DNA-Fragmentationsanalyse oder ein humangenetisches Gespräch, falls das Spermiogramm grenzwertig oder Ihre Vorgeschichte Anlass zur Sorge gäbe. Die Mutation Ihres Sohnes war sehr wahrscheinlich ein einmaliges Ereignis, doch ein informatives Beratungsgespräch kann Ihnen beiden Sicherheit geben. Lebensstil & Mikronährstoffe: Rauchfrei, Alkohol maßvoll, regelmäßige Bewegung, normales BMI, keine Hitzeexposition (Sauna, Laptop auf dem Schoß). Ein einfaches Kombipräparat mit Zink, Selen, Folsäure und Vitamin D genügt; teure „Super-Antioxidantien“ bringen keinen Mehrwert. Vergessen Sie dabei nicht den seelischen Aspekt: Auch Ihr Mann trauert. Ein gemeinsames Trauer- oder Kinderwunsch-Coaching kann Schuldgefühle abbauen und spürbar Druck aus dem Zyklus nehmen. Konkreter Fahrplan Lassen Sie gleich zu Beginn des nächsten Zyklus Blut abnehmen und vereinbaren Sie zwei Ultraschalltermine. Parallel dazu organisiert Ihr Mann die andrologischen Untersuchungen. Sobald alle Befunde da sind (meist binnen vier bis sechs Wochen), besprechen Sie mit Ihrer Ärztin, ob ein sanft unterstützter Zyklus mit Letrozol ± Progesteron schon reicht oder ob eine ebenso schonende Insemination (IUI) Zeit spart. Damit haben Sie als Paar einen klaren, zeitnahen Weg, ohne das Thema weiter „auf die lange Bank“ schieben zu müssen. Frieda, Sie dürfen trauern und hoffen – beides hat Raum. Gönnen Sie sich Geduld und Zuversicht. Von Herzen alles Gute für Sie beide Ihr Dr. Friedrich Gagsteiger
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