Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Insulinresistenz

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Insulinresistenz

JulWie

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Sehr geehrter Hr. Dr. Gagsteiger, ich habe noch eine kurze Frage zur Insulinresistenz. Meine Ärztin sagt ich kann mir überlegen, ob ich es weiter mit Myoinositol probieren möchte oder ab nächsten Zyklus mit Metformin. Aktuell nehme ich 4g reines Myoinositol ein, ohne D-Chiro-Inositol. Muss das zwingend mit drin sein?   Ich bin mir unsicher, wirkt Myoinositol allein wirklich genauso gut bei IR wie Metformin nur ohne Nebenwirkungen? Oder wäre es sinnvoller gleich mit Metformin zu behandeln, wie sehen Sie es? Mein Homa-Index liegt bei 4,4.   Kann Myoinositol genauso gut die Wahrscheinlichkeit für Chromosomenfehler und Fehlgeburten verringern? Falls dem so ist würde ich natürlich gerne dabei bleiben, weil es weniger Nebenwirkungen hat. Vielleicht auch Myoinositol in Verbindung mit NAC?   Kann/sollte man Metformin (bzw. entweder Myoinositol) dann auch in der Schwangerschaft weiterhin einnehmen, ist es unbedenklich oder sogar gut um einer Fehlgeburt vorzubeugen? Bis zu welcher SSW? Ich bin mir wirklich unsicher, welches Medikament die bessere Wahl ist oder ob sogar beides zusammen am besten wäre und bin gespannt auf Ihre Meinung. Vielen Dank!


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Hier einige Überlegungen und Antworten auf Ihre Fragen: 1. Myo-Inositol ohne D-Chiro-Inositol Wirkung von Myo-Inositol: Studien haben gezeigt, dass Myo-Inositol bei der Behandlung von PCOS und Insulinresistenz positive Effekte haben kann, insbesondere auf den Stoffwechsel und die Eizellqualität. Myo-Inositol allein kann oft ausreichend sein, aber in einigen Fällen kann eine Kombination mit D-Chiro-Inositol sinnvoll sein, da beide verschiedene Mechanismen im Insulinstoffwechsel beeinflussen. Notwendigkeit von D-Chiro-Inositol: Es gibt keine zwingende Notwendigkeit, D-Chiro-Inositol hinzuzufügen, insbesondere wenn Sie positive Ergebnisse mit nur Myo-Inositol erzielen. Allerdings könnte eine Kombination in Fällen, in denen nur Myo-Inositol nicht ausreichend wirkt, in Betracht gezogen werden. 2. Myo-Inositol vs. Metformin bei Insulinresistenz Myo-Inositol: Studien legen nahe, dass Myo-Inositol in der Lage ist, den Insulinspiegel zu senken und die ovariellen Funktionen zu verbessern. Ein großer Vorteil von Myo-Inositol ist das Fehlen der gastrointestinalen Nebenwirkungen, die bei Metformin häufig auftreten. Metformin: Metformin ist ein gut untersuchtes Medikament, das sich ebenfalls positiv auf Insulinresistenz auswirkt und insbesondere bei Frauen mit PCOS oft verschrieben wird. Es hat eine stärkere Wirkung auf den Glukosestoffwechsel als Myo-Inositol, allerdings gehen damit häufiger Nebenwirkungen wie Übelkeit und Verdauungsprobleme einher. Vergleich der Wirksamkeit: Ob Myo-Inositol genauso wirksam ist wie Metformin, hängt stark von Ihrem individuellen Stoffwechsel und der Schwere der Insulinresistenz ab. Bei einem HOMA-Index von 4,4 spricht dies für eine ausgeprägte Insulinresistenz, bei der Metformin möglicherweise eine stärkere Wirkung haben könnte. Falls Sie Myo-Inositol bisher gut vertragen und Sie mit der Wirkung zufrieden sind, könnte es sinnvoll sein, dies weiterzuführen. Falls jedoch keine ausreichenden Ergebnisse erzielt werden, wäre Metformin eine Überlegung wert. 3. Einfluss auf Chromosomenfehler und Fehlgeburten Myo-Inositol: Einige Studien deuten darauf hin, dass Myo-Inositol die Eizellqualität verbessern kann, was möglicherweise die Wahrscheinlichkeit von Chromosomenfehlern reduziert. Allerdings ist die Datenlage in Bezug auf die Reduktion von Fehlgeburten weniger klar. Metformin: Metformin hat potenziell auch einen positiven Einfluss auf das Fehlgeburtenrisiko, insbesondere bei Frauen mit PCOS. Die Datenlage, dass es zu einer signifikanten Reduktion von Chromosomenfehlern führt, ist jedoch begrenzt. 4. Myo-Inositol und NAC-Kombination NAC (N-Acetylcystein): NAC hat antioxidative Eigenschaften und könnte in Kombination mit Myo-Inositol das Insulinmanagement unterstützen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Kombination von NAC und Myo-Inositol in bestimmten Fällen hilfreich sein kann. Diese Kombination ist weniger untersucht als die Anwendung von Metformin, aber es gibt Studien, die darauf hinweisen, dass sie vorteilhaft sein kann, insbesondere in Bezug auf oxidativen Stress und Insulinresistenz. 5. Fortführung in der Schwangerschaft Metformin in der Schwangerschaft: Es gibt Hinweise darauf, dass Metformin während der Schwangerschaft, insbesondere im ersten Trimester, sicher ist und möglicherweise das Risiko von Fehlgeburten bei Frauen mit Insulinresistenz oder PCOS reduzieren kann. Es wird häufig bis zur 12.–20. Schwangerschaftswoche weitergeführt, einige Ärzte lassen es sogar während der gesamten Schwangerschaft zu, wenn es gut vertragen wird. Myo-Inositol in der Schwangerschaft: Myo-Inositol wird oft bis zur Empfängnis eingenommen, aber es gibt auch Hinweise darauf, dass es sicher in der frühen Schwangerschaft fortgeführt werden kann, um das Fehlgeburtsrisiko zu verringern, insbesondere bei Frauen mit PCOS. Fazit: Die Wahl zwischen Myo-Inositol und Metformin hängt stark von Ihrer individuellen Situation und den bisherigen Behandlungserfolgen ab. Wenn Sie bisher mit Myo-Inositol zufrieden sind und es gut vertragen, könnte es sinnvoll sein, es weiterzuführen oder in Kombination mit NAC zu nutzen. Sollten die Erfolge jedoch ausbleiben, wäre Metformin eine geeignete Alternative oder Ergänzung. Beide Medikamente haben ihre Vorzüge, wobei Metformin möglicherweise bei einer ausgeprägteren Insulinresistenz, wie es bei Ihrem HOMA-Index der Fall sein könnte, stärker wirkt. Es wäre ratsam, gemeinsam mit Ihrer Ärztin die Vor- und Nachteile abzuwägen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Schwangerschaften. Eine Kombinationstherapie könnte unter Umständen auch eine Option sein, die in Betracht gezogen werden kann. Ich hoffe, dies hilft Ihnen bei der Entscheidungsfindung.


JulWie

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Vielen Dank für Ihre kompetente und ausführliche Antwort!  Bei mir liegt nur eine Insulinresistenz vor, ohne PCOS. Verändert sich dadurch die Sachlage?


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Grundsätzlich verändert sich die Sachlage nicht, aber es kommt im Wesentlichen auf sie persönlich an. Deshalb müssen sie unbedingt mit Ihrem Arzt sprechen. Aus der Ferne  kann man das nicht entscheiden. Viel Erfolg!


JulWie

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Wenn ich ab nächsten Zyklus Metformin nehmen würde, können wir diesen Zyklus dann schon nutzen? Oder braucht es eine gewisse Zeit zum wirken, um die IR zu behandeln und die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten und Chromosomenfehler zu senken? Bzw. muss die Insulinresistenz mit Metformin gut eingestellt sein bevor man es weiter versucht, oder ist es in Ordnung ab nächsten Zyklustag 1 damit zu beginnen und es zu versuchen?  Danke!


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Metformin wirkt relativ schnell, aber um eine optimale Wirkung zu erzielen, benötigt es in der Regel einige Wochen, insbesondere wenn es darum geht, die Insulinresistenz (IR) zu verbessern. Für die Behandlung der IR im Rahmen eines Kinderwunsches oder zur Senkung des Risikos von Fehlgeburten und Chromosomenfehlern kann es sinnvoll sein, Ihrem Körper erst etwas Zeit zu geben, um sich unter der Metformin-Einnahme zu stabilisieren, bevor ein neuer Zyklus begonnen wird. Hier einige wichtige Punkte: Metformin und Insulinresistenz: Die Verbesserung der Insulinempfindlichkeit tritt zwar relativ schnell ein, aber es dauert oft einige Wochen, bis der Insulinhaushalt stabilisiert ist. Meistens wird empfohlen, die Therapie über mehrere Zyklen hinweg fortzuführen. Senkung des Fehlgeburtsrisikos und Chromosomenfehler: Es gibt Hinweise darauf, dass Metformin das Fehlgeburtsrisiko bei Frauen mit Insulinresistenz senken kann. Auch hier wäre es hilfreich, wenn Ihr Stoffwechsel durch Metformin bereits vor einer Schwangerschaft stabilisiert ist. Sofortiger Beginn eines neuen Zyklus: Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass die Insulinresistenz perfekt eingestellt ist, bevor Sie es erneut versuchen. Sie könnten also ab dem nächsten Zyklus beginnen, Metformin einzunehmen. Dennoch wäre es von Vorteil, dem Medikament etwas Zeit zu geben, bevor Sie einen neuen Versuch starten. Es ist ratsam, dies auch mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, um die für Sie optimale Vorgehensweise festzulegen.


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