JulWie
Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, vorab vielen Dank, dass Sie hier so ausführlich Fragen beantworten! Wir befinden uns in Behandlung in der Kiwu-Klinik und ich hatte gerade meine Bauchspiegelung und Gebärmutterspiegelung, soweit konnten die Eileiter frei gespült werden und spinnwebartige Verwachsungen entfernt werden. Ich habe einen späten Eisprung (ZT 16-22) und meine zweite Zyklushälfte geht nie über 10 Tage hinaus, obwohl mein Progesteronwert wirklich sehr gut ist. Deshalb vermutet unsere Ärztin eine Eizellreifungsstörung, würden Sie das auch so sehen? Ich wollte gerne meine 2. ZH mit Duphaston verlängern, aber sie meinte, dass sie dieses Medikament nicht mehr empfehlen, wissen Sie warum? Ich dachte es wäre für eine Unterstützung der 2. ZH geeignet, da Famenita/Utrogest keinerlei Effekt bei mir hat. Außerdem wurden in meinem Abstrich Ureaplasmen Parvum gefunden. Unsere Ärtzin meinte jedoch, dass wir diese nicht behandeln müssten. Was mich sehr verwunderte, da auch diese Bakterien doch unfruchtbar machen, und auch beim Mann Folgen anrichten können? Auch in einer SS können sie Fehlgeburten auslösen? Ich hatte fest damit gerechnet, dass mein Mann und ich Antibiotika nehmen müssen, sonst spielen wir damit doch Ping-Pong? Wie sehen Sie das? Ich hatte noch die Idee das Medikament Myoinosistol zu probieren, um den Eisprung zu verbessern, aber unsere Ärztin meinte, das wird mittlerweile auch nicht mehr empfohlen? Der Plan ist jetzt im nächsten Zyklus mit Letrozol zu stimulieren, den Eisprung auszulösen und dann Geschlechtsverkehr nach Plan. Vielen Dank für Ihre Mühe!
Hallo, Ihre Situation ist komplex, und es gibt verschiedene Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Ich werde versuchen, auf die einzelnen Punkte detailliert einzugehen. 1. Eizellreifungsstörung und späte Ovulation: Ein später Eisprung und eine verkürzte zweite Zyklushälfte (Lutealphase) können in der Tat auf eine Eizellreifungsstörung hindeuten. Es scheint, dass Ihr Körper zwar Progesteron produziert, aber möglicherweise nicht in ausreichender Menge oder nicht lange genug, um eine normale Lutealphase zu unterstützen. Dies könnte eine Ursache für Ihre Schwierigkeiten sein, schwanger zu werden. Die Idee, dass eine Eizellreifungsstörung vorliegt, ist also durchaus plausibel. 2. Duphaston (Dydrogesteron) und Lutealphase: Duphaston wird in der Tat häufig zur Unterstützung der Lutealphase verwendet, da es synthetisches Progesteron enthält und die Gebärmutterschleimhaut stabilisiert, um eine Schwangerschaft zu unterstützen. Wenn Ihre Ärztin davon abrät, könnte das daran liegen, dass in der modernen Praxis eher bioidentische Progesterone wie Utrogest oder Famenita bevorzugt werden, da sie natürlicher sind und als besser verträglich gelten. Es ist auch möglich, dass sie glaubt, dass eine andere Art der Behandlung für Ihre spezifische Situation geeigneter ist. Die fehlende Wirkung von Famenita/Utrogest könnte darauf hindeuten, dass Ihre Progesteronaufnahme oder -verstoffwechselung anders funktioniert und andere therapeutische Ansätze erforderlich sind. 3. Ureaplasma parvum: Ureaplasmen sind eine umstrittene Gruppe von Bakterien in der Gynäkologie. Es gibt keine einheitliche Meinung darüber, ob und wann sie behandelt werden sollten. Einige Ärzte empfehlen eine Behandlung, insbesondere bei Kinderwunsch, da Ureaplasmen theoretisch Entzündungen verursachen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Andere Studien legen nahe, dass diese Bakterien häufig auch bei gesunden Personen ohne Probleme nachweisbar sind und eine Behandlung nicht zwingend notwendig ist, wenn keine Symptome vorhanden sind. Die Entscheidung, ob behandelt wird oder nicht, hängt oft von der individuellen Einschätzung und den Erfahrungen des behandelnden Arztes ab. Eine "Ping-Pong"-Infektion, also das ständige Hin- und Herübertragen zwischen Partnern, ist theoretisch möglich, was die Überlegung einer beidseitigen Behandlung rechtfertigen könnte. 4. Myoinositol: Myoinositol wird oft zur Unterstützung der Eizellreifung und der Ovulation, insbesondere bei Frauen mit PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom), eingesetzt. Es hat sich gezeigt, dass Myoinositol positive Effekte auf den Eisprung und die Eizellqualität haben kann. Wenn Ihre Ärztin davon abrät, könnte das daran liegen, dass sie andere Gründe für Ihre Zyklusstörungen sieht oder dass sie in Ihrem speziellen Fall andere, effektivere Maßnahmen in Erwägung zieht, wie zum Beispiel die Stimulation mit Letrozol. 5. Letrozol und Ovulationsauslösung: Letrozol ist ein Aromatasehemmer, der häufig zur Stimulation des Eisprungs verwendet wird, insbesondere bei Frauen mit unregelmäßigen Zyklen oder Eizellreifungsstörungen. Die Stimulation mit Letrozol und die anschließende Auslösung des Eisprungs ist eine bewährte Methode und könnte eine effektive Strategie sein, um Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Diese Vorgehensweise zielt darauf ab, eine oder mehrere gut entwickelte Eizellen zur Reifung zu bringen und den optimalen Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr festzulegen. 6. Adhäsionen und "Freispülen": Der Transport eines Embryos durch den Eileiter ist ebenfalls sehr komplex. Einfaches "Freispülen" oder das Lösen von Verwachsungen kann effektiv sein. Aber hier scheint in der Vergangenheit eine Infektion abgelaufen zu sein, die die Transportfunktion des Eileiters trotzdem beeinträchtigen könnte. Zusammenfassung: Ihre Ärztin scheint einen klaren Plan zu haben, der auf den aktuellen Standards der Reproduktionsmedizin basiert. Wenn Sie dennoch Zweifel haben oder das Gefühl, dass Ihre Fragen nicht ausreichend beantwortet werden, wäre es sinnvoll, eine zweite Meinung einzuholen. In der Reproduktionsmedizin gibt es oft mehrere mögliche Ansätze, und manchmal ist es hilfreich, verschiedene Perspektiven zu hören. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer weiteren Behandlung! Wenn Sie weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
JulWie
Vielen Dank für Ihre Antwort! Gibt es eventuell noch andere Ursachen, warum mein Eisprung so spät erfolgt und ich trotz eines sehr gutes Progesteronwertes nicht auf eine 2. ZH über 10 Tage komme? Meine Ärztin meinte, wenn wir den Eisprung eher auslösen, wird die 2. Zh automatisch länger? Welche anderen therapeutsichen Ansätze würden Sie empfehlen, wenn Famentita/Utrogest nicht verlängernd wirken? Wie stehen Sie zu dem Thema Ureaplasmen Parvum, würden sie es antibiotisch behandeln? Im OP-Bericht steht: "Beidseits zunächst verzögerter, später prompter Blauaustritt (+/+)". Und der Arzt meinte, er konnte alles entfernen, was nicht hingehörte und die Eileiter sind so gut wie "neu". Inzwischen kam auch das Ergebnis der Plasma- und Killerzellen, beides unauffällig. Wäre es sinnvoll diesen Zyklus direkt nach der OP noch zu pausieren? oder kann man ihn schon wieder nutzen? Vielen Dank!
Aus der Ferne und Online kenne ich nicht alle Details und kann deshalb keinen medizinischen Rat geben. Aber ich kann Ihnen einige allgemeine Informationen zu den Punkten geben, die Sie angesprochen haben. Später Eisprung und kurze Lutealphase (2. ZH): Ein später Eisprung kann durch mehrere Faktoren verursacht werden, einschließlich hormoneller Ungleichgewichte, Stress, Gewichtsveränderungen oder medizinische Bedingungen wie PCOS. Die Länge der Lutealphase wird meistens hormonell gesteuert und kann bei manchen Frauen kürzer sein. Ihre Ärztin hat erwähnt, dass das Auslösen des Eisprungs früher in Ihrem Zyklus die Lutealphase verlängern könnte. Dies basiert auf der Idee, dass eine optimale Reifung der Eizelle auch zu einer stabileren Hormonproduktion nach dem Eisprung führt. Alternative therapeutische Ansätze: Wenn Progesteronergänzungen wie Famentita oder Utrogest nicht wirksam sind, könnten andere Ansätze in Betracht gezogen werden, wie die Einstellung von Lebensgewohnheiten (Ernährung, Bewegung, Stressmanagement), der Einsatz von Clomifen oder Letrozol zur Stimulierung des Eisprungs oder sogar speziellere hormonelle Therapien unter ärztlicher Aufsicht. Ureaplasma parvum: Ureaplasma parvum ist ein häufiger Befund in der urogenitalen Flora und nicht immer ein Grund zur Behandlung. Die Entscheidung zur Behandlung mit Antibiotika hängt davon ab, ob Symptome vorliegen oder ob ein Zusammenhang mit reproduktiven Problemen wie Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten besteht. Ihr Arzt kann einen spezifischen Test anordnen und auf Grundlage der Ergebnisse eine Behandlung empfehlen. OP-Bericht und Nutzung des Zyklus nach der OP: Der Befund "Beidseits zunächst verzögerter, später prompter Blauaustritt" deutet darauf hin, dass die Durchgängigkeit Ihrer Eileiter wiederhergestellt wurde, was eine gute Nachricht ist. Ob Ihre Eileiter aber einen Embryo aktiv transportieren können, ist damit nicht automatisch beantwortet. Ob Sie den Zyklus direkt nach der OP nutzen können, hängt von Ihrer individuellen Erholung und den Empfehlungen Ihres Arztes ab. Manchmal empfehlen Ärzte, nach einer solchen Operation einen Zyklus zu pausieren, um dem Körper eine vollständige Erholung zu ermöglichen. Es ist entscheidend, dass Sie Ihre spezifischen medizinischen Fragen und Bedenken weiterhin mit Ihrer Ärztin besprechen, da sie Zugang zu Ihren vollständigen medizinischen Informationen hat und Ihnen maßgeschneiderte Beratung und Behandlung bieten kann.