Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

3. Letrozolzyklus

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: 3. Letrozolzyklus

JulWie

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich glaube mein letzter Beitrag ist untergegangen, ich probiere es nochmal :) Wir befinden uns aktuell im 3. Letrozolzyklus mit Ovitrelle da ich eine Eizellreifungsstörung habe und beantragen demnächst eine IUI. Ich bitte um Sie um Ihre Meinung: Mein Mann hat ein leicht eingeschränktes Spermiogramm, was die Morphologie betrifft, es schwankte zuletzt zwischen 3-4%. Der DNA Fragmentierungstest steht noch aus. Bei mir besteht eine Insulinresistenz, die mit Metformin behandelt wird. Denken Sie, mit einer IUI hätten wir mehr Erfolg als beim natürlichen Versuch mit Letrozol und Ovitrelle? Die Spermien werden lediglich aufbereitet (SPAU), eine Zymotkammer hat uns unsere Ärztin beim ersten IUI Versuch noch nicht empfohlen, ich würde jedoch gerne die beste Chance nutzen. Meinen Sie, dass wir lieber die Zymotkammer mit durchführen sollten? Folgende Blutwerte machen mir noch Sorgen: Mein Testosteron liegt lediglich bei 0,06 ug/l und mein DHEAS bei 1,18 mg/l, der freie Androgenindex bei 0,3. Meine Ärtzin meinte es ist in Ordnung, aber sind die Werte nicht zu niedrig? Ich nehme jetzt seit 7 Wochen Metformin und wollte gerne checken lassen, ob die Dosis so passt und ob sich die Werte schon verbessert haben, meine Ärztin jedoch meinte, dass dies keinen Sinn macht. Welche Werte kann man nach jetzt überprüfen, was die Insulinresistenz angeht? Außerdem niedrige Cortisolwerte, leicht auffällige Kreatininwert und zu hohe Cholesterinwerte. Müsste man deswegen im Bezug auf den Kinderwunsch eine Behandlung einleiten? Der letzte Eisprung fand leider von alleine an ZT 7 schon statt, wie wir an ZT 10 im Ultraschall leider feststellen mussten. Progesteronwert war sehr erhöht, aber das Östrogen war sehr niedrig (13,4 ngl), aber das hängt mit dem Letrozol zusammen? Meine Ärztin meinte man muss kein zusätzliches Östrogen medikamentös zugeführt werden, was mich bei dem Wert etwas verwundert, er müsste ja nach Eisprung viel höher sein. Die Schleimhaut lag bei 8 mm, kann sich da denn überhaupt etwas einnisten? Macht es Sinn in Zukunft zusätzlich Ovulationstests zu machen, um den Eisprung nicht zu verpassen, oder verfälscht das Letrozol diese? Meine Ärztin will die Behandlung nicht verändern, sondern wieder mit Letrozol von ZT 5-9 weitermachen wie bisher, habe etwas Angst, dass der Eisprung dann aber wieder so früh ist.    Ich danke Ihnen jetzt schon ganz herzlich für Ihren kompetenten Rat!   Viele liebe Grüße


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Vielen Dank für Ihre ausführliche Schilderung. Sie sprechen viele wichtige Punkte an, die ich Ihnen gerne einzeln beantworten möchte. Ich werde versuchen, strukturiert und verständlich auf Ihre Fragen einzugehen: 1. IUI versus natürlicher Zyklus Erfolgsaussichten: Eine IUI (Intrauterine Insemination) kann die Chancen erhöhen, da die Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht werden, was den Weg verkürzt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein Spermium die Eizelle erreicht. Dies ist besonders sinnvoll bei leicht eingeschränkter Spermienqualität. Zymotkammer: Eine Zymotkammer selektiert Spermien mit hoher DNA-Integrität und Motilität. Das kann die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der IUI weiter steigern, insbesondere wenn der DNA-Fragmentierungstest auffällig ist. Ich würde vorschlagen, die Zymotkammer bei der IUI zu nutzen, um die besten Chancen zu gewährleisten. 2. Hormonwerte (Testosteron, DHEAS, freier Androgenindex) Die von Ihnen genannten Werte liegen tatsächlich im unteren Normbereich oder darunter. Diese niedrigen Werte können mit der Insulinresistenz zusammenhängen, da diese die Hormonproduktion beeinflusst. Testosteron und DHEAS: Niedrige Werte könnten Hinweise auf eine Unterfunktion der Nebennieren oder eine hormonelle Dysbalance sein. Es wäre sinnvoll, diese Werte regelmäßig zu kontrollieren, um Veränderungen durch Metformin zu beobachten. Überprüfung der Metforminwirkung: Nach 7 Wochen kann es sinnvoll sein, den Langzeitblutzucker (HbA1c), Nüchterninsulin und den HOMA-Index zu überprüfen, um die Wirksamkeit der Therapie zu bewerten. 3. Cortisol, Kreatinin und Cholesterinwerte Niedriges Cortisol: Dies könnte auf eine Nebennierenrindeninsuffizienz hinweisen, was den Zyklus und die Hormonproduktion beeinträchtigen kann. Eine weiterführende Diagnostik (ACTH-Stimulationstest) wäre eventuell angebracht. Kreatinin: Wenn der Kreatininwert nur leicht erhöht ist, sollte die Nierenfunktion (GFR) überwacht werden. Bei auffälligen Werten könnte dies langfristig Einfluss auf den Stoffwechsel und die Hormonregulation haben. Cholesterin: Hohe Cholesterinwerte können die Hormonproduktion stören. Eine Senkung durch Ernährungsumstellung oder gegebenenfalls medikamentös könnte positiv für den Kinderwunsch sein. 4. Frühzeitiger Eisprung an ZT 7 Ein früher Eisprung ist tatsächlich ungünstig, da die Eizelle möglicherweise nicht optimal ausgereift ist. Niedriges Östrogen: Der niedrige Östrogenwert hängt wahrscheinlich mit dem Letrozol zusammen, da es die körpereigene Östrogenproduktion reduziert. Dennoch wäre es sinnvoll, den Hormonspiegel weiter zu überwachen, um sicherzustellen, dass die Schleimhautqualität ausreichend ist. Schleimhaut von 8 mm: Eine Schleimhautdicke von 8 mm ist grenzwertig, aber potenziell ausreichend. Es wäre jedoch optimal, wenn sie etwas dicker wäre (>9 mm). Eine zusätzliche Östrogengabe könnte helfen, aber dies sollte individuell entschieden werden. 5. Ovulationstests und Letrozol Letrozol kann die Zuverlässigkeit von Ovulationstests beeinflussen, da die Hormonspiegel verändert werden. Dennoch können Tests hilfreich sein, um eine Tendenz zu erkennen, besonders wenn Sie den Eisprung im Ultraschall bestätigen lassen. 6. Behandlungsempfehlungen Eisprungkontrolle: Um einen erneuten vorzeitigen Eisprung zu erkennen, könnte eine engmaschigere Kontrolle des Zyklus (z. B. Ultraschall ab ZT 6) sinnvoll sein. Alternative Stimulationsprotokolle: Ein früherer Beginn der Letrozolgabe (z. B. ab ZT 3) könnte auch eine frühe Eizellreifung unterstützen. Ich hoffe, diese Antworten helfen Ihnen weiter! 


JulWie

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Vielen lieben Dank für Ihre ausführliche Antwort! Finden Sie es notwendig, vor dem Auslösen des Eisprungs mit Ovitrelle, die Blutwerte Östrogen und LH zu bestimmen, um zu sehen ob die Eizelle wirklich reif ist? Das wurde bisher bei mir nie gemacht, es wurde lediglich ein Ultraschall durchgeführt und wenn der Follikel eine Größe von 20 mm hatte sollte ich auslösen. Das verwundert mich etwas, da ich nach Austausch mit andern Kiwu-Frauen erfahren habe, dass sie immer nochmal eine Blutkontrolle vor dem Auslösen haben (Östrogen und LH), um zu schauen ob auch die Eizelle im Follikel reif ist... Wie ist Ihre Meinung dazu? Mein Östrogenwert war ja leider für 3 Tage nach Eisprung viel zu niedrig (13,4 ngl), aber meine Ärztin meinte, dass man Östrogen nur in den Wechseljahren medikamentös zuführt, was mich wundert, da es doch auch zur besseren Schmleinhaut verschrieben wird?  Oder sollte man den Östrogenwert ignorieren, weil ihn Letrozol eh verfälscht? Vielen Dank!  


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Blutuntersuchungen vor der Auslösung des Eisprungs: In der Kinderwunschbehandlung wird häufig die Follikelgröße mittels Ultraschall überwacht, um den optimalen Zeitpunkt für die Auslösung des Eisprungs zu bestimmen. Ein Follikel mit einer Größe von etwa 18 bis 20 Millimetern gilt als reif, was auf eine reife Eizelle hindeutet. Zusätzlich können Blutuntersuchungen, insbesondere die Messung von Östradiol (Östrogen) und Luteinisierendem Hormon (LH), durchgeführt werden, um die Reife der Eizelle zu bestätigen. Ein Anstieg des Östradiolspiegels korreliert mit dem Wachstum des Follikels und signalisiert die Reifung der Eizelle. Die Entscheidung, ob neben dem Ultraschall auch Blutuntersuchungen durchgeführt werden, hängt von den individuellen Gegebenheiten und den Praktiken der jeweiligen Klinik ab. Einige Zentren verlassen sich hauptsächlich auf den Ultraschall, während andere zusätzlich Blutwerte heranziehen, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Einfluss von Letrozol auf Östrogenwerte: Letrozol ist ein Aromatasehemmer, der die Umwandlung von Androgenen in Östrogene blockiert, was zu einem niedrigeren Östrogenspiegel führt. Dieses veranlasst wiederum die Hirnanhangsdrüse mehr Follikel-stimulierendes Hormon auszuschütten. Dieser Mechanismus kann auch die Interpretation von Östrogenwerten während einer Kinderwunschbehandlung beeinflussen. Es wurde beobachtet, dass unter Letrozol die Östrogenwerte niedriger sind. Dennoch kann von reifen Eizellen ausgegangen werden.  Östrogensupplementation nach dem Eisprung: Ein niedriger Östrogenspiegel nach dem Eisprung kann die Gebärmutterschleimhaut beeinflussen und somit die Einnistung des Embryos erschweren. In solchen Fällen kann eine Östrogensupplementation in Erwägung gezogen werden, um die Schleimhaut zu unterstützen. Obwohl Östrogene häufig in den Wechseljahren verschrieben werden, können sie auch in der Kinderwunschbehandlung zur Unterstützung der Gebärmutterschleimhaut eingesetzt werden. Empfehlungen: Blutuntersuchungen vor der Auslösung: Es könnte sinnvoll sein, neben dem Ultraschall auch die Östradiol- und LH-Werte zu bestimmen, um die Reife der Eizelle besser einschätzen zu können. Östrogenspiegel nach dem Eisprung: Ein niedriger Östrogenspiegel mehr als 5 Tage nach dem Eisprung sollte nicht ignoriert werden. Eine Supplementation könnte die Gebärmutterschleimhaut unterstützen und die Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung erhöhen. Ich empfehle Ihnen, diese Punkte mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem Arzt zu besprechen, um die für Sie optimale Vorgehensweise festzulegen.


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