Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an PD Dr. med. habil. Holger Mellerowicz:

Hüftultraschal

PD Dr. med. habil. Holger Mellerowicz

PD Dr. med. habil. Holger Mellerowicz
Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin
Frage: Hüftultraschal

Julia 1984

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Guten Tag ,mein Kinderarzt hat gestern bei der ersten Untersuchung (geboren am 24.07.2020) ein hüftdysplasie typ 3 festgestellt,was bedeutet das genau ?? Muss ich meine Tochter operieren lassen oder welche Alternativen gibt es ? Danke


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Liebe "Julia 1984", ein Typ III nach Graf bedeutet eine sogenannte dezentrierte Hüfte, d.h. die Hüfte hat keine ausreichende, sondern eine mangelhafte knöcherne Überdachung durch die Hüftpfanne und ist entsprechend massiv instabil im Sinne einer Luxation (Herausspringen) der Hüfte nach hinten und oben. Bei Typ III ist eine Behandlung dringend und sofort notwendig – aber beim noch nicht drei Monaten alten Kind ist die Prognose bei einer konservativen (nicht operativen) Therapie als in der Regel sehr gut anzusehen. Es ist möglich durch eine spezielle Repositionsbandage (Pavlik-Bandage) die Hüfte wieder in die Hüftpfanne zu zentrieren und dann nachreifen zu lassen. Hierzu sind in der Regel wöchentliche Ultraschallkontrollen bei fest angelegter Pavlik-Bandage (für insgesamt 6 Wochen) notwendig. Alternativ ist eine geschlossene / seltene offene (operative in Narkose) Reposition möglich, die dann von einer Gipsbehandlung (Sitz-Hock-Gips) gefolgt wird, bis die Hüfte stabil in der Repositionsstellung gehalten werden kann. Dieses dauert in aller Regel 6 Wochen. Danach muss eine Nachreifungsphase angeschlossen werden im Allgemeinen in einer Spreizhose z. B. Tübinger-Spreizhose oder andere bis zu der dann hoffentlich vorliegenden Typ II Hüfte eine letztendlich regelrechte Typ I Hüfte nach Graf durch die Therapie erreicht werden kann (das kann unter Umständen in dieser letzten Phase auch einmal mehr als 6 Wochen dauern). Bei sehr guter und abgeschlossener Nachreifung der Hüfte ist dann eine abschließende Röntgenkontrolle zwischen dem 1 ½ und 2 ½ Lebensjahr notwendig – bei einer familiären Belastung durch Hüftdysplasien auch noch weitergehend bei Mädchen bis ca. zum 6. Lebensjahr ggf. gefolgt von weiteren Behandlungen unter Umständen operativ (Pfannenverbesserung). Alles Gute! PD. Dr. Holger Mellerowicz


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