Frage im Expertenforum Kinderorthopädie an Dr. med. Jan Matussek:

Dringende Frage

Dr. med. Jan Matussek

Dr. med. Jan Matussek
Chefarzt für Kinderorthopädie und Kindertraumatologie am Klinikum Emil van Behring, Berlin

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Frage: Dringende Frage

Erdschweinchen

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Leider habe ich bisher keine Antwort auf meine Frage „Kopfverformung“ erhalten, obwohl neuere Fragen bereits beantwortet wurden. Hier nochmals meine Frage: Guten Tag, unser Sohn ist nun 7 Monate alt und hatte bis zum 5. Monat eine ausgeprägte Lieblingsseite. Wir waren bereits kurz nach der Geburt bei einem Orthopäden, dieser konnte jedoch keine Blockaden feststellen und wir sollten lediglich darauf achten, dass unser Kind auch auf der andere Seite liegt (versuchten wir auch, ist jedoch leichter gesagt als getan). Auch dem Kinderarzt schilderten wir unsere Bedenken mehrmals, doch auch dieser gab uns nur den gleichen Rat. Auf Empfehlung einer Freundin waren wir nun heute beim Osteopathen und dieser vermaß den Kopf - Ergebnis 12mm Achsendifferenz und Empfehlung zu einem Helm. Wir haben nun nächste Woche einen Termin bei einer Fachärztin. Nun endlich zu meiner Frage: Wie sind Ihre Erfahrungen mit solchen Helmen? Unser Sohn ist in der Entwicklung sehr gut im Soll (dreht sich, setzt sich hin, beginnt zu krabbeln und sich aufzuziehen), sehr fröhlich und ein super Schläfer (schläft seit 4 Monaten durch) - ich möchte weder ihn noch uns unnötig quälen. Vom Osteopathen kamen aber bereits Beispiele alle Karl Dall und eine sichere Zahnspangenbehandlung (welche mit Helm vermieden werden könne). Ich bitte dringend um Rückinfo. Herzlichen Dank im Voraus.


Dr. J. Matussek

Dr. J. Matussek

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Liebe Eltern, liebe Familie, dies ist ja ein Thema, was viele Familien bewegt und zu dem es auch in unseren Kreisen viele verschiedene Meinungen gibt. Im Kern geht es sicherlich darum, wie das klinische Ausmaß der Kopfdeformität auch das Gesicht beeinflusst. Ein asymmetrischer Hinterkopf macht auch immer ein asymmetrisches Gesicht.Dies kann im späteren Lebensalter bei geringer Ausprägung auch sehr sympathisch wirken und deutlich interessanter, als ein rein ebenmäßiges Gesicht. Natürlich kann die Gesichtsskoliose auch massiv sein und zu verschiedenen Kieferanomalien und Augenfehlstellungen führen. Hier braucht man natürlich einen klinischen Blick und einen Entwicklungsverlauf der Kopfverformung bei ihrem Kind, den ich in diesem Forum nicht haben kann. Wie ich bereits in anderen Frage-Zusammenhängen gesagt habe, muss man sich eigentlich mit einem Orthopädietechniker zusammensetzen und anhand von Bildern sich Korrekturverläufe anschauen. Wenn man dann davon überzeugt ist, sollte man eine Helmtherapie in Betracht ziehen. Ich persönlich habe in meinen 30 Berufsjahren in der Kinder Orthopädie bis dato keinen dramatischen Kopf- und Gesichtsverformungsverlauf gesehen, der einer Helmtherapie dringend zugeführt hätte werden sollen. Aber ich gebe zu, dass ich eine gewisse Voreingenommenheit habe und auch nicht die Erfahrung, die manche Helmtherapeuten mitbringen. Ich finde den Kommentar der Mutter, die bereits auf Ihre Frage geantwortet hatte, interessant, und sie sollten überlegen diesen zu berücksichtigen. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Jan Matussek


Winterkind09

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Hallo Erdschweinchen, mit 7 Monaten seid ihr schon relativ spät dran. Die Frage die ihr euch stellen müsst, ist: ist das Gesicht betroffen. Bei meinem Sohn sah man die Assymmetrie im Gesicht sehr deutlich. Wir haben eine relativ kurze Helmtherapie gemacht- von 5 bis 10 Monaten. Danach bekam das Kind eine Brille und ich war froh, dass die Anpassung relativ einfach war. Wir haben den Helm konsequent tragen lassen und der Kleine (durch Frühgeburt und Geburtszwischenfall mit Hirnschäden) hat es nicht als störend empfunden. Er konnte zu diesem Zeitpunkt aber nicht mal den Kopf richtig halten, für ihn war der "schwere" Helm zusätzliches Training. Eine geringe Assymmetrie des Schädels ist geblieben, das sieht man im Alltag aber nicht. Für eine Helmtherapie darf man gut 2000 € bezahlen, sie ist nach wie vor umstritten, Krankenkassen wollen sie deshalb nicht übernehmen. In unserem Fall fand ich es dennoch vertretbar. Was im Alltag mit Helm noch hinderlich sein kann, ist der Autositz: wir mussten einen neuen kaufen, da der Helm nicht in unsere Kopfstütze passte. Natürlich gibt es auch mal komische Blicke, Fragen oder Kommentare- da sollte man auch drüberstehen. Lg


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