Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Baby kann sich nicht entspannen

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Frage: Baby kann sich nicht entspannen

Luiseva

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Liebe Frau Höfel, meine Tochter wird in ein paar Tagen 8 Monate alt und ist zurzeit wirklich nur noch kräftezehrend. Sie kann überhaupt nicht mehr abschalten, windet und dreht sich nur noch hin und her. Auf dem Boden hält sie es keine 5 Minuten allein aus, dreht sich dauernd auf den Bauch und wieder zurück, fängt dann an zu weinen. Nehme ich sie auf den Arm, geht das gleiche dort weiter. Zudem gibt sie seit einigen Tagen unentwegt Geräusche von sich: meist beginnt es mit einem niedlichen plappern, geht aber sehr schnell in wütendes Schimpfen und Nörgeln über, bis sie schlussendlich weint. Wenn sie Spielzeug umfasst, greift sie teilweise derart stark danach, dass ich Angst habe, sie macht es kaputt und ihr Kopf wird rot, wie ein kleiner Wutzwerg... ihre Arme und Beine sind ständig in Bewegung, sie muss ALLES aufnehmen und beobachten. Das Ganze geht nun schon seit ca. 4 Wochen so. Ich bin am Ende meiner Reserven angelangt und weiß nicht mehr weiter. Ich war im Glauben; dass es immer besser wird. Nun fühle ich mich zurückversetzt in die Schreibabyphasen, als sie 3 Monate alt war. Entgegen ihres Gemüts, das Schlafen und Entspannung regelrecht verpönt, lässt sie es, was ihre motorische Entwicklung angeht, eher gemütlich angehen. Sie dreht sich erst seit ca.3 Wochen, krabbelt nicht und robbt auch noch nicht. Sie mag es übrigens gar nicht, wenn mein Mann oder ich sie „Bauch an Bauch“ halten. Sie mochte immer nach vorne schauen. Deshalb war ein Tragetuch zur Beruhigung leider nie eine Option. Das hat sie immer schon gehasst. Ich bin einfach sehr unsicher. Manchmal scheint es mir, als sei sie wirklich hyperaktiv. Sie lässt weder mir noch sich selber Zeit zum durchatmen. Gibt es etwas, das ich tun kann, um sie zu entspannen? Ich bin am Ende meiner Kräfte. Vielen Dank im Voraus! Herzliche Grüße


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe Luiseva, Mamamaike hat das Meiste schon gesagt. Ihr Kind ist "unglücklich", aber nicht im Sinne von traurig (also Leid geprägt), sondern "unglücklich", weil es nicht so kann wie es will! Meine Oma würde sagen: das Kind is nich Fisch und nich Fleisch! Tun Sie sich einen Gefallen: legen Sie sich einmal zwanzig Minuten auf den Boden (am besten wenn eine Freundin da ist und am besten mit Sonnenbrille). Sie bleiben bitte auf dem Rücken liegen, lassen die Brille auf und drehen den Kopf nur nach rechts oder links (nicht den Kopf hochheben) - egal was in Ihrer Wohnung sonst noch passiert (auch wenn das Kind bei Ihrer Freundin weint, in der Küche etwas runterfällt, es an der Tür klingelt oder Ihre Freundin die frisch gebügelte Wäsche neu zusammenlegt). Sie können mir glauben, danach verstehen Sie Ihr Kind! Dabei haben Sie noch den Vorteil, dass Sie wissen, was hinter der nächsten Ecke passiert. Wenn Sie im Nebenraum sind, sind Sie für Ihr Kind "weg"! Das Kind will hoch - geht nicht; es will rum - geht vielleicht nur in eine Richtung; es will weiter- geht nicht; das Kind will Ihr Gesicht sehen- geht nicht, weil Sie nach einem Meter unscharf werden usw. Da würde ich auch Alarm machen. Das wird besser, wenn Ihr Kind zu rollen oder krabbeln beginnt! Ja, das haben Sie schon oft gehört, aber das ist so. Sie können Ihrem Kind nicht helfen "zufriedener" zu werden, da Sie seine Entwicklung nicht künstlich beschleunigen können. Es ist im Moment so wie es ist! Das einzige was hilft: die Situation akzeptieren und das Kind huckepack ins Tragetuch binden. Ja, mag sein, dass es das auch raunzt, aber es ist bei Ihnen und Sie haben die Hände frei! Also besser, als wenn es irgendwo liegt und Sie nicht sehen kann! Liebe Grüße Martina Höfel


Mamamaike

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Hallo, lass sie einfach mal machen. Frust gehört dazu, das ist Ansporn zum Lernen bzw Immer-Wieder-Probieren, und ihre Kräfte wird sie noch lange nicht kontrollieren können. Darum ist Kinderspielzeug auch so stabil - oder es gehört weggeräumt. Außerdem ist sie ihren Launen "ausgeliefert": Freut sie sich, freut sie sich unbändig, ist sie wütend, kennt sie keine Gnade. Impulskontrolle wird noch lange nicht da sein. Was Du aber tun kannst, ist, ihre Gefühle in Worte zu fassen. "Jetzt bist Du wütend, weil das Spielzeug nicht so will wie Du." usw. Wenn Du den Eindruck hast, Du musst eine Situation beenden und sie beruhigen, leg eine Streicheleinheit ein oder eine Massage, oder geh mit ihr im Wagen spazieren. Nach vorne tragen sollte man nicht, da die Kinder von den vielen Eindrücken überfordert sind und es auch für den Körper nicht gut ist. Zuletzt: Betrachte sie entspannt, auch wenn sie es nicht ist. So kleine Kinder haben sehr gute Antennen für die Gefühle ihrer Eltern, und wenn Du angespannt bist, überträgt sich das auch auf sie. Es ist eine Phase, die zur Entwicklung gehört - nicht mehr und nicht weniger. Viele Grüße


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