Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Unreifes Gehirn Frühchen - ab wann besorgniserregend

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Unreifes Gehirn Frühchen - ab wann besorgniserregend

Egoli

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Sehr geehrter Prof. Jorch, ich habe mittlerweile vier Monate alte Zwillingsmädchen, die an 30+1 wegen einer teilweisen Plazentaablösung geboren wurden. Sauerstoffmangel oder anderweitige nennenswerte Komplikationen gab es nicht. Sie wurden ca. zweieinhalb Wochen mit CPAP beatmet, einen Tag wurde ihnen Sauerstoff verabreicht. Sie machen sich gut, allerdings bemerke ich, dass eine sich etwas langsamer entwickelt als die andere (das "Pech" einer Zwillingsmutter, unmittelbar vergleichen zu können). Sie hat ihre Neugeborenenreflexe noch nicht ganz verloren, hat später gelächelt (dafür jetzt recht häufig) und verfolgt Dinge etwas weniger interessiert. Sie legt den Kopf stark in den Nacken, hat aber keine bevorzugte Seite und scheint keinerlei Schmerzen zu haben. Sie ist etwas dünner und hält ihren Kopf etwas weniger gut. Wir hatten vor drei Wochen einen Routine-Termin im SPZ, wo man unsere Eindrücke bestätigte und zudem beim Kopfultraschall bei diesem Zwilling eine noch unreife Gyrierung feststellte. Diese Aussage hatten wir für diesen Zwilling schon bei den Kopfultraschalls auf der Kinderintensivstation gehört, damals immer mit dem Zusatz, dass der Befund noch altersgerecht sei. Leider war ich im SPZ zu perplex nachzufragen, wie dieser Befund in den Gesamtkontext einzuordnen sei. Ich habe nur gefragt, ob das noch normal sei und die Antwort war "Wir sehen manchmal, dass sich das noch gibt." Jetzt im Nachhinein finde ich das Wort "manchmal" in diesem Zusammenhang etwas beängstigend, denn wenn es sich nicht gibt, bedeutet das jawohl neurologische Schäden. Seither betrachte ich meine Tochter mit prüfenden und ängstlichen Augen, was ich nicht möchte. Ich möchte halbwegs unbeschwert mit ihr spielen können. Können Sie mir bitte sagen, ob eine unreife Gyrierung bei einem korrigierten Alter von vier Wochen sehr ungewöhnlich oder besorgniserregend ist? Oder ist das bei Frühchen öfters mal der Fall und legt sich i.d.R. innerhalb eines gewissen Zeitraums? Da es auch keine Komplikationen wie Hirnblutungen gab, verstehe ich auch gar nicht, wo das herkommen soll. Ich danke im Voraus für Ihre Antwort.


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Die Bauer Reaktion kann schon dann schwächer ausfallen, wenn das Kind in Beckenendlage gelegen hat. Das ist ja bei Zwillingen nicht selten. Ansonsten ist es schwer zu beurteilen, ob das eine Kind beeinträchtigt oder das andere einfach überdurchschnittlich begabt ist. Für "unreife" Gyrierung laut Ultraschall gibt es keine ganz zuverlässigen Normalwerte. Fazit: Ich kann Ihnen auch nicht sagen, ob Ihre Beobachtungen etwas bedeuten oder nicht.


Egoli

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Zur genaueren Erklärung: Wenn ich sage, dass sie ihre Neugeborenenreflexe noch nicht verloren hat, meine ich damit insbesondere die Bauer-Reaktion. Die hatte das andere Zwillingsmädchen bei der Untersuchung im SPZ vor drei Wochen bei einem korrigierten Alter von 4 Wochen bereits nicht mehr, das mit dem unreifen Gehirn macht es heute noch. Egal ob ich die Bauer-Reaktion klassisch auf dem Bauch durchführe oder ob ich sie auf meinen Schoß "stelle", sofort drückt sie die Beine durch. Das scheint ihr sogar besonder gut zu gefallen. Alle anderen Reflexe verbiete ich mir zu überprüfen, um mein Kind eben nicht immer zu "prüfen". Besten Gruß Egoli


Egoli

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Danke für Ihre Antwort. Meine Beobachtungen habe ich eher der Vollständigkeit halber geschildert (Anm.: Die Bauer-Reaktion tritt bei diesem Zwilling ja aber verstärkt auf, nicht abgeschwächt, wie Sie schrieben.) Meine eigentliche Kernfrage war die, ab wann eine unreife Gyrierung bedenklich ist. Ich als Laie habe den Unterschied auf den jeweiligen Ultraschallbildern erkennen können. Ich habe nun schon viele Nächte wach gelegen und habe Sorge vor einer neurologischen Behinderung. Sie schreiben, dass es keine konkreten Normwerte gibt. Ist es denn so, dass die Gyrierung bei Frühchen vielleicht öfter mal hinterher hinkt? Können Sie da noch irgendwelche Informationen beisteuern? Freundlichen Gruß Egoli


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Ich habe mich zugegebenermaßen vor einer präzisen Antwort gedrückt, weil ich nicht genau verstanden habe, was denn mit "unreifer Gyrierung" gemeint ist. Ich kenne den Begriff von der sonografischen Reifebestimmung zwischen 20 und 40 SSW. Ihre Töchter haben aber ein korrigiertes Alter von 1-2 Monaten postnatal, so dass der Score z.b. von Pistorius nicht mehr anwendbar ist. Dazu kommt, dass nach heutigem Kenntnisstand solche sonografischen Abschätzungen gegenüber dem MR T immer mehr zurücktreten. Wenn also wirklich nur eine wie auch immer definierte sonografischen "Reife" gemeint ist, würde ich diesem Befund keine große Bedeutung beimessen. Mir kommt natürlich der Gedanke, das die offenbar abnorme Gyrierung kein Reifeproblem ist sondern eine Fehlbildung des Hirns darstellt. Ich denke, Sie kommen nicht daran vorbei, die Untersucher zu fragen, was genau sie mit "unreifer Gyrierung" meinen.


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