Frage: Langzeitfolgen Frühchen

Sehr geehrtes Ärzteteam, vielen Dank, dass mein Mann und ich hier unsere Fragen an Sie richten dürfen. Ich muss leider weiter ausholen. Unser Frühchen kam Ende letzten Jahres bei SSW 32+3 per sekundärer Secto mit knapp 2kg Geburtsgewicht auf die Welt (im ersten Krankenhaus wurde eine Appendizitis nicht erkannt, nach Verlegung direkt OP mit nur einer Lungenreife, die lediglich knapp 3 Stunden wirken konnte). Im Befund heißt es, dass unser Sohn keine Eigenatmung zeigte und umgehend mit einer Maskenbeatmung nach initialen verlängerten Blähhüben begonnen wurde. Die Eigenatmung setze nach drei Minuten ein, es erfolgte ein Wechsel auf CPAP. Apgar 6/8/9. Im Aufnahmebefund der Neonatologie ist dann von CPAP und SpO2 94% bei FiO2 26% die Rede. Es bestand eine deutliche Tachydyspnoe. Zwei Tage nach der Geburt musste Surfactant gegeben werden (LISA). Am achten Tag nach Geburt war CPAP dann nicht mehr notwendig. Eine Coffeintherapie erhielt unser Sohn etwa zwei Wochen. Weitere Schwierigkeiten u .a.: starker Gewichtsverlust zu Beginn, Spucken beinahe jeder Mahlzeit über knapp 3 Wochen hinweg, Trinkschwäche, Vorzugsseite, Schiefhals Entlassung nach exakt 5 Wochen mit 2440g. Mittlerweile hat unser Sohn bei unkorrigiert 5 Monaten knapp 6kg erreicht (voll gestillt) und ist ein sehr fröhliches Kind. Leider wurde die Atemsituation bei der Geburt vom Ärzteteam nicht für uns greifbar eingeordnet. Da wir vollkommen von der Situation überrollt wurden, fragen mein Mann und ich uns nun, was es bedeutet, dass unser Sohn so lange nicht geatmtet hat und einige Tage CPAP-pflichtig war. Erhöht sich das Risiko für Langzeitfolgen (insbesondere im kognitiven Bereich), die durch eine Frühgeburt ohnehin bestehen, in größerem Ausmaß? Eine Nachsorge mit Ausnahme der regulären Kinderarztbesuche und wöchentlicher Physiotherapie erhalten wir derzeit nicht. Vielen herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

von 1Hope am 30.05.2023, 01:19



Antwort auf: Langzeitfolgen Frühchen

Die Sorge um Langzeitfolgen ist bei Frühgeborenen ein stetiges Thema. Prognosen sind im Einzelfall naturgemäß nicht möglich. Folgende Punkte dürften aber helfen, das Höhe des Risikos einzuschätzen: 1. Eine Frühgeburt mit 32 SSW ist keine extreme Frühgeburt. Ab 37 vollendeten Schwangerschaftswochen gilt ein Kind als Reifgeborenes. 2. Bei einem Apgar Score von 6/8/9 gilt laut Qualitätssicherung das Risiko als nicht erhöht (allerdings ist der Apgar Score für Frühgeborene nur begrenzt aussagekräftig) 3. Neugeborene sind im Vergleich zu älteren Kindern und Erwachsenen sehr gut in der Lage, Sauerstoffmangel-Situationen zu kompensieren. Vor der Geburt ist die Sauerstoffsättigung normalerweise bei ca. 50-60% - beim Erwachsenen ist sie in der Regel bei >95%. Bei einem kurzfristigen Abfall der Sauerstoffsättigung nach der Geburt in den Bereich, der vor der Geburt normal war, ist also nicht mit Hirnschädigungen zu rechnen. Bei der Erstversorgung wird darauf geachtet, dass ein Kind, das selbst noch zu wenig atmet oder dessen Lungenfunktion noch nicht ausreicht, mit Hilfe von zusätzlicher Atemunterstützung (z.B. CPAP und Sauerstoffzufuhr) stabilisiert wird. Der von Ihnen beschriebene Verlauf ist repräsentativ für sehr viele Frühgeborene dieser Schwangerschaftswoche, bei denen das Risiko einer Entwicklungsstörung erfahrungsgemäß sehr gering ist. Natürlich ist selbst beim Reifgeborenen das Risiko nie komplett bei null.

von Prof. Dr. med. Michael Zemlin am 30.05.2023



Antwort auf: Langzeitfolgen Frühchen

Vielen herzlichen Dank für die ausführliche und hilfreiche Antwort!

von 1Hope am 30.05.2023, 10:15



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