Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Frage zur Entwicklung

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Frage: Frage zur Entwicklung

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Hallo Prof. Jorch, ich habe einige Fragen bezüglich der Entwicklung meines Sohnes. Collin kam in der 27. SSW mit 590gr und 28cm zur Welt und war zudem 4 Wochen wachstumsretardiert. Gründe für die Frühgeburt waren: chronischer Bluthochdruck meinerseits, der sich in der Schwangerschaft erst zur Gestose, dann zum HELLP-Syndrom entwickelte und eine Plazentainsuffizienz. Collin wurde 7 Tage intubiert, hatte 9 Wochen CPAP-Beatmung und brauchte weitere 4 Wochen zusätzlichen Sauerstoff per Vorlage. Kurz vor seiner Entlassung wurde er an den Augen gelasert (FG-Retinopathie III. Grades) und hatte eine Leistenbruch-OP beidseits. Nach seiner Entlassung entwickelte er sich gut, nahm gut zu. Kurz nach der Geburt hatte er eine Neugeboreneninfektion, danach war er ein halbes Jahr lang ohne Infektionen. Er hat eine BPD. Einige Male hatte er Bronchitis, was wir relativ schnell im Griff hatten, und lag einmal stationär wegen Invagination. -------------------------------------------- Collin wird in 3 Wochen 1 Jahr alt - er wiegt jetzt etwa 7500gr und ist 67cm groß. Seit Ende des 8. Monats hat er 2 Zähne. Seit er 7 Monate alt ist bekommt er Krankengymnastik - ich bin selbst zum Kinderarzt gegangen und habe ihn drum gebeten, welche zu verschreiben, weil Collin motorisch wenig konnte. Zu dem Zeitpunkt hieß es von der Therapeutin, dass Collin etwa seinem korrigierten Alter (4 Monate) motorisch entwickelt ist. Gestern waren wir auch wieder zur KG - mittlerweile hat er einen Entwicklungsstand von 6 Monaten - obwohl er korrigiert 9 Monate alt ist. Er kann nach Dingen greifen, die man ihm hinhält, holt sich aber nichts selbst. Er dreht den Kopf in Bauchlage, er hebt den Kopf in Bauchlage. Er wechselt die Dinge, die er greift, von einer Hand in die andere. Er dreht sich selbst zur Seite. Das wars aber auch schon - Seit nunmehr fast 4 Monaten versuchen wir, ihn beim Drehen zu unterstützen - es klappt einfach nicht. Mein Sohn leidet sehr darunter - denn geistig ist er weit! Er möchte sich fortbewegen, kann es aber nicht. Deshalb versucht er es in Rückenlage durch Überstrecken ( er bildet sozusagen eine Brücke und schiebt sich so mit seinem Kopf über den Boden). Er möchte stehen und sitzen - liegen ist nicht sein Ding und er nörgelt nur noch. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung? Ich empfinde mein Kind als sehr unzufrieden - wie kann ich ihm helfen?


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Ihre ausführliche Beschreibung erleichtert mir die Beurteilung. Positiv finde ich erst einmal, dass offensichtlich keine krankhaften Bewegungsmuster erkennbar sind und abgesehen von der Grobmotorik die Entwicklung günstig ist. Daraus, dass nach aussagen Ihrer Physiotherapeutin der Entwicklungsrückstand (trotz Therapie) von 0 auf 3 Monate gestiegen ist, würde ich erst einmal nicht soviel ableiten. Je nachdem, an welchen "Meilensteinen" man die Entwicklung mißt, kann die Beurteilung in den ersten Monaten sehr variabel und häufig zu optimistisch sein. Grobmotorik hängt nicht nur vom Gehrin sondern auch von der schieren Museklkraft ab. Da Ihr Kind kein Riese ist, ist es hier benachteiligt. Da aber keine krankhaften Bewegungsmuster vorhanden sind, wird Ihr Kind alles erlernen, eben ein wenig später. Die Entiwcklung der gronmotorik und die spätere Intelligenz korrelieren wenig mitzeinander, eher schon die "Wachheit des Blickes", die Lautäußerungen und die Motorik der Hände. Ein Wermutstropfen allerdings zum Schluß: Bei Wachstumsretardierung durch z.B. Helpp können durchaus nach komplikationsfreien ersten Lebensmonaten später noch Enttäuschungen kommen, da manche Kinder intrauterin mangelernährt wurden. Ich hoffe aber zusammen mti Ihnen das Beste. Optimismus von Eltern und ihren Helfern ist ein wichtiger Prognosefaktor!


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