Sehr geehrte Frau Dr., sehr geehrter Herr Dr.
Unser Sohn ist in der 23.+5 ssw geboren und hatte seit dem mit einem offen ductus zu tun der sich auch nach 2 Medikamentenzyklen mit Ibuprofen nicht wesentlich geschlossen hat. Zudem hatte er zwischenzeitlich noch mal starke Sauerstoffabfälle und bei 25+5 wurde dann extubiert. Es wurde uns gesagt das es den ductus entlassten könnte und Teil der Therapie sei. Haben sie schonmal was davon gehört das dies Sinn macht und auch in so einer frühen Woche schon 2 Wochen nach der Geburt zu extubieren? Vielen Dank für Ihre Antwort im Vorraus.
von
Sonnenschein82
am 10.03.2021, 11:00
Antwort auf:
Extubation Extremfrühchen um Ductus zu schließen???
Ihr Sohn wurde als extrem unreifes Frühgeborenes an der Grenze der Überlebensfähigkeit geboren. Alle Organsysteme sind durch die extreme Unreife in ihrer Funktion sehr beeinträchtigt. Diese Funktionsstörungen bedingen auch einander und hängen z.T. voneinander ab. Die durch die Unreife bedingte Lungenfunktionsstörung zwang am Anfang zu einer maschinellen Beatmung, die neben ihren nützlichen, dem Überleben dienenden Effekten auch viele Nachteile mit sich bringt. Der notwendigerweise angewendete Überdruck schädigt auch das unreife Lungengewebe und kann darüber die Entwicklung einer chronischen Lungenerkrankung fördern. Diese z.T. schwere chronische Lungenerkrankung nennen wir Bronchopulmonale Dysplasie (BPD). Sie führt zu lang anhaltender Atemstörung mit Sauerstoffbedarf über das Reifealter von 36 Wochen hinaus.
Wegen dieser schwerwiegenden Folgen wird auf der Neo-ITS versucht, die maschinelle Beatmung Ihres Sohnes so früh wie möglich zu beenden um die Lunge dann mit einer CPAP-Atemhilfe zu unterstützen. Diese weniger invasive Atemunterstützung wirkt sich tatsächlich auch positiv auf das Problem des noch offenen Ductus arteriosus (PDA) aus und verbessert die Chancen für den Ductusverschluss. Mit der Herzultraschalluntersuchung (Echokardiographie) beurteilen die Ärztinnen und Ärzte der neonatologischen Intensivstation u.a. auch die Flussrichtung und die Menge des Blutes, welches über den offenen Ductus fließt. So können die Auswirkungen des offenen Ductus auf den Lungenkreislauf und auf den Körperkreislauf eingeschätzt sowie Entscheidungen zur Form der Atemunterstützung Ihres Kindes unterstützt werden.
Ich wünsche Ihrem Sohn und Ihnen als Eltern viel Kraft für die weitere, noch lange erforderliche intensivmedizinische Behandlung. Mit der Möglichkeit der Beendigung der maschinellen Beatmung ist schon ein großer Schritt nach vorne gemacht.
von
PD Dr. med. Dirk Manfred Olbertz
am 10.03.2021