Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Doppler-Ergebnisse

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch
Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: Doppler-Ergebnisse

Mitglied inaktiv

Ich hätte da eine Frage an Prof. Jorch: Bei einer Doppleruntersuchung in der 33. SSW wurde ein erhöhter Widerstand in der Art. uterinae re. u. li. festgestellt. Außerdem "notch". Was bedeutet das ? Ich bin 32 Jahre alt, dies ist meine 1. Schwangerschaft und ich habe einen Gestationsdiabetes. Was kann das für Auswirkungen für das Kind haben und was soll ich tun ? Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar !!!


Mitglied inaktiv

Hallo Sabine, ich hatte einen ähnlichen Befund und versuche einmal, Dir das zu erklären (so, wie es mir erklärt wurde, wie ich es erlebt habe und hoffentlich nicht zu laienhaft): Mit dem Doppler wird der Blutfluss (Flow) in den Arterien der Gebärmutter, der Nabelschnur und des Babys gemessen, die Werte werden vom Computer in ein Diagramm umgewandelt. Bei erhöhtem Widerstand in den Arterien verändert sich das Diagramm entsprechend, bis hin zum sogenannten 'notch' (zu deutsch: Kerbe). Im Diagramm sieht man also die Unregelmässigkeit im Blutfluss, die durch den erhöhten Widerstand in den Arterien auftritt, als Kerbe (notch). Je höher der Widerstand desto deutlicher sieht man den notch. Bei mir war es damals so, dass ich rechts mal einen notch hatte, mal war es wieder besser. Links jedoch wurde der Widerstand immer höher, nach einiger Zeit wurde sogar festgestellt, dass das Blut zwischen den Pumpstössen des Herzens in der Arterie zurückfliesst. Durch diese Durchblutungsstörungen ist auch der Transport der Nährstoffe hin zur Plazenta und zum Kind gestört und es kommt meistens zu einer Wachstumsverzögerung (Retardierung). Allerdings darfst Du Dir das nicht so vorstellen, dass das Kind ganz plötzlich aufhört zu wachsen und sofort geholt werden muss. Die Babies reifen im Normalfall genauso wie andere Babys im Bauch weiter, sie wachsen nur weniger bzw. legen weniger (oder gar keine) Fettreserven an. Die Natur hat es wohl so angelegt, dass beim Baby in solchen Mangelsituationen zuerst einmal die wichtigen Organe ausgebildet werden und erst später Energie ins Wachstum investiert wird. Bei mir war es so: Ich wurde engmaschig mit CTG und Doppler kontrolliert und schliesslich ins Krankenhaus eingewiesen, um diese Überwachung zu erleichtern. Man wartete auf den Augenblick, an dem es dem Kind draussen besser gehen würde, als in meinem Bauch, vorher wurde nichts unternommen. Unser Kleiner wurde in der 35. SSW mit 1390 g und 39 cm per Kaiserschnitt geboren (Retardierung von sechs Wochen, also eine Grösse die etwa der 29. SSW entsprach). Die Reife der 35. SSW war jedoch gegeben, er konnte nach wenigen Tagen die Temperatur schon gut halten, atmete von Beginn an selbständig und konnte sehr bald ohne Magensonde auskommen. Allerdings wurde bei mir im Unterschied zu Dir dieses Problem bereits in der 22. SSW festgestellt, also ganze 11 Wochen früher. Ich habe es mit viel Schonung (und eben KH, aber erst ab der 27. SSW) noch bis zur 35. SSW geschafft, bevor unser Kleiner geholt werden musste. So hast Du also sehr gute Chancen, dass es Dein Baby noch sehr lange aushält und vielleicht ganz normal zum Geburtstermin kommt (wenn auch möglicherweise etwas kleiner, als der Durchschnitt). Ich wünsche Dir alles, alles Gute und drücke die Daumen! Liebe Grüsse Anke P.S. Unser 'Zwerg' ist heute weniger als zwei Monate vom dritten Geburtstag entfernt, und kerngesund. Nur seine Grösse von 91 cm und sein niedriges Gewicht von nur 11,5 kg zeugen heute noch von seinem 'Frühstart'.


Mitglied inaktiv

Hallo Sabine! Vielen Dank für die Super-Erklärung. Hat mir sehr gut gefallen und man kann es total klasse verstehen. Als es bei mir damals so war, habe ich nämlich erst einmal auch nur Bahnhof verstanden - auch vor lauter Schock! Leider haben wir nur 11 Tage Krankenhaus noch geschafft und dann Notsection in 26+4! Viele Grüße und weiterhin alles Gute für Deinen Kleinen! HC


Mitglied inaktiv

Durch einen defekten PC kann ich erst jetzt der Aufforderung von Prof. Jorch nachkommen, Ihre Frage zu beantworten. Aber Anke hat in ihrem langen Brief alles schon so schön erklärt, dass ich es auch nicht besser könnte. Die Untersuchung zeigt einen gestörten Blutfluss in der Gebärmutter an, die zu einer Mangelversorgung (Sauerstoff und Nährstoffe) des Kindes führen kann. Es muss nun der Zeitpunkt abgepasst werden, wann die Versorgungsbedingungen für das Kind sich so verschlechtern, dass es besser geboren werden sollte. Aber mit der 33. Schwangerschaftswoche haben Sie ja schon ein akzeptables Schwangerschaftsalter erreicht. Sie sollten also unbedingt in Kontrolle bleiben (CTG, Dopplerflussmessungen, Kindsbewegungen). Auch der Gestationsdiabetes könnte, wenn der Blutzucker schlecht eingestellt ist, zu einer ungünstigen Entwicklung des Kindes beitragen, so dass auch die Blutzuckerwerte immer kontrolliert werden müssen.


Mitglied inaktiv

Hallo Anke, vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich hoffe, ich habe auch noch einige Wochen vor mir, bis der Kleine kommt. Auf jeden Fall bin ich jetzt etwas beruhigter ( und gehe öfters zur CTG-Kontrolle ). Liebe Grüße, Sabine


Mitglied inaktiv

Sehr geehrter Herr Prof. Nieder, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Nach Absprache mit meinem Frauenarzt werde ich zunächst 1x wöchentl. zum CTG erscheinen, in absehbarer Zeit werde ich mich im KH vorstellen. Der Kleine ist was Größe und Gewicht betrifft, im Normalbereich und ich hoffe sehr, daß das so bleibt. Mit freundlichen Grüßen, Sabine.


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