Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

Bronchopulmonale Dysplasie: Umgang mit gleichaltrigen Kindern

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Frage: Bronchopulmonale Dysplasie: Umgang mit gleichaltrigen Kindern

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Sehr geehrter Herr Prof. Jorch, ich habe eine Frage zur Definition der verschiedenen Schweregrade der BPD und zu den möglichen Spätfolgen für die Gesundheit. Dafür hole ich etwas aus, damit Sie sich ein Bild machen können: Unser Sohn wurde am 22.10.2009 in 28+4 SSW mit 1.120 geboren. Ca. drei Wochen vor seiner Geburt hatte ich bereits alles Fruchtwasser verloren und er lag "trocken". Die Lungenreifespritze habe ich/er natürlich erhalten und bei seiner Geburt hat mein Sohn auch spontan geatmet und hatte perfekte Apgar-Werte (10/10/10). Kurz nach der Geburt musste er für 3 Stunden intubiert werden und es wurde Surfactant gegeben. Danach war er für ca. 5 Wochen auf den CPAP angewiesen mit durchschnittlich niedrigem Sauerstoff (22-25%), kam dann mit einer Sauerstoff-Flow-Brille zurecht und braucht schließlich seid dem 10.01.2010 keinen zusätzlich Sauerstoff mehr (Geburtstermin wäre der 12.01.10 gewesen). Ursächlich für den langen Sauerstoffbedarf war der persistierende Ductus, der sich erst ca. 4-5 Wochen nach der Geburt verschlossen hat und ein kleiner Ventrikelseptumdefekt (der immer noch zu sehen ist, aber gemäß Kardiologen irrelevant). Ansonsten ist am Herzen kein Schaden entstanden durch die lange Beatmung. Am 18.01.2010 durften wir ihn mit nach Hause nehmen. Lag seine Sauerstoffsättigung anfänglich bei 92% ist sie jetzt bereits auf 97 bis 98% gestiegen, wobei er praktisch nie 100% erreicht. Beim Trinken oder Weinen fällt er gar nicht ab. Mein Sohn kam mit einem Gewicht von 1.120 g zur Welt und hat seitdem stetig zugenommen. Aus dem Krankenhaus wurde er mit 3.450 g entlassen und letzte Woche wog er bereits 5.100 g. Bei meinem Sohn wurde folglich (gemäß der üblichen Definition nach der Dauer des Sauerstoffbedarfs) eine moderate BPD diagnostiziert. Nachdem er sich jetzt aber so prächtig entwickelt, frage ich mich, ob er wirklich eine moderate BPD hat. Ist die Abgrenzung zwischen einer leichten, moderaten oder schweren BPD wirklich so zu ziehen? Gibt es noch andere Kriterien außer die Dauer der Beatmung? Im kommenden Herbst endet meine Elternzeit und ich werde ab Oktober wieder arbeiten gehen. Stellt ein Krippenbesuch ein zu großes Risiko für ihn da oder ist davon auszugehen, dass wenn er sich bis dahin normal entwickelt und gesund ist, die möglichen Infekte, die er sich in der Krippe holt, im nächsten Winter kein größeres Risiko mehr für ihn sind? Ich gehe mit meinem Sohn kaum außer Haus (außer zum täglichen Spaziergang in der Natur) da ich alle Menschenansammlungen und erkältete Personen meide. Bis wann sind diese Vorsichtsmaßnahmen nötig? Kann ich mit ihm, wenn die Erkältungssaison vorbei ist, auch endlich mal wieder in den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren? Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Vielen Dank für eine Antwort Mit freundlichen Grüßen Isabelle


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Sie zielen mit Ihrer Frage ja letztlich darauf ab, ob im nächsten Winter noch von einer eingeschränkten Lungenreserve auszugehen ist und deshalb der geplante KITA-Eintritt auf das Frühjahr 2011 verschoben werden sollte. Nach Ihrer Beschreibung halte ich das nicht für wahrscheinlich, kann es aber auch nicht ausschließen. Als geeignetes Beurteilungskriterium hierfür kann der Sauerstoffsättungswert außerhalb und insbesondere während Infekten herangezogen werden. Mit Besuch der KITA sind Infekte natürlich wahrscheinlicher als ohne. Aber auch ohne KITA werden sie Infekte nicht völlig verhindern können. Ich halte es also nicht für unverantwortlich, ab Oktober wieder arbeiten zu gehen, würde aber Vorsorge treffen, flexibel reagieren zu können. Ich habe aber auch immer wieder erlebt, dass Frühchen weniger Infekte haben als Reifgeborene. Wahrscheinlich bringt die wochenlange Zeit auf der Intensivstation mit überdurchschnittlichem Kontakt zu Menschen (Schwestern und Ärzte), die ja auch nicht immer völlig infektfrei sind, eine gewisse "Grundimmunisierung".


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mal ein erfahrungsbericht: mein sohn hat eine etwas andere geschichte - geboren bei 25+4, auch ein ductusproblem, aber wesentlich länger beatmet und sauerstoff gebraucht...er hat auch eine moderate BPD. wir haben es genauso gemacht, den ersten winter über menschen sehr gemieden (er kam im september 07 zur welt), danach aber normal gelebt. dh. öffentlich unterwegs gewesen usw. in den kindergarten geht er allerdings noch nicht, hat aber viel kontakt zu kindern (spielkreis, turnen usw). im 2. winter brauchte er keine synagis impfung mehr und war seitdem, abgesehen von banalen infekten, noch nie wirklich krank. das als mutmacher!


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Hallo, mein Sohn 25+6.SSW hatte eine BPD 3°. Wir mussten bei Infekten auch zu Hause Sauerstoff geben. Wir haben aber noch einen Sohn, der nur 1,5 Jahre älter ist als das Frühchen und dementsprechend viele Infekte aus dem Kindergarten mitbrachte. Das Mäuschen ist jetzt 4 Jahre alt und in diesem Winter war er zum ersten mal kaum krank.


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