Frage im Expertenforum Frühgeburt an Prof. Dr. med. Gerhard Jorch:

a.baislaris-Reihenscreening wegen SIDS

Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Kinderarzt und Neonatologe

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Frage: a.baislaris-Reihenscreening wegen SIDS

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Lieber Prof. Jorch, Meine Tochter ist jetzt 12 Wochen alt (korrigiert 10 Wochen, aber ich weiß nicht, ob man das in so einem Fall noch macht) und wiegt inzwischen 5300g. Wir überlegen nun, einen Doppler-US der a. basilaris machen zu lassen, da wir gelesen haben, dass aufgrund einer Studie diese Untersuchung empfohlen wurde, da man auf diese Weise einen Großteil der SIDS-gefährdeten Kinder rechtzeitig erkennen könne. Was halten Sie von dieser Studie/Theorie? ( hier nachzulesen: http://idw-online.de/pages/de/news199428 ) Herzlichen Dank, Martina


Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

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Die zitierte Studie ist meines Wissens (noch?) nicht publiziert, was angesichts der beanspruchten Bedeutung der Ergebnisse verwundert. Bei der einzigen über PubMed (internationales Verzeichnis von wissenschaftlichen Publikationen, die vor Veröffentlichung von anderen Wissenschaftlern beurteilt wurden) zugänglichen Arbeit des Autors in der "Klinischen Pädiatrie" aus dem Jahre 2001 handelt es sich um eine Veröffentlichung wohl vorläufiger Daten. Warum sich die DEGUM, bei der es sich immerhin um eine medizinische Fachgesellschaft (für Ultraschall) handelt, sich zu einer Empfehlung veranlaßt sieht, ist mir angesichts dieser Situation unklar. Jedenfalls widerspricht das anerkannten Regeln in der wissenschaftlich begründeten Medizin, mit Empfehlungen erst dann an Eltern heranzutreten, wenn die medizinisch wissenschaftliche Grundlage einigermaßen geklärt ist. Die Konsequenz aus einem "positiven" Ergebnis des Basilarisdopplers ist meines Wissens auch nur, die Bauchlage zu vermeiden, was man ja ohnehin sollte. Anatomische Variationen der Hirngefäße, somit auch der A. basilaris und ihrer Zuflüsse, der Aa. vertrebrales, werden seit mindestens 70 Jahren in anatomischen Lehrbüchern erwähnt. Somit ist es auch normal, dass man bei Reihenuntersuchungen von Säuglingen bei der dopplersonographischen Blutströmungsgeschwindigkeitsuntersuchung Normabweichungen regelmäßig findet. Die Frage ist nur, ob diese irgendetwas mit SIDS zu tun haben. Dieser Zusammenhang wurde immer wieder mal behauptet, aber bisher nie bewiesen. Jedenfalls ist der bis derzeit gültige internationale Konsens der SIDS-Forscher, dass Variationen der Hirngefäße keine nachgewiesene Ursache dieser Todesart sind. Mich wundert somit nicht, dass man bisher keine Zeichen der Hirnminderdurchblutung bei Säuglingen beobachtet hat, während man "pathologische" Dopplerkurven aufzeichnete. Offensichtlich haben Säuglinge in der Menschheitsentwicklung gut umgehen gelernt mit anatomischen Variationen der A. basilaris. Zu Ihrer 2. Frage: Rein statistisch ist das Risiko bei Ihrem Kind wegen des etwas erniedrigten Geburtsgewichtes leicht erhöht (ich schätze 1:2000). Es gibt Hinweise, dass eine Anämie (die ja bei Blutgruppenunverträglichkleit häufiger vorkommt) ein Risikofaktor sein könnte. Deshalb würde ich ein Blutbild empfehlen.


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Wie würde Sie das Gesamtrisiko auf SIDS überhaupt beurteilen: SSW 12+2 IUFT eines Zwillings kurz nach einer CVS bei dichorial-diamnioten Zwillingen. Der verstorbene Zwilling wurde nicht abgestossen, sondern verblieb in der Gebärmutter. Daher Einstufung als Hochrisiko-SS und Plansectio bei SSW 38+0 mit 2820g, 50cm, Apgar 9/10/10, gesund. Leider Ikterus bei AB0-Unverträglichkeit, deswegen Trinkschwäche, viel und tiefer Schlaf, kein Stillen möglich. Nach ausgestandener Gelbsucht gutes gedeihen mit Pre-Milch. Sie schläft im Elternzimmer im eigenen, angebauten Bett im Schlafsack auf dem Rücken, ich bin NR, mein Mann raucht nur außerhalb des Hauses bei geschl. Fenstern. Ist das dann immer noch ein Risiko? Also: Geburtsgew. < 3000g, geboren 14 Tage vor ET, Kontakt zu einem Raucher (aber niemals zum Rauch!), Schwangerschaft neben abgestorbenem Feten, Neugeborenengelbsucht (vor allem in Hinblick auf den tiefen Schlaf damals), und noch ein älteres Geschwister. Sind das alles Risikofaktoren? Vielen Dank!


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