Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Ludger Nohr:

Wo kann ich ansetzen?

Dr. med. Ludger Nohr

Dr. med. Ludger Nohr
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Frage: Wo kann ich ansetzen?

aines77

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Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich schreibe Ihnen wieder wegen unseres 10jährigen Sohnes. Im Moment ist es leider sehr anstrengend, da er ständig seinen Kopf durchsetzen möchte. Ich versuche wirklich zu verstehen, dass er ein Bedürfnis nach Autonomie, Loslösung usw. hat Ich hätte damit kein Problem, wenn grundlegende Dinge einfach funktionieren würden. Aber sie tun es einfach nicht. Z.B. wohnen wir in der Nähe einer sehr stark befahrenen Straße, dort darf mit dem Rad nicht fahren. - Er fährt trotzdem hin. Wir machen eine gewisse Zeit aus, zu der er zu Hause sein soll. - Er hält sich nicht dran und kommt regelmäßig später. Und so geht es weiter... Ich würde mich gerne auf ihn verlassen und ihm mehr Spielraum geben, kann es aber aus besagten Gründen nicht. Ich kann ihm nicht vertrauen. Abgesehen davon läßt er uns fast jeden Tag wissen, dass er sowieso am liebsten andere Eltern hätte, auf die Fragen nach dem "Warum" gibt es dann Antworten wie "weil ich noch kein Handy habe", "weil ich nicht mit dem Rad dorthin fahren darf wo ich will" usw. Im nächsten Moment ist er ganz lieb, umarmt mich und sucht unsere Nähe. Woran liegt das, Pubertät? Reden bringt nichts, wir sagen ihm auch immer, dass er mehr Freiräume hätte, wenn er sich an abgemachte Dinge halten würde. Haben Sie einen Rat? Vielen Dank!


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Verstehen heißt nicht akzeptieren. Grundlegende Absprachen müssen gelten und wenn nicht, müssen Sie reagieren. Er zieht ja alle Register (ich darf ja gar nichts, alle anderen dürfen, ich hätte lieber andere Eltern usw.) aber zwischendurch gibt es doch Situationen in denen Sie merken, wie wichtig und nah Sie ihm sind. Welche Erfahrung kann und soll er machen? Die, dass Sie an wichtigen Stellen Grenzen setzen und durchhalten, ohne ihm Ihre Liebe zu entziehen . Und das heißt, auch diese "Sprüche" auszuhalten, ohne sie zu ernst zu nehmen oder auf gleicher Ebene zu reagieren. Erwarten Sie kein Verständnis jetzt für Ihre roten Linien, aber ziehen Sie trotz aller "Beschuldigungen" die Grenzen da, wo sie wesentlich für Sie sind. (Die sind bei allen Eltern anders). Aber nehmen Sie ihm nicht übel, dass er Sie testet. Ich höre von Ihnen. Dr.Ludger Nohr


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