Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Trauma Baby

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Trauma Baby

Regen100

Guten Tag, leider musste ich mit meinem Baby als es drei Monate alt war, für 10 Tage ins Krankenhaus, weil es eine schwere Entzündung hatte. Es wurde täglich neu "gestochen", Zugänge für Infusionen gelegt. Da dies bei Babys anscheinend nicht so einfach ist, wurde leider auch oft daneben gestochen. Für diese Behandlungen musste mein Kind auf dem Rücken liegen, es schrie und schrie. Ich sollte es trösten und ablenken. Nun hatten wie Nachsorgeuntersuchungen und mein Kind sollte wieder auf dem Rücken liegen. Dabei erkannte ich, dass mein Baby vom Krankenhausaufenthalt wohl ein Trauma davon getragen hat. Es schrie so fest, dass es kaum noch Luft bekam und schluchtzte erbärmlich. Und das nur beim Niederlegen. Die Untersuchung hatte noch nicht Mal angefangen. Dieses Verhalten zeigte es bei jeder weiteren Visite. Auch zuhause möchte mein Baby nicht mehr auf dem Rücken liegen. Auch blaue Handschuhe assoziiert es negativ. Wie kann ich meinem Baby helfen? Wie kann ich mit ihm das Erlebte verarbeiten? Auch mit meinem anderen Kind hatte ich eine traumatische Erfahrung im Krankenhaus. Als es 3 Wochen alt war, sollte es morgens operiert werden. Da es nüchtern sein sollte, durfte ich es um 6 Uhr morgens das letzte Mal stillen. Nun waren wir um 8 im Krankenhaus und warteten auf die Op. Die Stunden vergingen und es war noch keine Op erfolgt. Niemand konnte mir sagen, wann die Operation statt finden würde. Das Problem war, dass ich mein Kind nicht stillen durfte, obwohl es hungrig war. Es zerrte an meinen Busen, schrie und schaute mich verzweifelt an. Ich als Neumama war auch verzweifelt und den Tränen nahe. Nach einer Weile bekam mein Baby Infusionen für den Flüssigkeitshaushalt. Trotzdem schrie es, weil es an meine Brust wollte. Die Operation fand schließlich um 19 Uhr abends statt. Ich verbrachte also einen ganzen Tag mit meinem schreinden Baby, das ich nicht stillen durfte in einem kleinen Zimmer. Ich muss sagen, dass ich davon traumatisiert bin. Ich denke mein Kind unbewusst sicher auch. Nach der Op weinte mein Kind auch und ich durfte es nicht in den Arm nehmen, da es liegen sollte. Wie kann ich diesem Kind helfen? Es ist momentan fast 3, ein eher ängstliches Kind und sehr anhänglich bei mir. Danke


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie beschreiben Situationen, die für Säuglinge sicher sehr belastend sind und ihre Spuren hinterlassen. Erinnern können Kinder in diesem Alter solche Erfahrungen noch nicht. Allerdings werden sie im Körpergedächtnis gespeichert. Daher reagiert Ihr jüngstes Kind so heftig auf die Rückenlage. Trösten Sie bei solchen Untersuchungen Ihr Kind, weil es das aushalten muss. Es hilft Ihrem Kind schon, dass Sie es durch solche Krisen begleiten und nicht allein lassen - auch wenn Ihnen das wenig erscheinen mag. Versuchen Sie, ihm die Rückenlage und blaue Handschuhe zu ersparen wo immer möglich. Wenn die Untersuchuchungen nicht mehr nötig sind, kann die Erinnerung verblassen. Mit dem Erwerb des Sprechens und zunehmendem Denkvermögen können Sie mit ihrem Kind besprechen, warum es in dieser oder jener Situation ängstlich reagiert. Es wird dann merken, dass die Angst nicht mehr nötig ist, da die Angst auslösende Situation vorüber ist. Die Situation mit Ihrem älteren Kind war für Sie beide sehr belastend. Sie waren jedoch bei Ihrem Kind und haben es nicht allein gelassen. Außerdem war es eine einmalige Situation. Das hilft Kindern, solche Erfahrungen nicht überdauernd zu speichern. Ihr Kind hat ansonsten doch vorwiegend gute Erfahrungen gemacht, die ihm Urvertrauen und ein Sicherheitsgefühl in Ihrem Beisein vermitteln. Ihr Kind braucht Sie als starke Mutter, die ihm vermittelt: "Was Du schon alles geschafft hast." So kann es allmählich Selbstvertrauen entwickeln und sich dann auch mehr von Ihnen lösen und zu altersgerechter Autonomie finden. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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