Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Tochter, 5 Jahre

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Tochter, 5 Jahre

NPINPI

Sehr geehrte Frau Henkes! Es geht um unsere Tochter, 5 Jahre alt. Sie hat ein stabiles familiäres, ihr zugewandtes Umfeld und einen geregelten Tagesablauf & sie ist in allen Belangen sehr fit. Seit diesem Monat geht sie in den Kindergarten (letztes Jahr vor Einschulung). Sie hat eine fast 4 Jahre alte Schwester. Nun geht es um 2 Dinge: sie möchte gerne alles regeln und kontrollieren. Sie ist angespannt, wenn sie etwas nicht beeinflussen kann; z.B. Kinder stehen in einer Reihe und warten auf etwas). Sie gibt den Kindern vor, wo wer steht und wer wann dran ist. Auch kann sie kaum aushalten im Ungewissen zu sein (Vater sagt, wenn Du weiter Deine Schwester ärgerst, gibt es doch kein Eis). Wie kann ich sie entspannen? Zum anderen ärgert sie mehrfach täglich ihre kleine Schwester. Sie freut sich regelrecht, wenn der Kleinen etwas nicht gelingt oder sie "weniger" von einer Sache (Essen, Spielzeug) hat. Ich denke, es ist Unsicherheit?  Schon jetzt vielen Dank für Ihre Antwort.  


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihre Tochter scheint sich  in einer starken Rivalität zur jüngeren Schwester zu befinden. Vermutlich hat sie die Entthronung durch die jüngere Schwester noch nicht bewältigt. Diese Rivalität können Sie nicht verhindern. Die damit einhergehenden Gefühle verschwinden ja nicht, weil Sie das dadurch ausgelöste Verhalten verbieten. Geben Sie Ihrer Tochter Sicherheit. Zeigen Sie ihr immer wieder, dass Sie Ihnen genauso wichtig ist wie die Schwester. Bestärken Sie sie darin, dass sie die Große ist und schon so viel so gut kann. Wenn Ihre Tochter hier mehr Selbstsicherheit gefunden hat, wird sie es nicht mehr so nötig haben, die jüngere Schwester klein zu machen. Ich halte das Bestrafen des Ärgerns nicht für hilfreich. Es vergrößert ja unbewusst die Wut auf die Schwester, die jetzt auch noch "Schuld" ist, dass es kein Eis gibt. Wenn-dann-Drohungen sind ohnehin bei jungen Kindern schwierig. Sie können Ihrer Tochter sagen, dass sie mit dem jeweiligen Verhalten aufhören soll, weil sie es nicht anhören mögen. Die jüngere Schwester kann vermutlich mit dem Verhalten der großen Schwester ganz gut umgehen und bald wird sie ihr gewachsen sein. Das Kontrollbedürfnis Ihrer Tochter resultiert vermutlich ebenfalls aus dem unbewältigten Rivalitätskonflikt. Unbewusst versucht sie, ihre Umgebung so zu regulieren, dass ihr nicht noch einmal so etwas (für sie Schlimmes) passiert. Sie können mit Ihrer Tochter darüber sprechen, wie sie diese Anspannung vermeiden kann. Ansonsten regeln Kinder solche Dinge untereinander. Wenn Ihre Tochter merkt, dass die anderen sich ihr Verhalten nicht gefallen lassen, wird sie es leichter aufgeben können. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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