Frage: Phantasie und Schießen

Guten Tag, Herr Dr Posth! Nachdem der Suchlauf nicht reicht (wo ich mich übrigens oft durch zig Antworten klicke, die mit "bitte im Suchlauf gucken" beantwortet werden - gäbe es da nicht die Möglichkeit, auf eine Datum oder anderes "Eindeutiges" zu verweisen, damit Sie lange Antworten nicht immer wiederholen müssen, aber das Finden schneller geht??) Unser Sohn ist fast drei Jahre alt, ein "sicher gebundendenes Kind" - was sich gerade in den zurückliegenden Streßmonaten mit Umzug, Jobwechsel, Krankenhaus gezeigt hat - allerdings nicht ganz ohne spürbare Belastung seinerseits). Er geht (sehr gern) in die KiTa, wo er von den Älteren natürlich viel "lernt": Schießen z.B. Im Moment ist alles Pistole, Angriff, Attacke. Ich zeige moderat Mißfallen (Mama, nimm mal die Pistole, Du brauchst auch nicht schießen!"),heftiger, wenn er auf mich oder andere zielt o.ä.; bin aber doch unsicher, wie ich angemessen reagiere. Er ist natürlich für meine pazifistischen Ambitiionen zu jung und natürlich werden wir um die üblichen Spiele nicht drumrum kommen - aber wo sind Grenzen, die er kennen, schon jetzt lernen sollte. Andere Frage: Wir haben sehr erfolgreich Rituale ge/erfunden, mit denen er selbst Gespenster, Ungeheuer und Wölfe verjagen kann. Mit der Folge (?), dass immer mehr mit (lieben) Gespenstern gesprochen wird, alle möglichen Wesen ihn begleiten und mit einbezogen werden: Mich freut diese Phantasie (und mitmachen macht viel Spaß) - nun las ich von Ihnen: "Nicht bestärken" - auch da: Wo ist die Grenze? Es wirkt auf mich so hilfreich und für ihn so stärkend, wenn gegen Beängstigendes starke Freunde ersinnt oder mcih "über Dritte" wissen läßt, was er direkt nicht sagen mag? Danke für Ihre Arbeit und für Ihre Antwort!!

Mitglied inaktiv - 24.02.2004, 14:54



Antwort auf: Phantasie und Schießen

Liebe Anna, das Suchlaufproblem habe ich auch schon entdeckt, denke aber, daß es auf Softwareprobleme stoßen wird, wenn man es verbessern will. Dazu müßten Sie sich aber an den Betreiber des Forums wenden. Nun zu Ihrer Frage: Ja, ein ganz schwieriges Thema. Ist ein Kind von Natur aus pazifistisch veranlagt oder nicht? Ich will hier nicht einem "Sozialdarwinismus" das Wort reden, denke aber, daß das Kind nicht generell gewaltlos ist. Eher ist es so, daß, sobald der Aggressionstrieb" sich stärker bemerkbar macht, das Kind von dessen Vorteilen im Rivalitätskampf empfindungsmäßig erfaßt wird und sich dessen selbststärkende Wirkung zunutze macht. Daher übernimmt das Kind sofort ihm imposant erscheinende Vorbilder und seien es auch nur wenig ältere Kinder, die kleine Stöcke zu Pistolen umfunktionieren. Jeder längliche Gegenstand wird dann schnell zur potentiellen Waffe. Das gilt v.a. für Jungen (leider, wie jeder überzeugte Pazifist denkt). Irgendetwas Evolutionsgeschichtliches und Phylognetisches steckt da sicher drin. Wie man nun als Eltern damit umgeht, ist kniffelig. Theoretisch wäre dazu ein Buch zu schreiben. Ich kann also nur kurz sagen, daß man sich auf solche Spiele nur sehr begrenzt einlassen sollte und immer den Nichternstfall herauskehren. D.h. hier muß für das Kind ganz klar sein, daß es sich um eine reine Spielebene, also virtuelle Welt handelt, die ganz schnell ihre Grenzen hat. Erkennbare Schädigung eines Menschen oder eines Lebewesens muß ausgeschlossen sein, und wenn etwas passiert, muß das Verhalten auch "sanktioniert" werden. Notfalls soll das Kind die "Waffe " hergeben. Natürlich muß in sehr einfachen Worten erklärt werden, warum man als Eltern so strikt eingreift. Die selbststärkenden Spielgefährten aus der kindlichen Phantasie sind weitgehend akzeptabel und auch hilfreich, da sie das Kind unabhängiger vom Schutz durch seine Eltern macht. Man wird nur ein wenig Acht geben müssen, daß ein Kind sich nicht zu sehr in dieser Welt imaginärer Gefährten verliert. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 25.02.2004



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