Raupenmama
Hallo Frau Henkes, Vor einigen Wochen haben Sie einer Mama geantwortet, deren Kind mit 16 Monaten den ganzen Tag jammert. Uns geht es genauso. Meine Tochter ist 17 Monate alt und jammert wirklich den ganzen Tag. Das zerrt extrem an meinen Nerven und ich muss mich eigentlich den ganzen Tag nur beherrschen, um nicht die Geduld zu verlieren. Sie war ein Schreibaby 4 Monate lang. Es wurde besser, sie war aber immer noch sehr fordernd. Die Klassiker Kinderwagen, Autofahren oder so einfach mal ablegen ging bei uns nie. Sie fordert mich den ganzen Tag, spielt keine Sekunde alleine. Ich weiß langsam nicht mehr was ich tun soll und vor allem nicht, wie ich mich richtig verhalten soll. Soll ich immer auf ihr jammern eingehen? (Was so überhaupt nicht möglich ist, sonst könnte ich in der Hocke leben). Ich habe sie nie schreien gelassen und bin immer auf ihre Bedürfnisse eingegangen, so gut es eben ging. Ich will einfach nur, dass sie mal ausgeglichen und zufrieden ist, das ist aber die Seltenheit, was mich sehr traurig macht. Sie meckert, wenn ich den Raum wechsle, bei kleinen Übergängen im Tagenablauf wie rausgehen, wenn ich koche, putze, mich kurz im Bad fertig mache ist es ganz schlimm. Obwohl sie dabei ist. Und schlimmer wird es, wenn ich ihr sage, was gleich passiert oder was ich mache. Ihr passiver Wortschatz ist recht gut, sie versteht viel. Woran könnte es liegen, dass sie ständig jammert? Gibt es konkrete Ursachen dafür? Ich denke, dass ich ihre Bedürfnisse immer erfülle. Bestünde auch die Möglichkeit, dass sie sehr sensibel ist und meine Stimmung wider spiegelt? Weil ich natürlich auch echt selten gute Laune hab, da das Jammern schon morgens um 6 beginnt. Wobei sie auch nicht fröhlich ist, wenn ich gute Laune habe. Kann es einfach ein Charakterzug sein? Ich habe oft den Eindruck, ich kann ihr nichts recht machen. Sie freut sich einfach so selten. Seit kurzem jammert sie auch künstlich also richtig übertrieben, sagt dann "nein" und hört auf. Ich habe es ihr natürlich nie verboten oder sie deswegen geschimpft. Allerdings ist mir schon das ein oder andere Mal der Kragen geplatzt und ich wurde lauter. Sie lacht auch oft künstlich, vor allem, wenn wir lachen und dabei mit anderen reden. Lernt sie da gerade etwas über Emotionen? Könnten Sie noch näher darauf eingehen, was Sie meinten mit "hat das Jammern noch nicht ablegen können"? (so ähnlich haben Sie das geschrieben) Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit hier und liebe Grüße
Guten Tag, das Verhalten Ihrer Tochter ist sicherlich zur Zeit sehr anstrengend für Sie. Es hat jedoch nichts mit absichtsvollen Motiven zu tun. Soweit ist die geistige Entwicklung in diesem Alter noch nicht fortgeschritten. Möglicherweise hat sich bei Ihrer Tochter die Erfahrung eingeprägt, dass Sie auf ihr Jammern zuverlässig reagieren. Sie schreiben ja, dass es Sie beeinträchtigt. Das wendet sie nun dauerhaft an, weil diese Kommunikationsform für sie bisher erfolgreich war. Für Ihre Tochter ist es wichtig, dass sie erleben kann, dass Ihre Stimmung unabhängig von der der Tochter bleibt. Wenn Ihnen das möglich ist, können Sie Ihrer Tochter durch solche Situationen hindurch helfen, bis das Jammern seine Bedeutung verloren hat. Dann würde es z. B. nicht mehr heißen "Was soll ich denn noch alles tun, damit du zufrieden bist?". Es könnte sich verändern zu "Das ist jetzt blöd für dich, dass ich gerade koche und dich nicht nehmen kann. Aber es dauert nicht mehr lange." So kann Ihre Tochter schrittweise lernen, dass viele ihrer Bedürfnisse schon ein wenig Aufschub aushalten, dass Sie aber bei ihr sind und Ihr Verständnis zeigen, dass es der Tochter schwerfällt zu warten. Anderthalbjährige können sich noch nicht gut selber beschäftigen. Sie können Ihre Tochter an Ihren Tätigkeiten beteiligen. Dann kann Sie in Ihrem Beisein aktiv werden. Wenn Sie kochen, kann sie auf dem Boden in einem Kochtopf Bauklötzchen o.ä. rühren. Wenn Sie sich im Bad fertig machen, kann sie sich z.B. auch die Haare kämmen. Kleinkinder lieben es, die Tätigkeiten der Erwachsenen nachzuahmen. Das gilt auch für das Lachen, dass Ihre Tochter bei Ihnen beobachtet. Es geht dabei um Imitation. Möglichst viel Geduld und Gelassenheit helfen bei Kleinkindern weiter als Schimpfen, das nur verängstigt und irritiert. Suchen Sie sich Entlastung, indem Sie etwas Zeit für sich einplanen, ohne sich um Ihre Tochter kümmern zu müssen. Mit Ihrer Unterstützung kann sich das dauerhafte Jammern in andere Ausdrucksmöglichkeiten verändern. Bald kommt nun auch die Sprache dazu, die nochmal andere Möglichkeiten eröffnet. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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