MamaAmeisenbär
Hallo Frau Henkes, Ich mache mir ein paar Sorgen um meine Tochter. Sie ist 16 Monate alt. Sie wollte noch nie kuscheln obwohl sie schon Nähe mag. Sie mag es, wenn man neben ihr liegt im Bett, sie wird gerne getragen und geht auch mal gerne an der Hand. Das wars dann aber auch. Sie war immer ein waches Baby, sehr reizoffen, hat viel geweint und schon immer schläft sie schlecht. Das romantische Wochenbett mit Haut auf Haut Kontakt gab es bei uns nie. Sie hat auf dem Arm furchtbar gebrüllt und wollte auch nie auf meinem Bauch liegen. Anfangs wollte sie nur zu meinem Mann in die Trage. Das akzeptierte sie bei mir erst mit 4 Monaten. Ich habe Angst dass dadurch die Bindung zwischen uns nicht so gut ist. Aber ich wollte sie natürlich auch nicht zwingen. Ich habe sie 1 Jahr lang gestillt. Ungefähr an einem Tag in der Woche braucht sie mehr Körperkontakt. Da "reibt" sie sich dann her oder hampelt auf mir herum. Sie ist dennoch eigentlich recht anhänglich und ein Mama-Kind. Zumindest momentan. Sie hat ein wenig gefremdelt und ist auch jetzt eher zurückhaltend Fremden gegenüber. Jetzt ist es so, dass ich einfach nicht weiß, ob es richtig ist, wie ich mich verhalte. Wenn sie sich weh getan hat und weint, nehme ich sie hoch. Sie drückt sich dann allerdings weg und möchte irgendwie nicht getröstet werden aber irgendwie schon. Ich könnte sie also genauso einfach stehen lassen. Deshalb beruhigt sie sich nicht schneller. Grundsätzlich weicht sie Küssen aus, gestreichelt werden wollte sie nie. Ich habe eher den Eindruck, dass sie sich mit dem notwendigen Übel Körperkontakt abgefunden hat und es über sich ergehen lässt. Sollte ich sie also weiterhin trösten, kuscheln, küssen etc. (Natürlich mache ich das zart und versuche sie dabei nicht einzuengen) oder sollte ich sie "garnicht berühren" bis es von ihr ausgeht? Braucht sie denn dann wirklich so wenig Nähe oder kann sie es nur nicht zu lassen? Ich sehe immer, wie andere Kinder sich an Mamas Schulter legen. Das hat unsere Tochter noch nie gemacht. Sie ist ansonsten sehr fordernd und möchte immer beschäftigt werden. Ihre Entwicklung läuft bis jetzt normal. Sie spricht noch nicht, kann aber viele Tiergeräusche, zeigt auf viel und teilt sich mit. Sie versteht eigentlich alles, was man zu ihr sagt. Sie kennt schon einige Farben, möchte diese auch gerne benannt haben. Sie reagiert immer auf Ansprache und sie wirkt auf mich immer so logisch denkend, rational und praktisch orientiert. Sie kann alle Körperteile zeigen nach Aufforderung und unterscheidet sogar zwischen linker und rechter Hand/Fuß. Sie hat eine gute Auffassungsgabe und lernt schnell. Vielen Dank fürs Lesen. Vielleicht haben Sie ja die ein oder anderen Gedanken dazu. Liebe Grüße
Guten Tag, ich denke nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen. Die Bindung Ihrer Tochter ist in Ordnung. Sie sind in gutem Kontakt; sie sucht Nähe und ist gut auf Sie bezogen. Das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten ist je nach Temperament und Charakter bereits bei Babys individuell unterschiedlich ausgeprägt. Bei Ihrer Tochter ist das Bedürfnis nach Körperkontakt ja vorhanden, nur eben als Hand halten oder Getragen werden und nicht durch Küssen oder Streicheln. Das sollten Sie akzeptieren und Küsse eher vermeiden, wenn Ihre Tochter diese ablehnt. Trotzdem können Sie Ihre Tochter trösten und dazu auf den Arm nehmen. Viele Kleinkinder zeigen dieses Verhalten, dass Sie bei Schmerzen Trost und Nähe suchen und gleichzeitig abwehren. Bereits Kleinkinder scheinen oft versuchen zu wollen, Schmerz alleine zu bewältigen, schaffen das aber noch nicht, weil der Reiz zu heftig ist. Sie benötigen dann die elterliche Nähe. Vermutlich gibt es in solchen Situationen diese zwei unterschiedlichen Impulse in Ihrer Tochter. Sie können versuchen, die Situation so zu modulieren, dass Sie Ihre Tochter trösten können ohne ihr "zu nahe zu kommen". Sie kennen Ihre Tochter am besten und merken, was sie akzeptiert oder mag. Daran können Sie sich orientieren. Sie müssen Berührungen nicht vermeiden. Sie sind für die Entwicklung wichtig und Ihre Tochter sucht diese auch, wenn auch möglicherweise nicht in der von Ihnen gewünschten Häufigkeit. Bei manchen Kindern kommt eine leichte Hand auf dem Rücken besser an als eine Umarmung. Bedenken Sie bitte, dass es für die psychische Entwicklung Ihrer Tochter wichtig ist, wie Sie beide sich miteinander abstimmen. Manchmal muss man sich dazu von den Bildern freimachen, die man bei anderen Müttern und Ihren Kindern sieht. Ihrer beider Beziehung ist ganz individuell und einzigartig und sollte auch so gestaltet werden.. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes