blume2508
Liebe Frau Henkes, meine Tochter ist 2 Jahre und 9 Monate alt und sie haben mir bereits erklärt, dass sie sich, aufgrund der Entthronung durch ihren kleinen Bruder (10 Monate alt) in einem Rivalitätsverhalten befindet. Sie haben mir erklärt, dass je mehr positive Aufmerksamkeit ich ihr schenken würde, desto weniger würde sie es für nötig empfinden zu schreien um meine Aufmerksamkeit durchgehend zu haben. Nun ist es so, dass es gefühlstechnisch Tag für Tag immer schlimmer wird. Ich vermute, dass sie mittlerweile auch spürt, dass ich genervt bin, obwohl ich versuche, es nicht zu zeigen. Ein Beispiel: nachdem die Kinder fertig mit ihrem Frühstück waren, wollte sie unbedingt auf meinem Shoss sitzen. Ich meinte zu ihr, dass sie das darf, sobald ich mit meinem eigenen Frühstück fertig bin. Das hat bei ihr ein Schreien ausgelöst, welches über 30 Min angehalten hat. Der Papa hat sie dann mit rausgenommen und die Situation entschärft. Wären wir alleine (ohne den Papa), hätte ich wahrscheinlich ihrem Wunsch nachgegeben, da erstens meine Nerven mittlerweile echt dünn geworden sind und zweitens der kleine Bruder dann irgendwann auch viel weint, wenn die grosse Schwester ununterbrochen schreit und tobt. Dann habe ich 2 Kinder, die weinen oder schreien. Also gebe ich oft nach (- und ich weiss, dass das ein Fehler von mir ist und erziehungstechnisch nicht gut ist). Ich gebe also oft nach und im Nachgang ärgere ich mich über mich selbst (dass ich nicht konsequent) geblieben bin. Nun hat der Papa einige Male den kleinen Bruder betreut, damit ich mit meiner Tochter einige Stunden am Stück Exklusivzeit habe. Wir haben dann viele schöne Sachen unternommen, die ihr sehr gefallen haben. Wieder zu Hause angekommen, ging ihr Verhalten (schreien, Aufmerksamkeit suchen) nach spätestens 1 Stunde wieder los. Sie kann auch keine Sekunde warten, wenn sie etwas von mir haben möchte. Angenommen sie möchte ein Spiel, an welches sie nicht rankommt. Ich erkläre ihr, dass ich kurz eine bestimmte Sache fertigmache (z.B. den kleinen Bruder anziehe) und sofort bei ihr bin. In diesen 3 bis 5 min tickt sie völlig aus und wiederholt ihren Wunsch (schreiend) mindestens 10 weitere Male. Soll ich in so einer Situation wiederholen, dass ich nach dem Anziehen des kleinen Bruders bei ihr sein werde? Oder soll ich die weiteren 10 Male "ignorieren" und eben meine Tätigkeit, wie angekündigt, zu Ende führen? Meistens gehe ich auf jedes weitere Schreien von ihr ein (indem ich wiederhole, dass ich gleich da bin) und mache sogar schneller, damit das endlich aufhört mit ihren Tobanfällen. Aber ich glaube, dass ich damit niemand etwas Gutes tue. Weder mir (ich bin jeden Abend wirklich am Ende mit meinen Nerven) noch ihr (ich glaube, sie bekommt zunehmend das Gefühl, dass sie das Sagen hat). Wie soll ich mich verhalten wenn sie innerhalb von 5 min Wartezeit schreit und tobt? Soll ich weiterhin versuchen mit ihr Exklusivzeit (ohne den kleinen Bruder) zu verbringen? oder ändert das nichts, da sie sobald der kleine Bruder dabei ist, wieder in ihr altes Verhalten zurückkehrt? Könnte sie sich im Stich fühlen, wenn sie 10 min am Stück weint und in meine Arme möchte während ich eigentlich essen muss und ihr immer wieder sage dass ich essen muss? Ich fühle mich in solchen Situationen immer sehr schlecht, weil eine Stimme in mir sagt, dass sie meine Nähe wirklich braucht. Sie probiert es dann mit allen Mitteln (weint viel und versucht auf mich zu klettern..) Was meinen Sie zu all dem? Herzlichen Dank für Ihre Hilfe und schöne Grüße
Guten Tag, ich halte es nicht für schlimm, wenn Ihre Tochter während kurzer Wartezeiten schreit. Sie sind bei ihr und können mit ihr sprechen. Es könnte helfen, wenn Sie während solcher kurzen Wartezeiten Ihrer Tochter deren Gefühle spiegeln. Ein "das Warten ist wirklich blöd für dich" hilft ihr u.U. mehr als eine Wiederholung von "ich komme gleich". Sie merkt nämlich dann, dass Sie ihren Gefühlen Beachtung schenken. Genau darum geht es ja bei diesen Schreiattacken. Möglicherweise geht es in vielen Situationen auch nicht um Ihre mangelnde Konsequenz. Es könnte sein, dass Sie an Stellen Grenzen setzen, die weder Ihnen noch Ihrer Tochter nutzen. Wäre es denn schlimm, wenn Sie bei Ihnen auf dem Schoß sitzt, während Sie frühstücken oder essen? Meines Erachtens sollten Sie die Exklusivzeit mit Ihrer Tochter unbedingt beibehalten. Das stärkt Ihre Beziehung zueinander. Allerdings gibt es hier keinen Automatismus. Ihre Tochter wird nicht denken können, "Jetzt macht die Mama nur was mit mir. Deswegen brauche ich gleich nicht mehr zu schreien". Eine gefestigte Beziehung ist langfristig wichtig und hilft Ihrer Tochter allmählich, sich Ihrer sicher zu fühlen und nicht mehr so betont nach Aufmerksamkeit zu verlangen. Zudem möchte ich Sie daran erinnern, dass Ihre Tochter zwar jetzt die "Große" ist. Sie ist aber immer noch ein sehr junges Kind, dass seine Bedürfnisse noch nicht genau artikulieren kann und auf seine Eltern noch sehr angewiesen ist. Um Ihre Belastung mit zwei kleinen Kindern zu mildern, sollten Sie sich bei Verwandten und Freunden möglichst viel Unterstützung bei der Kinderbetreuung holen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
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