Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Hilfe! Mein Kind ignoriert mich.

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

zur Vita

Frage: Hilfe! Mein Kind ignoriert mich.

Sarina1003

Hallo Frau Henkes,  Ich bin alleinerziehende Mutter von einer 1 1/2 jährigen Tochter. Auf Wunsch ihres Vaters hat sie das erste Mal bei ihm übernachtet. Ich finde es ehrlich gesagt einfach noch zu zeitig. Dazu muss ich sagen er hat noch nie bei uns gewohnt und sie sehen sich aller 2- 3 Wochen einen Tag. Er holte sie nach dem Mittagsschlaf ab und brachte sie mir den nächsten Tag vor dem Mittagsschlaf wieder. Meine Tochter sah mich und wollte einfach nicht in die Wohnung ( er musste sie reinschieben), sie hat mich ignoriert, keine Reaktion. Ansonsten freut sie sich immer wenn sie mich sieht , wenn ich sie aus der Kita abhole,.. ich habe sie erstmal paar Minuten gelassen und dann Kontakt durch krabbeln aufgenommen. Nach paar Minuten war auch alles wieder beim alten und sie hat auch nicht nach ihrem Papa gefragt. Ich bin total irritiert. Ist sie sauer auf mich gewesen, dass ich sie alleine gelassen habe? Es war wie gesagt das erste Mal nach 1 1/2 Jahren das sie ohne mich woanders geschlafen hat. Einmal kam es auch vor, als ihre Oma sie aus der Kita abgeholt hat weil ich lange arbeiten musste. Sie war sozusagen von früh an bis halb 3 in der Kita und dann bis um 5 noch mit Oma alleine. Meine Mama meinte sie hat sich kurz davor noch auf mich gefreut das ich gleich komme,aber als sie mich gesehen hat - Ignoranz als wäre ich nicht da.  Ist das wirklich Kränkung ihrerseits das ich sie alleine lasse? 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Ihre Tochter gekränkt sein könnte, weil Sie nicht bei ihr waren. Sie war beide Male bei wichtigen und vertrauten Bezugspersonen. Das Verhalten Ihrer Tochter beruht darauf, dass sie die Übergänge zwischen zwei sehr unterschiedlichen Situationen noch nicht gut bewältigen kann. Das ist durchaus alterstypisch. Der Wechsel vom Aufenthalt beim Vater zurück zu Ihnen ist für Ihre Tochter noch schwierig, weil beide Situationen nichts Gemeinsames haben und unverbunden nebeneinander stehen. Kinder wenden sich dann häufig vom vertrauteren Elternteil ab, vermutlich weil sie sich sicher sind, dass dieser das aushalten kann. Zeigen Sie Ihrer Tochter, dass Sie das wirklich aushalten und ihr nicht böse sind, wenn sie Ihnen keine Aufmerksamkeit widmet. Sie haben bereits eine gute Möglichkeit gefunden, die Situation so zu gestalten, dass Ihre Tochter sich leichter umstellen und wieder in Kontakt kommen kann. Das wird Ihrer Tochter auf Dauer helfen. Der Kontakt zum Vater ist für Ihre Tochter sehr wichtig. Sie sollte auch zu ihm eine gute Beziehung aufbauen können, da dies für die psychische Entwicklung bedeutsam ist. Vielleicht können Sie in Ihrer Beziehung zum Vater Ihrer Tochter dahin kommen, dass Sie miteinander über Ihre Tochter sprechen können. Dann kann er Ihnen berichten, wie die Übernachtung bei ihm geklappt hat oder ob sie sich von ihm schon gut beruhigen lässt. Sie könnten dann auch gemeinsam überlegen, wie Sie die Übergänge für Ihre Tochter erleichtern können. Auch das wäre zum Wohle Ihrer Tochter. Bitte entschuldigen Sie die lange Wartezeit bis zur Beantwortung Ihrer Frage. Versehentlich erschien meine Urlaubszeit nicht auf der Seite. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.