Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Herumalbern und wild sein

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Herumalbern und wild sein

k_ristina

Liebe Frau Henkes! Mein Sohn ist 2,5 Jahre alt und er ist ein sehr aktiver, neugieriger und "wilder" Junge, aber auch sehr sensibel und ein Mama-Kind. Sein Verhalten empfinde ich als sehr anstrengend. Nachdem er heute all seine Spielsachen durch die Gegend geworfen hat, habe ich ihm alle weggeräumt. Ein "Nein" akzeptiert er zur Zeit nicht und wenn man von ihm etwas verlangt zB. Tisch decken oder einfach nur zu mir zu kommen, dann antworter er mit einem Nein. Sobald er in der Früh munter wird, will er dass ich gleich mit ihm spiele. Ich erkläre ihm, dass wir uns zuerst anziehen und ich/wir das Frühstück machen müssen, aber das ist ihm egal. Ständig will er alles sofort haben und alles muss nach seinem Kopf gehen. Heute hatten wir Besuch, eine Unterhaltung mit dem Besuch war nicht möglich, denn er wollte ständig dass mein Mann oder ich mit ihm spielen bzw. bei ihm sind, obwohl er ständig bei uns war. Es hat ihm nichts gepasst. Er wollte sich selber auf die Toilette setzen, aber da kommt er nicht rauf, da der Hocker fehlt und ich durfte ihm nicht helfen. Er wollte sich selber zum Tisch ziehen, nachdem er im Sessel saß, aber das hat er nicht geschafft und helfen durfte ich nicht. Ich habe ihm ein Steckspiel gegeben, damit er kurz alleine spielt, aber das hat er nicht zusammenbauen können und war auch voller Wut. Die ganze Zeit ging es so und ständig war nur zu hören dass er es alleine machen will und mein Mann oder ich bei ihm sein sollen. Ich habe das Gefühl, dass er Sachen auch absichtlich macht die nicht in Ordnung sind, zum Besispiel im Supermarkt weglaufen, beim Zähne Putzen viel Zahnpasta ausdrücken usw. Wenn er mit anderen Kindern spielt, dann ist er immer am herumalbern bzw. ist er am wildesten, aber er macht nichts kaputt und schlägt andere Kinder nicht. Wenn die Nachbarn draußen sind, dann macht er bestimmte Sachen mit Absicht wie zum Beispiel vom Laufrad runterfallen und lustig sein. Ich frage mich, wieso er sich so benimmt? Er bekommt den ganzen Tag Aufmerksamkeit, er ist ständig bei mir und wir spielen gemeinsam und mit meinem Mann tobt er auch gerne herum. Wenn die Großeltern bei uns sind, dann tobt er mit denen auch herum und hat seinen Spaß und ist kaum zu bremsen vor lauter Verrücktheit. Ich hoffe, dass dieses Verhalten nur eine kurze Phase ist, denn ich weiß nicht ob ich auf Dauer das wilde Herumtoben und das Ignorieren von Regeln/Grenzen aushalte. Ich frage mich, ob das wilde Toben und herumalbern (in der Öffentlichkeit) noch schlimmer wird, denn manchmal da will ich mit ihm gar nicht raus, wenn ich weiß, dass er sich so benimmt.  Habe ich etwas falsch gemacht bzw. was kann ich machen (außer Grenzen setzen und erklären), damit es besser wird oder soll ich das Verhalten so akzeptieren, "zuschauen und abwarten"? Es ist schwer einzuschätzen ob all das "normal" und "kindlich" ist oder verhaltensauffällig. Ich hoffe, Sie wissen was ich meine. LG Kristina            


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie haben nichts falsch gemacht. Ihr Sohn ist in der Trotzphase. Da wollen (und müssen) Kinder ihren Willen erproben. Sie opponieren gegen Grenzen und versuchen sich durchzusetzen. Gleichzeitig haben Zweijährige zunehmend ein größeres Bewusstsein von sich selbst und genießen die Aufmerksamkeit anderer. Daher produzieren sie sich auch ganz gerne vor amüsierten Zuschauern. Ein vorübergehender Verlust der elterlichen Aufmerksamkeit wegen Besuchs können Zweijährige oft noch nicht gut ertragen. Sie sorgen dann dafür, diese Aufmerksamkeit wiederherzustellen, sei es auch eine negative. Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Sohn Grenzen setzen. Es ist sinnvoll, nur wenige Grenzen sehr deutlich zu setzen und auf deren Einhaltung zu bestehen. Viele andere Situationen können Sie mit Humor oder spielerisch umlenken. Denn wenn Ihr Sohn zuviel auf einmal beachten muss, überfordert ihn das. So kommt es zu Frustrationen, die Ihr Sohn noch nicht bewältigen kann. Die dazu nötige Frustrationstoleranz muss er erst mit Ihrer Unterstützung erlernen. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass Sie Verständnis dafür haben, dass er sich ärgert, wenn er sich erst anziehen soll, kurz alleine spielen soll oder den Supermarkt erforschen will. Das hilft ihm schon mal, sich mit seiner Wut nicht so alleine zu fühlen. Sie können ihn trösten und trotzdem darauf bestehen, dass Vieles nach Ihren Vorgaben gemacht werden muss. Die Trotzphase kann für Eltern sehr anstrengend sein. Sie geht aber vorüber und Ihr Sohn hat dann gelernt, Regeln besser zu beachten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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