Hallo Frau Henkes
ich habe mal eine Frage. Meinem Sohn, 2,5 Jahre alt, fehlt es etwas an Empathie. Ich weiß nicht genau, was ich noch machen kann.
Zum ersten haben wir 2 wirklich sehr geduldige und liebe Hunde, die hier öfter mal einfach so gekniffen oder gehauen werden. Da ich immer dabei bin, bekomme ich es sofort mit und unterbinde es natürlich. Er macht es wirklich so im vorbeigehen. Jedes Mal muss er den Hund danach streicheln und sich entschuldigen und ich erkläre ihm dass 100ste mal, dass es nicht in Ordnung ist, dass soetwas weh tut und er es sicherlich auch nicht selbst möchte, dass jemand ihm weh tut. Dem hund von meinem Eltern hat er neuerlich gegen die Schnauze getreten, als dieser geschlafen hat. Wieso kann ich ihm das nicht vermitteln? Ich bleibe wirklich ganz ruhig und sachlich und erkläre es ihm, weil ich es vermeiden möchte, dass er falsche Aufmerksamkeit bekommt.
ähnlich sieht es aus, wenn wir uns mit anderen Kindern treffen. Sobald er etwas müde wird, wirft er mit Sand (direkt ins Gesicht, auch bei erwachsenen) oder er schubst. Er kommt im Herbst in den Kindergarten und ich mache mir große Sorgen, dass ich ihn jeden Tag abholen muss und er sich so natürlich nicht grade Freunde macht..
können Sie mir einen Tipp geben, wie ich mich in solchen Situationen besser verhalten soll/kann und vor allem gibt es Übungen, die die Empathie stärken?!
plötzliches nach Hause fahren empfindet er leider nie als Strafe, ganz im Gegenteil, er freut sich meistens auch noch...
vielen Grüß m schultz
von
Brooklyn245
am 09.05.2022, 09:18
Antwort auf:
Empathie stärken
Guten Tag,
Empathie ist etwas, das Kleinkinder erst lernen müssen. Sie bringen Empathie nicht mit auf die Welt. Vieles lernen Kinder durch das Vorbild der Eltern. Aber es kommt häufig vor, dass Kinder trotzdem eine Weile brauchen, bis sie empathiefähig sind. Zu Ihren Hunden scheint Ihr Sohn sich in Rivalität zu befinden. Möglicherweise versucht er, diese durch sein aggressives Verhalten zu vertreiben. Dann hätte er Ihre Aufmerksamkeit für sich allein. Ihr Sohn muss sich vermutlich Ihrer Aufmerksamkeit noch sicherer sein können, um die Hunde besser akzeptieren zu können. Sie können ihm helfen, indem Sie sich mit ihm gemeinsam um die Hunde kümmern. Es wird bestimmt etwas geben, was er mit Ihrer Hilfe machen kann. Dann ist Ihr Sohn nicht mehr in Konkurrenz zu den Hunden, sondern er ist mit Ihnen zusammen der "Chef" über die Hunde. Das wird seine Haltung den Hunden gegenüber ändern. Das Ärgern ist im Alter Ihres Sohnes insgesamt ein wichtiges Erfahrungsfeld. Kinder wollen und müssen mit zwei Jahren erproben, was sie schon alles bewirken und erreichen können. Sie lernen dadurch, sich Ihrer eigenen Wirkmächtigkeit zu versichern. Das ist eine wichtige Erfahrung für die Entwicklung, nachdem sie als Babys doch sehr abhängig von den Bezugspersonen waren. Wenn Ihr Sohn also ärgert, erlebt er vermutlich in der Regel mehr oder weniger heftige Reaktionen. Er kann also feststellen, dass er mit "ein wenig Sand schmeißen" ganz schön große Effekte erzielt. Natürlich muss er lernen, dass er das nicht darf. Ich will nur darstellen, was in einem Zweijährigen vorgeht. Dann können Sie besser auf sein Verhalten reagieren. Deshalb ärgert er sich auch nicht, wenn Sie nach Hause fahren. Denn dann hat er Sie wieder ganz für sich. Es wäre also wichtig gelassen zu bleiben und ihn (kurzfristig) aus der Situation zu entfernen. Dazu kann es auch reichen, dass er ein paar Minuten neben Ihnen sitzen bleibt. Wegen des Kigas müssen Sie sich keine Sorgen machen. Aus seinem jetzigen Verhalten können Sie nicht auf das spätere Verhalten im Kiga schließen. Außerhalb der Familie verhalten Kinder sich häufig anders und angepasster. Außerdem sind dort Kinder, die sich dieses Verhalten vermutlich nicht gefallen lassen. Kinder können solche Konflikte auch bereits im Kiga meist sehr gut unter sich lösen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 09.05.2022