Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Anhängliches ängstliches Kind

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Anhängliches ängstliches Kind

Intuition

Sehr geehrte Frau Henkes, meine Tochter (1,5 Jahre) soll in ca. 6 Monaten eine Krippe besuchen. Um ihr den Einstieg dort zu erleichtern möchten wir, dass sie bereits jetzt stundenweise bei den Großeltern bleibt. Das klappt aber leider überhaupt nicht. Meine Tochter klammert sich bei den Besuchen (ca. 2x pro Woche für 1-2 Std.) jedes Mal an uns. Wenn wir alle zusammen spielen klappt es meist gut, aber wenn wir den Raum verlassen weint sie sofort untröstlich los. Nun gehe ich gerade alleine mit meiner Tochter zu den Großeltern und klinke mich dann nach einiger Zeit aus dem Spiel aus (ich sage meiner Tochter kurz dass ich jetzt etwas anderes mache), bleibe zwar im Raum, aber versuche mich dann uninteressant zu machen (Buch lesen etc.). Aber auch dann fängt sie nach einigen Minuten an zu weinen oder läuft zu mir. Was können wir tun um ihre Trennungsangst zu überwinden? Auch im Spiel mit anderen Kindern bleibt sie immer bei mir. Manchmal ist sie sogar regelrecht versteinert. Wie kann ich sie ermuntern mehr auf andere zuzugehen? Ich vermute, dass ihre starken Trennungsängste durch die Geburt ausgelöst wurden. Sie musste direkt nach der Geburt auf die Neo. Vielen Dank für Ihre Hilfe.


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

Guten Tag, möglicherweise braucht Ihre Tochter noch sehr Ihre direkte Nähe, um sich sicher zu fühlen und genügend Halt zu haben. Das kann tatsächlich an der schwierigen Situation nach der Geburt liegen. Diese frühe Trennung kann Säuglinge lange belasten. Wenn eine Trennung von Ihnen noch solche Ängste bei Ihrer Tochter auslöst, können Sie dies nicht durch bestimmte Handlungen ändern oder das Wegfallen der Angst beschleunigen. Was Ihre Tochter benötigt ist die Sicherheit Ihrer Nähe. Wenn sie dies genügend verinnerlicht hat, wird sie sich besser von Ihnen lösen können. Manche Kinder benötigen für diesen Prozess länger als andere. Das erfordert von den Eltern oft ein besonderes Maß an Geduld und Behutsamkeit. Im Hinblick auf den schwierigen Start wird das Verhalten der Kinder aber durchaus verständlich. Machen Sie bei den Großeltern ruhig weiter wie gehabt. Wenn Ihre Tochter im Spiel mit den Großeltern zu weinen beginnt, sind Sie ja da und können sie beruhigen. Sprechen Sie dabei mit Ihrer Tochter, erklären Sie ihr, dass Sie da sind, dass die Großeltern auch gut auf sie aufpassen und ähnliches. Auch wenn Ihre Tochter das noch nicht versteht, wird der ruhige Klang Ihrer Stimme ihr helfen, bis sie die Worte auch inhaltlich besser erfassen kann. Vielleicht können Sie diese Besuche auch häufiger durchführen. Viele gute Erfahrungen helfen Kleinkindern ebendiese Erfahrungen zu generalisieren. Für Ihre Tochter könnte das bedeuten "Ich bin nicht getrennt von der Mama" zu verinnerlichen. Wenn das bei ihr sicher ist, können Sie auch mal das Zimmer verlassen. Ihre Tochter kann dann fortschreiten zu der generalisierten Erfahrung "Wenn Mama mal nicht da ist, bin ich auch nicht allein, weil dann zuverlässig andere wichtige Menschen bei mir sind". Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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