Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

3 Jähriger zwanghaftes Verhalten

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: 3 Jähriger zwanghaftes Verhalten

Fluchti

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Liebe Frau Henkes, mein Sohn (Einzelkind) wird nächste Woche drei Jahre alt und es häufen sich verhaltensbedingte Routinen, die er durchführt. Am Anfang (ca. vor 4-6 Wochen) ging es nur darum, dass er vom Wohnzimmer durch die Küche in den Flur laufen musste, anstatt direkt vom Wohnzimmer in den Flur. Oder er in der Kita ein Abschiedsritual eingeführt hat, was er Stück für Stück erweitert hat (erst übers Haar streichen, Kuss auf den Mund, Kuss links/rechts, linkes Bein umarmen, rechtes Bein umarmen und jeweils dann noch Vor- und Rückseite.) Ich hab ihn bislang immer gewähren lassen, aber er fängt an mir diese Routinen auch aufzuzwingen. Also auch durch die Küche zu gehen, die Schuhe müssen auf eine bestimmte Art zugeklettet werden, die Zahnbürste muss im in einem bestimmten Winkel im Zahnputzbecher stehen, ich muss hinter ihm laufen, die Schuhe müssen ganz genau hingestellt werden, ich muss seine Essensreste aufessen oder sein Glas leertrinken etc., alles was nicht so befolgt oder unterstützt wird, endet in einer riesen nicht endenden Schreierei. Das letzte Jahr hatte er immer die "ich kann das nicht!" Phase, wo er schreiend auf dem Boden lag, bspw.  beim Schuhe anziehen. Auch heute kommt das noch manchmal vor. Entwicklungsbedingt möchte er jetzt alles selbst machen, sobald ich ihm in einem Prozess assistiere, bspw. anziehen, verbietet er mir das und muss sich komplett wieder ausziehen um sich dann selbst wieder anzuziehen.  Sprachlich ist er eigentlich gut entwickelt, fängt jetzt aber an, zeitweise zu stottern, bzw. das erste Wort eines Satzes zu wiederholen (Wortfindungsschwierigkeiten). Insbesondere wenn er aufgeregt ist. Zeitweise spricht er aber völlig "fehlerfrei". Er stört sich auch nicht an seinen Wortfindungsschwierigkeiten. Er hat jetzt auch von Gewicht und Größe her, einen riesen Sprung gemacht. Es passiert also gerade sehr viel. Er war schon immer ein sehr anspruchsvolles Kind und war wenig zufrieden. Dennoch haben wir ihn immer sehr bedürfnisorientiert behandelt. Er schläft auch heute noch bei uns im Schlafzimmer (entweder in seinem eigenen oder unserem Bett). Er ist auch "nur" von 8 bis 12 Uhr in der Kita. Der Einstieg in die Kita ist ihm auch sehr schwergefallen, mittlerweile fühlt er sich dort sehr wohl, das zusammen spielen mit anderen Kindern fällt ihm aber noch sehr schwer. Er orientiert sich gern an Erwachsenen. Dier Erzieherin sagte aber, dass sich das gerade bessert. Aber bei körperlichen Auseinandersetzungen wehrt er sich nie, sondern versucht das verbal zu lösen, was bei anderen Kindern natürlich in dem Alter wenig beeindruckend wirkt. Ansonsten ist er feinmotorisch überdurchschnittlich begabt, grobmotorisch hat er aber manchmal seine Schwierigkeiten. Ich habe mal versucht mit wenigen Worten ein Bild von meinem Sohn zu zeichnen, letztlich möchte ich wissen, ob seine Routinen normaler Bestandteil seiner Entwicklung sind oder ob man da jetzt schon ein Auge behalten muss und wie wir damit umgehen sollen (unterstützen, verbieten,ihn allein gewähren lassen..)? Vielleicht ist das auch nur eine Phase, die einfach wieder verstreicht. Mir ist es aber wichtig, zu wissen, ob wir diese Phase positiv begleiten können, damit nicht nachhaltig Verhaltensweisen geprägt werden. Lieben Gruß  Fluchti      


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich bezüglich dieser Routinen keine Sorgen machen. Routinen oder Rituale geben Kindern im Alltag Orientierung und Sicherheit. Das ist sehr hilfreich für sie und kommt daher phasenweise immer mal vor. Vermutlich kann Ihr Sohn sich morgens im Kiga leichter trennen, wenn sein Ritual durchgeführt wird. Entwicklungsbedingt scheint Ihr Sohn nun außerdem Dominanz und Macht erlangen zu wollen. Deshalb fordert er auch von Ihnen das Einhalten seiner Vorgaben ein. Das sollten Sie nicht befolgen. Ihr Sohn kann so lernen, dass Sie und er unterschiedliche Bedürfnisse haben. Ihre Bedürfnisse müssen berücksichtigt werden. Sie müssen sich nichts verbieten lassen. Ihr Sohn soll sicher lernen, dass ihm das nicht zusteht. Er schreit, wenn Sie ihm nicht nachgeben, weil er frustriert ist, dass er seinen Willen nicht bekommt. Das ist ganz in Ordnung, denn Frustrationstoleranz muss er als Dreijähriger erst lernen. Dabei benötigt er Ihre Hilfe. Er sollte spüren, dass Sie Verständnis für seine Wut haben, denn es ist sehr ärgerlich für ihn, dass er nicht bestimmen kann. Nachgeben müssen sie ihm deswegen nicht. Es vermittelt Dreijährigen Sicherheit zu erleben, dass die Eltern die Vorgaben machen und bestimmen. Sie spüren, dass sie noch zu jung und schwach sind, um in der Wirklichkeit diese Rolle der Eltern zu übernehmen. Wenn Ihr Sohn merkt, dass sein Schreien Sie nicht von Ihren Vorgaben abbringt, wird er es aufgeben können. Entwicklungsbedingt zeigen viele Kinder im Kigaalter vorübergehend ein Stottern. Das ist harmlos und verschwindet in der Regel von selbst wieder. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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