Monti36
Sehr geehrte Frau Dr. Dotzauer, wir haben ein Baby mit Regulationsstörung. Er kam 2,5 Wochen zu früh mit Untergewicht nach schwieriger Schwangerschaft. Auch die ersten Wochen waren turbulent mit Gelbsucht, Stillproblemen und mehreren Arztbesuchen. Er ist jetzt ca 11 Wochen auf der Welt und korrigiert 9 Wochen alt. Seit ca 6 Wochen schreit er unglaublich viel. Mit viel Mühe haben wir einen Tag-Nacht-Rhythmus etabliert, sodass er nachts - bisher - zum Teil 6-8 Stunden schläft und das autonom im Beistellbett. Tagsüber ist der Schlaf ein Kampf. Autonom (bei gleichen Bedingungen wie nachts: dunkel, vorgewärmtes Bettchen etc) ist so gut wie gar nicht möglich. In Kinderwagen oder Federwiege erreichen wir nur ca 20-30 Minuten. Trage funktioniert soweit ganz gut mit anfänglichem Geschrei. Dass wir uns mit der Trage hinsetzen können ist nur in Ausnahmefällen möglich. Aber auch in der Trage wird er zunehmend früher unruhig. Auf dem Arm liegen oder auf der Brust wird gar nicht mehr toleriert und beim Versuch endet es meistens in exzessivem Schreien. Vor drei Wochen hat er noch ruhig und zuverlässig auf der Brust geschlafen. Wie können wir den Tagschlaf verbessern und wo liegt der Unterschied zwischen Tag und Nacht? Zur Regulation bekommt er auch den Schnuller. Es steht zwar auch eine organische Ursache (Reflux) im Raum, aber ein zweiwöchiger Verzicht auf Kuhmilch/Ziegenmilch/Soja brachte keine Besserung und dann müsse ja nachts dieselbe Problematik vorliegen. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen. Vielen Dank im Voraus! Herzliche Grüße
Guten Abend, ja Ihre Situation ist komplex und ich empfehle Ihnen sich begleitend Unterstützung zu suchen, z.B. in einer Sozialpädiatrischen Einrichtung bzw. einer Ambulanz, die sich mit frühkindlichen Regulationsstörungen auskennt. Gerne schreibe ich ihnen, meine wichtigsten Tips, aber die Umsetzung ist nicht leicht und nicht durch wenige Zeilen, in Gänze zu beschreiben. Zu allerserst würde ich ein Schlafprotokoll dr-dotzauer.de/downloads anfertigen und einen altersgemäßen Tagesablauf anstreben. Dabei ist es nicht wichtig ob das Kind autonom? oder sonstwie schläft, sondern, dass es überhaupt schläft. Ich weiß, dass sie es sicher rund um die Uhr versuchen und gebe Ihnen den Tipp, unbedingt der Unruhe zuvorzukommen. Jeden Tag neu beginnen und nach dem Erwachen am morgen, sich um Sättigung kümmern und dann bereits nach 30-45 min Wachzeit, wieder an das Einschlafen (1. Schlaf) denken, Vorschlafruhe verbreiten und dann möglichst noch ohne Schreien, sich auf das Wohlgefühl des Kindes zu konzentrieren. Einwicklen, Singen und Wiegen, abdunkleln (Ohne Bewegung und ohne Halt wird es nicht gelingen) und das eigene ruhige Nervensystem dem Kind ausleihen. Besteht Aufregung und Stress wird es schwierig. Optimalerweise lässt sich das Kind "runterkuscheln" ohne Blickkontakt in die Ellenbeuge geschnuffelt und es schläft spätestens nach 1 Wachstunde ein und Elternteil und Kind legen sich gemeinsam ins Bett, Halt geben zB in der Seitenlage mit einer Rolle im Rücken. Gelingt dies nicht, kommt es in die Trage (Exitstrategie), bevor es sich einschreit, und es wird ein Trageschlaf. Oprtimalerweise nicht in der Wohnung schleichen, sondern an der frischen Luft marschieren, abgedunklelt, insbesondere nach 20-40 min, sollte die Schlafstimmung aufrecht erhalten werden, auch wenn die Augen auf gehen. Es ist das typische Schlafverhalten der kleinen Säuglinge, denn ihre besonders tagsüber bestehenden REM-Schlafphasen (Leichtschlaf) machen den Tagschlaf so vulnerabel. Also möglichst versuchen mehrfach die Schläfchen zuverlängern, dann kommt irgendwann der Tiefschlaf und ihr Kind erwacht erholter. Es bräuchte mindestens 4-5 Schläfchen (45-120 min) am Tag, ähnlichen Zubettgehzeiten und ähnliche Erwachenszeiten (nach 10-11 Std Nachtschlaf). Ich weiß dass das anfangs schwer erscheint, aber es ist ein Ziel. Wichtigster Tipp zum Weiterschlafen beim Zwischenerwachen: umlagern von einer Seitenlage in die andere ("bitte wenden") gerne bevor das Kind richtig wach wird. Schnuller natürlich geben. Übrigens wird jedes Schläfchen des voranschreitenden Tages schwieriger und daher am Nachmittag/Vorabend die leichteste Variante anbieten also Trage. Besonderes Augenmerk ist auf den Vorabendschlaf zu legen. Der sollte so positioniert werden, dass höchtens 1,5 Std bis zum Nachtschlaf , als letzte Wachzeit verbleiben. Altersgemäße Tagesstruktur: nur ein Beispiel ich weiß dass ihre Tagschläfchen kürzer sind, daher in der Trage marschieren und über das Erwachen hinaus das Schöäfchen verlängern. 7.00 Uhr aufstehen, satt, Morgenroutine, 8.00 Uhr-9.30Uhr 1.schlafen, möglichst lange zB 60-90, gerne auch 2 Std. 9.30 Uhr satt, wach, Einschlafen 10.30-12.00 Uhr 2.schlafen zB Trage 12.00 Uhr essen, wach, einschlafen 13.30-14.30 3.schlafen 14.30 essen,wach, einschlafen 16.00 -17.30 4.schlafen 17.30: essen,wach.,Tragezeit 19.00 Uhr essen und schlafen zur Nacht... Einschlafhilfen: Einschlafstillen/Flasche, Tragen, Bewegen, Halt geben, Pucken dann Rückenlage, wenn nicht gepuckt dann Seitenlage, gestützt, Schnuller, leichtes Tuch über den Augen, Augen zustreicheln, Trageschlaf, Still- oder Flaschenschlaf, Federwiegenschlaf, aber nicht schreiend in die Federwiege legen, sondern runtergekuschelt, jede Art des Schläfchens ist besser als kein Schläfchen. Auf passende Gewichtszunahme achten und 1x/Woche wiegen:170-220g/Wo Osteopathische Untersuchung/Behandlung anleiern Emotionale Stabilisierung: in der kurzen Wachphase außer satt werden auch Sozialkontakt anbieten, Laute imitieren, Blickkontakt und Antwortlächeln im kleinen Zwiegespräch üben. (dauert meist nur wenige Minuten) Es gibt dazu noch viel zu sagen... Sie können sich auch auf meinem Instagram-Account dr.danieladotzauer informieren: zB Babys 0-3 Monate, etc. Ich wünsche Ihnen alles Gute Herzliche Grüße Daniela Dotzauer
Monti36
Als Ergänzung: er bekomnt jetzt seit 3 Wochen ausschließlich Prenahrung.