Maren_Jo
Hallo Frau Dr. Dotzhauer, meine elf Monate alte Tochter hat es sehr schwer mit schlafen. Schon direkt in der Anfangsphase, hatten wir große Probleme. Sie ließ sich auf keinen Fall ablegen, selbst neben dem Bein war einfach zu weit weg. Unsere Hebamme vermutet, dass sie aufgrund einer sehr schnellen Geburt ein Traum erlitten hat. Dies hatte zur Konsequenz, dass meine Tochter in den ersten zwei Monaten 24 Stunden am Tag auf dem Arm war, oder in der Trage. Nachts haben mein Mann und ich sie in unser Bett genommen, und sie hat bei mir geschlafen. Wie üblich habe ich sie alle paar Stunden gestillt, etwas später dann bei Bedarf (das war sehr häufig). jedes Mal, wenn ich sie neben ihr abgelegt habe im Bett, hat sie sofort nach mir gesucht. auf Anraten meiner Hebamme habe ich dann das Stillen im Liegen probiert, welches nach ein paar Tagen üben, gut funktioniert hat. Leider hatte dies nach einigen Tagen bis Wochen zur Konsequenz, dass meine Tochter ohne die Brust im Mund nicht mehr eingesehen hat zu schlafen, dafür aber wesentlich ruhiger. Schnuller hat sie nie angenommen. Anfangs war das noch ganz in Ordnung. Nur leider haben sich je älter sie wurde, immer mehr Einschlafmethoden verabschiedet. Sie lässt nur noch das einschlafen an der Brust zu, selbst das ist mittlerweile schwer geworden. Inzwischen möchte ich sehr gerne mit dem Abstillen anfangen, da sie mich zunehmen beißt . sie ist nur sehr unruhig, und schreit dann viel. Sie bleibt über viele Stunden problemlos wach. Fehlt ihr etwas gesundheitliches? Ich mache mir große Sorgen.
Guten Abend, Wenn Sie sich Sorgen machen, ob ihrer Tochter gesundheitlich etwas fehlt, dann ist der behandelnde Kinderarzt der richtige Ansprechpartner. Aus Ihrer Schilderung kann ich nichts krankhaftes heraushören. Sie beschreiben Regulationsprobleme und da sind Sie nicht alleine. Es betrifft jede 5. Familie und es ist wichtig achtsam damit umzugehen. Im "hier und jetzt" ist Ihre Tochter 11 Monate alt, sie haben gemeinsam bestimmte Gewohnheiten und Schlafwelten etabliert, welche sie nun einfordert und Ihnen das Leben und besonders den Schlaf erschweren. Die gute Nachricht ist, dass Kinder jeden Tag Neues lernen können. In Ihrem Fall empfehle ich viele kleine Schritte. Sie wird davon nicht begeistert sein und Sie brauchen nicht erwarten, dass jede Veränderung klaglos gelingt. Da braucht es Klarheit, Geduld und Langmut. Beim ersten Kind ist man typischerweise unsicher, wie man mit dem kindlichen Willen umzugehen hat, das ist normal. Aber Sie dürfen Ihrer Tochter zutrauen, dass auch sie sich an Veränderungen gewöhnen kann. Halt langsam und in kleinen Schritten. Die Veränderungen, die sich durch die Entwicklung ergeben sind Entwicklungsaufgaben, die nur im Zusammenwirken von Elternteilen und Kind, gelöst werden. Wann sie "Ihre Aufgaben" lösen ist moralisch neutral und das entscheiden Sie. Bevor Sie abstillen, empfinde ich es als wichtig, den Beruhigungsaspekt des Stillens, anders zu üben. Denn der fällt ja weg, wenn nicht mehr gestillt wird. Nur weil Sie die Ernährung umstellen, hat Ihr Kind noch nicht gelernt besser zu schlafen. Ein großer "Joker" könnte der Papa sein, denn der hat von Anfang an nie gestillt, sondern getröstet. Aber auch das braucht ihre Zustimmung, Vertrauen und Ihre Erlaubnis. Eine weitere Hilfe sind eigenregulative Fähigkeiten. Dafür könnten SIe ihrer Tochter ein Kuscheltier vertraut machen (mit emotionaler Bedeutung aufladen), das wird allerdings dauern auch dafür braucht es Langmut. Und schließlich sind es die kleinen Schritte, die Großes in Gang sezten können. Erster Schritt könnte das Verändern des Einschlafens am ersten Tagschlaf/Mittagschlaf sein. Ich würde das Stillen vom Einschlafen trennen. Der kleinste mir bekannte Schritt ist, sie zu stillen und wenn sie nicht mehr trinkt, sondern beginnt zu nuckeln, sie abzudocken und sie mit einer Einschlafroutine (singen und wiegen und ggfs. etwas tragen) "runterzukuscheln". Sie können sich gemeinsam hinlegen, aber die Brust schläft und wird nicht als "Schnuller" zur Verfügung gestellt. Wenn Ihnen das unmachbar erscheint würde ich den Papa zu Hilfe holen. Der kann das satte! Kind im abgedunkelten Schlafzimmer, mit dem Sortierkörbchen (gemeinsam Obkjekte gucken) nahe an den Schlaf heranführen und seinerseits das Runterkuscheln versuchen. Er kann Wohlgefühl über dem Kind ausschütten, singen und tragen und sich dann mit Kind hinlegen. Das wäre ein kleiner Anfang, viele weitere Schritte müssten dann noch folgen, aber meistens ist der Anfang das Schwerste. Viel Erfolg und alles Gute Daniela Dotzauer
Maren_Jo
Vielen dank für die sehr interessanten Anregungen. Ich werde mich zusammen mit meinem Mann herantasten. Ich habe auch eher an ein Regulationsproblem gedacht und bin über Ihre Meinung sehr erleichtert. Wenn das Einschlafen losgelöst vom Nuckeln geklappt hat, wie gehe ich mit dem Weiterschlafen vor? Abgenommen ich lege sie zum Schlafen in ihr Bett und sie wacht nach 30 Minuten oder 1 Stunde wieder auf. Das Stillen möchte ich auch nur nach und nach und nach herunter fahren. Ich hoffe, dass das schrittweise Ändern "schnell" Früchte tragen wird und somit ein friedliches Abstillen in den kommenden Wochen bis Monaten möglich sein wird viele Grüße von der Nordsee