Anne Müller
Liebe Frau Simon, seit vier Tagen verwendet meine Tochter (zwei Jahre und drei Monate alt) keinen Schnuller mehr. Vorher hat sie ihn am Tag, wenn sie aufgeregt war sowie aus Gewohnheit und in der Nacht, wenn sie einschlafen wollte, genutzt. Auch bei der TM. Gebraucht hat sie ihn nicht. Nachdem mein Mann und ich mit ihr einige Wochen lang Bücher wie bspw. "Juli und die Schnullerfabrik" angeschaut und mit ihr darüber gesprochen hatten, fand sie es spannend, selbst ihre Schnuller an die Schnullerfabrik zu senden. Die Kiste dazu hat sie mit Fingerfarbe bunt angemalt. Danach haben sie und ich einen Brief gezeichnet und sind zur Post gegangen, wo ich das Paket abgegeben habe und sie sich auf eigenen Wunsch eine Schokolade aussuchen durfte. Zuhause überraschte sie eine Antwort der Fabrik mit einem Geschenk und einem Dankesbrief: Jetzt kann sich ein Baby einen ihrer Schnuller aussuchen. Darauf ist sie nach wie vor stolz. Zunächst war meine Tochter selbstbewusst, auf dem Weg zur Post haderte sie einmal stark und ich erinnerte sie an ihre Courage. Seitdem gab es täglich eine Situation, in der sie entweder müde, aufgeregt oder traurig war und nach einem Schnuller fragte. Mit meiner Hilfe konnte sie diese Gefühle jedes Mal gut meistern und wirkte gefasst. Sie kann ihre Gefühle gut benennen und Bedürfnisse ausdrücken: "Ruhe haben", "Schoß setzen". Sie bekommt jetzt besonders viel Nähe. Mein Mann, also der Papa, und ich ziehen sie nach dem Motto „artgerecht“ (Familienbett, bedürfnisorientiertes Stillen(Sie stillt nicht mehr)) und bindungsorientiert groß. Ihr Schlafverhalten ist insgesmat unverändert gut. Nur wacht sie seither zwei Mal pro Nacht auf, weil sie im Halbschlaf mit der Hand nach dem Schnuller sucht und ihn nicht findet. Dann schreit sie: "Nein, nein, nein", weint bitterlich und wirft das Kuscheltier aus dem Bett. Nach etwa fünf Minuten schläft sie in meinem Arm wieder ein. Sie empfindet Trauer, was sich durch das Weinen äußert, wie ich denke. Immerhin hat sie den Schnuller für den Tag und für die Nacht zeitgleich abgegeben - ohne schleichende und abgestufte Entwöhnung. Nun sorge ich mich, weil meine Tochter möglicherweise nur äußerlich tapfer, verständig und gefasst sein könnte, da sie ja nachts deutlich zeigt, dass sie den Schnuller vermisst. Am nächsten Morgen spreche ich mit ihr und erkläre, was sie machen kann, bspw. Kuscheltier oder mich umarmen. > Kann der Schmerz schädlich für die jungen Psyche meiner Tochter sein? Die Kinderärztin hatte im Herbst empfohlen, den Schnuller in einem passenden Moment noch im Verlauf diesen Jahres abzugewöhnen. Deshalb habe ich das aktiv gefördert und den oben beschriebenen Moment spontan genutzt, weil er sich ergab. Meine Tochter macht einen reifen Eindruck auf mich, gleichzeitig heißt es im Forum, dass eine zu frühe Entwöhnung die Psyche der Kinder krank machen kann. Viele sagen, dass sie den Zeitpunkt völlig ihrem Kind überlassen, erst eine Entwöhnung im Alter von drei Jahren angemessen sei und ich kann diese Überlegungen sehr gut nachvollziehen. Für Ihren Rat, Ihr Wissen und Ihre Erfahrung ganz ganz herzlichen Dank. Beste Grüße
Liebe Anne Vielen Dank für Ihren Beitrag :). Sie berichten, dass Sie Ihre kleine Tochter artgerecht begleiten. Im Rahmen der artgerechten Begleitung werden Schnuller zunächst nicht empfohlen; aber doch, wenn das Saugbedürfnis arg groß ist. Dieses lässt etwa mit dem achten Monat nach. Der Einsatz eines Schnuller gilt nur im Bedarfsfall und nicht als ritualisiertes Angebot. Ich vermute, dass Sie das Schnullerangebot so auch gehalten haben :)?. Ihre kleine Tochter hat sich bereits selbst abgestillt und sich somit von der nährenden, trostspendenden, wohligen und geborgenen Brust entfernt. Der Schnuller hat nach dem Abstillen sicher in vielen Situationen einen guten Übergang geschaffen und seinen Zweck erfüllt :). Ihre Begleitung in regulierungsunterstützenden Situationen wie Trauer, Frustration, Müdigkeit usw. ist sie die essenziellste. Ihre Tochter hat es so gelernt und sie weiß zu 100% um Ihre Fürsorge und grundlegenden Trost in suchenden Situationen nach Schutz und Geborgenheit. Die Empfehlung den Schnuller zum 2. Lebensjahr abzugeben ist deshalb wichtig, da sich zum einen der Kiefer bei häufigem Schnullern verformen kann und somit auch die Zahnstellung und zum anderen, wird der Spracherwerb durch das Schnullern behindert. Ich vermute zwar, dass Ihre Tochter den Schnuller nur bei Bedarf erhalten hat; dennoch ist die Abgewöhnung so früh, wie möglich, sinnvoll. Sie haben den Abschied vom Schnuller mit Ihrer Tochter sehr intensiv und liebevoll zelebriert. Sie geben Ihrer Kleinen wie oben beschrieben, jede Aufmerksamkeit, die Ihre Tochter in fürsorgenden Momenten benötigt. Die nächtliche Situation zeigt mir, dass die Suche nach dem Schnuller aus Gewohnheit geschieht und ja, Ihre Tochter ist in diesem Moment traurig. Das darf sie sein. Der Schnuller war ein tröstlicher Begleiter. Aber auch nachts, sind Sie da und geben Trost und Verständnis für die Trauer Ihrer Tochter, die entspannt und sich durch Ihre Nähe gut und sicher beruhigt. Kinder, deren Verhalten "abgetan" wird und dessen Reaktionen auf den fehlenden Schnuller auf Unverständnis stößt oder wenn die Kinder alleine gelassen werden, mögen, im Zusammenhang mit krisenhaften ( sich wiederholenden) Situationen, ggf.eine Regulationsstörung entwickeln oder diese mit anderen Hilfsmitteln überbrücken. Ihre Tochter wird den Übergang ohne Schnuller, auch nachts, lernen und dies, ohne Schaden zu nehmen! Lassen Sie sich gemeinsam noch Zeit :). Ich bin gerne für Sie da! Herzliche Grüße von Katrin Simon
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