Kind lässt sich nicht kämmen

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Kind lässt sich nicht kämmen

Hallo Frau Simon, meine 2-jährige Tochter möchte sich nicht kämmen (lassen). Sie hat zwar noch kurze und dünne Haare, trotzdem möchte ich sie daran gewöhnen. Sie schlägt mir aber immer die Hand weg und schreit. Haben Sie vielleicht eine Idee wie ich sie dazu bringen kann sich kämmen zu lassen? Vielen Dank für Ihren Rat.  Liebe Grüße!

von Rosarot6835 am 18.03.2024, 19:17



Antwort auf: Kind lässt sich nicht kämmen

Liebe Rosarot Vielen Dank für Ihre Frage und endlich! kommt eine Antwort. Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung. Haarpflege gehört zum täglichen Pflegeritual, wie das Waschen und Zähneputzen. Es ist gut, dass Sie das Kämmen liebevoll konsequent durchführen und so achtsam auf die Signale Ihres Kindes achten. Denn- Ihre Tochter scheint durch ihr Verhalten ein Zeichen zu setzen, dass sie mit etwas unzufrieden ist und "nur" durch ihre Reaktion dies zum Ausdruck bringen kann. Ich habe zwei mögliche Vermutungen, die hinter dem Verhalten Ihrer Tochter stecken könnten. 1. Es gibt einige Kinder, die sehr sensibel auf Berührungen am Kopf; besser noch- an der Kopfhaut reagieren. Dies hohe Sensibilität kann ihren Ursprung innerhalb es Geburtsprozesses erlangt haben. Kinder, die lange im Geburtskanal stecken, deren Geburt sehr schnell und "gewaltig" passiert, die mit Unterstützung durch Glocke oder Zange geboren wurden zeigen manchmal diese Berührungsempfindlichkeit auf. Im Säuglingsalter wird sie oft nicht erkannt, da ein Weinen oder Schreien beim Anziehen oft mit einem generellen Unmut über die Situation gleichgesetzt wird. Ist ein Kind älter und es kann sich differenzierter in seinen Bedürfnissen oder in seinen Vorlieben/ Abneigungen zum Ausdruck bringen, fällt die Übersensibiltiät am Kopf ( Kopfhaut) erst auf z.B. beim Kämmen, einmassieren von Shampoo, Anziehen von Oberteilen mit Halsausschnitt, Aufsetzen/ Akzeptanz einer engeren Mütze. Falls Sie den Eindruck haben, dass diese Möglichkeit auf Ihre Situation zutrifft, rate ich Ihnen einen guten Osteopathen aufzusuchen. Hier kann manchmal ein verändertes Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen usw. eine Überreagibilität der Kopfhaut auslösen. Eine Diganostik und ggf. Behandlung könnte hier Hilfe geben. 2. Ihre Tochter befindet sich in den Anfängen ihrer Autonomieentwicklung. Sie nimmt ihr Gefühl wahr  ( z.b. das Unbehagen beim Kämmen) und zeigt eine klare Reaktion, um das Kämmen zu unterbinden. Damit löst Ihre Tochter eine Reaktion Ihrerseits aus. Ihre Tochter erkennt nun, dass sie durch ein gezieles Verhalten, zugunsten Ihres Bedürfnisses, etwas erreichen kann, was ihr gut tut- die Unterbrechung/ der Abbruch des Kämmens.  Diese Erkenntnis ist wichtig für Ihre Tochter und gehört in die Autonomieentwicklung. Die Frage ist nun, wie kann eine Notwendigkeit mit der Abwehr gekoppelt werden ?! Folgende Ideen habe ich hierzu: * Spielerisches Kämmen und Bürsten; erst ich dann, du?! * vor einem Spiegel, an einem anderen Ort ( z.B. aus dem Fenster schauen), mit einer anderen Bürste/ Kamm * ggf. mit dem Ziel eine "schicke Prinzessinnenfrisur zu machen oder nach einem anderen Vorbild ;)" und eine kleine Spange, ein Haarreif, ein Haargummi zu fixieren ( ob es dann hält, ist die ander Frage ;)).  * die Puppe, der Teddy kann frisiert werden * mit einer Ablenkung die Aufmerksamkeit auf ein Buch oder einen faszinierenden Gegenstand lenken ( z.B. Glitzerstab, Leuchtkugel, Sanduhr o.ä.) * das Kämmen mit einer Geschichte verbinden ( 3x Kämmen und die Leuchtkugel beginnt zu leuchten o.ä.): Haben Sie weiterhin Verständnis für das Verhalten Ihrer Tochter. Und schauen Sie, ob die Ideen passen könnten. Die Abwehr ist nicht gegen Sie gerichtet!  Wenn Sie Fragen haben oder gerne eine Rückmeldung geben möchten, bleibe ich gespannt :). Bis bald und viele Grüße von Katrin     

von Katrin Simon am 22.03.2024