Frage im Expertenforum Babypflege an Katrin Simon:

Bonding

Frage: Bonding

manzanillo12

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Guten Tag! Wie wichtig ist das Bonding, also, dass das Kind nackt auf dem Bauch der Mutter liegt? Unser Sohn kam nach einer sehr langen, anstrengenden Geburt mit der Saugglocke zur Welt, da er auch noch die Nabelschnur um den Hals hatte und die Herztöne abfielen. Er war komplett blau als er geboren wurde und wurde mir sofort weggenommen und mit Sauerstoff versorgt. Dann wägten sie ihn und zogen ihn ganz dick an. Danach bekam ich ihn so, er trank auch ganz gierig bei der Brust. Aber ich hatte nicht so intensive Gefühle gleich nach der Geburt, ich fand ihn einfach süss und war froh, dass die Geburt vorbei war. Richtige Muttergefühle mit tiefem Emfinden kamen erst Wochen später. In der ersten Nacht im Spital war ich auch ganz verzweifelt, da er nach dem stillen nicht schlafen konnte, also gab ich ihn einige Stunden auf die Station, damit ich schlafen konnte. Das macht mich noch mehr fertig - der Arme. Er war wach und wollte bestimmt bei seiner Mama sein. Ist das sehr schlimm für ihn? Im Spital riet man uns leider ihn nicht zu uns ins Bett zu nehmen, deshalb schlief er im Bettchen daneben. Bestimmt hätte er sich beruhigt, wenn er bei mir hätte schlafen können. Jetzt liebe ich ihn ganz fest. Ich habe die Geburt lange verdrängt, weil sie so schlimm gewesen ist, aber nun ist unser Sohn über ein halbes Jahr alt und die Geburt macht mir sehr zu schaffen. Immer wieder sehe ich wie sie ihn mir weggenommen haben und dass ich ihn nie nackt anfassen durfte. Da ich auch Komplikationen hatte durfte ich erst 5 Tage später beim bädelen ihn ganz nackt halten. Ich leide so darunter. Gibt es einen Grund warum man das Baby anzieht und nach dem Sauerstoff nicht gleich nackt mir gegeben wurde? Denken Sie, dass unser Sohn eine weniger starke Bindung zu mir aufbauen konnte, weil er zuerst fort von mir war und dann auch nur in dicken Kleidern bei mir lag? Wie könnte ich denn die Bindung stärken? Ich bin so traurig deswegen. Massieren lässt er sich leider auch nicht extrem gerne :-(.... Kann man das irgendwie noch nachholen? Wahrscheinlich würde er jetzt nicht mehr so gerne nackt auf mir liegen :-).... nein, ich meine es wirklich ernst. Kann es sein, dass durch den fehlenden Hautkontakt bei mir die Muttergefühle erst etwas später kamen? Ich hatte auch am Anfang nicht extrem das Bedürfnis ihn zu kuscheln. Ich hielt ihn ab und zu ihm Arm, aber das Bedürfnis nach starker Nähe kam bei mir erst einige Wochen danach. Hat er dadurch gelitten? Ânfangs berührte mich sein weinen auch noch nicht so stark wie jetzt. Ich reagierte darauf, aber manchmal nahm ich ihn nicht gleich sofort in den Arm. Das ist jetzt ganz anders. Können diese Gefühle durch die schwere Geburt und das verzögerte Kennenlernen zustande gekommen sein? Ich versuche nur, mich zu verstehen, was da in mir vorgegangen ist. Denken Sie, ich sollte mal mit einer Fachperson über die Geburt sprechen? Habe sie bis jetzt sehr verdrängt. Aber langsam kommts wieder hoch. Wollte auch immer alles richtig machen mit dem Baby, hatte aber oft Angst, dass ich etwas falsch mache. Geht das in richtung postpartale Depression? Was wären da die Symptome? Vielen Dank für Ihre Antwort! Liebe Grüsse


Katrin Simon

Katrin Simon

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Liebe Manzanillo, ich kann Ihre Situation nur zu gut verstehen... Alles lief anders, als Sie es sich vorgestellt und gewünscht haben. Ja! Und Sie haben das Recht und brauchten bzw. brauchen die Zeit, um die Geburt und die damit verbundenen Gefühle zuzulassen und zu verarbeiten! Ich kann Ihnen nur raten sich z.B. mit einer Hebamme, einer Frauenärztin oder auch einer Therapeutin mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Es ist wichtig DIE Geburt wirklich und echt beenden zu können. Denn möchten Sie u.U. noch ein Kind, so sollte diese Geburt für sich stehen dürfen und nicht mit einer hohen Erwartungshaltung behaftet; quasi als "Gutmacher" für das Erlebte aus der ersten Geburtssituation. Bitte vertrauen Sie sich einer Fachperson an. Bonding hat in der Tat einen sehr hohen Stellenwert und ist für das allererste Beieinandersein und ankommen wirklich entscheidend. Frauen, die z.B. ein Frühchen oder sehr krankes Kind zur Welt bringen und es notfallmässig versorgt und wegtransportiert werden muss, trauern um ihr Kind.... Auch Sie trauern um diese Bondingsituation.... Aber, Sie können etwas tun. Schauen Sie mal hier. Ich habe dieses Heilbad auf einer Fortbildung kennengelernt und war sofort überzeugt von diesem Tun. Vielleicht untestützt Sie Ihre Hebamme dabei. Vielleicht Ihre Freundin. Oder Sie tun es allein- bitte: völlig ungestört in Zeit und Raum. Wenn Sie für sich das Gefühl haben, dass Ihnen nach Weinen zumute ist, dann tun Sie es. Andernfalls geniessen Sie den Augenblick. Vielen Müttern und Kindern hat es schon geholfen, dass sie nach einer schnellen, anstrengenden, traumatischen Geburt nochmals eine Chance bekommen, sich zart und langsam zu nähern. Unter Heilung versteht man nicht körperlich Wunden zu heilen, aber darum, die schnelle, anstrengende Geburt und Euren zerissenen Anfang, nochmals an Euch heranzuholen und dass, was Ihr vermissen musstet, zu Euch zu lassen... Ich erkläre es Dir: Mache Dir ein gemütliches Bett zurecht. Mit Stillkissen im Rücken, einem grossen Kissenberg, eine schön warme Decke zum Zudecken und ein grosses Handtuch. Ganz in die Nähe vom Bett stelle die Babywanne mit warmen Badewasser. Du entkleidest Dich oben herum nackt. Nachdem Du Dein Kind sanft, ohne zu waschen, gebadet hast, nimm es so nass und warm zu Dir auf Deinen nackten Oberkörper und legt Euch ins Bett. Decke das Handtuch über Euch und die warme Decke. Kuschelt Euch nun ganz tief ins Bett und seid Euch nah... Bleibt beide so lange beieinander, wie Ihr es möchtet. Stille Dein Kind, wenn es dies mag und möchte. Möchtet Ihr aufstehen, dann tut es. Vielleicht magst Du Dein Baby dann noch bei Dir tragen, wenn Ihr Euch angezogen habt. Wiederholt dieses Bad so oft Ihr es möchtet. Vielleicht ist es für Dich angenehmer, wenn Dein Mann Euer Kind badet und es Dir dann reicht, wenn Du bereit bist. Oder Deine Hebamme, Freundin, mag Dir zur Seite stehen. Aber vielleicht ist dies eben ein Moment, den Du bzw. Ihr ganz für Euch allein haben möchtet. Manchen Kinden gefällt es auch, wenn sie beim Baden in eine Mullwindel gehüllt sind, die im Wasser dann langsam!!! Schicht für Schicht abgelöst wird. So als würde Dein Kind innerhalb einer Spontangeburt seine Eihäute von sich streifen, wenn es durchtritt. Ich würde mich freuen, zu hören, ob Du es versucht hast und wie es bei Euch angeklungen ist. Alles Gute dafür! Einen Literaturhinweis habe ich noch: " Es war einen schwere Geburt" Bloehmeke, Kösel Verlag, ca. 18 Euro Und ja, es Kind braucht bei Sauerstoffverlust viel Wärme, damit es seine Energie in die Kreislaufsituation einbringen kann und nicht in den Wärmeerhalt. Allerdings: legt man ein gut abgetrocknetes Baby, überwacht und nackt auf den Körper der Mama oder des Papas, so wird das Kind warmgehalten und zusätzlich durch die Atembwegungen der Mutter animiert auch tiefer zu atmen. Auf so mancher Frühchenstation werden Neugeborene so vom Kreissaal auf die Intensivstation transportiert.... Es gibt also in der Tat noch Alternativen. Jedoch muss immer auch der Zustand der Mutter und die Befindlichkeit des Kindes abgewägt werden. Vielleicht können Sie den Geburtsbericht Ihres Kindes anfordern und einmal schauen, wie die Situation dokumentiert wurde. Manchmal hilft es, um Dinge zu verstehen, die belastend oder unklar sind. Bis bald und viele Grüße von Katrin


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