Sehr geehrte Frau Ubbens
Ich würde mich über Ihren Ratschlag in den folgenden zwei Situationen freuen. Ich versuche, mich so kurz wie möglich zu fassen.
Mein Sohn (28 Monate) geht sehr grob mit meiner Tochter (9,5 Monate) um. Das Problem besteht schon seit der Geburt der Kleinen. Er kann nicht an ihr vorbei gehen, ohne sie zu hauen, zu treten, sich mit seinem vollen Gewicht auf sie drauf zu werfen, ihren Kopf auf den Boden zu drücken, usw. Auf der anderen Seite ist er sehr besorgt um sie, holt mich sofort, wenn sie weint und lacht viel mit ihr. Ich denke nicht, dass hinter diesen Attacken Böswilligkeit steckt, möchte das aber auch nicht tolerieren, da er meiner Tochter wirklich weh tut. Ich kann die Kleine nicht mehr in den Laufstall setzen, da weint sie sofort und Trage geht auch nicht, aber ich kann mich wirklich nicht eine Sekunde lang umdrehen, wenn die beiden zusammen spielen. Mein Sohn wurde von Anfang an in die Babypflege mit einbezogen, wir machen immer wieder auch etwas mit ihm allein und er bekommt fast mehr Aufmerksamkeit, als die Kleine. Erklären, dass er ihr weh tut, zeigen, wie man fein den Kopf streicheln kann oder auch ein Time-out in seinem Zimmer helfen leider rein gar nichts. Was kann ich tun? Mittlerweile muss ich mich auch zusammen nehmen, nicht laut zu werden (was übrigens auch nicht hilft), weil er einfach nicht hört und ich Angst habe, dass er sie mal ernsthaft verletzt.
Das zweite Problem mit ihm ist das Werfen von Gegenständen, wenn er sich ärgert oder aber auch besonders freut über etwas. Wie können wir ihm das abgewöhnen? Es kommt aus dem nichts raus und schon fliegt alles durch die Luft. Logisch liegen bei uns keine gefährlichen Dinge herum, aber ein gut platzierter Duplostein, der mit voller Wucht auf mich oder den Kopf seiner Schwester geworfen wird, tut trotzdem weh. Meistens zielt er aber auf niemanden, sondern es geht wohl um das Werfen an sich zum Dampf ablassen. Bewegung hat er genug, wir sind viel draussen. Das Problem verschlimmert sich, wenn er müde ist.
Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Antwort!
Liebe Grüsse
Alice
von
AliceLiddell
am 11.06.2019, 17:25
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Sohn beibringen, sanfter mit seiner Schwester umzugehen?
Liebe Alice,
bzgl. der Eifersucht hat meine Vorrednerin schon sehr gut geantwortet. Dem Thema kann ich nichts mehr hinzufügen.
Sie werden i.d.R. dabei sein, wenn Ihr Sohn wütend wird. Handeln Sie zügig und bieten Ihrem Sohn beispielsweise ein Kissen an, auf das er schlagen, boxen oder treten kann. Auch wenn bei großer Freude das Werfen droht, reagieren Sie schnell und haben das Kissen zur Hand. Seien Sie in den nächsten Wochen das Vorbild für Ihren Sohn und schlagen oder treten mit auf das Kissen.
Vielleicht können Sie auch so manchen Wutanfall verhindern, in dem Sie des Öfteren statt eines Neins eine Alternative aussprechen. "Einen Keks kannst du nicht bekommen, ich kann dir aber einen Apfel klein schneiden."
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 13.06.2019
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Sohn beibringen, sanfter mit seiner Schwester umzugehen?
Hallo,
Dein Sohn liebt seine Schwester, aber gleichzeitig leidet er natürlich auch unter der unvermeidlichen (!) Geschwister-Eifersucht. Kinder haben einfach diese ambivalenten Gefühle, sie können lieben UND total eifersüchtig sein. Man kann Eifersucht etwas lindern, aber nicht abstellen.
Du machst alles richtig, es ist gut, dass Du ihm erklärst, dass er vorsichtig sein muss - in späteren Jahren wird er das teilweise verstehen. Jetzt aber sage ich‘s mal ganz unverschnörkelt: Du darfst die Beiden tatsächlich nicht eine Sekunde allein lassen. Denn ein Zweijähriger, der von Eifersucht gebeutelt wird, KANN seine Impulse definitiv noch nicht kontrollieren. Egal wieviel zu ihm erklärst oder Konsequenzen (Auszeit) folgen lässt.
Auszeiten helfen hier null, weil sie die Eifersucht noch vergrößern („Die doofe Schwester ist Schuld, dass Mama so gemein zu mir ist!“). Und weil er zu jung ist, um sein eigenes Verhalten schon steuern zu können. Er handelt nicht überlegt, sondern sein Verhalten „passiert“ ihm noch, das ist altersgemäß. Seine Hirnreife gibt noch keine Selbstkontrolle her. Schon Erwachsene können mit Eifersucht, die ein sehr quälendes Gefühl ist, kaum kopflastig und gut umgehen - das gilt erst recht für einen Zweijährigen.
Ich bin selbst auch zweifache Mutter, und kenne das Thema. Es ist einfach irre anstrengend, das ältere Kind ständig im Auge halten zu müssen. Aber da führt in den ersten Jahren (bis das jüngere Kind sich besser behaupten kann oder zumindest körperlich robuster ist) kein Weg dran vorbei! Und das Schwerste: Du solltest - wenn es irgend geht - noch nicht einmal Wut auf Deinen Sohn zeigen, sondern ihn nur neutral aus der Situation herausnehmen. Je mehr Du Partei für die Kleine ergreifst, desto mehr wächst die Eifersucht.
LG
von
Banu28
am 12.06.2019, 09:50
Antwort auf:
Wie kann ich meinem Sohn beibringen, sanfter mit seiner Schwester umzugehen?
Ganz herzlichen Dank für die hilfreichen Antworten und Erklärungen!
von
AliceLiddell
am 14.06.2019, 22:31