Hilfe, liebe Christiane! Jetzt, nach 5 Monaten und 7 Tagen (inkl. 6 Tagen als 24. Std. Esser) habe ich nun "endlich" so eine Stinkwut auf unser wirklich ansonsten Freude verbreitendes Baby, daß ich zum ersten Mal gut Kurzschlußreaktionen anderer Mütter nachvollziehen kann! Es erscheint mir zum Wohle von Nico und mir nun wichtig, es nicht länger der Zeit zu überlassen, bis alles besser wird, denn ich bin körperlich und seelisch nahezu erschöpft. Vom ersten Anlegen an wußte ich, daß unser Nico ein Genießer ist, der sich das Recht herausnimmt, zwischendurch immer längere Trinkpausen zu machen, wenn ihm das Umweltgeschehen wichtiger erschien. Er ist sehr aufgeweckt und neugierig, will alles genau untersuchen und "geht" hellwach durchs Leben. Er lacht unwahrscheinlich viel und oft, meistert ungewohnte Situationen eher neugierig als ängstlich und erzählt bereits seit seiner 4. Lebenswoche wie ein Wasserfall. Seit er Beikost bekommt (regelmäßig seit nun ca. 8 Tagen), ißt er auch gut und mit Freude (aber wehe, er bekommt mittags und abends zu den festen Zeitpunkten die Beikost, sondern Brust! Erst nach Gemüse bzw. Brei ist er wieder zufrieden und ausgeglichen.). Er und seine 3 1/2 J. alte Schwester lieben sich von Herzen, und weil er sie so anhimmelt, erspart mir das sicher viele Eifersüchteleien. Von der Seite könnte ich mir also kaum ein besseres Kind wünschen. ABER: Und das zehrt an meinen Kräften und Nerven, seit nun eben jenen 5 Monaten und 7 Tagen habe ich keine Nacht mehr länger als 2 Std. am Stück geschlafen. Ehe ich wieder ins Bett zurück komme, vergehen oft bis zu 3 Std., weil er und ich manchmal dabei einschlafen, durch das Stillen im Sitzen (andere mütterliche Körperhaltung lehnt er von Geburt an - vielleicht wegen der verengten Luftröhre? - entschieden ab und läßt sich auch nicht austricksen) irgendwann wieder aus dem Halbschlaf hochschrecken und weiter geht das Genuckel. Tagsüber kann ich den Schlafentzug nicht kompensieren, denn da schläft er noch weniger (als ob er Angst habe, etwas zu verpassen) und wenn er doch mal bis zu 1 Std. schläft, dann möchte ich diese kostbare Stunde meiner Großen widmen (ich habe wegen ihr auch schon gemailt unter "neues Ausloten der Rechte"). Nico kann, wenn er richtig fit ist - und möglichst die Schwester in Sichtweite, sich bis zu einer halben Stunde alleine beschäftigen und amüsiert sich gut dabei (auch wenn ich nicht immer in Sicht bin). Manchmal scheint er sogar mit seinen Gedanken meilenweit fort zu sein, denn machmal erschrickt er ganz fürchterlich (mit weinen), wenn man ihn unvermittelt anspricht, jemand husten od. niesen muß. Seit nun 6 Tagen ißt er eigentlich fast non-stop (Gläschen, Brust, Brei, Obst und auch Brotkanten und dergleichen mehr), so daß ich mich langsam frage, ob sein Eßstopp bei Sättigung funktioniert. Und ich bin mir sicher, würde dasvon den Abmessungen passen, er hätte auch schon unsere 8-Kilo-Katze mit Haut und Haaren verschlungen, denn wenn er mit den Augen alleine essen könnte, es bliebe auch für uns nicht auf dem Teller übrig.- Ich dachte ja, jetzt müßte er doch nachts endlich länger schlafen, aber Pustekuchen, er scheint jetzt noch öfter zu kommen und sucht jedesmal gierig die Brust, so daß ich es nicht übers Herz bringe, ihn schreien zu lassen. Flasche und Schnuller verweigert er. Bei uns im Bett schlafen will er nicht (und bei nur 1,40 m ist das zu dritt auch ziemlich knapp bemessen, um erholt aufzuwachen, davon abgesehen, befürchte ich, daß das Eifersucht hervorrufen könnte, weil für vier Personen einfach kein Platz ist). Sein Bett paßt nicht ins Schlafzimmer, da das zu klein ist, ebensowenig eine Matratze neben das Bett (sind nur ca. 30 cm zwischen Bett und Schrank und noch weniger zwischen Bett und Wand). Somit ist Dr. Sears Familienbett also nicht realisierbar und wie gesagt, Nico schläft auch nach mehrmaligen Versuchen nicht in unserem Bett. Nachts kann ich ihn zwar schon mal für eine Schlafphase mitnehmen, aber einschlafen oder länger aushalten tut er es nicht, dann wird er so unruhig, daß ich noch weniger zum Schlafen komme. Aber den Rat meines Kinderarztes, es nach dem Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" zu machen, geht mir irgendwo gegen meine mütterlichen Instinkte. Solange er so verzweifelt die Brust sucht, wie kann ich sicher sein, daß er die - da er nachts doch erst einmal sehr intensiv saugt, was er tagsüber nicht macht - Milch nicht tatsächlich noch braucht, ich also nicht einfach nur der Schnullerersatz bin? Lange Rede, kurzer Sinn, ich bin wirkllich verzweifelt. Ich schlucke Johanniskraut-Kapseln, in der Hoffnung sie helfen meinen Nerven, als wären sie Drogen und ich ein Junkie, ich mache autogenes Training, um meine Reizschwelle im Griff zu halten, aber immer mal wieder kommt ein Tag wie heute, wo ich plötzlich sehr gut nachvollziehen kann, wie es zu Mißhandlungen im Affekt kommt und dann erschrecke ich über mich selbst und fühle mich im Grunde genommen noch mieser, noch ausgelaugter und kämpfe mit den Tränen. Es will mir nicht in den Kopf, woher Nico seine Energien gegen das Schlafen nimmt, auch wenn er eindeutig müde ist. Egal wie ruhig ich ihm die Randbedingungen, gerade am Tage, auch bereite, keine Chance. Im Kinderwagen, manchmal, aber das kann es ja nicht dauerhaft sein, denn kaum steht der Wagen länger als zehn Minuten schreit er schon wieder. Was das Trinken an der Brust betrifft, so schafft er es eigens dafür, sich aus der Rückenlage, wenn ich ihn zum Pullihochschieben auf meinen Schoß lege, in fast Sitzposition zu heben, ohne daß ich ihm dabei helfen müßte, nur um schnellstmöglich das begehrte Ziel im Mund zu haben. Hält ihn mal jemand anderes, bis ich die Brust freigemacht habe, so scheint er fast an meine Brust springen zu wollen, so groß sind seine Augen und so weit lehnt er sich zu mir rüber. Ehe er vor 14 Tagen eine saftige Bronchitis hatte (die Bronchien sind seit seiner 1. Woche immer wieder angegriffen und laut Kinderarzt wird das in diesem Winter wohl auch nicht mehr besser, dennoch gedeiht er prächtig und ist fit und munter), trank er zumindest noch hin und wieder eine Flasche, so daß ich mir auch mal Ausgang ohne Kind gönnen konnte. Jetzt verweigert er die Flasche. Das heißt, von mir nimmt er sie mit List und Tücke und viel Geduld (aber sehr selten) inzwischen wieder an, doch von Papa oder Oma will er sie nicht, egal ob ich da bin oder eindeutig weg bin. Also bitte, liebe Christiane, wenn Du auch nur irgendeinen guten Tip für mich hast, oder Erfahrung mit dem Schreienlassen von Babys, irgendetwas MUSS geschehen, denn noch mal fünf Monate auf diese Weise will und kann ich nur sehr schwer überstehen, ohne hinterher Anti-Depressiva zu benötigen :-( Ach ja, ich führe auch seit 8 Tagen, also seit ich die festen Zeiten für Beikost und das täglich (zuvor gab es nur mal zwischendurch Karotten) eingeführt habe, auch ein Schlafprotokoll, mit dem Ergebnis, daß er binnen 24 Stunden nur zwischen 8 bis 12 Stunden schläft. Das erscheint mir ehrlich gesagt für sein Alter etwas zu wenig, denn müde ist er ja, aber er kämpft dagegen an, egal was ich versuche. Liebe Grüße von einer etwas verzweifelten Kerstin
Mitglied inaktiv - 27.01.2000, 22:20