hawlett
Hallo zusammen, meine Ex und ich sind seit genau 1 Jahr getrennt, haben 2 gemeinsame Söhne (2 1/2 und 4 1/2). Die Beiden leben bei der Mama, sehe beide jedes 2. Wochenende fest sowie nach Absprache ggf. häufiger, hierbei kommt es auf meine Schicht, Urlaub etc. an. Den Kleinen klammere ich hier jetzt mal weiter aus, da er mit der Situation gut klar kommt, Sorgenkind ist mein Großer. Er freut sich sehr auf unsere gemeinsamen Wochenenden, die zusätzlichen Tage sowie ggf. auch mal "exklusiv Zeit" wo nur wir beide was machen (diese Zeit gebe ich allerdings beiden an unterschiedlichen Tagen). Wenn er bei mir ist fragt er nicht nach seiner Mama, wenn man das Thema "Zuhause" anspricht reagiert er sehr weinerlich, geht ins Kinderzimmer und wirkt sehr abgeschlagen. Sobald ich ihn wieder zu Mama bringe, fängt er schon das bitterliche Weinen an mit Sprüchen wie z.B. "Mama verboten nur Papa ist erlaubt", "Ich will nicht zu Mama, ich will bei Papa bleiben" etc. Sobald er sie sieht wird aus dem Weinen deutlich mehr, ich nenne es mal in Rage brüllen, die selben Sprüche werden Gegenüber der Mama wiederholt, das schlimmste was er mal zu seiner Mama gesagt hat "ich hasse dich". In der Rage haut, tritt und beißt er auch die Mama. Am Anfang habe ich noch gedacht er müsse sich an die Situation gewöhnen, allerdings ist jetzt schon 1 Jahr vergangen und die Reaktionen werden von Mal zu Mal heftiger. Anbei möchte ich anmerken das auch hier Regeln gelten, egal ob am Wochenende oder innerhalb der Woche (wo ich ihn dann auch in die Kita bringe). Strukturen und feste Tagesabläufe sind mir wichtig, so habe ich es gelernt so gebe ich es an beide weiter. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht, wie seid ihr mit der Situation umgegangen?
Kann es vielleicht sein, dass die Mama die Strengere von euch beiden ist? Vielleicht gibt er aber auch seiner Mama die Schuld an eurer Trennung, und hat deshalb die negativen Gefühle seiner Mama gegenüber.
@Ungewiss83, nein sie ist die Lockere ich der Strengere, daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Meinst du das Kinder in diesem Alter schon so denken, klingt für mich kaum vorstellbar. @Lena_1922, Alltag hat er bzw. beide auch bei mir, da ich sie auch immer mal wieder innerhalb der Woche oder in meinem Urlaub durchaus mal 2-3 Wochen nehme. In dieser Zeit geht es dann auch ganz normal zur Kita, einkaufen sonstige Erledigungen, auch gibt es bei mir feste Zeiten wie wann es ins Bett geht etc. dies würde ich somit als Alltag bezeichnen und nicht nur als "Freizeit". Es ist ganz egal wie wir das regeln, ob Kita oder zu Hause, das Ergebnis ist stets das selbe geweine, gehaue, gebeiße, sobald es wieder zu Mama geht.
Wäre denn ein Wechsel auf Probe zu dir möglich? Würde die Mutter sich darauf einlassen? Ich hätte es nie gedacht, aber die beste Freundin meiner Tochter - damals 6 Jahre - hat immer - bis heute mit 24 Jahren, gesagt, sie kann ihre Mutter nicht leiden.
Ganz "normal" - Kinder verstehen das nicht - sie lieben beide Eltern. Dazu noch die Situation sich von einem Elternteil zu trennen und sich auf das andere zu freuen. Auch die Aufteilung zwischen Mama = Alltag und Papa = Freizeit ist ungünstig - bei er muss er funktionieren, bei dir ist Wochenende. Uns hat geholfen die Übergabe in den Kindergarten zu verlegen - einer holt dort Freitag ab und bringt Montag wieder - das entzerrt diese Situation zwischen den Eltern zu stehen. Außerdem könntet ihr auch Tage unter der Woche vereinbaren - quasi Alltag bei dir - mit mehr Regeln....
Macht er doch, bei ihm haben die Kinder doch auch Alltag. Aber deine Idee mit der Übergabe im Kindergarten finde ich hervorragend
Wie ist denn dein Verhältnis zur Mutter? Habt ihr das ganze mal zusammen besprochen, ggf. auch im Rahmen einer Erziehungsberatungsstelle? Grundsätzlich ist das Verhalten nicht sonderlich ungewöhnlich, das Kind woll nunmal nicht, das der Papa weg ist - Kinder wollen in der Regel eine "heile" Familie. Vermutlich wäre die Situation ähnlich, wenn er nach der Trennung bei dir geblieben wäre und nur Umgang zur Mutter hätte. Dennoch ist die Situation für alle Beteiligten natürlich total belastend! Ich würde versuchen, wenn irgend möglich die Übergabe im Kindergarten zu machen. Sprich Fr nach Kiga zu Papa und Montag nach Kiga wieder zu Mama... Vielleicht ist das einfacher und entkoppelt die Enttäuschung, dass die Papazeit endet zumindest von der Mutter.
Hallo, ich arbeite mit Kindern, und ich sage jetzt aus Erfahrung etwas, das natürlich ein bisschen schwer verdaulich ist. Es ist aber wichtig, das zu verstehen. Wichtig, um Deinem Sohn aus seinem Schmerz zu helfen. Also, Kinder in einer Trennungssituation sind natürlich in einem schweren Loyalitätskonflikt. Das können Eltern kaum vermeiden. Selbst wenn sie Einigkeit demonstrieren. Kinder aber halten fast immer zu dem Elternteil, das sie als stärker erleben. Männer sind Frauen körperlich überlegen, und sie sind mental oft auch dominanter. Kinder aber sind schwach und wissen, dass sie Erwachsenen komplett ausgeliefert sind. Sie stellen sich daher mit dem Erwachsenen gut, den sie als stärker und ja, auch als „gefährlicher“ erleben. Dein Sohn glaubt unbewusst (!), dass er sich vor allem mit Dir gut stellen sollte. Weil Du ihn sonst vielleicht genau so ablehnst, wie Du seine Mama ablehnst. Davor hat er Angst. Dass Du jemanden verlassen kannst, hat er selbst erlebt, und er will nicht, dass ihm dasselbe passiert. Deshalb lehnt auch er die Mama ab, wenn er bei Dir ist. Denn er glaubt, dass er das muss. Ich weiß nicht, ob Du verstehst, was ich meine. Das Ding ist, dass diese Ängste uralt sind, sie stecken in den Genen eines Kindes. Es stellt sich instinktiv gut mit dem Alphatier, ums mal evolutionär auszudrücken. Das alles heißt: Es ist sehr wichtig, dass Du diese böse Last von Deinem Sohn nimmst. Dass Du also in seinem Beisein oft gut von seiner Mutter sprichst, auch wenn Du dazu keine Lust hast oder Dir das verständlicherweise schwerfällt. Nur so kannst Du ihm aus seinem Leid und seinem Konflikt heraushelfen. Er muss wissen, dass er auch bei Dir die Mama liebhaben darf. Dass Du seine Mama nicht ablehnst, sondern sie akzeptierst. Spring über Deinen Schatten und sage oft beiläufig (!) gute Dinge über die Mama. So entlastest Du Deinen Sohn von dem Loyalitätskonflikt und erlaubst ihm, auch in Deinem Beisein die Mama zu lieben. Du musst ihm dafür nichts erklären zur Trennung oder so, das ist zu früh und überfordert ihn. Du musst es vorleben, möglichst selbstverständlich und gelassen, dass Du weißt, dass er eine tolle Mama hat (das hat nichts mit Deinen eigenen Gefühlen zu ihr zu tun). LG
Diese Erkenntnis bzw Wissen darum, dass Kinder einen Loyalitätskonflikt durchleben bei einer Trennung vermisse hier generell oft. Da ist ganz schnell der sich trennende KV eh ein Arsch und die Mutter soll bloß zusehen, dass sie den Kontakt nicht noch ausweiten muss oder die umgekehrt die Mutter eine narzistische Person, der es nur ums Geld geht - Beweis dafür ist dann immer das Kind, dass vor/nach dem Umgang total durch den Wind ist. Eh nicht zu Mama/Papa will usw. Also daher vielen Dank für den Post!
Das ist mal ne echt interessante Sicht auf die Dinge. Und Thema Loyalitätskonflikt auch etwas, was mir von einer Familienberaterin, wo ich nach der Trennung bei der Caritas war, so ans Herz gelegt wurde. Ich hab sehr schnell nach der Trennung was mit meinem Kollegen gehabt. Mein Sohn war da anderthalb. Ich bin aus der Affäre heraus sofort mit dem nächsten Kind schwanger geworden und wir haben beschlossen das durchzuziehen und sind zusammengezogen. In dem Zuge hab ich dann auch die Beratung wahrgenommen. Er ist wie ein Vater für den Jungen. Aber eben 'nur' WIE ein Vater. Es steht außer Frage, dass der Papa der Papa ist und mein Partner ist eben Mamas Partner. Und genau das versuchen wir dem Zwerg immer wieder zu vermitteln, eben daß es nicht zu Loyalitätskonflikten kommt und der Zwerg das Gefühl hat, sich für eine Partei entscheiden zu müssen. Man muss den/die Ex ja nicht gleich übertrieben glorifizieren, aber darauf zu achten, dass man das was auf Paar-Ebene passiert unter sich ausmacht und nicht in die Eltern-Kind-Ebene reinzieht, das macht schon so viel aus! Auch bei den Übergaben 5 Min. Smalltalk, einfach um dem Kind zu zeigen, dass Mama und Papa sich respektieren und gleichberechtigt miteinander umgehen und keiner "der/die Gute" oder "der/die Böse" ist. Auch wenn es mir manchmal echt schwerfällt und besagter Ex gerne voll dazwischen grätscht und das Gegenteil provoziert. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich versuche es zumindest meinerseits dem Zwerg so zu vermitteln. Und bisher klappt das auch ganz gut.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Mama-Kinder und Papa-Kinder gibt. Die einen prägen sich auf Mama, die anderen auf Papa. Es passiert unbewusst ab den ersten Tagen. So habe ich es gefühlt bei meiner ersten Tochter (Papa Kind) und meiner zweiten Tochter (Mama Kind). Es gibt Spielräume für alle. Wenn die Prägung so stark ist hilft meines Erachtens, dass man sich überwindet und Mal 1 Nachmittag zusammen verbringt. Also Kinder, Mama und Papa. Bei meiner ersten Tochter hat es vielleicht auch geholfen, dass sie mich oft gesehen hat und wir auch den Geburtstag gemeinsam gefeiert haben. Geht natürlich nur, wenn es keine Partner gibt und alle erwachsenen mitspielen. Dann bekommt das Kind auch mit, dass erwachsene über ihren Schatten springen können. Ich kann mir vorstellen, dass solche Situationen die Beziehungen zu den Kindern verbessern. Einen Versuch ist es wert, wenn das Kindeswohl für beide ganz oben steht.
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