Elternforum Teenies

Mobbing und anderes

Mobbing und anderes

_zweizahn_

Beitrag melden

Hi, ich brauche bitte Input. Was kann man eventuell tun, wie kann man helfen, ohne Grenzen zu überschreiten. Es geht um eine 13jährige. Die - leider - mittlerweile Ex-Freundin von meinem fast 14jährigen. Die beiden haben sich richtig gut getan, fast 3 Monate lang leider nur.  Unsere Kinder gehen nicht in die selbe Schule, wir wohnen in einem anderem Ort. Wir haben das Mädchen schnell ein wenig unter unsere Fittiche genommen, denn ihre Eltern haben ein Geschäft, sie ist oft alleine zu Hause.  Sie sagt, sie wird in ihrer Schule gemobbt. Sehr übel. In der Schule wurde ihr gesagt, das stimme nicht, sie wolle nur Aufmerksamkeit. Anscheinend auch durch die Lehrerschaft. (Ja, mag sein. Wenn es tatsächlich so wäre - die Eltern haben kaum Zeit und sind zwar gewillt, sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen, aber der Eindruck ist, sie schaffen das rein zeitlich und kräftemäßig nicht. Wir kennen die Eltern mittlerweile persönlich.) Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was sie sagt, dann würden bei mir als Eltern die Alarmglocken schrillen. Es wurde auch schon was unternommen. Sie ist in Therapie. Diagnose der Therapeutin: schwere Depression. Als Laie sehe ich davon nicht viel. Nur ein Kind, was nach Zuneigung schreit. Sie erzählte des weiteren: ihr Freund, den sie vor einem halben Jahr hatte, hätte sich ihr sexuell aufgedrängt. 4x. Es ist "nichts" passiert, aber der psychische Schaden ist angerichtet. Ihre Eltern wissen nichts. Sie hat Angst, dass es ihr wieder als Aufmerksamkeitssuche ausgelegt wird. Mein Sohn, eine ihrer Freundinnen und ich wissen davon. Sie war vor 2 Tagen bei uns. Wir haben sehr lange geredet. Ich weiß nicht, wie viel tatsächlich erlebtes ist. Wie viel davon nicht.  Fest steht, sie hatte eine Panikattacke. Hab ich das erste Mal im Leben erlebt. Mein Mann und ich haben das mit ihr durchgestanden. Ich wollte ihren Eltern Bescheid geben. Sie wollte das nicht, weil dann die Mama sich wieder Sorgen machen würde. Mein Sohn hat die Sache beendet, weil er nicht damit klar kommt, was ihr alles so anhängt. Es gibt auch oft Streit mit ihren Eltern. Das kennt er so nicht.  Wir können das Mädchen doch aber nicht einfach fallen lassen. Sie ist dankbar, dass sie bei uns Hilfe.mit Schulsachen bekommt (Nachhilfe, Hausaufgabenhilfe, etc). Was macht man das bloß, ohne Grenzen zu überschreiten? Wir versuchen sie zu stärken, sich auf ihre Schulleistungen zu konzentrieren, dass vielleicht doch ein Wechsel ans Gymnasium möglich ist...und auch sonst aufzubauen, ihr zuzuhören, sagen, dass es nicht ihre Schuld ist. Naja, und sie vermisst meinen Sohn sehr. Was sagt ihr dazu?


Zwerg1511

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Hallo, ich hoffe Du verstehst meinen Post nicht falsch und hältst mich nicht für empathielos. Ich halte es im Hinblick auf Euren Sohn für sehr schwierig, dass Ihr so tief in die Schwierigkeiten des Mädchens involviert seid. Du schreibst die Beiden haben sich als Paar richtig gut getan und Du bedauerst, dass sie sich getrennt haben. Ich sehe ehrlich gesagt, dass sie Deinem Sohn nicht gut getan hat. Die Schwierigkeiten, die sie mit sich trägt, waren zuviel für einen 14-jährigen und er hat etwas sehr wichtiges für seine seelische Gesundheit getan, er hat die Beziehung beendet. Ich habe hier eine etwas andere und doch ähnliche Situation. Mein Sohn, im gleichen Alter, hat eine Beziehung zu einem Mädchen, welches schwerwiegende psychische Probleme hat. Er hat für sich beschlossen, das mit ihr durchzustehen. Tolles Kind denkt man, aber leider zieht ihn diese Spirale immer mehr selbst in Richtung Abgrund. Er erfährt Dinge und Verhaltensweisen, die er vorher nie gekannt hat. Diese sind zuviel, um sie in seinem Alter zu verarbeiten. Er leidet sehr unter dieser Situation, hat seinen Freundeskreis verloren, weil diese damit nicht umgehen können und wollen. Dabei braucht er genau jetzt in diesem Alter auch schöne Erlebnisse, um die schlimmen Erlebnisse besser verkraften zu können. Wir haben eine psychologische Beratung hinzugezogen und diese hat uns Eltern dringend geraten, die Probleme des Mädchens nicht zu unserer Verantwortung zu machen. D.h. natürlich nicht, dass wir in Akutsituationen nicht tätig werden. Unsere Hilfe muss aber in 1. Linie unserem Sohn gelten. Wir müssen ihn in dieser Situation begleiten, dass er das Ganze möglichst unbeschadet verkraftet. Das was ihm hilft, ist eine andere Perspektive, als das was für sie gut ist. Die Verantwortung für das Mädchen liegt bei den Eltern und der Therapeutin. Du kannst mit den Eltern das Gespräch suchen, Dich an die Schulsozialarbeiter wenden oder auch Hilfe bei einer psycho-sozialen Beratungsstelle suchen. Aber ich würde ihre Probleme auf keinen Fall zu meinen Problemen machen. Damit schadest Deinem Sohn, der mit der Trennung Verantwortung für seine seelische Gesundheit übernommen hat. Ich wäre froh, mein Sohn wäre soweit in seinem Handeln. Ich halte es auch nicht für gut, dass das Mädchen immer noch bei Euch ein und ausgeht. Dein Sohn hat es so sehr schwer, die emotionale Trennung zu vollziehen. Er ist 14!!! Das heißt nicht, dass Du wegschauen sollst. Aber sprich mit denjenigen, die für das Mädchen verantwortlich sind. Biete ihr an Hilfe zu organisieren, aber akzeptiere die Trennung Deines Sohnes. er muss im Fokus Deines Handelns stehen. Alles Gute und wenn Du Redebedarf hast, kannst Du mich gerne per PN anschreiben.


_zweizahn_

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Danke für deine Antwort, Zwerg :-) und nein, ich halte dich keinesfalls für empathielos. Genau in diese Richtung gehen die Gespräche mit meinem Mann. Wir haben noch einen älteren Sohn. Komplett anders als der jüngere. Auch er hatte vor zwei Jahren eine (platonische) Freundin, die ebenfalls massive psychische Probleme hatte. Die beiden waren 17. Bei ihr ging es soweit, dass sie meinte, ihr Leben wäre sinnlos. Das hat meinen Sohn in eine regelrechte Schockstarre versetzt und ab da bin ich aktiv geworden. Zum Glück hat er sich geöffnet und mit mir geredet. Es folgten ein Gespräch mit der Mutter des Mädchens, Gespräch mit der Tutorin, Gespräch mit der Beratungslehrerin der Schule.  Er war so sauer auf mich, dass ich ihm geraten habe, sich von dem Mädchen zu distanzieren um seiner selbst willen. Es war gut für ihn, dass das Mädchen ein halbes Jahr später die Schule abgebrochen hat. Die Freundschaft ist eingeschlafen, soweit ich weiß. Ich habe vor längerer Zeit gefragt, ob er weiß, was sie macht. Er sagte, nein. Aber im Nachhinein sehe ich schon, dass ihn das alles sehr geprägt hat, noch verschlossener gemacht hat. Deshalb sind wir um so mehr froh, dass er jetzt sein Studium macht und es ihm gefällt, auch wenn er mehr für sich als mit anderen ist. Das Mädchen war nie bei uns zu Hause, wir kannten sie kaum. Jetzt ist es anders. Und das ist schon ein Problem. Ich finde es ja auch gut, dass mein Kind sich soweit von ihr distanziert hat und sich dadurch schützt. Bis gestern war mir nämlich auch die Tragweite der Probleme nicht bekannt. Manchmal frage ich mich, was mit den Kindern, besonders mit den Mädchen los ist. Warum bloß schleppen sie so einen Rucksack an Problemen mit sich rum?


_zweizahn_

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

P.S. sie geht nicht bei uns ein und aus. Vorgestern war das erste Mal nach der Trennung. Der Termin zum Matheüben war ausgemacht und mein Mann wollte nicht nein sagen..Im Nachhinein hat sich ein sehr langes Gespräch gebeten. Sie hat mich um.ein weiteres Gespräch gebeten wegen des damaligen Freundes. Wir treffen uns auf neutralem Boden, ich hab sie auf einen Kakao eingeladen.   


Sue_Ellen

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Zwerg1511

Ich bin bei zwerg, meine freundin hatte ein ähnliches problem mit der freundin ihres sohnes, hat sich auch sehr engagiert, das mädchen hat dann sogar eine zeit bei ihr gewohnt (beide waren aber schon 17) Ihr sohn hat sie dann in die schranken gewiesen, sich getrennt und der mutter quasi verboten, sich weiter zu engagieren und das war gut so.    


Caot

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Ich weiß auch nicht so recht. Du hast noch Kontakt zur Ex deines Kindes, weil Ihr die "bedauernswert" findet. Also der Grundgedanke dahinter mag ja ganz ehrenhaft sein, aber Du bist nur eine Mutter und keine Therapeutin.  Ich würde das alles nicht tun.


_zweizahn_

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Caot

Nenne es eher "Helfersyndrom".


kirshinka

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Oh Gott - das arme Mädchen.  Natürlich bist du keine Therapeutin, aber dass Du das Kind nicht einfach so hängen lässt, finde ich sehr gut. Vielleicht kannst Du das Mädchen dazu bringen, Dir die Erlaubnis zu geben, mit den Eltern über die Vorgönge in der Schule zu sprechen - oder dass sie selbst nochmal mit ihren Eltern spricht und du anbietest, diesevielleucht beim Kontakt mit der schule zu unterstützen. Immerhin hat sich das Mädchen Dir anvertraut und damit hast Du eine Art Verantwortung und ich finde gut, dass Du diese auch annimmst. Viel zu viele Menschen sehen einfach weg. Du musst die Probleme ja nicht lösen, aber sie dahin begleiten, dass sich ihre Eltern drum kümmern - das kannst Du schon. und zur Frage, warum Mädchen so viele Probleme hätten: 1. social media und der ganze verdammte Druck aufs äußere der damit einhergeht 2. durch Social Media und Pornographie geprägte Jung-Männer und der ganze verdammt Druck aufs äußere der dann auf die Mädchen geworfen wird  3. die gesellschaftliche Sozialisation, dass Mädchen lieb und nett und verständnisvoll sein müssen - ergo, nie dazu ermuntert werden, ihre Grenzen zu kennen und vor allem auch zu verteidigen 


JoMiNa

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Ich finde es toll und auch richtig, dass du sie unterstützen willst. Aber wenn es mit der Beziehung vorbei ist, dann machst du es nicht nur mit deinem Sohn schwer, sich von dem Mädchen zu lösen, sondern auch andersherum.  In den Alter erlebt man ja alle Emotionen sehr intensiv und sie hat bestimmt richtig doll Liebeskummer. Diesen verstärkst du eventuell noch, da du sie durch den intensiven Kontakt (Nachhilfe, Gespräche über ihre Vergangenheit...) zwangsläufig daran erinnerst. Die Frage ist auch, ob sie wirklich in dir/euch "nur" vertrauenswürdige Erwachsene sieht, und sich deswegen euch anvertraut. Oder ob sie so versucht, eine Brücke zu eurem Sohn aufrecht zu erhalten, das kann ja auch unbewusst sein. Wenn ihr euch weiterhin engagieren wollt, solltet ihr das Thema ganz direkt und klar ansprechen. Also dass ihr zwar gerne sie unterstützt, das aber ganz unabhängig von eurem Sohn ist und ihr bezüglich dem Ende der Beziehung voll und ganz hinter ihm steht. Je nach ihrer Reaktion müsst ihr dann selbst einschätzen, ob ihr der weitere Kontakt oder eher Abstand zu euch gut tun würde. Ich müsst sie ja trotzdem nicht links liegen lassen. Vielleicht könnt ihr einen "Nachfolger" für die Nachhilfe vermitteln, oder ihr zu weiterer Unterstützung verhelfen.


Bonnie

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Hallo, wenn ich darf, würde ich gern etwas Unbequemes, aber Ehrliches sagen. Ich glaube, du bist selbst sehr verstrickt in die psychischen Probleme dieses Mädchens. Es ist lieb, dass du ihr helfen möchtest. Aber deine Möglichkeiten hierfür sind begrenzter als es dir vielleicht klar ist. Die Diagnose "schwere Depression" fällt eine Fachfrau nicht mal eben so. Sondern hier gibt es Leitlinien, die das Mädchen offenbar erfüllt. Du als Laie kannst dies nicht annähernd einschätzen, das muss man wirklich klar sagen. Eine Depression zeigt sich nicht immer so, wie man es als Laie zu wissen glaubt. Du schreibst selbst, dass vermutlich nicht alles, was das Mädchen erzählt, auch stimmt. Es kann Teil ihrer Störung sein, dass sie nicht ganz klar zwischen ihrer Wahrnehmung und der Realität unterscheiden kann. Dies kommt bei Depressionen tatsächlich recht häufig vor.  Das heißt nicht, dass sie nicht gemobbt wird. Klar kann das stimmen. Es ist aber nicht deine Sache und deine Aufgabe, dich hier zu kümmern, sondern das müssen die Eltern tun. Das einzige, was du wirklich tun kannst: Auch wenn die Eltern wenig Zeit haben, solltest du mit ihnen reden. Auch über die Panikattacke des Mädchens, Eltern müssen so etwas wissen, auch wenn es der Tochter nicht gefällt. Oder wie fändest du es, wenn andere Eltern etwas Wichtiges über deinen Sohn wüssten, es dir aber nicht sagen, weil sie dich für überfordert halten? Auch für deinen Sohn ist es nicht gut, dass er mit dem Mädchen nicht abschließen kann, weil du sie sozusagen in der Familie hältst. Ich finde auch deinen Satz, dass die beiden sich "richtig gut getan haben", sehr bedenklich. Vielleicht tut das Mädchen DIR gut. Aber bei deinem Sohn sind offenbar alle Warnlampen angegangen, und das ist eine gesunde Reaktion. Er schützt sich auf diese Weise vor einer psychisch kranken Partnerin, die auch ihn mit runterziehen oder sogar in eine seelische Co-Abhängigkeit ziehen kann. Die Gefahr ist nicht, dass du die Grenzen des Mädchens oder der Eltern überschreitest. Sondern im Moment überschreitest du deine eigenen Grenzen und die deines Sohns. ER hat eine deutliche Grenze für sich gesetzt, die du nicht akzeptierst. Du vertraust auch nicht seiner Wahrnehmung, dass dieses Mädel nicht gut für ihn ist. Und du hast mehr Mitgefühl mit ihr, weil sie deinen Sohn "vermisst", als dass du die Entscheidung deines Sohnes respektierst. Nicht böse sein, das sind einfach spontane Gedanken. Ich glaube, dass du ein bissl ein Helfersyndrom hast. Das ist sympathisch und gut gemeint, du bist ein guter Kerl. Aber du musst deine Grenzen erkennen, auch was deine Kompetenz angeht, einem psychisch kranken jungen Mädchen zu "helfen". Anstatt dich selbst da immer tiefer reinzureiten, kannst du versuchen, Klarheit zu bekommen für dich selbst – und so auch Klarheit zu schaffen nach außen. Das Mädel braucht und bekommt professionelle Hilfe. Die Eltern sind diejenigen, die in der Verantwortung stehen. Du bist keine Ersatzmutter, lass diese Rolle los. Und gehe allmählich auf Distanz zu dem Mädchen, aus Respekt gegenüber der Entscheidung deines Sohnes. Er kann offenbar sehr gut auf sich achten, spürt seine Gefühle und vertraut seiner Wahrnehmung. Das ist etwas, das man sich für seinen Sohn wünschen sollte. LG