Mitglied inaktiv
Hallo Ihr Lieben! Hab eigentlich nichts sonderlich wichtiges,aber ich muß doch mal was los werden und fragen. Paul habe ich jetzt 8 Monate voll gestillt,seit einem Monat bekommt er Mittags selbst gekochtes Gemüse und danach selbst gekochten Reisbrei mit Obst,danach stille ich ihn noch,sowie den ganzen restlichen Tag auch. Nun höre ich von allen Seiten,daß ich ihn doch nach dem Gläschen nicht mehr stillen soll,das wäre doch doppelt gemoppelt. Er trinkt aber ganz gierig und er kann es auch vertragen,weil er ein ganz Dünner ist. Was meint ihr dazu? Außerdem komme ich mir langsam auch komisch vor,das ich noch stille. Ich persönlich finde es klasse und hab mir vorgenommen solange zu stillen,wie Paul es mag,aber von allen Anderen werde ich blöd angeguckt. Alle im Pekip stillen ab,bei der Krabbelgruppe,beim Babyschwimmen...kenne kaum noch Jemand der es gerne macht. Hab nie gedacht,daß ich tatsächlich mal alleine da stehe und sonst Keine mehr stillt,habs ja hier immer gelesen,aber im normalen Leben ist es schon merkwürdig wenn dann wirklich niemand mehr stillt. Die Sprüche die man dann sagen kann habe ich schon gelesen,aber wie kann man es noch richtig erklären warum stillen auch für ein 9 Monate altes oder älteres Baby gut ist ? Ganz schön lang geworden. Danke fürs lesen und hoffentlich habt ihr Tipps. GLG Siby & Paul
hallihallo, kann dich gut verstehen, ich fühl mich inzwischen auch eher einsam weil ich emilia (wird bald ein jahr alt) stille, aber so langsam wird es mir auch egal, das ist bei den meisten eben ein reines informationsdefizit - oder doofheit *g* nach der beikost stillen ist sehr gut, da dadurch die vitamine, nährstoffe etc. der beikost besser aufgenommen werden, also wunderbar wie ihr es macht. was die vorteile des langzeitstillens angeht (obwohl ich ja finde, alles andere müsste als kurzzeitstillen bezeichnet werden und nicht andersrum) hab ich bei biggi schon oft einen sehr guten anhang zum thema gelesen, ich geh mal kucken ob ich ihn finde... lg sandra
so, hier der text: ach und was ich noch sagen wollte: das beste argument überhaupt ist meines erachtens, dass es für baby und mama einfach schön ist!!! "Was Du stillst noch?" Stillen des "älteren" Säuglings Elizabeth Hormann, IBCLC Vortrag, gehalten am Berlin Brandenburgischen Stillseminar, Berlin, 25. Oktober 1997 Wenn wir die Abstillkurven von 64 Gesellschaften (nicht USA und Europa) vergleichen, zu einer Zeit, als wenig kommerzielle und westliche Einflüsse das traditionelle Ernährungsmuster störten, so machen wir interessante Feststellungen: So gut wie keine dieser Gesellschaften hat ihre Kinder vor einem Jahr abgestillt. Bis 2 Jahre war es ein relativ kleiner Prozentsatz der Kinder, der keine Muttermilch mehr bekam. Dies stieg im nächsten halben Jahr rapid an. Bis zum dritten Geburtstag wurden immer noch über ein Viertel der Kleinkinder gestillt; die Restlichen stillten sich zum größten Teil im nächsten Jahr ab; einige wenige haben erst im fünften Lebensjahr die Stillbeziehung ganz beendet. Auch in den USA gab es immer langzeit gestillte Kinder, aber die Proportionen sind ganz anders. Die überwiegende Mehrheit ist in den frühen Lebensmonaten ganz abgestillt worden; bis zum ersten Geburtstag gingen 90% nicht mehr an die Mutterbrust. Die Beantwortung der Frage, wie es dazu gekommen ist, dass Kinder in Industrieländern im Vergleich zu denen in anderen Länder auf der Welt und im Vergleich zu den meisten Kindern im Laufe der Geschichte der Menschheit so früh abgestillt werden, würde den Rahmen dieses Referats sprengen. Sie besteht aus einer Kombination von geschichtlichen, kulturellen und kommerziellen Faktoren. Was ich hier darlegen möchte, sind die wissenschaftlichen Begründungen für die Fortsetzung des Stillens nach den ersten Lebensmonaten, in denen die Vorteile des Stillens mehr oder weniger unbestritten sind. Die ersten 6 Monate Muttermilch hat alles, was ein Baby braucht, um sich optimal körperlich und geistig zu entwickeln. Es geht vor allem um die Entwicklung des Gehirns und nicht darum, das möglichst größte Baby in kürzester Zeit zu produzieren. Der niedrige Eiweissgehalt der Muttermilch ist unter anderem dafür ein Vorteil. Aus der Erfahrung mit künstlicher Babynahrung mit hohem Eiweissgehalt wurde festgestellt, dass solche Nahrung nicht nur zum schnellen Körperwachstum das erstrebte Ziel führte, sondern auch zu hohen Aminosäurewerten im Blut, die eine permanent negative Auswirkung auf das Zentralnervensystem haben könnten (Cunningham 253). DHA (Docosa Hexanoic Acid), eine langkettige Aminosäure, einzigartig in der Muttermilch, sammelt sich im Gehirn (und in der Retina) und ist für deren strukturelle Entwicklung wichtig (Cunningham 254). Diese und sämtliche anderen wissenschaftlichen Entdeckungen sind die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? Stillende Mütter haben immer geglaubt, dass ihre Kinder deswegen klüger seien als die Nachbarskinder, die künstliche Babynahrung bekamen. Jetzt gibt es Forschungen, die diese Behauptung zu bestätigen scheinen. Frühgeborene, die in den ersten Lebenswochen die Milch der eigenen Mutter durch Sonde bekommen hatten, hatten nach 8 Jahren durchschnittlich 10 Punkte mehr auf der 10 Skala als die Kinder die künstlich ernährt worden waren (Cunningham 254). Weil diese Studie nur die Muttermilchernährung ohne das Stillen an der Brust erfasst hat, hat sie effektiv die Interaktionen zwischen Mutter und Kind als Faktor in der intellektuellen Entwicklung ausgeklammert und dabei die Vermutung bestätigt, dass Muttermilch per se das Wachstum des Gehirns und Zentralnervensystems positiv beeinflusst. Das gestillte Kind hat nicht nur ein ganz anderes Gehirn und Zentralnervensystem; auch seine Körperentwicklung verläuft anders. Gestillte Kinder haben eine Tendenz, etwas weniger zu wiegen als künstlich ernährte Kinder. Das Fettpolster ist anders aufgebaut und durch den natürlichen Sättigungsmechanismus lernen sie, ihren Appetit zu steuern. Haut und Muskulatur fühlen sich bei Stillkindern anders an (Stuart Macadam 20). Unterschiede im Blutbild und in der Darmflora sind messbar. Nicht nur dank den nutritiven Komponenten, sondern auch wegen der bioaktiven Zusammensetzung Immunfaktoren, Enzyme, Wachstumsfaktoren und Hormonen, die in der Muttermilch einzigartig sind hat das Stillkind lebenslänglich einen anderen Körper als seine nicht gestillte Kohorte, also flaschenernährte Kinder. Um nur einen Faktor unter die Lupe zu nehmen: Die Rolle der Immunfaktoren ist auch in Industrieländern nicht unerheblich. Kurzfristig und langfristig stimuliert das Stillen den Aufbau und die Steuerung des Immunsystems des Kindes und bietet Schutz gegen die Entwicklung sowohl von Autoimmun und Herzkranzarterienkrankheiten als auch vor Allergien. All dies sind mehr als genug Gründe, ein Kind 6 Monate voll zu stillen. Aber welche Vorteile hat es, das Stillen danach fortzusetzen? Stillen bis ca. ein Jahr Ab Mitte des ersten Lebensjahrs zeigt das Kind großes Interesse an dem, was seine Mitmenschen essen. Wird es ihm nicht angeboten, drückt es sein Missfallen ganz deutlich aus ein intellektueller Sprung, aber auch eine Reaktion auf Körpersignale, dass die Zeit gekommen ist, seinen gastronomischen Horizont etwas zu erweitern. Das heißt aber nicht, dass Muttermilch plötzlich nicht mehr wertvoll ist. Sie bleibt während dem ersten Lebensjahr und oft darüber hinaus das wichtigste Nahrungsmittel, nach wie vor eine Quelle von hochwertigen Kalorien, Eiweiss, Vitaminen und Mineralien. Die nächsten sechs Monate oder länger sind eine Kennenlernzeit, in der feste Nahrung Muttermilch ergänzt, aber nicht ersetzt. Auch der Immunschutz und die Entwicklung des Zentralnervensystems wird im zweiten Halbjahr fortgesetzt. Hier gilt das Prinzip von dosisbezogener Auswirkung. Bei der o.g. Studie mit Frühgeborenen war ein Verhältnis ganz eindeutig. Je mehr Muttermilch, desto höher der IQ Wert (Stuart Macadam 18). Die Verbindung zwischen Muttermilchdosis und der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung bestimmter Krankheitsbilder ist noch klarer. o Allergien Kinder, die 6 Monate oder länger gestillt wurden, haben weniger Allergien (5%) als die, die weniger als 6 Monate gestillt wurden (36%) (Strimas JH, Chi OS, 1988). o Haemophilus Influenza Typ B Stillen länger als sechs Monate schützt gegen diese Krankheit (Takala, AK et al 1989). o Otitis media Stillen länger als sechs Monate reduziert Otitis media drei bis fünffach bis zum Alter von 27 Monaten (Teei, DW, Klein, JO, Rosner, B, 1980). o Malocclusion Als die Stilldauer von 12 auf 3 Monate reduziert wurde, stieg die Prävalenz von Malocclusion von 3% auf 16% (Labbok, MH und Hendershot, GE, 1987). o Lymphoma in der Kindheit Für Kinder unter 15 Jahren ist das Risiko fünf bis achtfach höher, wenn sie weniger als 6 Monate (oder gar nicht) gestillt wurden (Davis MK, Savitz, DA und Graubord, BI, 1988). o Diabetes Wenn Kinder 12 Monate oder länger gestillt wurden, ist die odds ratio für die Entwicklung dieser Krankheit 0.54 im Vergleich zu nicht gestillten Kindern. o Multiple Sklerose Ein zwei bis dreifach erhöhtes Risiko für Multiple Sklerose entsteht, wenn ein Kind weniger als 7 Monate oder gar nicht gestillt wurde. Stillen im zweiten Lebensjahr und danach Was spricht für das weitere Stillen nach dem ersten Geburtstag? Überraschend viel: Ernährung, z. B.: Zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat beträgt die Muttermilchmenge rund 500 ml täglich. Sie kann also einen großen Teil der Kalorien, die ein Kind in diesem Alter braucht, liefern. Im Notfall kann die Milchmenge gesteigert werden und auch ein Kind, das normalerweise Beikost isst, kann wieder ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden. Muttermilch liefert 70 Kilokalorien pro 100 ml zweimal die Energiedichte eines Abstillbreis. Kinder im zweiten Lebensjahr können ihren Energiebedarf zu 31% durch Muttermilch decken. Stillkinder im Alter von 13 18 Monaten erhalten bei gleicher Nahrungsmenge 25% mehr Energie als nicht gestillte; ältere Kinder erhalten 17% mehr. Je nach Studie gibt es auch Hinweise darauf, dass Muttermilch noch mehr Energie im zweiten Lebensjahr liefern könnte. Eine Studie aus Uganda machte deutlich, dass dort die Energiebedürfnisse in dieser Lebensphase durch Muttermilch zu 53% gedeckt wurden. Wenn man daran denkt. wie wenig viele Kinder im zweiten Lebensjahr essen sie haben einfach keine Zeit; die Welt ist dafür viel zu interessant sind diese Ergebnisse nur logisch. Wenn ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt wird, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht und auch das reicht nicht immer aus. Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden einem 28%igen Defizit laut einer Studie von 1982. Eine andere Studie zeigte, daß nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimalen täglichen Kalorien zu sich nahmen. Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien Die Kalorien der Muttermilch sind keine leeren Kalorien. "Muttermilch bleibt auch die wichtigste Quelle an hochqualitativem Eiweiss, Vitaminen und anderen Nährstoffen" (Helsing und King, 1982). Hochqualitativ und gut bioverfügbar. Wieviel eines Nährstoffes in der Milch ist, ist nicht die interessante Frage. Wir müssen danach fragen, wie bioverfügbar er ist. Es nutzt also nichts, wenn der Nährstoff nur da ist und das Kind nicht darüber verfügen kann. o Eiweiss wird in der Muttermilch besonders gut absorbiert. Im zweiten Lebensjahr deckt Muttermilch die Eiweissbedürfnisse zu 38%. Und die Ergebnisse bei den Vitaminen und Mineralien sind noch eindrücklicher: o Vitamin A wird im zweiten Lebensjahr 100%ig durch Muttermilch gedeckt. In Entwicklungsländern kann dies besonders wichtig sein. Es wurde da festgestellt, dass nicht gestillte Kinder einem sechs bis achtfach höheren Risiko an Xerophthalmie (einer Vitamin A MangelErkrankung des Auges) zu erkranken ausgesetzt sind als gestillte Kinder. Der Schutz bleibt auch nach dem Abstillen erhalten. o Eine tägliche Einnahme von 500 ml Muttermilch liefert 19 mg Vitamin C, 95% der Menge, die Kinder im zweiten Lebensjahr brauchen (Armstrong, 1987). Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist die Vitamin CKonzentration der Muttermilch 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6 12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die mit Vitamin C angereicherter künstlicher Babynahrung, Gemüse und Früchten ernährt werden. o Eisen ist zu 50% in der Muttermilch im zweiten Lebensjahr erhalten, Kalzium zu 44%, Niacin zu 41 %, Folsäurezu 26% und Riboflavin zu 21%. Eisen ist eines der wichtigen Beispiele der Bioverfügbarkeit. Es ist zwar niedriger in der Muttermilch als in der Kuhmilch, nur wird es aus der Muttermilch zu rund 70% absorbiert (vgl. 10% in Kuhmilch), so dass ein Stillkind besser mit Eisen versorgt ist als ein nichtgestilltes Kind. Immunfaktoren Immunfaktoren sind auch noch wichtig. Früher wurde angenommen, dass nur im Kolostrum sehr hohe Anteile bereitstünden, die sich im Verlauf der Laktation zurückbildeten und nach sechs Monaten nur noch von geringer Bedeutung seien. Heute ist bekannt, dass die Immunglobulinmengen nach dem sechsten Monat steigen, offensichtlich als Reaktion auf die absinkende Milchmenge. Mit 20 Monaten entspricht der Spiegel von IgA und IgG der Höhe, die nach einer Laktationsdauer von zwei Wochen gemessen wurde. Wenn wir darüber nachdenken, ist es auch ganz logisch, dass einige Schutzfaktoren in dieser Zeit steigen, weil Kinder ab sechs Monaten sehr mobil werden; sie kommen überall hin und stecken die unmöglichsten Dinge in den Mund. Sie brauchen viel Schutz. Dieser Schutz erfolgt durch verschiedene Immunfaktoren in der Muttermilch, darunter: Lysozym, ein unspezifischer antimikrobieller Faktor wird in Muttermilch angereichert und erreicht in einigen Fällen nach 12 Monaten die gleiche Menge wie im Kolostrum. Nach neueren Untersuchungen weiss man, dass es bis zum 25. Lebensmonat des Kindes' ansteigt und erst dann abfällt. 1 ml Muttermilch enthält rund 4000 lebende Zellen (überwiegend Lymphozyten und Makrophagen) , die das Wachstum von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten hemmen. Der Bifidusfaktor in der Muttermilch fördert nach wie vor das Wachstum des Lactobazillus bifidus im kindlichen Darm, so dass sich Staphylokokken gar nicht erst ausbreiten können. Interferon, ein antiviraler Faktor, und Laktoferrin, das durch seine Eisenbindung ein Wachstum von E. coli, Staphylokokkus aureus und einigen Candidapilzen verhindert, sind ebenfalls in der Muttermilch enthalten. Laktoferrin zeigt kontinuierlich ansteigende Werte. Wie wichtig ist dieser immunologische Aspekt für das ältere Stillkind? Diesbezüglich ist die Studie von Chandra aus Kanada sehr interessant, weil seine Studienobjekte gesunde Kinder der Mittelklasse in einem gut entwickelten Industrieland waren. 60 Kinder wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten untersucht. Im Hinblick auf drei übliche Erkrankungen fand er erhebliche Unterschiede bei deren Auftreten bei gestillten und künstlich ernährten Kindern : Atemwegserkrankungen auf 10 gestillte Kinder kommen 23 Flaschenkinder Durchfall auf 10 gestillte Kinder kommen 35 Flaschenkinder Mittelohrentzündungen auf 10 gestillte Kinder kommen 95 Flaschenkinder Nach der Einführung fester Nahrung, sind Stillkinder besonders in Entwicklungsländern für Durchfall anfällig. In Bangladesch wurden noch gestillte Kinder und nichtgestillte Kinder zwischen 6 und 35 Monaten bezüglich Durchfallerkrankung verglichen. Die Energieaufnahme bei nicht gestillten Kindern fiel um 40%; bei gestillten Kindern blieb sie fast unverändert. Die Stillkinder bekamen auch 2,5 mal soviel Eiweiss wie die nicht gestillten. Bei Durchfall ist ein Appetitverlust häufig auch in Industrieländern. Doch viele Stillkinder trinken sehr gerne, auch wenn sie sonst keinen Appetit haben. Es wird vermutet, dass das hochqualitative Eiweiss in der Muttermilch dazu führt, dass ein krankes Kind wieder Appetit auf Kohlenhydrate hat, die für die Gewichtszunahme so wichtig sind (Armstrong, 1987) und dies ist bei unseren Kindern auch nicht unwichtig. Das "natürliche" Abstillalter Aus dem bisher Gesagten ist klar geworden, dass Muttermilch ihre Nahrungs und immunologischen Werte behält, so lange sie produziert wird. Trotzdem muss die Stillbeziehung irgendwann zur Ende kommen aber wann? Die Anthropologin Katherina Dettwyler hat versucht, durch kulturvergleichende Studien und durch Vergleiche der Säugetiere untereinander diese Frage in etwa zu beantworten. Ich werde hier auf die Vergleiche der Säugetiere verzichten obwohl sie hoch interessant und überzeugend sind, und nur kulturenvergleichende Studien berücksichtigen. Auf ihrer Suche nach einem "hominiden Entwurf" (hominide blueprint) für das "natürliche" Abstillalter hat sie verschiedene Kriterien angeschaut: o Alter, in dem das Kind das Geburtsgewicht vervierfacht hat o Alter, in dem das Kind ein Drittel des durchschnittlichen Erwachsenengewichts erreicht hat o Bezug auf das Gewicht einer erwachsenen Frau (Abstillalter in Tagen = 2,71 mal das Gewicht einer erwachsenen Frau in Gramm) o Vergleich zu Schwangerschaftswochen (6 x Schwangerschaftswochen auf vergleichenden Primatendaten basiert. o Alter beim Durchbrechen der ersten Backenzähne. Nach keinem der Kriterien würde ein Kind unter 2,3 Jahren abgestillt und die Grenzen reichen bis 6 Jahre für Mädchen und 7 Jahre für Jungen. Sechs Jahre übrigens ist der Zeitpunkt, wann das eigene Immunsystem des Kindes reif und eigenständig wird. Bis zu diesem Punkt, schreibt Dr. Dettwyler, können die Lymphokine in der Muttermilch die aktive Immunantwort sowohl im Serum als auch sekretorisch steigern (Dettwyler, 56). Ist die Idee, dass Muttermilch eine positive Auswirkung auf das Immunsystem des Kindes bis zu 6 Jahren haben könnte, so weit hergeholt? Ganz und gar nicht. Gespendete Muttermilch als Behandlung für verschiedene Krankheitsbilder ist mittlerweile weit verbreitet: o Marinkovich (1988) behandelt IgA lnsuffizienz mit 100ml frischer Frauenmilch täglich o Asquith berichtet über den Einsatz von Frauenmilch bei der Therapie für Leukämie oder Knochenmarktransplantation o Erichson (1990) berichtet, dass verbrannte Kinder Frauenmilch besser vertragen als die übliche hypermolekulare Nahrung und o Wright benutzt mit Erfolg frische Frauenmilch für Erwachsene in den ersten Tagen nach Lebertransplantation (Springer, persönliche Kommunikation, 1996). Ist es so schwierig zu glauben, dass die Milch der eigenen Mutter lange Zeit. bis ins Schulkindalter als effektiver Stimulus für das kindeseigene Immunsystem dienen kann? Sollten wir unsere Abstillvorschläge so hoch setzen? Nicht unbedingt. Die Vorschläge bleiben nach wie vor die Gleichen: "Im Idealfall wird die Still beziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist" (Grundsatz 6, La Leche Liga). Das eine Kind wächst aus seinem Stillbedürfnis früher, das andere später hinaus. Weil das Stillen eine Partnerschaft ist, spielen auch die Bedürfnisse der Mutter eine Rolle. Wir möchten hier keine neue Vorschriften erstellen, sondern durch das Anschauen der wissenschaftlichen und anthropologischen Daten einen erweiterten Blick für das "normale" Abstillalter und eine grössere Toleranz für die Mütter, deren Stillpraktiken von der kulturellen Norm abweichen schaffen. Ich hoffte, mit diesem Referat dazu beigetragen zu haben. REFERENZEN Bradley, J., Baldwin, S., Armstrong, H. Breastfeeding: a neglected household Ievel weaning food resource. in Alnwick D., Moses S., Schmidt OG. (eds.) Improving young child feeding in eastern and southern Africa' Household Ievel feod technology. International Development Research Centre. Ottawa, Canada IDRC 265e 1988 Chandra, RK. Prospective studies of the effect of breastfeeding on incidence of infection and allergy. Acta Paediatr Scand. 68 :691 694 1979 Cunningham, AS. Breastfeeding: adaptive behavior fot child health and longevity in Stuart Macadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding' Biocultural Perspectives New York: Aldine de Gruyter, 1995. Davis MK., Savitz DA., Graubard BI. Infant feeding and childhood cancer I.an.cet 2: 365 3868 1988 Dettwyler KA. A time to wean: The hominid blueprint fot the natural age of weaning in modern human populations in StuartMacadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding' Biocultural Perspectives NewYork: Aldine de Gruyter, 1995. Helsing E. and King FS.. Breastfeeding in practice Oxford University Press, Oxford, UK. 1982 Labbok MH., Hendershot GE. Does breastfeeding protect against malocclusion? An analysis of the 1981 child health supplement to the National Health Interview Survey Am J Prev Med 3: 227232 1987 Mayer EJ., Hamman RF., Savitz DA. et sI. Reduced risk of insulin dependent diabetes mellitus (lDDM) among breastfed children Diabetes 37: 1625 1632 1988 Pisacane AN., Impagliazzo M., Russo R. et sI. Breastfeeding and multiple sclerosis British Medical Journal 308: 1411 1412 1994 Strimas JH., Chi DS. Significance of IgE level in amniotic fluid and cord blood fot the prediction of allergy. Ann Allergy 61: 133 136 1988 Stuart Macadam P. Biocultural perspectives on breastfeeding in Stuart Macadam P. and Dettwyler KA. Breastfeeding: Biocultural perspectives. New York: Aldine de Gruyter, 1995 Takala AK., Eskola J., Palmbren J. et sI. Risk factors of invasive Haemophilus influenzae type b disease among children in Finland J.Pediatr. 115:694 701 1989 Teele DW, Kleine JO., Rosner B. Beneficial effects of breastfeeding on duration of middle ear effusion (MEE) after first episode of acute otitis media (AOM) Pediatr. Res. 14:494 1980
Hallo Siby, solange dein Paul auch nach dem Brei noch Hunger hat, wuerde ich auf jeden Fall stillen. Was gibst du denn so? Pures Gemuese ist nicht besonders kalorienhaltig, mit Kartoffel und Fleisch/Getreide sowie eventuell etwas Oel oder Butter kommt man eher in saettigende Bereiche. Wobei ich nicht sagen will, dass das Stillen hinterher irgendwie falsch waere. Im Gegenteil, die ungesaettigten Fettsaeuren der Mumi helfen bei der Verwertung der Vitamine im Gemuese. Auch mit 9 Monaten ist Mumi noch ebenso gesund wie vorher :-) Leicht verdauliches Eiweiss, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, selbst wenn das Baby sonst kaum was isst (Krankheit!, Beikostverweigerung bzw. Beschraenkung auf wenige akzeptierte Lebensmittel) ist es mit Mumi gut versorgt und bekommt nebenbei auch noch Fluessigkeit und Antikoerper der Mutter. So manches Kind ist bei einem Magen-Darm-Infekt nur durchs Stillen davor bewahrt worden, im KH am Tropf zu liegen. Durch das Stillen wird auch das Saugbeduerfnis des Babys befriedigt, das es eindeutig auch nach dem 9. Lebensmonat noch hat. Klar gibt es Schnuller, aber letztendlich sind diese nur ein notduerftiger Ersatz. Was andere Leute wahrscheinlich (leider) weniger interessiert: durch das Stillen besteht eine tiefe, liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Kind. Wenn man die nun einfach unterbricht, nur weil 6, 7 oder 8 Monate um sind, ist das mit Sicherheit ein schwerer seelischer Schock fuer das Baby. Ich denke mal, wenn das Stillen keinen Sinn fuer ein aelteres Baby haette, wuerde es von selbst die Brust verweigern. Dass sich die meisten Kinder aber erst zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr abstillen - wenn man sie denn wirklich selbst entscheiden laesst - sollte einem schon zu denken geben. LG Berit
huhu siby, ich still imer nach bedarf. und wenn der nach dem essen noch da ist dann eben dann. und dreh den spieß doch einfahc mal um. stille ist gesund und schön. warum um himmelswillen sollte ich abstillen? liebe grüße susanne
Der Wert des Stillens nach dem 6. Lebensmonat Abstillen in der Geschichte Elizabeth Hormann (LLL-Leader / Vortrag beim 2.Aachener Stillkongress vom 10.-12.Juni 1994) Die Frage, wann ein Kind abgestillt sein sollte, ist nicht neu. Diese Frage wurde schon vor vielen Jahrtausenden gestellt und unterschiedlich beantwortet. In Altgriechenland waren Kinder manchmal schon mit 6 Monaten abgestillt (laut Stillvertrag in Fides, Breasts, Bottles and Babies S.354). Ähnliches weiß man von den Römern in Ägypten, obwohl dort das Stillen im allgemeinen variabler gehandhabt wurde, mit Abstillzeiten bis zu 36 Monaten (Ibid.) Es gab immer Fälle, in denen ein Kind zu früh abgestillt wurde, und durch viele Jahrzehnte hindurch wurden Kinder viel früher entwöhnt als von den Experten vorgeschlagen. Immerhin war eine Abstillzeit zwischen 18 und 36 Monaten sehr häufig. Merkwürdigerweise waren die Begründungen für ein frühes Abstillen den heute gegebenen ähnlich: · Nach einigen Monaten sei die Milch nicht mehr von guter Qualität (Fides S.369). · Langes Stillen sei psychisch irgendwie schädlich (Fides S.367). Moderne Argumente für das Abstillen Heute lauten die Argumente: · „Muttermilch hat nicht genug Eisen und Vitamine, die ein wachsendes Kind in größerer Menge vom ersten Lebensjahr an braucht“ (David Barker : Welt am Sonntag, 29.3.92) · (Es) „entsteht eine Unterernährung bei zu langem Stillen“ (Ibid) · „Ungewöhnlich lang ... und dabei häufig gestillte Kinder können an dem Bild der „nursing bottle caries“ erkranken“ (Monatsschr. Kinderheilkd. (1988) 136: 228-234) · „Zu langes Stillen kann Herzleiden verursachen“ (Barker) · Nach sechs (oder neun oder zwölf) Monaten wird das Kind zu abhängig, wenn es weiterhin gestillt wird. · Zu langes Stillen ist für die Sexualentwicklung schädlich, besonders bei Jungen (oder Mädchen). · Zu langes Stillen unterdrückt so lange die Ovulation, dass sich die Eierstöcke zurückbilden und die Mutter oft von alleine keinen Eisprung mehr hat. (Das habe ich in Ägypten gehört.) · Auch das Argument, dass Muttermilch mit Schadstoffen zu hoch belastet sei, ist nicht neu. Schon 1966 gab es eine große Aktion in den USA, um Müttern wegen DDT in der Milch vom Stillen abzuraten. Heute heißt es: „Aus Vorsicht, doch ohne wissenschaftlich begründete Daten sind wir gezwungen, Empfehlungen zur Begrenzung der Stilldauer zu geben“ (Dr. med. Jürgen Spranger, in General-Anzeiger Bonn, 26.3.92) Aus den verschiedensten Gründen - ernährungsbedingten, kurz- und langfristigen gesundheitlichen, emotionalen und sozialen - wird behauptet, dass „zu langes Stillen“ - was immer das heißt - schädlich sei. UNICEF und WHO sprechen aus Aber stimmt es, dass Muttermilch nach 4 - 6 Monaten nicht mehr wichtig, oder gar schädlich ist? WHO und UNICEF glauben es jedenfalls nicht. In ihrer 1990 herausgegebenen gemeinsamen „Innocenti Declaration“ haben sie ganz deutlich nicht nur „ausschließliches Stillen für 4 - 6 Monte“ , sondern auch das Stillen mit entsprechender Beikost für zwei Jahre oder länger fortzusetzen vorgeschlagen. Diese Vorschläge gelten weltweit, nicht nur in Entwicklungsländern. Ernährung mit Muttermilch nach 6 Monaten Was spricht für das weitere Stillen? Überraschend viel. Zwischen dem 6.-24. Lebensmonat beträgt die Muttermilchmenge z.B. rund 500 ml täglich. Sie kann also einen großen Teil der Kalorien, die ein Kind in diesem Alter braucht, liefern. Im Notfall kann die Milchmenge gesteigert werden, und auch ein Kind, das normalerweise Beikost isst, kann wieder ausschließ- lich mit Muttermilch ernährt werden. Ihr habt vielleicht solch eine Erfahrung gemacht, wenn Euer Stillkind krank wurde. Nachdem in den ersten Monaten Beikost eingeführt worden ist, bleibt Muttermilch nach wie vor das wichtigste Element in der Ernährung des Kindes. Beikost ist - am Anfang - nur auszuprobieren, wird aber allmählich in letzten Quartal des ersten Lebensjahres zu einer wichtigen Nahrungsquelle. Muttermilch liefert 70 kcal. pro 100 ml - zweimal die Energiedichte einiger Abstillbreis (Bradley). Kinder im zweiten Lebensjahr können ihren Energiebedarf zu 31% durch Muttermilch decken. Stillkinder im Alter von 13-18 Monaten erhalten bei gleicher Nahrungsmenge 25% mehr Energie als nicht gestillte; ältere Kinder erhalten 17% mehr. Je nach Studie gibt es auch Hinweise darauf, dass Muttermilch noch mehr Energie im zweiten Lebensjahr liefern könnte - eine Studie aus Uganda machte deutlich, dass dort die Energiebedürfnisse in dieser Lebensphase durch Muttermilch zu 53% gedeckt wurden. Wenn man daran denkt, wie wenig viele Kinder im zweiten Lebensjahr essen - sie haben einfach keine Zeit ; die Welt ist dafür viel zu interessant - sind diese Ergebnisse nur logisch. Wenn ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt wird, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher - laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht - und auch das reicht nicht immer aus. Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden - ein Defizit um 28% laut einer Studie 1982. Eine andere Studie zeigte, dass nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimal erachteten täglichen Kalorienmenge zu sich nahmen. Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien Naja - aber Kalorien sind nicht unbedingt Ernährung. Allerdings. Die Kalorien der Muttermilch sind aber keine leeren Kalorien. „Muttermilch bleibt auch die wichtigste Quelle an hochqualitativem Eiweiß, Vitaminen und anderen Nährstoffen“ (Helsing and King, 1982). Hochqualitativ und gut bioverfügbar! Die interessante Frage ist nicht, wieviel eines Nährstoffes in der Milch enthalten ist. Eher wäre zu fragen: Ist der Nährstoff bioverfügbar? Es nutzt nichts, wenn die Nährstoffe nur da sind und das Kind nicht über sie verfügen kann. Der Eiweißgehalt der Muttermilch, obwohl am niedrigsten von allen Geschöpfen, ist immerhin mehr als ausreichend für gutes Gedeihen und Gehirnentwicklung und wird besonders gut absorbiert. Im zweiten Lebensjahr deckt Muttermilch die Eiweißbedürfnisse zu 38%. Und die Geschichte mit Vitaminen und Mineralien ist noch erfreulicher. Der kindliche Bedarf an Vitamin A wird im zweiten Lebensjahr zu 100% durch Muttermilch gedeckt. In Entwicklungsländern kann dies besonders wichtig sein. (Es wurde da festgestellt, dass nichtgestillte Kinder einem sechs- bis achtfach erhöhten Risiko an Xerophtalmie (einer Vitamin-A-Mangel-Erkrankung des Auges) zu erkranken, ausgesetzt sind, als gestillte Kinder. Der Schutz bleibt auch nach dem Abstillen erhalten.) „Eine tägliche Einnahme von 500 ml Muttermilch liefert 19 mg Vitamin C, 95% der Menge, die Kinder im zweiten Lebensjahr brauchen“ (Armstrong, 1987). Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist die Vitamin C-Konzentration der Muttermilch 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C-Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6 - 12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die mit - mit Vitamin C angereicherter - künstlicher Babynahrung , Gemüse und Früchten ernährt werden. Eisen wird im zweiten Lebensjahr zu 50% durch Muttermilch erhalten, Calcium zu 44%, Niacin zu 41%, Folsäure zu 26% und Riboflavin zu 21%. Eisen ist typisch für die gute Bioverfügbarkeit der Inhaltsstoffe der Muttermilch. Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als Kuhmilch. Aber aus der Muttermilch wird es zu rund 70% absorbiert, bei der Kuhmilch nur zu 10%, so dass ein Stillkind eigentlich besser mit Eisen versorgt ist als ein nichtgestilltes Kind, das erstens nicht so viel absorbieren kann und zweitens oft unter obdukten Blutungen im Darm, verursacht durch den Überfluss an nicht absorbierbarem Eisen leidet und daher auch oft Anämie hat. Stillen und Karies Die Behauptung, dass langes und häufiges Stillen, vor allem nachts, zu Karies führt, scheint kaum wissenschaftliche Begründungen zu haben. Das „Bottle-mouth-syndrom“ kommt daher, weil die Milch, die ständig aus der Flasche tropft, sich um Gaumen und Zähne sammelt. Weil das Stillen aber eine ganz andere Prozedur ist - die Brust liefert nämlich nur Milch, wenn das Kind aktiv saugt, und wegen der Position der Brustwarze viel weiter hinten im Mund und nicht im Zahnbereich, so dass sie schwerlich die Zähne umspülen kann -, ist so ein Zusammenhang höchst unwahrscheinlich. Wenn ein Stillkind „Bottle-mouth-syndrom“ hat, müssen wir nachfragen: Was erhält der Kind außer Muttermilch zu Essen oder Trinken? Wie ist die Zahnhygiene? Kann das Problem erblich bedingt sein? Stillen und Herzleiden Der Artikel über „zu langes“ Stillen und Herzleiden, der vor ein paar Jahren in der Zeitung stand, hat Euch vielleicht auch erschreckt. Aber auch hier müssen wir genauer hinschauen. Die Studie bezieht sich auf Männer, die in den Jahren von 1911-1930 in der Grafschaft Hertfordshire (in England) geboren waren. Teilweise waren die Studienobjekte schon tot, als die Studie begonnen wurde. Es gab eine statistische Verbindung zwischen Stillen (oder Nichtstillen) und Herzleiden. Laut dem Artikel „Am schlechtesten schnitten die Flaschenkinder ab. Dann folgten die Brustkinder, die länger als zwölf Monate gestillt worden waren. Die beste Gesundheit hatten die Brustkinder, deren Mütter das Stillen mit oder vor dem ersten Geburtstag des Babys eingestellt hatten“ (Welt am Sonntag, 29.März 1992). Der Forscher „verglich ihre Krankengeschichten mit den vorhandenen Angaben über ihre Ernährung während der ersten zwei Lebensjahre. Und darin liegt ein großes Problem. Woher haben sie solche Informationen? Die Studienobjekte - die noch lebten - konnten sich selber nicht daran erinnern; die Mütter waren, bis auf vielleicht ein paar, schon tot. Und die Frage der Ernährung nach zwei Jahren wurde überhaupt nicht berücksichtigt. Eine solche retrospektive Studie ist oft gefährlich, und es ist fast unmöglich, sie als wissenschaftlich zu bezeichnen. Höchstens kann sie uns Hinweise dazu geben, künftigen prospektiven Studien mit besser begründeten wissenschaftlichen Informationen beliefern zu können. Andere Forschung ergab ganz andere Ergebnisse in bezug auf Cholesterin. Cholesterin ist für die Bildung und Entwicklung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems ganz wichtig. künstliche Babynahrung, die mit Stolz als cholesterinfrei erklärt ist, ist also für das Baby nicht besonders gesund. Stillkinder haben zwar einen höheren Cholesterinspiegel als Flaschenkinder, aber mit drei oder vier Jahren ist das ausgeglichen. Es gibt eine Hypothese, dass die Cholesterinaussetzung im früheren Leben den Stoffwechsel ändert und es später einfacher macht, mit Cholesterin umzugehen. Also würde die Gefahr gesenkt, später an Herzproblemen zu leiden. Zur Zeit bezieht sich diese Hypothese aber auf Tierstudien und kann nicht auf Menschen übertragen werden. Aber Tatsache ist, dass die American Academy of Pediatrics vorschlägt, die Cholesterineinnahme in den ersten zwei Lebensjahren nicht zu beschränken, weil das Kind sonst nicht gut gedeihen kann. Weiter, um festzustellen, wie die genaue Auswirkung des Cholesterins auf Herzleiden ist, muss die Gesundheit der gleichen Leute über 40 Jahre verfolgt werden - und auch dann wäre es schwierig, die Auswirkung des Cholesterins von anderen Faktoren zu unterscheiden (Jacqueline Ziomek, American Baby, April 1990). Immunfaktoren Immunfaktoren spielen eine weitere wichtige Rolle. früher wurde angenommen, dass nur im Kolostrum sehr hohe Anteile an Immunfaktoren bereitständen, die sich im Verlauf der Laktation zurückbilden würden und nach sechs Monaten nur noch von geringer Bedeutung wären. Heute ist bekannt, dass die Immunglobulinmengen nach dem sechsten Monat ansteigen, offensichtlich als Reaktion auf die absinkende Milchmenge. Mit 20 Monaten entspricht der Spiegel von IgA und IgG der Höhe, die nach einer Laktationsdauer von zwei Wochen gemessen wurde. Wenn wir darüber nachdenken, ist es auch ganz logisch, dass einige Schutzfaktoren in dieser Zeit steigen, weil Kinder ab sechs Monaten sehr mobil werden. Sie kommen überall hin und stecken die unmöglichsten Dinge in den Mund. Sie brauchen so viel Schutz wie wir ihnen anbieten können! Dieser Schutz erfolgt durch verschiedene Immunfaktoren, darunter: Lysozym, (ein unspezifischer antimikrobieller Faktor) wird in Muttermilch angereichert und erreicht in einigen Fällen nach 12 Monaten die gleichen Mengen wie im Kolostrum. Nach neueren Untersuchungen weiß man, dass es bis zum 25.Lebensmonat des Kindes ansteigt und erst dann abfällt. Ein ml Muttermilch enthält rund 4000 lebende Zellen (überwiegend Lymphozyten und Makrophagen), die das Wachstum von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten hemmen. Der Bifidusfaktor in der Muttermilch fördert nach wie vor das Wachstum des Lactobacillus Bifidus im kindlichen Darm, so dass sich Staphylokokken gar nicht erst ausbreiten können. Interferon, ein antiviraler Faktor, und Lactoferrin, das durch seine Eisenbindung Wachstum von E.coli, Staphylokokkus aureus und einigen Candidapilzen verhindert, zeigt kontinuierlich ansteigende Werte. Wie wichtig ist dieser Aspekt für ein Stillkind über sechs Monaten? Sehen wir uns ein paar Studien an. Hier ist die Studie von Chandra Kanada sehr interessant, weil seine Studienobjekte gesunde Kinder der Mittelklasse in einem gut entwickelten Industrieland waren. 60 Kinder wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten untersucht. Im Hinblick auf drei übliche Erkrankungen fand er erhebliche Unterschiede bei deren Auftreten bei gestillten und künstlich ernährten Kindern: · Atemwegserkrankungen : auf 10 gestillte Kinder kommen 23 Flaschenkinder · Durchfälle : auf 10 gestillte Kinder kommen 35 Flaschenkinder · Mittelohrentzündungen : auf 10 gestillte Kinder kommen 95 Flaschenkinder Sämtliche Studien deuten darauf hin, dass das Nichtstillen in Industrieländern (erhöht) das Risiko für Erkrankungen der unteren Atemwege und des Mittelohres um mehr als das Doppelte und für Durchfallerkrankungen um das 3- bis 4fache erhöht. auch im zweiten und dritten Lebensjahr bleibt ein gewisser Schutz, sogar bei den Kindern, die schon abgestillt worden sind. Diese Erkrankungen verlaufen in Industrieländern üblicherweise nicht tödlich, verursachen aber eine Menge Beschwerden und schränken die Lebensqualität ein. Studien in Entwicklungsländern weisen auch auf die besondere Wichtigkeit des längeren Stillens hin. Nach der Einführung fester Nahrung sind auch Stillkinder in Entwicklungsländern wegen unhygienischer Umstände für Durchfall anfällig. In Bangladesch wurden noch gestillte Kinder und nicht gestillte Kinder zwischen 6 und 35 Monaten mit Durchfall verglichen . Die Energieaufnahme bei nicht gestillten Kindern fiel um 40%, während sie bei gestillten Kindern fast unverändert blieb. Die gestillten Kinder bekamen auch 2,5 mal so viel Eiweiß wie die nicht gestillten. Bei Durchfall ist ein Appetitverlust häufig. Doch viele Stillkinder trinken sehr gerne, auch wenn sie sonst keinen Appetit haben. Es wird vermutet, dass das hochqualitative Eiweiß in der Muttermilch dazu führt, dass ein krankes Kind wieder Appetit auf Kohlenhydrate hat, die für die Gewichtszunahme so wichtig sind (Armstrong, 1987). Nicht überraschend ist auch das Ergebnis, dass Stillkinder weniger Zeit im Krankenhaus verbringen müssen - wenn es überhaupt so weit kommt - als nicht gestillte Kinder. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass das Stillen Schutz bietet vor: · Diabetes, · kindlichen Krebserkrankungen (besonders Lymphomen), · Morbus Crohn. Und bei vielen Kindern mit metabolischen oder allergischen Krankheiten treten die Symptome erst beim Abstillen oder drastischer Einschränkung des Stillens auf. Hinreichend bekannt und erwiesen ist, dass Stillkinder weniger unter Allergien leiden. Eine Studie machte deutlich, dass bei Stillkindern aus allergiefreien Familien keine Allergien auftraten, während einige Flaschenkinder aus allergiefreien Familien Allergien entwickelten. Je früher ein Kind Fremdeiweiß erhält, umso früher und stärker entwickeln sich Allergiesymptome. Empirische Daten zeigen, dass Stillen diese Symptome mindert oder sogar vermeidet. Es wurde beobachtet, dass Kinder aus Allergikerfamilien oft erst im Alter von 9 - 12 Monaten die Einführung von Beikost mit einer begrenzten Anzahl anderer Nahrungsmittel akzeptierten und dennoch mit Muttermilch bestens gediehen. Diese Information ist weit bekannt, doch die Konsequenz daraus zu ziehen, fällt vielen Ärzten ganz schwer. Eine Ausnahme habe ich selber erlebt. Trotz Vollstillen und anderer allergievorbeugender Maßnahmen entwickelte eines meiner Kinder eine Familienkrankheit - Asthma. Als das Kind zwei Jahre alt wurde, besuchten wir einen Allergologen. Er sah in den Unterlagen, dass das Kind noch gestillt wurde. „Wunderbar!“, sagte er. „Wenn Sie sich die Mühe geben könnten, das Kind noch zwei Jahre zu stillen, wäre es das Allerbeste, was Sie für seine Gesundheit tun könnten.“ Ich bin vor Überraschung fast vom Stuhl gefallen! (Und wir haben es tatsächlich geschafft, so lange zu stillen.) Die Vorteile des langen Stillens für die Mutter Langzeitiges Stillen hat auch für die Mutter viel zu bieten. Das Prolaktin, das für die Milchproduktion wichtig ist, dient auch dazu, sie zu beruhigen. Mütter mit noch gestillten Kleinkindern gehen mit ihren Kindern oft gelassener um, und das Stillen ist auch eine Strategie, das Kind zu beruhigen - nicht unwichtig in der Trotzphase. Prolaktin spielt auch bei der Unterdrückung der Menstruation während der Stillzeit eine Rolle. Solange der Prolaktinspiegel hoch bleibt, wird ein Eisprung verhindert. Die Studien widersprechen sich teilweise, aber fest steht, dass die Unterdrückung des Eisprungs mit Häufigkeit und Dauer des Stillens zusammenhängt. In einigen Studien reichen anscheinend 6 Stillmahlzeiten und 60 Minuten Stillen in 24 Stunden aus, um den Eisprung zu verhindern. Sicherer - und sowieso passender für die meisten Stillkinder - sind: - mindestens 12 Mahlzeiten in 24 Stunden während des ersten Lebensmonats, - nächtliches Stillen (Prolaktinspiegel ist nachts höher), - nach dem ersten Lebensmonat Stillen nach Bedarf, aber mindestens 6-8 mal in 24 Stunden, - eine Stilldauer von mindestens 80 Minuten in 24 Stunden. Mit so einem Stillmuster ist die Chance eines Eisprungs äußerst gering - etwa 1,8% vor der ersten Menstruation (Lawrence, 453) -, und viele Frauen können mit 18 Monaten Amenorrhoe rechnen (Pryor, 42-43). Die Forschung und die Erfahrung in den Stillgruppen bestätigen dies generell. Die Behauptung aber, dass der Eisprung dann nicht mehr von alleine kommt, ist meines Erachtens nicht bestätigt. Es gibt zwar Frauen, die ihre Menstruation nicht haben, bis das Kind endgültig abgestillt wird, und den Frauen, die früher Probleme mit dem Eisprung gehabt haben, geht es nicht unbedingt nach einer Schwangerschaft und Stillzeit besser. Dass es generell ein Problem wird, lässt sich aber weder durch die Forschung , noch durch die praktische Erfahrung bestätigen. Langzeitstillen hat für die Mutter noch einen Vorteil. Gemäß Forschungsberichten aus den USA ist das Brustkrebsrisiko 43% geringer bei Frauen, die insgesamt zwei Jahre gestillt haben und nach chinesischen Berichten um 60% vermindert, wenn Frauen sechs Jahre (bei mehreren Kindern!) gestillt haben gegenüber Frauen, die nicht stillten. Jeder Monat Stillzeit reduziert das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, um 2,4% für Frauen unter 55 Jahren. Und das stillen erhöht die Calciumeinlagerung in der Lendenwirbelsäule um 1,5% pro gestilltem Kind. Das bedeutet weniger Osteoporose im Alter. Warum wird langzeitiges Stillen nicht unterstützt? Warum gibt es dann, trotz der vielen Vorteile, so wenig Unterstützung für das Stillen über die ersten 6, bzw. 12 Monate hinaus? Teilweise sind die Vorteile noch nicht verbreitet, aber zentral bei den Gegenargumenten sind die Rückstände in der Muttermilch. Dieser Einwand geht teilweise so weit, dass total vom Stillen abgeraten wird. Die Aufforderung der Initiative gegen die Verletzung ökologischer Kinderrechte auf einen fünf- bis zehnjährigen Stillverzicht ist ein ganz extremes Beispiel dafür (AFS Rundbrief, April 1992, 40). Aber auch die Aussagen der Gesundheitsämter haben Mütter beunruhigt. Und trotz der jüngsten Aussage des deutschen Bundesgesundheitsministeriums, neben der allmählichen Steigerung des Zufütterns auch nach dem sechsten Lebensmonat weiter nach Bedarf zu stillen, gibt es immer wieder Behauptungen, dass Kinder durch längeres Stillen zu Schaden kommen werden. Laut WHO „gibt (es) keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass unerwünschte Auswirkungen bei Säuglingen auftreten durch die Aufnahme dieser Schadstoffe durch die Muttermilch.“ (Akré, 49) Zum Rat, nur eine begrenzte Zeit zu stillen, um die Ansammlung der fettlöslichen Schadstoffe bei Säuglingen zu vermeiden, sagt die WHO weiter: „Auf Grund der heutigen wissenschaftlichen Kenntnisse scheint eine solche Maßnahme nicht gerechtfertigt“ (Ibid.). Wichtig ist, dass kein einziger Fall bewiesen worden ist, bei dem ein Kind wegen Schadstoffen in der Muttermilch geschädigt worden ist. Sogar in Fällen, in denen die Schadstoffe wesentlich höher als normal sind, wie z.B. in Südvietnam, wo der Herbizidgehalt der Muttermilch 30.000 mal so hoch war wie der der Muttermilch in den USA, konnten die Wissenschaftler keine kurz- oder langfristigen Schäden feststellen. Einige dieser Säuglinge sind heute selber stillende Mütter, und der Schadstoffgehalt in deren Milch spiegelt den der heutigen Umgebung wieder, nicht den ihrer Kindheit (Pryor, 89). Schäden durch künstliche Babynahrung sind aber nicht nur wahrscheinlich, sondern auch mehrfach bewiesen worden. Eine Studie in den Niederlanden, die Babynahrungsproben aus mehreren Ländern untersuchte, zeigt, dass 52% mit Bakterien verunreinigt waren (BF Briefs, 12/88). Antibiotika und Hormone in unerlaubten Mengen treten immer wieder in Babynahrung, die auf Kuhmilch basiert, auf. Eine Studie in den USA zeigte, dass 78% der 1200 Milchproben mit organochlorhaltigen Präparaten belastet waren (Minchin, 26). Das Wasser, mit dem das Babynahrungspulver vermischt werden muss, kann auch problematisch sein. Stoffe wie Nitrate haben schon zum Tode von Säuglingen geführt (Pryor, 89). Klar ist, dass künstliche Babynahrung mit sehr vielen beweisbaren Risiken verbunden ist, während das stillen überwältigende beweisbare Vorteile hat und dabei ein Risiko, das rein theoretisch ist. Will ich damit sagen, dass Schadstoffe in der Muttermilch überhaupt nicht interessant sind? Keineswegs. Es ist eine große Schande, dass auch die beste Säuglingsnahrung belastet ist, und wir müssen uns sehr viel Mühe geben, um unsere Umwelt wieder sauber zu machen. Helga Pasch hat (für die Aktionsgruppe Babynahrung AGB e.V. in Aachen) ganz schön darüber geschrieben, wie das Nichtstillen zur Belastung der Muttermilch mit Umweltgiften beiträgt. Ich werde es hier nicht zitieren, weil es als Ganzes gelesen werden muss. Hauptpunkt ist, wir tun unseren Kindern und der Umwelt keinen Gefallen, wenn wir nicht - oder nur eingeschränkt - stillen. Weiterhin können wir stillende Mütter mit der Information beruhigen, dass: · die meiste Schadstoffübertragung in der Schwangerschaft und nicht in der Stillzeit stattfindet (Ibid), · weniger Schadstoffe durch die Milch übertragen werden, als in der Blutbahn der Mutter vorhanden sind (Pryor, 88), · sich im Laufe der Stillzeit die Schadstoffbelastung verringert, · man mit bewusster Ernährung vermeiden kann, dass noch zusätzliche Schadstoffe aufgenommen werden. In einer anderen Gesellschaft bräuchten wir vielleicht dieses Thema gar nicht zu diskutieren. Das Langzeit-Stillen bis zwei oder drei Jahre ist seit einer Ewigkeit die Norm gewesen. Wir - mit unserem Gedanken, ob es eigentlich gut sein kann - sind die, die aus der Reihe fallen. Die Vorteile für Mutter und Kind sind mehrmals bewiesen worden, die vermuteten Nachteile dagegen nicht. Ob ein bestimmtes Mutter-Kind-Paar so lange stillen will, ist eine andere Frage, die nur in der Familie - ohne Druck von Ärzten, Medien, Nachbarn, Verwandten oder sonst jemand - entschieden werden soll. Das Stillen ist eine ganz intime Zweierverbindung - vielleicht die schönste, die es in dieser Welt gibt. Eine frühzeitige Unterbrechung dieser schönen Zeit wird für immer mit Trauer in Erinnerung bleiben. Fortgeführt zu einem befriedigenden Ende, bleibt das Stillen für Mutter und Kind eine der schönsten Erinnerungen im Leben.
Das Stillen eines älteren Babys von Elizabeth Hormann in Mothering, Winter 1993, S.84-87 gesehen in "DeutschLLLand Dreams", Winter 1994, Vol.5#4 übersetzt von Eva Stroh mit Hilfe von BrigitteBraun-Smith In den späten 60iger Jahren, als ich zum ersten Mal ein Kleinkind stillte, gab es eine Vielzahl von Kommentaren, die meisten davon negativ: "Wann gibst Du ihr endlich ein "richtiges" Essen?" (Sie aß uns bereits die Haare vom Kopf.) "Du wirst niemals von ihr loskommen." (Ich nahm damals dreimal die Woche Unterricht.) "Wenn Du sie nicht abstillst, bevor sie sauber ist, wird sie niemals ihre orale Phase von ihrer analen Phase unterscheiden können." (Zu spät – sie trug schon lange keine Windeln mehr. 25 Jahre später warte ich immer noch auf die negativen Folgen.) Alle paar Jahre verändern sich die Gründe ein wenig, die gegen ein langfristiges Stillen sprechen, um sich dem kulturellen Klima anzupassen. In Deutschland, wo ich zur Zeit wohne, ist das immer beliebte Argument "Muttermilch ist mit Schadstoffen belastet" führend in der Kritik gegen Mütter, die länger als sechs Monate stillen. In Großbritannien, wo meine Tochter mit ihrem gestillten Sohn lebt, werden Mütter, die länger als ein Jahr stillen, mit Argumenten wie der Gefahr eines erhöhten Cholesterinspiegels und Tod durch Herzprobleme konfrontiert. In den Vereinigten Staaten konzentrieren sich die Abschreckungstechniken auf die Gefahr des sexuellen Mißbrauchs. In völligem Kontrast zur Massenhysterie bezüglich der "Risiken" langen Stillens, steht die "Innocenti Declaration" von 1990, die angibt, dass gemäß dem weltweiten Stillziel "alle Säuglinge ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden sollen und zwar von der Geburt bis zu vier bis sechs Monaten ... weiterhin bis sie zwei Jahre alt sind oder darüber hinaus, während sie zusätzlich mit dem passenden und angemessenen Essen versorgt werden. (1) Diese Erklärung, aufgenommen bei einem Treffen der Verantwortlichen für die Richtlinien der WHO/UNICEF, wurden zusammengestellt von Vertretern jener führenden Hilfsorganisationen wie "USAID" (Amerikanische Entwicklungshilfsorganisation), SIDA (Schwedische Entwicklungshilfsorganisation) und der Weltbank. Und die Empfehlungen sind nicht nur gültig für benachteiligte oder arme Völker oder Kinder in Entwicklungsländern, sondern für alle Kinder in der Welt. Warum geben diese Richtliniengestalter, viele aus Industrieländern, Empfehlungen ab, die den Praktiken der meisten Industrieländer zuwiderlaufen und zunehmend auch denen der Entwicklungsländer? Ganz einfach, weil Stillen gut für Kinder ist - nicht nur für Säuglinge sondern auch für ältere Babys und Kleinkinder. Und es ist gut für sie in vielfach bedeutender Hinsicht. Ernährung Muttermilch ist eine komplette Mahlzeit bis zum Alter von vier bis sechs Monaten. Über diesen Punkt hinaus möchten manche Babys von sich guternährenden Müttern weiterhin ausschließlich gestillt werden, obwohl die meisten Babys in der Mitte ihres ersten Lebensjahres ihren gastronomischen Horizont erweitern wollen. Zusätzliche Mahlzeiten müssen und sollen nicht das Ende des Stillens bedeuten. Untersuchungen zeigen, dass während des größten Teils des ersten Lebensjahres Muttermilch "die wichtigste Quelle guter Proteine, Vitamine und anderer Nährstoffe bleibt. Alles, was das Kind braucht, ist etwas zusätzliche Energie und Proteine." (2) Getreide stellt eine gute Quelle zusätzlicher Energie (Kalorien) und Proteine dar. Der Zusatz von etwas Früchten oder Fett in Form von Öl oder Butter, kann die zusätzliche Kalorienaufnahme erhöhen. Um den ersten Geburtstag herum verschiebt sich das Gleichgewicht ein wenig. Eine Reihe anderer Nahrungsmittel, abgesehen von Muttermilch, werden wichtig. Trotzdem bietet weiterhin das Stillen noch immer wesentliche Vorteile. Studien, die in Entwicklungsländern durchgeführt wurden, zeigen, dass gestillte Kinder zwischen 12 und 18 Monaten 2-5% mehr Energie aufnehmen, als ihre nicht gestillten Spielkameraden. Nach 1-8 Monaten liegt die Energieaufnahme immer noch hoch, bei ca. 17%.(3) Muttermilch kann bis zu 31% der Kalorienzufuhr eines Kleinkindes zur Verfügung stellen und 38% aller Nahrungsproteine. Zusätzlich erhalten Kleinkinder zwischen 13 und 18 Monaten9-5% ihres Vitamin C-Bedarfs und 100% ihres Vitamin A-Bedarfs aus der Muttermilch. Andere Vitamin- und Mineralstoffaufnahmen sind zwar geringer, aber immer noch bedeutend: 44%Calcium, 41% Niacin, 41% Folsäure, 21% Riboflavin. (4) Außerdem bewirkt die höhere biologische Verwertbarkeit des Eisens in der Muttermilch im Vergleich zu Kuhmilch, dass gestillte Kleinkinder bis zu 50% ihres Eisenbedarfs mit Hilfe von Muttermilch decken. (5) Der Einfluß von Muttermilch auf Kleinkinder, die mit bedeutenden Mengen von hochenergetischen Nahrungsmitteln ernährt werden, kann etwas geringer ausgeprägt sein. Was macht eine "bedeutende Menge" aus? Es kommt auf das Nahrungsmittel an. Traditionell übliche Nahrungsmittel stellen in der Regel weniger Energie und Nährwerte als Muttermilch zur Verfügung, obwohl sie während des Abstillprozesses sehr empfohlen werden. Muttermilchbietet mit 70kcal pro 100 ml doppelt soviel Energie pro Mahlzeit als sogar qualitativ sehr hochwertige Getreidekost. Kleinkindern aller Altersstufen ergeht es am besten, wenn andere Nahrungsmittel Muttermilch ergänzen und nicht ersetzen. Kinder, die bereits im zweiten Lebensjahr abgestillt werden, weisen ein Energiedefizit in einer von Höhe bis zu 28%auf, obwohl sie 60% mehr Nahrungsmittel zu sich nehmen.(6) Nicht-gestillte Kinder dieses Alters, deren Ernährung nicht aus Milch, sondern in erster Linie aus "Babynahrung" und anderen "Kleinkindermenüs" in Gläsern besteht, bekommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht genug hochqualitative Nährstoffe. Sogar diejenigen, denen ein großes Spektrum an ganz natürlichen Nahrungsmitteln angeboten wird, können durch diese nicht ausreichend ernährt werden. Warum? Weil Kleinkinder bekanntermaßen wählerische Esser sind. Gibt man ihnen jedoch die Gelegenheit an der Brust zutrinken, sind sie mehr als willens dazu – insbesondere nachts. Und das sind die vom Glück begünstigten. Im Hinblick auf die Nährstoffe, die die Muttermilch bietet, und die Eßgewohnheiten von Kleinkindern, neigen diese nachts gestillten Kinder dazu, besser ernährt zu sein, als ihre nicht gestillten Freunde mit vergleichbarer Ernährung. Immunität Vor einigen Jahren, während einer andauernden Diskussion bezüglich des Stillens, zitierte die Journalistin Ann Landers (ihre Kolumne erscheint in fast allen U.S. Tageszeitungen) ihren medizinischen Ratgeber, und schrieb, dass Kolostrum "keine Milch ist und keine Nährstoffe enthält". (7) Landers (und ihr medizinischer Ratgeber)müßten seit der Zeit dazugelernt haben. Umfassende Forschungsarbeiten haben bewiesen, dass Kolostrum eine extrem nahrhafte erste Nahrung darstellt, genauso wie auch eine Hauptquelle für Immunfaktoren. Der Schutz gegen Krankheit endet nicht mit dem Übergang des Kolostrums in reife Milch. Die Produktion von Immunglobulin G, Immunglobulin A, Lysozymen und anderen Antikörpern geht während der Stillperiode weiter und nimmt in Fällen einiger Immunkomponenten sogar zu. Der Lysozymspiegel erhöht sich um den sechsten Monat der Laktation (Milchbildung), gerade wenn die Mobilität des Babys beginnt, die es auf neue Infektionsquellen zutreibt. Bis zum 20.Monat der Laktation sind die IgG- und IgA-Spiegel so hoch wie in der zweiten Woche. In gestillten Babys aller Altersstufen verbinden sich die Immunglobuline, Interferon und Laktoferrin mit Eisenmolekülen, um das Wachstum von Viren, Bakterien und Pilzen zu verhindern. Zur gleichen Zeit kontrolliert der Lactobacillus bifidus, gefördert von dem Bifidus- Faktor der Muttermilch, das Wachstum von Staphylokokken und anderen Krankheitserregern in den Därmen des Babys. (8)Stillen bringt auch zusätzlich einen täglichen Schutz. Mütter und ihre Kinder sind im allgemeinen den gleichen Krankheitserregern ausgesetzt. Mütter bilden spezifische Antikörper zu diesen Organismen und geben sie während des Stillens an ihre Kinder weiter. (9) Als Ergebnis sind gestillte Kinder häufig die einzigen Familienmitglieder, die es vermeiden den "Familienkrankheiten" zu erliegen. Außerdem erkranken sie weniger häufig und bei weitem weniger ernst als ihre nicht-gestillten Altersgenossen. Die sich in der Muttermilch befindenden Faktoren, die vor Krankheiten schützen, bleiben über die Kindheit hinaus gut wirksam. In vielen Fällen gilt, je länger die Dauer des Stillens, desto länger die Zeit der Immunität. Einige Studien zeigen Langzeitschutz nach nur dreizehn Wochen Stillzeit. Andere zeigen Vorteile bei soviel wie 30 Monaten Stillzeit; manche dieser Vorteile bleiben das ganze Leben lang erhalten. Im allgemeinen haben Kinder, die gestillt werden, eine niedrigere Rate von Atemwegserkrankungen in den ersten drei Lebensjahren.(10) Diejenigen, die länger als sechs Monate gestillt werden, haben nur ein Drittel der Mittelohrentzündungen in den ersten drei Lebensjahren. (11) Wird überhaupt gestillt, egal wie lange, reduziert dies die Anzahl an Mittelohrentzündungen in den ersten drei Jahren um die Hälfte. (12) Infektionen, die auftreten, sind bis zu einem Alter von 27 Monaten um das drei- bis fünffache kürzer für Kinder, die zumindestens sechs Monate gestillt wurden. (13) Kinder die vier Monate oder länger gestillt wurden, haben ein geringeres Risiko an einer durch Rotaviren verursachten Lebensmittelvergiftung zu erkranken und es ist fünfmal weniger wahrscheinlich, dass sie daran ernsthaft erkranken. (14) Kinder, die weniger als sechs Monate gestillt wurden, haben eine siebenmal höhere Wahrscheinlichkeit Allergien zu entwickeln, als die die mehr als sechs Monate gestillt wurden. (15)Kinder die länger als sechs Monate gestillt werden sind auch gegen bakteriell verursachte Hirnhautentzündung in den ersten fünf Jahren ihres Lebens geschützt. (16) Langzeitstudien sind ebenfalls aufschlußreich. Verglichen mit ihren nicht-gestillten Altersgenossen entwickeln gestillte Kinder weniger oft schon im Jugendalter auftretende Diabetes, entzündliche Verdauungsstörungen und bösartige Geschwülste der Lymphknoten in der Kindheit. Sie haben auch weniger Lern- und Verhaltensprobleme und späteres Auftreten von Zöliakie (Allergie gegen Bestandteilglutenhaltiger Getreidesorten). (17) Stillende Mütter profitieren ebenfalls. Frauen, die, auf ihre gesamte Lebenszeit bezogen, insgesamt zwei Jahren stillen, haben ein um 40%verringertes Risiko Brustkrebs zu entwickeln; (18) bei Müttern, die auf ihre gesamten Lebensjahre bezogen sechs Jahre oder mehr stillen, geht das Risiko um zwei Drittel zurück. (19) Außerdem vermindert Stillen auch die Wahrscheinlichkeit Eierstockkrebs zu bekommen. (20)Weil die Knochendichte mit jedem gestillten Kind zunimmt, erkranken stillende Mütter später weniger häufig an Osteoporose. (21) Unter bestimmten Umständen trägt Langzeitstillen auch zur Unterdrückung der Ovulation bei und hilft, dicht aufeinanderfolgende Schwangerschaften zu vermeiden. (22) Emotionale Bindung Das Bilden einer Beziehung ist ein einzigartiger Prozeß für jedes Mutter-Kind-Paar. Manchmal entstehen tiefe, starke Beziehungen unter sehr schwierigen Umständen. Andere Male gehen Beziehungen unter ähnlichen Umständen unter. Stillen hilft die Mutter-Kind-Beziehung zu entwickeln, und mit langem Stillen wird diese Beziehung gefestigt. Mütter von Kleinkindern sind oft über die Intensität ihrer Beziehungen mit diesen Kindern überrascht. Dies gilt insbesondere für Mütter, die frühere Babys über einen kürzeren Zeitraum gestillt haben. Langes Stillen verstärkt die Bindung in vielfältiger Weise. Die Ausschüttung von Prolaktin hilft der Mutter, sich zu entspannen und läßt sie "Muttergefühle" entwickeln - was besonders dann von Vorteil ist, wenn ihr Kind anfängt, Wünsche und Meinungen zu äußern, die mit ihren eigenen in Konflikt treten. Als Ergebnis ist die stillende Mutter eines Kleinkindes eher geneigt in Übereinstimmung mit ihrem Kind zu leben und ist sich der Gesundheit, der Sicherheit und der emotionalen Entwicklung ihres Kindes bewußter. Der regelmäßige Körperkontakt ist ein weiteres Plus. So wie Mann und Frau es in erwachsenen Liebesbeziehungen genießen, sich häufig zu berühren, so tun dies auch Mutter und Kind. Sich berühren muß nicht sexuellen Kontakt bedeuten, obwohl dieser Vorwurf manchmal schon gegen Mütter, die lange stillen, erhoben wurde. Sicher gibt es das Argument, dass es etwas Perverses sei, ein Kind zu stillen, das alt genug ist, um zu laufen und zu sprechen. In einem, vor ein paar Jahren in der Presse vielfach veröffentlichten Fall, wurde in New York eine Frau des sexuellen Mißbrauchs beschuldigt aufgrund des "Brust-Mund-Kontaktes mit ihrer zweieinhalb Jahre alten Tochter; sie hat das Sorgerecht für ihr Kind für ein Jahr verloren. (23) Andere Mütter haben das Sorgerecht für immer verloren, weil der Vater des Kindes Stillen als Problem während eines Scheidungsverfahrens vorgebracht hat.(24) Es gibt keinen Mangel an Experten, die ernsthaft bezeugen, dass Stillen über zwölf Monate hinaus eine anfechtbare Vorgehensweise sei, vielleicht sogar eine Art Mißbrauch - obwohl das weltweite durchschnittliche Alter des Abstillens bei 4,2 Jahren liegt. (25) Dunkle Warnungen über die Risiken andauernder emotionaler oder sexueller Verkrüppelung, zurückgeführt auf das lange Stillen, machen nur Sinn, wenn wir akzeptieren, dass die große Mehrheit der Menschheit "verkrüppelt" ist. Die emotionale Bindung, die durch langes Stillen geschaffen wird, ist ein kontrovers behandeltes Thema in den Industrieländern. Oft wird die Frage gestellt: Werden die Kinder nicht zu abhängig, wenn sie so lange gestillt werden? "In anderen Kulturen wäre eine solche Frage absurd. Kleine Kinder sind abhängig; sie müssen abhängig sein, damit sie ihre physischen und emotionalen Bedürfnisse in einer sicheren Atmosphäre erfüllt bekommen, um unabhängig werden zu können. Versuche, sie in die Unabhängigkeit zu drängen, bevor sie dazu bereit sind, werden diesen Prozeß nur verzögern und den Weg für Appetitlosigkeit, Krankheit und Entwicklungsrückschritte ebnen. Bedenken von Erwachsenen hinsichtlich der Überabhängigkeit von Kindern spiegeln möglicherweise deren Bedenken, selber angebunden zu sein und somit Verantwortung zu übernehmen. Hindernisse beim langen Stillen Eine Mutter, die das lange Stillen nicht genießt, hat einen guten Grund aufzuhören - und einen guten Grund sich zu fragen, warum sie eine Erfahrung, die von der Natur für sie geschaffen wurde, nicht als Langzeitfreude genießt. Wir sind in der Ära ausgesprochenen Feminismus, ein wenig zögerlich geworden beim Nachfragen, warum einige Frauen eine Aktivität, die früher als die Quintessenz des "Frauseins" betrachtet wurde, nicht genießen. Teilweise ist es, weil wir erkennen, dass viele Aktivitäten (Hausarbeit fällt einem sofort dabei ein) unserer Frauennatur zugeschrieben wurden, weil es bequem war, dieses so zusehen. Weil Hausarbeit und Kinderpflege so oft als (Frauen-)Job in einen Topf geworfen wurden, werden Geburt und Stillen - wirklich frauliche Aktivitäten - von einigen als lästige Aufgaben, die bei der persönlichen Freiheit und Entwicklung stören, angesehen. In Gesellschaften, die Geburten nicht wertschätzen und in denen Gebärende ökonomisch und sozial verwundbar sind, kann die Aussicht auf Begrenzung der Freiheit oder der Entwicklungsmöglichkeiten durch die Mutterschaft sehr einschüchternd sein. Die Gründe, warum man dann will, dass die Abhängigkeit des Kindes begrenzt werden soll, mögen von gut begründeten Befürchtungen in Bezug auf die praktischen Konsequenzen für Mutter und Kind abstammen. Die Gesellschaft wendet ihren Einfluß auch über andere Wege an. Die Industriewelt des späten20. Jahrhunderts definiert Stillen nicht als "sexy". Babys, insbesondere Kleinkinder an der Brust werden als Rivalen zu denen, die vorher Ansprüche gestellt haben, gesehen: Ihre Väter oder die Partner ihrer Mütter. Es kann sein, dass auch Mütter ihre Brüste primär als Teil der Erwachsenensexualität ansehen, insbesondere in Kulturen, die stillende Mütter von öffentlichen Orten wegschicken oder sie inhaftieren wegen Stillens in der Öffentlichkeit. Der neueste Weg in Florida, nämlich das Stillen aus den Gesetz gegen Unanständigkeit zu streichen – zum größten Teil dem "Ersten Großvater" des Staates (dem Gouverneur, der während seiner Amtszeit Opa geworden ist) zu verdanken - ist ein Schritt vorwärts. Dass dies überhaupt notwendig war, ist bezeichnend für die Probleme, die wir haben, die Brust als Nahrungsquelle anzuerkennen. Manche Frauen (und ihre Partner) sind gegen das lange Stillen aus Angst vor Hängebrüsten und ziehen, um ihre Ansicht zu beweisen, alte Exemplare des "National-Geographic" heran, die afrikanische Stammesfrauen zeigen. Entgegen der Beweise, dass Vererbung, Schwangerschaft und bestimmte kulturelle Praktiken (vergleichbar mit denen für Ohren und Lippen) Hängebrüste fördern und damit die entscheidenden Faktoren sind, kann keine noch so große Anzahl von Dokumentationen sie vom Gegenteil überzeugen. Sie glauben, dass Frauen, die lange stillen, sich dem bedrohlichen Risiko aussetzen, ihre Mädchenfigur (und vielleicht ihre Männer) für immer zu verlieren. und in einer Gesellschaft, die Mädchenhaftigkeit der Fraulichkeit vorzieht, ist das ein Risiko, das viele Frauen verständlicherweise nicht eingehen wollen. Sind das frivole Gedanken? Nicht unbedingt. Unter Frauen, die davon abhängig sind, diese Erwartungen für ihr eigenes Wohlergehen und das Wohl ihrer Kinder zu erfüllen, kann die Entscheidung, nicht "zu lange" zu stillen, eine sehr praktische, gut überlegte Wahl sein. Für die meisten jedoch entspringt diese Entscheidung weniger aus dieser Überlegung als vielmehr aus kulturell verwurzelten Regeln. Häufig beruhen die Einwände gegen langes Stillen auf pseudowissenschaftlichen Argumentationen. Der immerwährende Favorit - dass Muttermilch schmutzig" oder mit Schadstoffen belastet" ist zieht sich über Jahrhunderte und Kontinente. Gabriele Palmer schreibt in "The Politics of Breastfeeding (Die Politik des Stillens) über die Abscheu, mit der Ende des19. Jahrhunderts Nachbarn aus Oberbayern reagiert haben, als "eine Frau ... aus Norddeutschland ... ihren Säugling selbst stillen wollte." Sie wurde "öffentlich als schweinig und schmutzig von ortsansässigen Frauen beschimpft. Ihr Ehemann drohte, dass er nichts mehr essen würde, was von ihr zubereitet würde, wenn sie diese abscheuliche Gewohnheit nicht aufgeben würde. (26) Ein dreiviertel Jahrhundert später kam meine fünfjährige Tochter in Tränen aufgelöst von einer Spielkameradin nach Hause, weil die Mutter ihrer Freundin sagte: "Es ist schmutzig und krankheitserregend, wenn deine Mutter euer neues Baby so ernährt. Es wird erkranken und sterben." Zu dieser Zeit erreichte die DDT-in-der-Muttermilch-Panik die USA. Mütter, die schnell ihre Milch überprüfen ließen, wurden vor gräßlichen Konsequenzen gewarnt, wenn sie nicht sofort abstillten. Keiner konnte irgendeinen Schaden an Kindern nachweisen, die nicht abgestillt wurden, sowie auch keiner in der Lage war, Schädigungen durch irgendeinen anderen Schadstoff in den folgenden Jahren nachzuweisen. Nichts jedoch konnte zwei Generationen von "Experten" abhalten, die Mütter zu ermahnen, vorsichtig zu sein, wenn sie ihren Kindern dieses "gefährliche" Produkt anbieten, das nur Mütter herstellen können. Heißt das, dass wir Schadstoffe nicht Ernst nehmen sollen? Überhaupt nicht. Es ist ein Skandal - und zwar ein gefährlicher -, dass sogar das ideale Nahrungsmittel der Natur mit ungesunden chemischen Zusätzen belastet ist. Unsere Aufgabe an diesem Punkt ist, vernünftig zu handeln.- Praktisch ist alles in irgendeiner Art kontaminiert. Das Problem zu lösen heißt, es an der Wurzel zu packen - die unkontrollierten Emissionen dieser Chemikalien in die Umwelt. – Es gibt keine zufriedenstellende Alternative zur Muttermilch. Indem man das Stillen einschränkt und sich einem Ersatz zuwendet, tauschen wir bekannte Vorteile gegen theoretische Nachteile ein. Wie theoretisch sind diese Nachteile? Karen Pryor schreibt 1991 in ihrer Ausgabe von "Nursing Your Baby" (Beim Stillen deines Kindes):" In Südvietnam, wo der Gehalt an Herbiziden in Muttermilch30.000 mal höher war als in Muttermilch in den USA, zeigten Menschen, die gestillt wurden, keine beobachtbaren oder Langzeiteffekte. (27) In den zwei Jahrzehnten, die seit dem Ende des Vietnamkrieges vergangen sind, kam kein Beweismittel auf, das die Befürchtungen bezüglich spät auftretender Schäden unterstützt hätte. - Die wichtigsten Übertragungswege für Schadstoffe sind nicht Nahrungsmittel sondern die Luft und die Plazenta. Der umweltpolitische Druck ist richtig, die Luft zu reinigen. Es wäre logischer, die Mutter-zu-Kind-Übertragung von Schadstoffen in Warnungen gegen Schwangerschaften auszudrücken (nicht gegen das Stillen),trotzdem hat bis jetzt niemand angedeutet dass Frauen aus diesem Grund keine Kinder bekommen sollten. Theoretische Risikofaktoren, verbunden mit der individuellen Schadstoffaufnahme, werden über die gesamte Lebenszeit berechnet. Die Warnung, dass ein bestimmter Wert überschritten wird, geht also davon aus, dass die Aufnahme über das ganze Leben verteilt konstant bleibt. Nach meinem Wissen geht das späteste Stillen in unserer Geschichte auf eine Statue im Louvre in Paris zurück, die Pero darstellt, die ihren alten Vater Simon stillt, um zu verhindern, dass er durch Hunger im Gefängnis stirbt. Im richtigen Leben gelingt es sogar den begierigsten Stillkindern, sich vor ihrem hohen Alter abzustillen. Vielmehr wird der tägliche Schadstoffkonsum in Verlauf der Stillzeit stark reduziert - teilweise, weil die Kinder, wenn sie größer werden, seltener gestillt werden und teilweise, weil die Schadstoffe in der Muttermilch durch die Ausscheidung verringert werden. Deshalb ist die Sorge um das lange Stillen, die auf der lebenslangen täglichen Aufnahme basiert, einfach unbegründet. Auch wenn einige sehr gute Gründe frühzeitig abzustillen gefunden werden könnten, Schadstoffe in der Muttermilch ist keiner von ihnen. Wann sollte ein Kind abgestillt werden? Das ist wie die Frage, wann ein Kind aus den Windeln raus sein mußte oder Sätze sprechen oder Fahrradfahren lernen sollte. Es ist alles eine Frage der Entwicklung. Manche Kinder sind früher als der Durchschnitt, andere später, und die meisten später, als wir in allgemeinen denken. Außerdem betrifft das Abstillen zwei Personen, und Beziehungen unterwerfen sich nicht einfachen Gesetzen. Nur wenn Müttern genaue, gut dokumentierte Informationen vorliegen und wenn Eltern anerkannt und unterstützt werden in ihrer Rolle als primäre Versorger und Entscheidungsträger für ihre Kinder, kann die Abstillentscheidung getroffen werden - mit individuellen Bedürfnissen im Hinterkopf. Wir sind noch sehr weit entfernt davon, den heutigen Eltern eine solche Atmosphäre anzubieten.
Vorteile des Stillens laenger als sechs Monate Autor: Dr. Katherine Dettwyler PhD zugeordneter Professor fuer Anthropologie und Ernaehrungswissenschaft Texas A & M University Originaltitel des Textes: "Benefits of breastfeeding beyond six months" (....)Gleichzeitig geht aus der medizinischen Forschung eindeutig hervor, dass der gesundheitliche Nutzen des Kindes proportionell mit der Dauer der Stillzeit waechst, auch unter den besten Bedingungen der Industrielaender. Nur sehr wenige Studien definieren die positiven Effekte des Stillen als dosisabhaengig (Fredrickson, 1995) und untersuchten die Auswirkung, die eine unterschiedlich lange Stilldauer auf die Gesundheit des Kindes hat. Die meisten Studien definieren die Ernaehrungsart des Kindes als entweder flaschengefuettert oder gestillt, und die Gruppe der gestillten Kinder schliesst unterschiedlich lange gestillte Kinder ein. Einige Studien teilen die gestillten Kinder, je nach Stilldauer, in verschiedene Gruppen ein und untersuchen dann das Ergebnis des Gesundheitszustands von "nicht gestillten", "0-6 Monate gestillten", "6-12 Monate gestillten", "12-18 Monate gestillten" und "18-24 Monate und laenger gestillten" Kinder ein. In jedem Fall, unabhaengig vom gerade untersuchten Gesundheitsergebnis, wurde festgestellt, dass, je laenger ein Kind gestillt wurde, desto besser das jeweilige Gesundheitsergebnis war, und die Kinder, die 18-24 Monate und laenger gestillt wurden liefen in allen Faellen das geringste Risiko, an der gerade untersuchten Krankheit zu leiden. Diese Resultate gelten fuer Kieferfehlstellung (Labok und Hendershot), Magen- und Darmkrankheiten (Howie, Forsyth, Ogston, Clark, und Florey, 1990), SIDS (Fredrickson, Sorenson, Biddle und Kotelchuk, 1993; Mitchell, Scragg, Steward, Becroft, Taylor, Ford, Hassall, Barry, Allen und Roberts, 1991), Mittelohrentzuendung (Duncan, Ey, Golberg, Wright, Martinez und Taussig, 1993), bestimmte Krebsarten, die in der Kindheit vorkommen (Davis, Savitz und Graubard, 1988; Golding, Paterson und Kinlen, 1990) und Insulinabhaengige Diabetis (Cavallo, Fava, Monetini, Barone und Pozzilli, 1996; Dahl-Jorgensen, Joner und Hanssen, 1991; Mayer, Hamman, Gay, Lezotte, Savitz und Klingensmith, 1988; Virtanen, Rasanen, Aro, Lindstrom, Sippola, Lounamaa, Toivanen, Tuomilehto, und Akerblom, 1991). Zu aehnlichen Ergebnissen kam man durch Untersuchungen bezueglich der Sinnesentwicklung (Intelligenzquozient, Schulerfolg). Am besten schnitten die Kinder ab, die am laengsten gestillt wurden, oder, um es von der anderen Seite zu betrachten, die Studie zeigt, je kuerzer die Stilldauer, desto oefter kommt es zu Problemen bei der Sinnesentwicklung. Juengste Studien lassen darauf schliessen, dass viele Gesundheitsprobleme von Erwachsenen darauf zureckzufuehren ist, dass sie als Babys nicht oder nur kurz gestillt wurden, und dass kuenstlich gefuetterte Kinder zwar ueberleben moegen, jedoch dann nicht unbedingt auch als Erwachsene gesund sein werden. Vorzeitiges Abstillen wurde als Risikofaktor bei folgenden Krankheiten oder Zustaenden erkannt: Darminfektion(Acheson und Truelove, 1961), Morbus Crohn (Koletzko, Sherman, Corey, Griffiths und Smith, 1989), Sprue (eine Art allergische Reaktion des Darmes auf bestimmte Proteine, di z. B. im Weizen vorkommen) (Greco, Auricchio, Mayer und Grimaldi, 1988), Schoenlein-Henoch-purpura (Pisacane, Buffolano, Grillo und Gaudiosi, 1992), Brustkrebs (Freudenheim, Marshall, Graham, Laughlin, Vena, Bandera, Muti, Swanson und Nemoto, 1994), Multiple Sklerose (Pisacane, Impagliazzo, Russo, Valiani, Mandarini, Florio und Vivo, 1994), Allergien (Viele Studien, siehe: Cunningham, 1995), Herzkranzgefaesserkrankung (Fall, Barker, Osmond, Winter, Clark und Hales, 1992; Kato, Inoue, Kawasaki, Fujiwara, Waranabe und Toshima, 1992; Kawasaki, Kosaki, Okawa, Shigematsu und Yanagawa, 1974; Marmot, Page, Atkins und Douglas, 1980; Osvorn, 1968). Bis zum heutigen Tag gibt es vom wissenschaftlichen Standpunkt aus keine Studie, die den Gesundheitszustand von Kindern, die laenger als 2 Jahre gestillt wurden mit denen vergleicht, die kuerzer an der Brust getrunken haben. Saemtliche Studien, die das Gesundheitsergebnis in Bezug auf die Stilldauer untersuchten, hoerten bei der Gruppe "24 und mehr Monate" auf. Niemand hat den Unterschied des Gesundheitszustandes zwischen Kindern untersucht die 3 oder 4 oder 5 Jahre lang gestillt wurden. Es ist also unmoeglich, eindeutig sagen zu koennen, dass Stillen fuer laenger als zwei Jahre bedeutende Vorteile fuer die Gesundheit des Kindes zur Folge hat. Gleichzeitig ist es auch unmoeglich zu behaupten, dass Stillen fuer laenger als zwei Jahre *keine* bedeutenden Vorteile fuer die Gesundheit des Kindes zur Folge hat. Der zusaetzliche Nutzen fuer ein Kind der Industrielaender mag sehr gering sein, oder aber sehr hoch, und womoeglich erst im mittleren Alter oder spaeter zum Vorschein kommen - Zur Zeit existieren solche Daten ganz einfach nicht. Das Gesundheitspersonal kann daher einer Mutter keine Garantie geben, dass weiterstillen zu einer erkennbaren besseren lebenslangen Gesundheit und zur Langlebigkeit des Kindes fuehrt. Was jedoch am Wichtigsten ist, und auch sehr klar hervorgeht, ist, dass das Gesundheitspersonal keine Basis hat, um sagen zu koennen, dass die Gesundheitsvorteile des Stillens jemals enden oder bedeutungslos werden. Alle existierenden Studien lassen eindeutig erkennen, dass der Gesundheitszustand besser ist, je laenger ein Kind gestillt wird, bis zum derzeitigen Studienlimit von zwei Jahren. Wenn Mutter und Kind weiterstillen moechten, gibt es keinen Grund, ihnen davon abzuraten. Im Besonderen, es gibt keinen Grund um die Motive der Mutter, fuer ihr Kind eine bestmoegliche lebenslange Gesundheit zu wollen, anzuzweifeln und auch nicht, sie anzuklagen, zusaetzliche Gruende dafuer zu haben, dass sie weit ueber das zweite Lebensjahr ihres Kindes stillt. Zweifelsohne, was den Gesundheitszustand betrifft, so ist das erste Stilljahr wichtiger als das vierte; die erste Woche als die 52. Woche. "Stillen" als Studienklasse fuehrt eindeutig zu einem besseren Ergebnis des Gesundheitszustandes, verglichen mit flaschengefuetterten Babys. Das bedeutet weder, dass die Vorteile fuer die Gesundheit jemals aufhoeren, noch dass das Kosten/Gewinn-Verhaeltnis so hoch wird, dass weiterstillen keinen Sinn mehr hat. Zukuenftige Studien werden vielleicht bestaetigen, dass Stillen fuer die gesamte fuer unsere Spezies in evolutionistischer und psychologischer Hinsicht normale Zeitspanne von Vorteil ist, sowohl was den physischen Zustand betrifft, als auch die geistige Entwicklung und die emotionale Stabilitaet, im Vergleich zu vorzeitig abgestillten Kindern.
Eine Begründung? Ganz einfach: Es heißt schließlich BEIkost und nicht ANSTATTkost ;o) Lass dich von den anderen Müttern nicht kirre machen. Benutze beide Ohren - eins für rein und eins für raus.
Hallo Ihr Lieben ! Mir schwirrt der Kopf ;o) Mann das waren ja ne Menge Texte und super Argumente. Ich bin begeistert. Jetzt kann ich doch noch viel besser begründen warum wir noch hoffentlich lange stillen. Als Beikost bekommt Paul im Moment Brokkoli-Pastinaken-Kartoffelbrei mit guter Sauerrahmbutter und in den Reisbrei mit Apfel-Mango mache ich auch Butter. Trotz der satt Macher stillt er so als ob er nichts gegessen hat und nach allen Argumenten die ich jetzt gelesen habe,bin ich froh darüber und werde es ihm immer anbieten. Vielen Dank für Eure Tipps und GLG Siby & Paul
Hallo Siby, Leon wird immer nach oder vor der Beikost gestillt (je nachdem, wie es sich ergibt). Er isst nämlich nicht so viel, dass er davon satt werden könnte. Er mag wohl auf keine Stillmahlzeit verzichten. ;o) Was die Argumente für's Stillen über die üblichen 6 Monate hinaus betrifft, so finde ich, dass gerade bei einem Baby mit ND Stillen sehr, sehr wichtig ist. Das kannst Du sicher als Grund anführen. Ich sag ja immer, dass Leon eben nichts anderes mag, außer halt ein bisschen was von dem, was wir so essen. Und dass wir es beide sehr gern mögen. Dann fragen die Leute normalerweise nicht weiter nach. Gerade mit 9 Monaten, einer Zeit, in der die Kleinen immer selbständiger werden, herumkrabbeln, alles entdecken wollen, finde ich das Stillen umso schöner. Denn es ist eine Möglichkeit für mich, wieder mit meinem Baby zu kuscheln - sonst hat er nicht viel Zeit dafür. *g* Und für ihn ist es nach seinen vielen Abenteuern eine Rückkehr in den sicheren Hafen an Mamas Brust. Er braucht das jetzt auch ganz stark. Liebe Grüße, Karin