Jyriell
Hallo,
ich hatte ja schonmal bezüglich des Dreirads gefragt und nun mal generell über seine Ängste vor vielen Dingen nachgedacht. Vielleicht könnt ihr mir etwas helfen.
Mein Sohn wird diese Woche drei Jahre und ist in sozialen Dingen sehr, sehr aufgeschlossen, manchmal sogar fast aufdringlich. (Ich bin dahingehend aber auch ein sehr offener Mensch^^). Heißt, er begrüßt Fremde einfach so, steigt alleine vorne im Bus ein und setzt sich, wenn nicht voll mit Teenies auch allein auf die letzte Bank. Wo er schonmal war oder sich etwas meint auszukennen, läuft er komplett alleine herum und hat in der Regel bei nur wenig Menschen Berührungsängste und an sich ein echter Rabauke, mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn (zumindest was andere betrifft ;) ).
Dafür ist er motorisch und was andere Dinge angeht, wirklich wahnsinnig ängstlich, was mich wirklich schon nervt. Alles woran er beim ersten mal gescheitert ist (ob nun mit oder ohne Schmerz) und bei dem er sich nicht vorstellen kann, wie er das hinbekommen soll, verweigert er.
Er liebt Wasser, aber die Angst vorm Baden hat er erst nach Ewigkeiten und mit einem Badesitz abgelegt. Im Freibad ist er jetzt soweit auch ins Babybecken zu gehen, aber niemals nicht mal mit mir und Festhalten ins für ihn knietiefe Kleinkindbad. Er bekommt auch Panik, wenn ich mal im See meine Runde drehe.
Er hat Angst vor allem was nicht Dreirad oder Bobbycar ist ("Nein, fällt um!!") und wird auch hysterisch, wenn man es ihm anbietet.
Rutschen tut er auch nur auf seiner kleinen Plastikrutsche oder den Babyrutschen auf dem Spielplatz, ebenso Schaukeln.
Sportverein war ein ganz großes Drama und er immer komplett verstört, weil er sich wirklich nichts getraut hat. Trotzdem wollte ich wieder mit ihm hin...
Auch in der Feinmotorik ist er so ängstlich und traut sich nichts selbst zu.
Er weint schon, wenn ich ihm nicht helfe, sein Schinkenbrot zu essen, weil er es manchmal nicht schafft, das der Schinken beim Abbeißen auf dem Brot bleibt. Da er auch schon etwas faul ist, frage ich micht, wo die Faulheit aufhört und die Angst anfängt. Andererseits freut er ich einen Keks, wenn er mal den Mut findet, was selbst zu tun und es dann auch schafft. Es darf dann nur keine Rückschläge mehr geben. Weiter gehts mit irgendwas Zusammenbauen von Spielzeug, Töpfchengehen und sogar generell das Essen. Was er nicht kennt, traut er sich nicht zu probieren, selbst wenn ich ihm hundertmal sage, er kann es wieder ausspucken. Er ist generell sehr empfindlich beim Essen und es gibt abgesehen vom Süßigkeiten, kaum etwas was er gerne isst. Und selbst die verbaut er sich oft (zum Glück), wenn sie nicht nach etwas aussehen was er kennt.^^
Weiter gehts dann mit der Angst vor Insekten (Panik schon wenn weit über ihm an der Decke eine Zweimalhinguckspinne hängt. Dann steigt er nicht aus seinem Kinderwagen), obwohl ich selbst keine Angst davor habe und ihm auch nur Angst gemacht hab.
Das kann man jetzt beliebig vortführen, aber mittlerweile ist es so, dass sich seine kleine Schwester (14Monate) motorisch für ihre Verhältnisse mehr traut als er und ihn fast überholt, weil er sich viele Dinge einfach verbaut.
Irgendwann macht er sie. Klar, aber dann nicht mehr Alterentsprechend und für viele Dinge ist er dann auch schon zu groß. Das Problem ist noch, dass er generell sehr groß ist, viele ihn deswegen überschätzen und gerade Dreirad, Schaukel und co einfach nicht mehr funktionieren.
Wir üben alles immer wieder, ich ermutige ihn, aber ich merke auch, dass Reden nichts bringt, sondern nur schlimmer macht. Und da er ein kleiner Wüterrich ist, provoziere ich ihn dann auch ungern.
hallo!hast du das schon mal beim kinderarzt angesprochen?vielleicht braucht er etwas ergotherapie?!
Warst du mal mit ihm beim Augenarzt, um testen zu lassen, ob er gut sieht?
Ist nur so eine Idee, da mein Großer (inzwischen fast 4) früher im Bereich Motorik auch sehr ängstlich und unbeholfen war. Er hatte z.B. auch Angst, auf dem Spielplatz zu klettern od. zu rutschen, Laufrad zu fahren, etc.
Mit 2 1/2 wurde dann festgestellt, dass er auf einem Auge sehr schlecht sieht; dadurch ist das räumliche Sehen stark eingeschränkt. Seit er eine Brille trägt, hat sich seine Motorik stark verbessert und er hat einiges aufgeholt im Vergleich zu seinen Altersgenossen. Zwar ist er immernoch kein sportlicher "Draufgänger", sondern eher der vorsichtige Typ, aber es ist doch deutlich besser geworden - z.B. kann er inzwischen nicht nur Laufrad, sondern sogar richtig Fahrrad fahren, ohne Stützräder!
Das Problem mit dem Essen (nichts Neues probieren wollen, am liebsten nur Süßes essen) haben wir übrigens auch! ;-) Das hat zwar sicher nichts mit den Augen zu tun, ;-), aber ich denke, diese "Macke" haben doch relativ viele Kinder, v.a. Jungs?! Mein Bruder war als Kind auch so, ebenso mein Mann... beide sind trotzdem groß und stark geworden und hat es sich gebessert, je älter sie wurden!
Vieles ist mMn auch eine Typfrage, Kinder sind so unterschiedlich! Und manche "Eigenarten" muss man, denke ich, einfach akzeptieren!
Aber lass deinen Sohn doch vorsichtshalber mal vom Augenarzt untersuchen, falls das noch nicht geschehen ist!
LG
Also bislang dachte ich, dass gerade seine Augen kein Thema sind, weil er wirklich noch das kleinste Flugzeug am Himmel erkennt und dir auch sagen kann, wer auf welchem Platz sitzt, überspitz gesagt.^^ Er ist bei uns immer Lord Adlerauge. Aber es kann natürlich sein, dass er Weitsichtig ist... Ich werde den Kinderarzt mal darauf ansprechen.
Hm, schwierige Situation. Abgesehen von den Augen können natürlich auch die Ohren ein Problem sein, denn dort sitzt das Gleichgewichtsorgan... Ich würde mal den Kinderarzt deswegen konsultieren, nur um abzuklären, dass es keine körperlichen Ursachen gibt. Vielleicht ist er aber auch nur ein kleiner Perfektionist mit geringer Frustrationstoleranz, was das betrifft?! So oder so würde ich sagen: lass ihn selber machen, wozu er Lust hat. Du musst ihm nichts anbieten, da bekommt er u.U. nur "Angst", es wieder nicht zu schaffen. Du schriebst ja selbst, das Reden es oft nur schlimmer macht. Gib ihm nicht das Gefühl, dass er bestimmte Sachen probieren oder können muss, nur weil er ein bestimmtes Alter hat. Geht er in die Kita? Kinder lernen viel voneinander! Ansonsten ist es auch noch wichtig, dass DU seinen Frust aushalten kannst. Oft helfen wir Kindern ungefragt, weil wir meinen, sie schaffen etwas nicht oder verlieren die Lust. Damit nehmen wir ihnen aber viele Erfahrungen und Erfolgserlebnisse. Noch wegen des Essens: ich war und bin auch jemand, der sehr wählerisch und empfindlich ist, was das Essen angeht. Mir kann ein "ekliger" Bissen (in meinen Augen eklig) ein ganzes Essen verderben, da bring es auch nix, wenn ich ausspucken kann. Deshalb habe ich auch immer nur Sachen gegessen, die ich kannte. Nach und nach habe ich Sachen aus eigenem Interesse probiert und habe dadurch meinen Speiseplan erweitert. Reden und "aufdrängeln" dagegen, haben eher Abwehrhaltungen hervorgerufen.
Ich berichte mal aus eigener (wenn auch nicht ganz so extremer) Erfahrung. Ich war selbst ein ähnliches Kind, habe mich nicht viel getraut, habe nicht viel gegessen, hatte Angst vor allem. Obwohl mit meinen Augen und Ohren alles in bester Ordnung ist, war ich NIE besonders gut bei allem was mit Motorik zu tun hat. Schwimmen und Fahrrad fahren habe ich z. B. erst mit 8 Jahren gelernt (mein erstes Fahrrad bekam ich mit 4 - das schlimmste Geburtstagsgeschenk, dass ich jemals bekommen habe) und ich fahre bis heute nicht sonderlich sicher. Essen war bei mir auch immer schon ein Problem. Als Kind habe ich z. B. auch außer Salami und Wiener überhaupt kein Fleisch gegessen und auch viele Gemüsesorten mag ich bis heute nicht. Ebenso war und ist es bei mir wie oben beschrieben: Sobald ich einen ekligen Happen (z. B. einen Knorpel in einer angeblich knorpelfreien Bratwurst) erwischt habe, will ich das ganze Essen nicht mehr, selbst wenn der Rest was ganz anderes ist, weil ich einfach immer an diesen einen Happen denken muss und ich dann anfange zu würgen. Ich habe mich übrigens auch nur noch mehr gesträubt etwas zu probieren, wenn meine Mutter versucht hat mich zu überreden. Das muss von allein kommen, sonst hat man von vornherein die Grundeinstellung, dass es sowieso nicht schmeckt und dann tut es das auch nicht. Das mit den Tieren: Bei mir wurde es mit den Jahren immer schlimmer. Ich hatte einfach vor allem Angst. Ob es nun die Hühner meiner Oma, der Hund der Nachbarn oder eine Spinne in der Waschküche war, ich hatte einfach immer Panik. Als es dann irgendwann so weit war, dass ich, als meine Eltern eines Abends von einem Besuch bei unseren Nachbarn zurückkamen, verheult im Flur saß, weil ich mich nicht mehr in mein Zimmer getraut habe, weil ein Käfer in meinem Bett war, ist meine Mutter mit mir zum Kinderarzt. Der sagte dann ich brauche entweder eine Therapie um diese ausgeprägte Tierphobie los zu werden oder ein Haustier um den Umgang mit Tieren zu lernen. Ich habe dann erst Fische (-.-) und dann ein Kaninchen bekommen. Und es wurde tatsächlich besser. Ich habe nach wie vor Angst vor Hunden (aber meist nur die, die ich nicht kenne) und erstarre zur Salzsäule wenn ich Spinnen sehe, aber alles in allem ist es jetzt viel besser. Vielleicht ist es bei deinem Sohn auch nur eine Mischung aus einem Problem und natürlicher Veranlagung mit der du und er lernen muss zu leben. Irgendwann wird es bestimmt besser.
oh man vorsicht. der beste kumpel von meinem kleinen bruder war ähnlich. das hat bei ihm mit versagensängsten zu tun. bevor er was nich hinkriegt macht er's lieber gar nich, dann kann er nich scheitern. das große problem ist bei ihm, daß er das nie abgelegt hat und jetzt (mit 17) immer noch so ist. das hat ihn total ins abseits katapultiert: schule geschmissen, kein sport, keine freundin. inzwischen wirkt es sich auch auf seine sozialisation aus, weil er immer schiss hat sich zu blamieren. dabei war er als kleiner steppke auch total aufgeschlossen. ich glaub ein großer teil des problems war seine mama. die hat ihn so abgöttisch geliebt, daß sie ihm dann doch immer alles abgenommen hat und nie in situationen seinen mann stehen lassen hat. er konnte nie lernen sich doch irgendwann zu trauen um etwas zu erreichen, sie war immer so : du traust dich nich, oder hast angst, warte ich mach für dich... ich glaub du solltest langsam und vorsichtig versuchen ihn in so momenten auch mal allein zu lassen...
Mir kamen beim lesen verschiedene Dinge in den Kopf: 1. Versagensängste: Er meidet Herausforderungen, weil er Angst hat, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. In dem Fall wäre meine Vorghensweise: abwarten und Tee trinken. Loben für das, was er von sich aus tut (auch wenn es schiefgeht), aber nichts aufdrängen. Ganz viel Sicherheit und Geborgenheit geben. 2. Geringe Frustrationstoleranz: Er kann schlicht nicht damit umgehen, wenn etwas nicht so läuft wie geplant und meidet daher Dinge, bei denen er sich nicht sicher ist. Dann würde ich seine Gefühle verbalisieren (z.Bsp.: ich glaube, du ärgerst dich / bist traurig, weil...) und hoffen, dass er dann einen Weg findet, damit umzugehen und spürt, dass es okay ist. 3. Wahrnehmungs"störung": z. Bsp. Gleichgewicht, Sehen, Raum-Lage-Bewusstsein (ich weiß nicht genau, wie es wirklich heißt, aber eben, dass er nicht richtig weiß, wo er sich im Raum befindet, wie er im verhältnis zu seiner Umgebung da steht), Tiefensensibilität etc. Das kann man teilweise diagnostisch abklären lassen, ggf. auch in einer Frühförderstelle. Je nach dem, wie du die Dringlichkeit einschätzt. Wie geht es ihm denn? Hast du das Gefühl, dass er darunter leidet, ängstlich zu sein oder Dinge nicht zu können? Wenn nicht, würde ich tatsächlich keinerlei Druck ausüben und einfach noch mal abwarten, wie er sich macht. Klar, Augen und Ohren kann man mal beim KiA untersuchen lassen...
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