AndreaB.
Hallo! Ich freue mich, dass es dieses forum gibt. Meine geburt beschäftigt mich noch sehr, grade jetzt, wo sie ein jahr zurück liegt. ich würde gerne unsere Geschichte erzählen. Unsere Geburt war leider sehr anders als gewünscht. Mein Partnerund ich haben sehr lang auf unser Baby gewartet und dementsprechend schon viel Zeit mit Träumen wie die Geburt und die erste Zeit als Familie aussehen würde, verbracht. Die neun Monate, die ich dann schwanger war, trugen ihr übriges dazu bei....ich wünschte mir nichts sehnlicher, als mein baby (ein Mädchen!) endlich Haut auf Haut zu spüren... ich stellte mir die Geburt so natürlich wie möglich vor, freute mich quasi seit dem SST darauf, diese Grenzerfahrung machen zu dürfen und traute sie mir und meinem Körper sowas von zu! Doch leider sollte es anders kommen... In der 36. Woche lag Baby in fußlage, es war klar, sollte sie die Position nicht noch ändern muss es ein Kaiserschnitt sein. Ich habe soo gehofft, dass sie sich bewegen würde, hätte mich so gern weiter auf ihre Geburt gefreut, stattdessen wurde es immer klarer, dass ich mich wohl auf den Kaiserschnitt vorbereiten muss. So kam es dann auch - Baby blieg in FL. Ich hatte große Angst vor dem KS. Dass mein Körper aufgeschnitten werden würde konnte ich notgedrungen akzeptieren (alles für mein Baby...) aber ich hatte Angst, dass ich nach der OP schwach sein würde, zu erschöpft, um mich so um die Kleine zu kümmern, wie ich es gerne würde. Ich stellte mir vor, sie nach ihrer Geburt sofort in den Arm zu nehmen, Körperkontakt war mein großer Traum, damit wollte ich ihr Sicherheit geben....mit dem, was sie auf dieser Welt schon kennt, meinen Herzschlag und meine Stimme. Ich wollte gleich ganz für sie da sein. Würde das alles so nach einer OP funktionieren?? Der Tag des Kaiserschnitts kam, und meine Ängste wurden schlimmer wahr als ich es mir jemals, selbst im größten Schreckensszenario nicht, vorgestellt hätte. Noch während der OP, meine Tochter war gerade geboren und in den Händen meines Freundes, kam es zu unerwarteten schlimmen Komplikationen. Ich verlor viel Blut, musste sofort eine Vollnarkose bekommen und die Ärzte kämpften um mein Leben. Die ersten drei Lebenstage meiner Tochter verbrachte ich ohne Bewusstsein auf der Intensivstation. Ich sah sie das erste Mal halbwegs bewusst 4 Tage nach ihrer Geburt. Berührte ihre zarte Hand. Für wenige Minuten, dann war ich schon wieder zu schwach. Zwei wochen nach ihrer Geburt war ich kraftvoll genug, um sie zum ersten Mal selbst zu wickeln. Ich sah zum 1. Mal ihre nackten Beinchen, viel dünner, als ich erwartet habe. Einige Tage später darauf legte ich sie mir erstmals nackt auf die Brust. Sie schrie wie am Spieß. Heute ist sie ein Jahr alt,es geht ihr gut, aber ich habe dies alles noch immer nicht ganz verarbeitet. Mein Baby, mein klitzekleines Kind kam auf dieser Welt an und war.....ganz alleine! Ich war nicht da, konnte sie nicht halten, ihr keine Sicherheit, keinen Schutz geben. Und auch ich war alleine. Auf der Intensivstation, ohne mein Baby, das zuvor so lange so nah bei mir lebte, in meinem Körper....mein Freund war alleine, wusste nicht, ob ich überleben würde, hatte mich nicht als Gefährtin in den ersten Tagen als frischgebackener Vater. Eine neugeborene Familie, und alle viel zu allein. Warum musste es so kommen? Ich verstehe es noch immer nicht. Oft bin ich zuversichtlich und kraftvoll, an anderen Tagen noch immer sehr traurig und verbittert, fühle mich schuldig, dass dies für immer ihre ersten Lebenstage sein werden. Gibt es jemand, der ähnliches erlebt hat? Der auch zunächst nicht mit seinem Kind sein konnte? Wie seid ihr damit umgegangen? Ich freue mich, über eure Kraftquellen und hilfreichen Gedanken zu lesen!
Deine Geschichte hat mich sehr traurig gemacht. Danke, dass du sie geteilt hast! Ich kann dich sehr gut verstehen, vielleicht hat es mich deshalb so berührt. Schon vor der Geburt 2014 war klar, dass unsere Tochter einen Herzfehler hat. Daher sollte die Geburt kontrolliert eingeleitet werden. Lach. Das war alles andere, nur nicht das. Ich bekam höllische Wehen. 12 Stunden lang. Dann sagte man mir, dass es Ks gemacht wird, da die Herztöne nicht gut waren. Ich musste ganze 8 Stunden darauf warten. Im Nebenzimmer liegen, kein trinken, das war das Schlimmste! Ich hatte solch einen Durst! Hörte, wie nebenan Kinder auf diese Welt kamen und in die schützenden Arme ihrer Mutter gelegt wurden. Und ich konnte dies nicht. Die Kleine wurde dann geholt und war gleich weg im Nebenzimmer. Klar, man wusste nicht wie das Herz reagieren würde. Aber selbst als klar war, dass alles gut ist, wurde sie hinter meinem Rücken ins Intensivbettchen gelegt. Erst nachdem mein Mann protestiert hat, wurde sie mir 3sec lang gezeigt. Dann war die weg. Keiner von uns durfte mit auf die Intensiv. Keiner wusste wie es ihr geht. Ich wurde in ein leeres Zimmer geschoben. Habe die Decke hoch gemacht....Ein flacher Bauch, nix. Kein Babygeschrei, kein kuscheln, kein "wir lernen uns kennen und keiner kann uns die ersten Stunden trennen". Mein Mann ging nach 2 Stunden los. Er hielt es nicht aus. Wollte wissen wie es ihr geht. Ich selbst bin 3h nach dem Ks in den Rollstuhl gehüpft! Ich MUSSTE sie sehen. Habe von Müttern gehört, die solange ihre Kinder nicht sehen könnten, wie sie selbst nicht aufstehen konnten!! Unvorstellbar für mich! So ca 3-4 Tage war das bei einer auch. Die lag da und konnte eben nur nicht alleine auf die Station unten laufen. Auch mein zweites Kind kam per Kaiserschnitt. Aber es war alles anders! Es wurde mir gleich gezeigt, ich durfte reden, kuscheln während ich zugenäht wurde. Mein Mann war dann 15min eher oben. Danach wieder kuscheln, stillen. Und auch mein drittes Kind wird dann aller Wahrscheinlichkeit nach per Ks kommen. Auch wenn ich anderes in vernünftigem Rahmen versuchen werde. So werde ich nie die intime "zweisamkeit" haben. Gleich für das Baby da sein. Voll und ganz. Aber das muss ich akzeptieren. Ich wünsche dir und deiner Maus alles Gute! Du wirst sie noch dein ganzes Leben lang behüten und bei dir haben (auch wenn ich weiß, dass es etwas anderes ist)!
Liebe Himbeere, Danke für deine Worte und dein Mitfühlen. Ja, ich werde sie noch ein Leben lang behüten. Klar ist das anders, und dennoch hilft mir der Gedanke immer wieder bzw. Half mir in den ersten schmerzvollen Monaten, dass ich mir immer wieder vergegenwärtigen konnte, dass ich JETZT da bin und für meine Tochter da bin.... was mir nur schwer fällt, ist sie auch abzugeben und los zu lassen....da merke ich, wie ich eigentlich wirklich IMMER da sein will und es, wenigstens das, unter Kontrolle haben will, dass ich jett sicher weiß, dass es ihr gut geht. Aber vielleicht wird ja auch das mit der Zeit besser....bisher war sie ja auch einfach noch klein.... Ich wünsche dir für die dritte Geburt alles erdenklich gute! So oder so, egal ob KS oder natürlich vor allem eine wunderbare intensive und unmittelbare Kuschelzeit! Alles Liebe!
Fühl dich erst mal gedrückt. Mir selbst ist es zum Glück nicht so ergangen. Aber genau dein Szenario war in meinen beiden Schwangerschaften mein immer wiederkehrender Alptraum. Wieso, weiß ich auch nicht... Erst als klar war, dass meine Tochter eine Hausgeburt wird, hat diese (etwas irrationale Angst) nachgelassen. Obwohl eine geplante Hausgeburt natürlich kein Garant dafür ist, dass alles gut geht, das worst case szenario könnte natürlich trotzdem eintreten und das Baby wird verlegt, ich verliere zu viel Blut und muss ins Krankenhaus etc. Und du mit der Fußlage hattest die Option einer spontanen oder gar außerklinischen Geburt ja nun gar nicht. Ich fühle mit dir und finde es ganz schrecklich was euch widerfahren ist. Ich persönlich bräuchte da sicherlich Hilfe um das zu verarbeiten. Hast du nachträglich gebondet? Also Bondingbad, viel Haut auf Haut, versucht noch zu stillen? Liebe Grüße Nadine
Liebe Nadine, Ach, so sehr hätte ich mirnauch eine Hausgeburt gewünscht, das wird mir wohl mit unserer Geschichte nicht mehr möglich sein...schön, dass du das erleben durftest! Ich beneide dich um diese Erfahrung! Ja, ich habe zusammen mit meinem Freund das Bonding Bad gemacht., da war die Kleine vielleicht 8 Wochen alt. Es hat mir sicher gut getan, aber eine wundersame Heilung meines Schmerzes, wie ich es vielleicht erhofft hatte, gab es leider nicht. Leider war ich auch durch meine Hebamme sehr schlecht (nach meinem Gefühl) betreut. Sie war mot der Situation überfordert und konnte mit meinem Schmerz undnmeiner Trauer nicht umgehen, leider. Da hätte ichnmir oft mehr Unterstützung gewünscht. Was aber tatsächlich ein kleines Wunder für sich war in der ganzen Zeit war das Stillen... obwohl ich meine Tochter ja tagelang nicht sah nach der Geburt und dementsprechend kein einziges Mal angelegt habe und mein Körper so schwach war, dass ich diemersten Tage sogar über eine Sonde ernährt werden musste, kam am 3. Tag nach der Geburt der Milcheinschuss. Es wurde zunächst abgepumpt, da ich irgendwelche Medikamente genommen hatte, aber kurz darauf konnte ich meine Tochter anlegen. So ein Geschenk!! Sie wurde dann noch sehr viel zugefüttert die ersten Wochen, aber als wir dann nach 4 Wochen aus dem krankenhaus entlassen wurden, und ich wieder etwas bei Kräften war, legte ich sie ständig an, sodass ich ihr immer weniger zusätzlich geben musste und sie so ab der 8. Oder 9. Lebenswoche voll gestillt habe - und noch immer stille. Da bin ich so unendlich dankbar, dass das mein Körper trotz allem so gemacht hat! So ein großes wunder und ich habe es sooo sehr genossen (immernoch!), sie zu stillen. Zum Glück erfuhr och erst hinterher, was für Probleme es hätte geben können, bei saugverwirrung z.b. angefangen, von all dem blieben wir glücklicherweise einfach verschont :-) Alles Gute für dich und deine Tochter!
Ich hatte keine schöne erste Geburt und habe danach eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt. Ich war für ca. 6 Monate in Therapie. Mir haben ganz unterschiedliche Dinge geholfen. "Schuldscheine" für manche Personen schreiben. Reframing. Ich hatte z.B. das Gefühl, ans Bett gefesselt zu sein und fühlte mich bedroht. In Gedanken deutet man die Situation um. Aus dem Bett kann man auch eine sichere Höhle machen. Trauerarbeit ist ganz wichtig. Man hat manches verloren. Ich hatte immer das Gefühl, ein wichtiger Teil von mir läge immer noch in der Klinik. Und ich wollte diesen Teil unbedingt zurück haben. Irgendwann versteht man, dass dieser Teil unwideruflich weg ist. Aber man lernt auch, diesen Teil "gehen zu lassen". Schuldgefühle und Wut sind ein Ausdruck von Trauern. Du solltest der Trauer im Alltag wirklich auch Raum geben. Am Ende der Therapie habe ich auch Trauerritual gemacht.
Liebe Emilie, Danke für deinen Beitrag und deine offenen Worte! Ich bin auch in therapeutischer Behandlung, allerdings bin ich unsicher, ob es mir wirklich hilft bzw ich mir dort wirklich helfen lasse. Ich habe oft das gefühl, zu sehr zu jammern über das, was war.....letztendlich gibt es ja auch wirklich viel, worüber ich mich freuen könnte...meine Tochter lebt und ist gesund, ich lebe und bin gesund.... Vielleicht muss ich es aber mit meiner therapeutin auch doch nochmal anders angehen, sodass dort wirklich ein Raum sein kann, um zu trauern, denn das ist leider nicht so. ich erwarte glaube ich auch von mir selbst immer, stark zu sein und erlaube mir selbst nicht, einfach offen zu trauern... Du hast mir auf jeden fall einen Anstoß gegeben, meine Verarbeitungsweise nochmal genauer anzusehen und vielleicht doch aich noch tiefere Trauer zuzulassen, auch oder v.a. in der therapie... danke dir! Alles Liebe auch für dich und deine Familie!
Es gibt gar nicht so viele gute Therapeuten. Vielleicht wechselst Du auch noch mal? Ich war bei einer in der Klinik, in der ich auch entbunden habe. Sie arbeitet dort und ist auf Frauen mit Geburtstraumata spezialisiert. Oder Du sprichst tatsächlich an, dass Du das Gefühl hast, dass es Dir nicht so hilft. Wir haben auch viel rumprobiert und dann einfach geschaut, ob meine Symptomatik besser wird. Bzw. ich habe ihr zwischen den Sitzungen viel Emails geschrieben. Va auch, was ich träume. Das hat ihr halt Ideen gegeben, wie sie mir helfen kann. Zu relativieren nutzt nichts. Klar ist Dein Kind gesund, aber davon, dass man sich das immer wieder sagt, geht es einem selbst nicht besser. Ich habe vor der Geburt meines zweiten Kindes mit ihr wieder zusammen gearbeitet. Es ist alles gut gelaufen, sie war zwar nicht während der Geburt, aber in den Tagen danach häufiger da. Letztens war ich noch mal mit meinem Sohn bei ihr, um mich zu bedanken und es war das erste Mal, dass wir in ihrem Eckchen saßen, ohne dass ich geheult habe. Es dauert, aber es wird irgendwann alles gut. Meine zweite Geburt hat mich vollends mit allem versöhnt. War zwar wieder ein KS, aber lief alles so, wie ich das wollte. Wünsche Dir auch alles Gute!
Fühl dich unbekannterweise einfach mal umarmt! Ich kann vermutlich nur ansatzweise erahnen wie es die damit geht - für mich ist es eine sehr schlimme Vorstellung mein Neugeborenes nicht bei mir zu haben. Du hast mit Sicherheit alles recht so zu fühlen und musst nicht stark sein, oder (nur) dankbar!
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