SybilleN
Nochmals guten Morgen! Eine Sache, die mich seit ein paar Tagen beschäftigt, ist: Kann es sein, dass es nach einer Geburt zu einer kompletten Wesensveränderung bei der Mutter kommt? Am Freitag waren ein Freund meines Mannes und seine Frau mit ihren 3 Kindern bei uns im Garten. Das jüngste Kind ist 1 Jahr alt und davor hätte ich die Frau auch als meine Freundin bezeichnet. Nur muss ich leider immer mehr feststellen, dass sie sich seit der letzten Geburt sehr verändert hat. Davor (also seit ich sie kenne, ca. 10 Jahre) war sie glücklich und ausgeglichen, eine liebevolle, sehr fürsorgliche Mutter. Jetzt leider das Gegenteil. Sie schreit herum, redet nur noch davon, dass ihr Leben ohne Kinder so viel besser gewesen sei, dass sie wegziehen will, dass sie ihr "ganzes Leben" aufgegeben habe und alles Mist wäre. Sie lässt das auch die Kinder sehr deutlich spüren, dass die "Schuld" sind, dass es ihr "so schlecht geht". Das hab ich am Freitag leider auch gehört. Sie geht andere (auch meinen Mann und mich) an, wie wir so spießig leben könnten und der Welt "etwas vor machen", von wegen perfekter Familie und so. Dabei ist das total weit entfernt von unserer Realität, die ich auch nie verschwiegen habe. Also dass man mal frustriert ist, das kenne ich sehr gut. Und dass es nicht immer toll ist mit Kindern auch klar. Und dass es nach einer Geburt Zeit braucht, um sich wieder neu zu finden, das kenne ich auch sehr gut. Aber so? Ich verstehe das gar nicht mehr. Oay, sie war schon immer sehr willensstark und zielgerichtet: Sie wollte unbedingt dieses Haus kaufen und sie haben deshalb eine Menge Schulden gemacht. Sie wollte unbedingt Kinder und sie haben deshalb viel auf sich genommen, dass es geklappt hat. Sie wollte, dass sie in Teilzeit arbeitet, der Mann in Vollzeit und macht das auch wieder, während der Kleine bei der Oma ist. Und wie gesagt, sie schien bis zur Geburt des Kleinen auch immer total glücklich. Klar, ich hab sie jetzt auch nicht so viel getroffen, eher telefoniert und Corona macht auch viel aus. Aber sie wirkt auf mich wie eine andere Person. Das hat sich seit der Geburt des Jüngsten so entwickelt und inzwischen ist das ein fremder Mensch. Wie von hell nach dunkel. Wirklich. Ihr Mann liebt sie, hat seine Arbeitszeit reduziert, macht sehr viel im Haushalt und mit den Kindern. Er hat versucht, mit ihr zu einer Eheberatung zu gehen, lehnt sie aber komplett ab. Sie will nur noch weg, zurück nach NRW und ihr "altes Leben" zurück. Der Mann und die Kinder leiden sehr, auch ihre Eltern verstehen das gar nicht mehr. Naja, sie fühlt sich jetzt natürlich unverstanden von allen Seiten (bis auf ihre Freundinnen, die sie schon vor 10 Jahren hatte und die keine Kinder / Familie haben und scheinbar genau das Leben führen, das sie jetzt will), das macht es nicht besser. Bitte: Mir geht es überhaupt nicht darum, das zu bewerten oder irgendwie über sie her zu ziehen. Ich verstehe diesen Wandel nur einfach nicht, fühle mich auch selbst von ihrem Verhalten vor den Kopf gestoßen. Sie lehnt jede Unterstützung brasch ab, so dass ich inzwischen denke, ich muss die Freundschaft eben begraben. Und es tut mir auch sehr leid für die ganze Familie. Also für sie, die so unglücklich scheint, für ihre Kinder und den Mann. Kennt ihr das, dass bei jemandem eine so totale Wesensveränderung nach der Geburt eines Kindes eingetreten ist? Ratlose Grüße
ja. Schon mal an eine Postpartum Depression gedacht? Oder an eine Reaktivierung einer PTBS? Selber erlebt, nach der Geburt von Kind 3 (2012) und einem persönlichen Schicksalsschlag ein Jahr danach. Da wurde es sehr dunkel in meinem Leben, und nichts mehr war wie vorher. Hat bis 2016/17 gedauert, bis ich es kapiert habe und mir Hilfe geholt habe. Jetzt ist wieder alles im Lot. Allerdings habe ich sehr viel ausgemistet, auch Freunde, die mir nicht gutgetan haben. Ich bezweifle allerdings, dass du an sie rankommst, wenn du ihr das sagst, was du oben geschrieben hast. Am Ende ist jeder selbst seines Glückes Schmied und sie muss selber wissen, ob sie ihr Leben so verbringen will. Was deine Beobachtungen natürlich nicht weniger valide macht.
Oh je, das tut mir leid für dich. Das müssen 5 schlimme Jahre gewesen sein für dich! Ich hatte selbst schon drei hormonell bedingte depressive Schübe (einmal durch die Pille und einmal in einer Schwangerschaft, einmal danach) - aber ich war da immer eher tieftraurig, kraftlos, "gegen mich selbst", nie gegen andere. Vermutlich kann das auch anders sein. Jedenfalls wäre in dieser Zeit auch keiner an mich ran gekommen. Ja, ich denke auch, dass sie es wohl machen, wohl gehen muss. Auch wenn das finanziell ein Desaster gibt und sehr schmerzlich ist, vor allem natürlich für die Kinder, die dann ihr zu Hause und die Mutter "verlieren". Aber immer hören zu müssen, dass man Schuld am Unglück der Mutter ist, das ist ja auch nicht gut für sie.
naja, dein letzter Satz, das wäre doch ein guter Aufhänger für ein "Kopf wasch Gespräch". Ich verstehe dich komplett, tippe auch auf das elende Herummanövern in der Coronazeit und dann noch den Neuzugang deiner früheren Freundin. Freundlich würde ich eine "Anpassungsstörung" diagnostizieren, kann bis zur Panikstörung/Angsterkrankung gehen und zeigt sich, je nach Wesen, unterschiedlichst von Rückzug bis Angriff genau wie von Dir beschrieben... ich such mal kurz ne Grafik dazu... Moment... UND! ich bin auch immer ein gaaaaaaanz großer Freund von: Blutbild? Vitamin D? Eisenwert? B-Vitamine? meine frühere Ärztin hat bei mir alles immer auf die drei Kinder geschoben, geboren 2008, 2010, 2012... war halt Stress, ne?! Aber tatsächlich war mein Eisen SOOOO unfassbar niedrig, und mein Vitamin D einstellig. Als ich dann mal Praxis gewechselt habe, wurde nämlich zunächst ein Blutbild gemacht und mich nicht ins Cafe geschickt, um mal eine "Pause zu machen". STatt irgendwelcher pflanzlicher Tabletten ging ich raus mit Rezepten für 20000er VitaminD und hochdosierten Eisen (Infusionen wollte ich nicht). Außerdem eine Überweisung zum Kardiologen und Lungenarzt. (Ich hatte immer wieder Herzrasen und Kurzatmigkeit - war dann tatsächlich Asthma)
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Sie wird eine Depression haben...
Hallo, hört sich an, als wäre sie überfordert mit der Situation und als ob sie das nicht mit ihren früheren Wünschen und Plänen in Übereinstimmung bringen kann. Ich kenne das persönlich von niemandem in der von Dir geschilderten Form, aber Unzufriedenheit mit den (aktuellen) Lebensumständen findet man ja häufiger. Viele Grüße
Selbst kennen nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass es eine Depression ist, ausgelöst durch die Schwangerschaft/Geburt. Zusätzlich zu den Herausforderungen mit der Pandemie/ dem Krieg. Ich würde sie darauf ansprechen oder ihr einen Brief schreiben mit den oben von Dir gemachten Beobachtungen und ihr raten, sich an den Hausarzt zu wenden. Psychologische Hilfe in Form einer Therapie dauert wohl gerade lange, aber es gibt zur Überbrückung auch medikamentöse Hilfe. Denn einfach raus aus der Situation kommt sie ja nicht. Versuch, Dich selber nicht zu sehr involvieren zu lassen, Du hast selbst genug Themen. Solche toxischen Freundschaften braucht gerade niemand.
Ganz lieben Dank dir! Das mit dem Brief ist eine tolle Idee!
Nein. Aber ich weiß, dass sich ein Mensch grundsätzlich alle ~10 Jahre verändert. Mal mehr, mal weniger stark. Bei deiner Freundin/Bekannten kamen wohl noch mehr Faktoren hinzu. Corona und das gefühlte oder auch tatsächliche eingesperrt sein, nicht mehr weg können, Kinder fast dauerhaft zu Hause, weil Kita/Schule zu, Quarantäne ect. Das kann einen über den Kopf wachsen und man kann sich dann fragen, wie das Leben ohne Kinder verlaufen wäre. Wenn man dann noch Menschen in der Umgebung hat, die Essen gehen(können) wann sie wollen, Urlaub planen und auch weit weg fahren/fliegen können, keinen Stress haben(vermeintlich) usw. usf. da hinterfragt man sein eigenes Leben manchmal total. Ging mir auch schon so. Also das hinterfragen, nur bringen diese "was wäre wenn" Fragen nichts. Ich hab in dieser Phase der Unzufriedenheit mir immer wieder die schönen Momente mit meiner Familie ins Gedächtnis gerufen. Das klappte ganz gut, funktioniert sicherlich nicht bei jedem. Achja und Auszeiten geschaffen. 5 Minuten nur für mich. Mindestens. Meine Kinder sind älter als die deiner Freundin/Bekannten und ich hab das damals nicht gemacht. Irgendwann fühlte ich mich wie in einem Hamsterrad gefangen. Jeder kam irgendwie vorwärts, jeder hatte was, nur ich trat auf der Stelle, bei mir änderte sich(gefühlt) nichts. Zeit für mich? Hatte ich nicht. Auch wenn mein Mann half und mir mal die Kinder abnehmen wollte. Mindestens eines hatte ich immer bei mir, meistens die Jüngste... Glaub mir, das steckt viel Frust hinter, dass deine Freundin/Bekannte so redet. Hast du mal die Möglichkeit, mit ihr alleine weg zu gehen? Morgens beim Bäcker frühstücken, ganz ohne Kinder? Den gesamten Vormittag lang? Oder Abends irgendeine Aktivität? Wichtig ist raus zu gehen und ohne Kinder zu sein. Nach Möglichkeit auch nicht über die Kinder reden(weder über ihre noch über deine), sondern Interesse an ihr zeigen(Hobbys zum Beispiel). Manchmal reicht ein kleiner "Tapetenwechsel".
Danke dir! Du hast absolut recht, mit dem, was du sagst, ich kenne das auch sehr gut und ich war auch schon ab und zu ziemlich am Limit... Das sind sehr schöne Ideen, ein paar davon hatte ich auch schon und ihr vorgeschlagen. Leider scheine ich gerade "böse" zu sein, weil es "bei mir läuft" (zugehört hat sie mir folglich im letzten Jahr auch nicht). Ich reagiere schon gar nicht mehr darauf, ich will ja keinen Streit, ich wollte sie unterstützen. Ist leider abgelehnt worden.
Wenn Sie keine Unterstützung will dann könnte dein Partner dem Mann seine Unterstützung anbieten. Männer reden bekanntlich nicht gerne über solche Themen aber ich würde ihn ansprechen, auf ein Bier treffen etc. Es kann sein das am Ende Eure Freundschaft kaputt ist aber allein um der Kinder willen würde ich da nicht meinen Mund halten. Das würde ich vielleicht sogar in den Brief schreiben, ob Sie sich mal selbst von außen betrachtet hat, wie Sie mit Ihren Kindern umgeht. (Würde aber nicht beides machen Brief oder Mann ein offenes Ohr anbieten, sonst ist es zuviel des Guten) Natürlich muss man da genau abwägen, wie weit wollt Ihr Euch einmischen, ist Hilfe gewünscht und was könnt Ihr Euch selbst zumuten.
Da hänge ich mich mal dran. In meinen Phasen war ich genervt und ungeduldig. Mein Mann hat dann mit mir gesprochen, ich tat es anfangs als Blödsinn ab. Bis er mich filmte und mir die Filme zeigte. MIR war das gar nicht so bewusst, aber ich war echt grenzwertig. Ich war sehr erschrocken und hab dann zusammen mit meinem Mann einen Plan/eine Strategie gefunden um schon den Beginn in andere Bahnen zu lenken. Aber dafür müssen beide Parteien bereit sein.
Wie die anderen schon schrieben, klingt das auch für mich nach Depression. Das, was du beschreibst klingt nach tieftraurig und verzweifelt. Depressionen können viele Gesichter haben.
Ich tippe darauf, dass nicht unbedingt geburtsbedingt ist, sondern durch ihre Unzufriedenheit mit den Lebensumständen gekommen ist.
Klingt nach postpartaler Depression, vielleicht auch wie jemand schon geschrieben hat Anpassungsstörung. Das aber vorsichtig ausgedrückt, denn diagnostiziert werden kann das nur von einem Arzt (idealerweise Psychiater). Psychisches ist nach außen nicht immer logisch oder nachvollziehbar, stößt viele Menschen vor den Kopf. Da sie den Zustand offensichtlich selber unerträglich findet (auch wenn sie ihre Kinder als Buhmänner herhalten lässt, sicher nicht Mal bewusst), wäre es eigentlich wichtig, dass sie sich helfen lässt. Aber: Das geht nur, wenn sie es zulässt. Was du tun kannst: Deine Beobachtungen teilen (v.a Auch die Zeit vor Kind 3! Wie glücklich sie da wirkte) und vorsichtig vorschlagen, ob sie Mal an postnatale Depression gedacht hat und das vielleicht Mal abklären möchte. Ihre kinderlosen Freundinnen haben davon vielleicht noch nichts gehört, sie aber höchst wahrscheinlich schon. Und vielen fällt das leichter das als ggf Ursache anzunehmen als eine allgemeine Depression (die ja viel schwammiger und oft ohne erkennbare Ursache daher kommt). Lässt sie dich da abblitzen, musst du es als gegeben hinnehmen. Und ja, dann ist auch ein Rückzug durchaus verständlich.
Diesen Vorschlag unterstütze ich. Als Selbstbetroffene weiß uch, dass ihre Symptome der einer postpartalen Depression gleichen. Diese kann sich vielfältig äußern. Lässt sie dich abblitzen, würde ich über ihreb Mann gehen, ob das nur eine Momentaufnahme war oder nicht. Denn unter einer depressiven, nicht behandelten Mutter aufwachsen ist oder grenzt an Kindswohlgefährdung!
Lieben Dank für deine Antwort! Nein, es ist definitiv keine Momentaufnahme. Das ist leider seit Geburt des Jüngsten "Normalzustand" bei ihr / ihnen zu Hause.
"Denn unter einer depressiven, nicht behandelten Mutter aufwachsen ist oder grenzt an Kindswohlgefährdung" Ja, da hast du Recht. Mein Gedanke war, dass der Mann ja der Freund ihres Mannes ist, von daher dann "ihr" Versuch abgehakt wäre und dann er weiter probieren kann. Ich würde jetzt erst einmal positiv denken, dass es sie vielleicht zum Nachdenken anregt, wenn das Kind Mal beim Namen genannt ist. Und sich dann tatsächlich Hilfe sucht. Hoffe, bei dir hat die Hilfe schnell was gebracht.
Klingt für mich nach einer eindeutigen Depression die sie behandeln lassen muss was natürlich schwierig wird ihr klar zu machen Ich hatte auch nach meinem ersten eine Depression Angstzustände mit panikattacken Er war ein Frühchen und schreibaby es war der horror wenn ich mal eine Stunde schlafen konnte (am Stück) war das viel und so nahm alles seinen Lauf irgendwann ging er in die Krippe und es ging bei mir los Wahrscheinlich weil der Körper anfing dies alles zu verarbeiten mein Mann sagte dann immer wieder das es eine Depression ist was ich immer abstritt bis wir zusammen beim Arzt waren und dieser das bestätigte Sie braucht dringend Hilfe sonst wird es immer schlimmer LG und alles gute