Elternforum Rund ums Baby

Arbeit meines Partners führt zu Streit

Arbeit meines Partners führt zu Streit

Ma12Rie34

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Guten Abend, ich bin schon lange stille Leserin hier im Forum und bräuchte heute mal euren Rat. Mein Freund und ich sind schon 10 Jahre zusammen, haben nun seit 11 Monaten einen kleinen Sohn (Wunschkind). Ich bin aktuell in Elternzeit. Meinen Mann habe ich kennengelernt, als er noch studiert hat und damals war er schon ziemlich ehrgeizig, d.h. eigentlich war klar, dass er mal Karriere machen wird. Er arbeitet als Vertriebler, hat daheim ein Homeoffice Büro, ist aber meistens 3 Tage pro Woche auf Dienstreise, d.h. ich mit unserem Sohn allein, der leider auch oft anstrengend ist. Mein Freund hat immer viel zu arbeiten und muss auch in Hochphasen (die es leider oft gibt) regelmäßig am Wochenende und Feiertagen arbeiten. Urlaub nimmt er auch deutlich weniger als die 30 Tage, die ihm eigentlich laut Vertrag zustehen. Wir fahren aber trotzdem jedes Jahr mindestens 2 Wochen weg. Ich war noch nie ein Karrieremensch und auch ohne Kind war die Arbeit von meinem Freund irgendwie schon immer ein bisschen ein Problem für mich. Jetzt mit Kind bin ich ständig sauer auf ihn, vor allem, wenn er dann von der Dienstreise zurück kommt, bekommt er es regelmäßig ab. Ich sage mir immer wieder, dass ich ja wusste, dass er viel arbeiten muss, auch mit Kind, und dass ich es einfach akzeptieren sollte, aber leider fällt mir das wahnsinnig schwer. Ich glaube, es liegt daran, dass ich einfach gerne einen Partner hätte, der seine 40 Stunden arbeitet und dann Zeit für die Familie hat. Irgendwie sehe ich seine Arbeit immer als meine Konkurrenz an und oft denke ich auch, er hat es doch schon so weit gebracht, er könnte es jetzt doch auch ein bisschen langsamer angehen und nicht immer alle Aufgaben an sich reißen. Also so, als wäre es eben seine Schuld, dass er so viel arbeiten muss und er sich eben bewusst dafür und gegen mich/uns entscheidet. Habt ihr hier einen Tipp für mich wie ich das besser akzeptieren kann? Bei uns hängt wegen der Arbeit ständig der Hauseigentümer schief und das nimmt uns beide ganz schön mit. Gerade jetzt mit unserem Sohn sollten wir ja die Zeit, die wir als Familie haben, schön genießen können.


MamaMarie16

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Antwort auf Beitrag von Ma12Rie34

Hi, du bist bei weitem nicht die einzige, deren Mann so viel arbeitet. Viele andere Jobs verlangen auch Arbeit an WE und Feiertagen und Reisen oder lange Abwesenheit, 24h- Dienste mit anschließend viel Ruhe für den Mann im sich danach auszuschlafen (Versuch das mal mit Baby/Kleinkind tagsüber keinen lärm in der Wohnung zu haben!). Soll heißen, ein anderer Job ändert nicht unbedingt etwas an eurer Situation. Was dir helfen kann? Schau bei dir! Warum ärgert dich das so, wenn er so wenig präsent ist? Wünschst du dir mehr Unterstützung? Dann finde einen anderen Weg. Familie/Krabbelgruppe/Kita/Kindermädchen können dich entlasten. Bist du einsam? Suche dir Freunde/Krabbelgruppe/ andere Eltern. Ist dir langweilig? Versuche es neues! Ich höre alle möglichen Wissenspodcasts beim Stillen/Mittagsschlaf/Einschlafbegleitung. Willst du mehr Familien- Momente? Plane sie, mach Termine mit deinem Mann aus, klare Regeln, wann ihr was zusammen macht (gemeinsamer Ausflug/Abendessen/Spieleabend/Sonntagsfrühstück) und freue dich darauf statt über verlorene Zeit zu klagen. Klagen frisst nur noch mehr eurer kostbaren gemeinsamen Zeit. Mach dein Glück nicht von deinen Mann abhängig. Nimm es selber in die Hand. Das verspricht mehr Erfolg. Ich selbst musste das auch lernen, habe es jetzt nach 5 Jahren endlich verstanden (glaube ich) Ich wünsche dir gutes Gelingen!


Anita557

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Wieso muss die Frau einen anderen Weg finden und der Mann darf weiter machen wie bisher? Ein Kind ist ein Einschnitt im Leben warum muss sich da nur die Mutter anpassen und ihr Leben umkrempeln und nicht der Vater? Das hätte ich so nicht akzeptiert es ist genauso sein Kind. Wir haben damals beide reduziert und auch die Elternzeit geteilt. Derjenige der jobmäßig komplett zurück steckt schaut bei einer Trennung übrigens finanziell ziemlich alt aus. Auch deswegen sollte Frau sich gut überlegen ob es wirklich eine gute Idee ist dem Mann immer schön den Rücken frei zu halten während er Karriere macht.


MamaMarie16

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Antwort auf Beitrag von Anita557

Ganz einfach, weil sie JETZT unzufrieden ist und bei sich selber anzufangen das einfachste Mittel ist. Heißt ja nicht, dass sie ihren Mann nicht gleichzeitig auch ändern kann, nur wird das realistisch gesehen kurzfristig nichts ändern. Menschen ändern sich nicht so schnell. Und ändern auch ihre Meinung und Gewohnheiten nicht von jetzt auf gleich. Das braucht einfach Zeit und hilft ihr akut nicht weiter. Und sie schreibt ja selber, sie wusste, worauf sie sich einließ. Jetzt von ihm zu erwarten alles anders zu machen, nur weil es ihr nicht mehr gefällt ist auch gemein.


Halimon

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Antwort auf Beitrag von MamaMarie16

Grundsätzlich stimme ich da in vielem zu! Aber ich kann auch sehr!! gut verstehen, dass man sich alleingelassen fühlt, wenn der Partner so wenig zuhause ist. Man ist erschöpft und der ganze Tag wird vom Kind bestimmt. Man kann seinen eigenen Bedürfnissen nicht mehr nachkommen. Und es fehlt ein adäquater Gesprächspartner. Man ist manchmal allein schon vor Erschöpfung gereizt und fühlt sich nicht ausreichend wertgeschätzt. Und natürlich wünscht man sich, mehr als irgendjemanden sonst, seinen Partner als Unterstützung. Und dass er nicht seine vollen 30 Tage Urlaub nimmt, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen und seine Freundin mal zu entlasten finde ich unmöglich. Man kann auch nicht mal eben über eine Krabbelgruppe Kontakte knüpfen, die für den abwesenden Partner kompensieren. Und: ich hatte auch mal eine Beziehung, wo mein Partner ständig gearbeitet hat, und müde war, wenn er zuhause war. Ich wollte mein Glück auch nicht von ihm abhängig machen und statt mich zu ärgern, bin ich zu meinem Sport gegangen. Hab mit Freunden viel unternommen. Damit ging es mir tatsächlich viel besser. Bis ich gemerkt habe, dass wir nur noch nebeneinander herleben, und ihn verlassen habe. Also zu viel "Hey, du machst dein Ding, ich mach mein Ding" kann auch zur Entfremdung führen.


Trini

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Antwort auf Beitrag von Ma12Rie34

Ich bin beim ersten Kind aus dem Vollbetrieb zu Hause gelandet. Ich kannte im Dorf keinen Menschen. Mein Mann schrieb gerade seine Dissertation. Ich war auch seeeehr einsam. Auch mir hat es geholfen, mir Kontakte zu suchen. Wirklich genießen konnte ich allerdings auch erst den Erziehungsurlaub bei Baby 2. Trini


Anita557

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Natürlich ist es seine Entscheidung so viel zu arbeiten und zu wenig Urlaub zu nehmen. Ganz ehrlich mit Kind verändert sich das Leben auch er muss da mit ran ist ja schließlich auch sein Kind. Ich würde das ganz klar ansprechen und auch verlangen daß er zurück steckt und seinen Teil übernimmt. Was ist denn wenn deine Elternzeit zu Ende ist und auch du wieder arbeiten musst oder willst? Wenn einer in einer Partnerschaft immer das Gefühl hat der andere zieht nicht wirklich mit dann kann das letztendlich auch zu einer Trennung führen. Ich weiß nicht ob deinem Mann das so klar ist.


Trini

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Antwort auf Beitrag von Anita557

Muss man das nicht vorher besprechen? Die AP hat wohl schon immer Dienst nach Vorschrift gemacht, der Mann ist Workoholic. U.U. zieht er sich nach der Geburt des Babys noch etwas mehr zurück. Das ist doof. Was ist denn die Alternative? Mit (sicher ordentlichen) Alimenten ganz allein zu sein? Trini  


Anita557

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Antwort auf Beitrag von Trini

Wie das Leben mit Kind ist kann man nicht vorher wissen. Das weiß man erst hinterher. Wenn sie sich trennt hat sie vermutlich mehr Freizeit als jetzt und vor allem weniger Streit. Aber es geht ja auch nicht gleich um Trennung sondern darum seinen Standpunkt klar gegenüber dem Partner zu vertreten. Wenn einer zu kurz kommt dann ist es früher oder später vorbei.


Ruto

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Antwort auf Beitrag von Ma12Rie34

Wann fängst du wieder zu arbeiten an, hast du da bereits einen Plan? Dein Partner hat bestimmt ein gutes Einkommen und du bist womöglich nicht darauf angewiesen, direkt nach dem ersten Jahr wieder einzusteigen. Eigentlich ist es ja optimal: Du warst nie ein Karrieremensch und möchtest es nicht mehr werden, er könnte dir durch die Arbeit (und das Gehalt) ermöglichen, dass du länger Zuhause bleiben kannst und/oder weniger Stunden brauchst. Eine ganz klassische Arbeitsteilung die nicht zwingend negativ sein muss. Mein Mann und ich arbeiten auf ein 30/30 Modell hin, wobei er aktuell noch mehr arbeitet und ich erst aufstocken muss, wenn Mal alles (inkl. sinnvoller Kinderbetreuung) in trockenen Tüchern ist. Das klingt erstmal nett, aber das allein schafft Probleme wie von dir beschrieben (sich Mal alleine fühlen, Gegenüber der Arbeit zurückstecken müssen - bei meinem derzeit wegen Fortbildung) nicht automatisch ab. Du meinst, du siehst seine Arbeit fast als Konkurrenz - genau an dem Punkt würde ich ansetzen. Hast du das Gefühl, du bist ihm unwichtig und/oder er schiebt die Arbeit vor? Oder steckt der Wunsch nach mehr Unterstützung (reale Hilfe oder einfach eine emotionale Stütze?) dahinter? Wenn man sich als Familie neu finden muss, ist das auch echt mühsam. Aber schaut, dass ihr miteinander redet, Missverständnisse aus dem Weg schafft und an konkreten Lösungen arbeitet. Ärger führt zu nichts.


ZweifelistderTeufel

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Antwort auf Beitrag von Ma12Rie34

Überlege mal, wie unglücklich du insgesamt bist. Vielleicht führst du mal ein viertel Jahr lang Tagebuch, in dem du einfach jeden Tag auf einer Skala von 1 bis 10 bewertest. Wenn das ein ewiges Thema ist, würde ich überlegen, ob ich mich nicht lieber trenne: Bist du im Mittel mehr unglücklich mit den Rahmenbedingungen, hilft nur ein Gespräch mit deinem Freund. Wenn er in keiner Weise bereit ist, Kompromisse einzugehen und auch zu bedienen, dann kannst du entweder weiter fröhlich unglücklich sein, oder gehen. Ganz ehrlich, bevor ich die nächsten zehn Jahre meines Lebens dauerhaft unglücklich bin, trenne ich mich lieber. Quasi alleinerziehend bist du ja eh schon. Es scheint ja um fundamentale Grundsätze zu gehen und man wird nicht glücklich mit jemandem, der grundsätzlich anderen Maßstäben folgt. Alternativ gibt es auch Methoden, die beim Sich-Arrangieren helfen. Z.B. kannst du auch für jeden Tag notierten, wofür du dankbar bist. Jeden Tag musst du 5 Dinge benennen, aber die Dinge dürfen sich nicht wiederholen. Das Wohlbefinden steigt idR binnen weniger Wochen. Auch bezogen auf den Partner helfen einfache Denkstrukturen. Anstatt immer zu mäkeln, darf man sich auch mal einen Maulkorb verpassen und von denm Grundsatz ausgehen "was immer mein Partner macht, ist gut genug!". Wie ein Mantra darf man sich das immer wieder sagen. Eigentlich kann man davon ausgehen, dass der Partner sich einbringen will (wir sind schließlich soziale Wesen). Der Partner bringt sich also wahrscheinlich genau so ein, wie es ihm aktuell möglich ist. Wenn man das akzeptiert, betrachtet man ihn schon mit Verständnis, was dem Löwenanteil von Streitigkeiten den Wind aus den Segeln nimmt. Nun noch einen Schritt weiter gehen: "Mein Partner bringt sich so gut ein, wie er kann. Er ist also am Limit. Was könnte ICH denn tun, um IHM das Leben angenehmer zu gestalten?" Hat 3 tolle Effekte: 1. Man betrachtet den Partner abermals mit Wohlbefinden und nicht mit Missgunst. 2. Statt nach Fehlern im Partner sucht man nun nach Gelegenheiten, dem anderen eine Freude zu machen. Wir finden im Geiste ja immer genau das, was wir suchen. Daher ist das so verbreitete Fehlersuchen ja so fatal, denn wer sucht, der findet immer welche. IMMER. An jedem. Und daher ist es so schwachsinnig, denn durch Vorhaltungen wird der andere ja kein besserer Mensch und wenn der andere auch fleißig sucht, entdeckt er ja auch, wie scheiße WIR drauf sind. Rezept zum Entfremden. 3. Wenn man dem anderen etwas Gutes tut, stellt man fest: der freut sich! Und der ist dann auch geneigt sich zu bedanken, oder ist zumindest freundlich! Der reagiert also plötzlich wieder positiv auf einen und man kann sich wieder mit Wärme begegnen. Als letzten Gedanken: Babys sind fies und selbstgefällig und es ist ätzend 24/7 zum persönlichen Lakai zu mutieren. Aber sie sind nur 1 Jahr lang Babys. Danach wird es besser, versprochen. Es WIRD besser. Weniger anstrengend, weniger fordernd, weniger auslaugend. Irgendwann kannst du wieder arbeiten gehen, mehr Menschen treffen, größere Auszeiten genießen. Vielleicht bist du nur gerade in einem dunklen Tunnel gefangen, und merkst gar nicht, dass du nur geradeaus weiter marschieren musst, um da wieder raus zu kommen. Das wären so ein paar Gedanken. Ich hoffe, du findest einen Weg, wieder glücklich zu sein.


Ma12Rie34

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Antwort auf Beitrag von Ma12Rie34

Danke für eure Antworten. Vielleicht sollte ich noch ein bisschen mehr erzählen... Mein Freund hat sich fachlich in einer bestimmten Nische spezialisiert, wo es bei uns in der Umgebung nicht einfach ist, einen Job zu finden. Seine Firma wurde vor 5 Jahren aufgekauft und der Standort bei uns geschlossen, jetzt ist er 130km entfernt angestellt, zum jeden Tag Pendeln einfach recht weit, zumal er eben keine 40 Stunden Woche hat. Die erste Zeit hatte er sich dort unter der Woche eine kleine Wohnung genommen, durch Corona kam dann Homeoffice, keine Kundenbesuche, daher war er 2020 bis Mitte 2021 fast nur daheim zum Arbeiten. Jetzt ist es so, dass er 2 Tage daheim ist und 3 eben vor Ort bzw macht er dort dann eben auch die Kundenbesuche. Ihm gefällt die Situation auch nicht, dass er dann jede Woche 2 Nächte komplett weg ist, aber eine andere Lösung finden wir gerade nicht, andere passende Firmen wären eher noch weiter weg und dort hinziehen kommt für mich überhaupt nicht in Frage, da hier ja auch unsere Familien leben. Er versucht es nun so, dass er an den beiden Abenden, die er dort bleibt, so viel es geht arbeitet, um dann eben am Wochenende und an den anderen beiden Tagen nicht mehr so viel arbeiten zu müssen. Wenn er da ist, hilft er mir auch, was unser Sohn angeht, bringt ihn ins Bett, kümmert sich um Haushaltsangelegenheiten, aber ist eben oft einfach so kaputt, dass er abends, wenn unser Sohn schläft, nur noch vor dem Fernseher liegen kann, um noch ein bisschen abzuschalten. Dazu kommt dann eben noch, dass er sagt, dass er keine Kraft mehr hat, dass wir dann zusätzlich noch streiten, was ich ja verstehen, aber momentan leider nicht ändern kann. Ich bin einfach nur neidisch, wenn ich nachmittags beim Spazieren Väter mit ihren Kindern treffe. Ich weiß, dass das blöd ist und mir in meiner Situation einfach nicht hilft. Ich bin auch z.B. neidisch auf meine Cousine, deren Mann immer um 5 Feierabend macht, dann aber 2x die Woche direkt ins Fitnessstudio geht und auch ansonsten nicht so viel im Haushalt hilft, aber wenigstens arbeitet er nicht so viel (also so denke ich irgendwie immer)


Pino

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Antwort auf Beitrag von Ma12Rie34

An eurer Stelle würde ich in die Stadt ziehen, in der dein Mann arbeitet. Das endet für ihn sonst irgendwann noch im Burnout, wenn er sich so aufreibt. Was haben du und dein Kind von der übrigen Familie, wenn der Papa ständig weg und platt ist? Er ist doch nicht nur zum Arbeiten und Geld nach Hause bringen da.