Leena
...ich lese gerade die "Cousins' War"-Reihe von Philippa Gregory über die englischen Rosenkriege, nachdem ich vorher schon die Romane zu der Zeit von Rebecca Gablé gelesen hatte. Mein Mann lästert fürchterlich über meinen "Historienkitsch". *sniff* Dafür hat er mir zum Geburtstag zwei Bände der "Sturlungur"-Trilogie von Einar Kárason geschenkt, im Grunde "dasselbe in isländisch". Aber das sind dann wieder "Historienschinken", die unter "Literatur" fallen, zumal Kárason dafür auch entsprechend ausgezeichnet wurde etc. Warum macht es - anscheinend - so einen Unterschied, ob Bücher von einer Frau geschrieben wurden und in England im 15. Jahrhundert spielen (okay, teilweise mit besonderem Aspekt auf den "Frauen"), oder ob Bücher von einem Mann geschrieben wurden, im Island des 13. Jahrhundert spielen und aus sehr männlicher Sicht dauernd von Rache, Kampf und Mord und Totschlag handeln..? Okay, der sprachliche Stil ist sicherlich unterschiedlich, Kárason schreibt da schon im Saga-Stil, der etwas eigen, im Grunde aber sehr knuffig ist, während die o.g. Autorinnen doch eher "glatter" formulieren. Woran macht "man" landläufig nun fest, ab wann "man" historische Romane nun guten Gewissens als "seriöse Literatur" lesen "darf" oder wann man den "Kitsch" heimlich auf dem Klo o.ä. lesen "muss"..? Wobei ich zugebe - Titel wie "Feindesland" oder "Versöhnung und Groll" klingen schon "respektabler" als "Die Königin der weißen Rose" oder "Der Thron der roten Königin". (Kind4 hatte auf dem Titelbild der "weißen Rose" immer begeistert Barbie erkannt *grummel*.)
Wolf Hall und Bring Up the Bodies (ueber Thomas Cromwell) von Hilary Mantel bekamen beide -und wie ich finde verdient- den Booker prize. Ich habe die Gregory-Buecher nicht gelesen (die TV-Serie gesehen) aber Sharon Penman's The Sunne in Splendour gelesen (selbes Thema, auch war of the roses) und mochte es aber im Vergleich dazu sind die Mantel Buecher himmelweit ueberlegen was Sprache, Charakterisierung und philosophical insight angeht. it is a very German thing to worry if something is "proper" Literatur. Just read and enjoy :)
Alba hat recht, wir Deutschen übertreiben es mit der Einteilung in U und E. Aber dass das irgendwas mit dem Geschlecht zu tun haben soll, denke ich nicht, das zeigt Albas Beispiel (Hillary Mantel). Ich persönlich lese lieber Mantel (großartig) und Gable würde ich nicht anfassen, dafür guck ich manchmal noch Verbotene Liebe.
HejLeena! So eine Einteilung ist oft subjektiv, klar. Aber im Grunde gibst Du die Antworten doch selbst. es hängt eben der Originalität und der Sprache ab. "Warum macht es - anscheinend - so einen Unterschied, ob Bücher von einer Frau geschrieben wurden und in England im 15. Jahrhundert spielen (okay, teilweise mit besonderem Aspekt auf den "Frauen"), oder ob Bücher von einem Mann geschrieben wurden, im Island des 13. Jahrhundert spielen und aus sehr männlicher Sicht dauernd von Rache, Kampf und Mord und Totschlag handeln..?" DAS macht keinen UNterschied in Sachen: Was ist große Literatur"? Aber das: "Okay, der sprachliche Stil ist sicherlich unterschiedlich, Kárason schreibt da schon im Saga-Stil, der etwas eigen, im Grunde aber sehr knuffig ist, während die o.g. Autorinnen doch eher "glatter" formulieren." Wir hatten z.B. im Lesekreis gerade Moyes und waren einig: Kein literarischer Wurf, dafür ist die Geschichte zu banal, die Gestalten zu klischeehaft, Handlung dito -- trotzdem ein Buch, über das wir reden konnten, weil das Thema wichtig ist und zum Zeitgeist paßt. Aber: Weltliteratur wird das eben nie, dafür ist nicht "original" genug. Gruß Ursel, DK
Hat Herr Leena die Buecher ueberhaupt gelesen oder worauf basiert seine Einschaetzung? Covers koennen voellig daneben sein. Ich habe mal in der Buecherei eines Forschungsschiffes (of all places) eine Ausgabe von Orwell's Keep the Aspidistra Flying (eines meiner meistgeliebtesten Buecher ever) entdeckt das als cover das Bild einer sehr vollbusigen Dame in einem 50ger Jahre Kleid hatte (so ala Mad Men) die lasziv an der Wand lehnte. Keine Ahnung was das mit der Geschichte zu tun hatte, der Illustrator hatte offensichtlich keine Ahnung was er da illustrierte.
weil es extrem gut recherchierte bücher sind. als peinliche historienschinken werte ich kram wie die blöde wanderhure oder so. ich mache es vielleicht eher daran fest: die gregorybücher halten sich eng (soweites geht) an die historischen tatsachen, sind gut recherchiert, originell, bildend, fesselnd und machen großen spaß, zu lesen. an "Schinken" denke ich bei völlig abstrusen geschichten (mittelalterfrau lernt heimlich lesen, reist durch die weltgeschichte, geht als mann durch, haufenweise "lebenspraller" sex, schwellende brüste, ausgedehnt erzählte Folterszenen etc. die cover der gregorybücher sind zum teil übel, ich habe allerdings "the red queen" mit einem sehr ansprechenden cover, das aussieht, wie ein mittelalterliches porträt, mit rissen und goldumrahmung, aber das gesicht ist das einer jungen frau, die auch heute leben könnte. ich beuge mich den vorstellungen "guter echter literatur" nicht, ICH entscheide, welche bücher ich gut finde und lasse das nicht irgendwen anderes, auch keine preisvergeber entscheiden...tu das doch einfach auch ;)
Ich würde sagen, das ist so wie mit Essen, Musik, Kunst, Theater, Kino - Es gibt eben qualitativ hochwertiges (Sterneküche) und minderwertiges Essen (MacDonalds) und dazwischen ganz viel. Die meisten Menschen bewegen sich geschmackstechnisch irgendwo dazwischen - aber dennoch ist ein Gregory-Buch nunmal nicht literaturpreisverdächtig und keine Sterneküche (und wills auch gar nicht sein). Menschen wie Herr Leena, die sich nun über Gregory-Leserinnen lustig machen, verfolgen aber dabei rein das Ziel der Distinktion und der Selbsterhöhung.
Ich glaube ja auch, dass bei Philippa Gregory die deutschen Titel und vor allem die Cover viel verhunzt haben - "The White Queen" klingt einfach besser als "Die Königin der weißen Rose", und "The Red Queen" ist nicht halb so schlimm wie "Der Thron der roten Königin", während "The Lady of the Rivers" als Titel für ein Buch über Jacquetta of Luxembourg, Countess Rivers mich noch zum Grinsen bringen kann, "Die Mutter der Königin" aber nicht. Und so einen Buchtitel, verbunden mit einem Barbie-Prinzessinnnen-Bild auf dem Cover... da ergreift jemand wie Herr Leena nun mal die Flucht und lästert. Kann ich, bloß bei Titel und Cover, irgendwie auch noch verzeihen, es liest sich aber trotzdem recht gut. Zumal es einfach meine "Lieblingszeit" ist. :-) So gesehen hat Einar Kárason mit seinen deutschen Titel und den deutschen Covern schon entschieden mehr Glück. Das ist ja alles richtig... Andererseits - ist "richtige" Literatur nur solche Literatur, die NICHT "gefällig und zum Weglesen" geschrieben ist, sondern eckig, kantig und sperrig daher kommt und bei der die Hälfte der Leser vor Seite 20 schimpfend aufgegeben haben..? (Und - nein, ich werde jetzt nicht spontan an Ulysses denken! ;-) ) Ach so - über "die 7 Weltwunderhuren in Wuppertal" (frei nach der Känguru-Offenbarung) lästere ich auch, bei sowas rettet weder Sprache noch Inhalt irgendetwas. Habe sie aber auch nicht gelesen - und kann somit eigentlich gar nicht mitreden. Wobei "haufenweise "lebenspraller" sex, schwellende brüste" etc. - na ja, Lady Chatterley wird gemeinhin auch unter "echte Literatur" gerechnet. ;-) Ich lese eh, was ich möchte und was mir in die Finger kommt, das mit "just read and enjoy" kriege ich also hin. :-) Aber ich würde halt beim Small Talk, wenn es um die Frage geht, was ich letztens so gelesen habe, doch eher über Kárason reden als über Gregory. Eben weil ich halt auch "typisch deutsch" bin, Alba. ;-) So - und jetzt gehe ich auf die Suche nach Hilary Mantel. Bücher kann man nie genug haben. :-)
Ich glaube es war saulute (you remember her?) die mal geschrieben hat, dass ihre Mutter schockiert war, dass sie Harry Potter las. Es ist anscheinend auch typisch litauisch. :) Ich finde ja das es Platz fuer beides gibt, fuer Ulysses und Gregory, wobei ich zugeben muss, dass ich Ulysses nicht fertig gelesen habe. Eine gute Geschichte bleibt eine gute Geschichte auch wenn das Sprachniveau nicht das allerhoechste ist. And do go and find Hilary Mantel, I adore her.
Natürlich erinnere mich an saulute... Hilary Mantel ist bestellt. ;-)))
Excellent :) Ich habe die Tage oefter and Dich gedacht, snooker is on.
Wir schauen auch ganz eifrig!!!
Ich wuerde ja gerne das match waehrend meiner lunch break live auf der BBC website schauen aber das grosse Kind spielt heute Cello mit ihrer Klasse beim Highlands and Islands Festival of Music and Dance und das ueberschneidet sich, the sacrifices we bring for our kids.... ;)
Opfer müssen gebracht werden. ;-)
Hier sind jetzt alle Kinder im Bett (oder zumindest in ihren Zimmern) - und ich genieße Ronnie!!!
Armer Barry Hawkins, zumindest aktuell...
Shaun Murphy hat mir allerdings noch mehr leid getan, so abgefertigt, wie er wurde... schon bitter für ihn.
Die letzten 10 Beiträge
- Studium/Ausbildung - das Richtige?
- Frauke Brosius-Gersdorf und das Armutszeugnis für die Demokratie
- Wieviel Trinkgeld für Lieferdienst?
- DHL - regionales Problem oder generell ?
- @Ellert
- Redaktion bitte reagiert mal auf den Beitrag von Zwergenalarm von 7.7.2025
- Auch E-Scooter
- E Roller
- Sorgen wegen Bornavirus
- Vermisste Deutsche in Australien gefunden