Mitglied inaktiv
Hallo zusammen, in einigen Strängen kam die Frage auf, inwieweit man sich in die Flüchtlinge, ihre Situation, ihre Gefühlswelt, ihre Erlebnisse und in ihr jetziges Verhalten hineinversetzen oder etwas nachempfinden kann. Kann man etwas nachempfinden oder verstehen, was man selbst vielleicht nie erfahren hat? Mich würde interessieren: 1) Hab ihr eine "Fluchtgeschichte" in der Familie (z.B. Eltern, Großeltern, Stichwort 2. Weltkrieg o.a.)? 2) Habt ihr selbst schon einmal flüchten müssen? 3) Habt ihr jemals die Erfahrung gemacht, Angst um das eigene Leben und das eures Kindes/eurer Kinder zu haben? 4) Habt ihr Krieg am eigenen Leibe erlebt? Zu mir: 1) ja: Eltern kamen Ende des 2. WK aus dem Baltikum und Schlesien 2) ja: 2x, einmal als Kind und einmal als Erwachsene mit meinem Kind 3) ja: nicht durch Krieg, sondern durch familiäre Geschichte 4) nein Meine eigene Geschichte hilft mir, vieles zu verstehen, ganz sicher nicht alles. Ich glaube, niemand hier schreit bei allem Hurra und niemand lehnt alles komplett ab. Die einen versuchen, mit ihren Herzen gegen die eigene Hilflosigkeit anzukämpfen, die anderen mit dem Kopf, manche schaffen es vielleicht, beides zu benutzen. Eine Leistung, vor der ich persönlich den Hut ziehe. Ich glaube auch, dass bei aller Uneinigkeit und - mit Verlaub - "Keiferei" an mancher Stelle doch eines die meisten hier verbindet: eine gewisse Ratlosigkeit und ein Gefühl der Ohnmacht angesichts einer Situation, die nicht kontrollierbar erscheint, egal ob man ihr mit Optimismus oder Schwarzmalerei entgegentritt. Streitet weiter :-) Es gibt nichts schlimmeres als Schweigen. Ratlose, traurige, hoffnungsvolle und unbeirrbar gutgläubige Grüße, Yorokobi.
Zu 1: ja,meine Mutter und mein Vater sind während bzw.nach dem Krieg von Ost nach West geflohen mit grausamsten Erlebnissen. Zu 2:nein,Gott sei Dank nicht. Zu 3:Ja Zu 4:siehe 2
1) Hab ihr eine "Fluchtgeschichte" in der Familie (z.B. Eltern, Großeltern, Stichwort 2. Weltkrieg o.a.)? die mutter meines mannes ist in WWII von rumänien über ungarn nach österreich mit ziel familie in stuttgart geflohen, auf dieser flucht wurde sie geboren (im niemandsland bei ungarn) und fühlt sich daher ihr leben lang und durch den schweren start im leben schon immer deplaziert, unnütz und als belastung für andere. sie leidet an depressionen, so wirkt es in unser aller leben hinein. aus meiner familie kenne ich nur die geschichten meiner großeltern die früh jeweils ihre dörfer in richtung wald verlassen mussten, um bei evtl bombenangriffen sicher zu sein. alle kinder des dorfes musstne zusammen den tag im wald verbringen, die eltern waren allesamt bauern udn gingen soweit möglich, ihrer arbeit im feld udn stall nach, die kinder wurden abends von einem erwachsenen abgeholt. ich habe nie verstanden welchen sinn das machten solte, denn nachts sind ja auch bombenangriffe geflogen worden... 2) Habt ihr selbst schon einmal flüchten müssen? nicht vor krieg. allerdings hat meine mutter mit meinem bruder und mir die USA und ihren (vom krieg gezeichneten) ehemann verlassen, er wollte die trennung, bat sie quasi zu gehen, ziel deutschland, wir sind dann hier angekommen udn hatten als ziel das gästezimmer meiner großeltern, lange zeit hat meine mutter sich nicht berappelt und gekümmert, das war für mich eine schlimme zeit in der ich einiges lieber nicht durchgemacht hätte. meine tante hat mich dann da rausgeholt um mir ein stabileres umfeld zu bieten. das war also meine "flucht". das ganze erlebnis hat mein ohnehin schlechtes verhältnis zu meiner mutter nicht zum besseren beeinflusst. 3) Habt ihr jemals die Erfahrung gemacht, Angst um das eigene Leben und das eures Kindes/eurer Kinder zu haben? bis jetzt gott sei dank noch nicht. das schlimmste was ich jemals erleben musste war ein nächtlicher fieberkrampf meines ältesten, da war er knapp zwei oder so. 4) Habt ihr Krieg am eigenen Leibe erlebt? nicht unmittelbar. mein stiefvater war im zweiten golfkrieg in saudi arabien stationiert (operation desert shield bzw dann desert storm, US Army), er war techniker und nicht direkt an der front, aber er war danach ein wirklich veränderter mann. so hat der krieg eben doch mittelbar mein leben beeinflusst, denn die erlebnisse haben ihn verändert (er hat mir mal einiges erzählt, da war ich allerdings schon teenie und er musste wohl reden, mit meiner mutter war damals alles zu emotional belastet, sie war froh endlich wieder ihren mann zu haben und überschüttete ihn mit erwartungen an eine heile welt da er ja heil zurückgekommen war, die er letztlich nicht erfüllen konnte... meine vermutung heute lautet, er litt wohl an einer PTB. ich habe mit ihm - trotz der trennung der beiden - ein besseres verhältnis als zu ihr.)
1,) Großeltern mütterlich: Kamen aus Litauen und Russland, meine Mutter wurde dort auch adoptiert. Mein Großvater, Russe, war schwärst traumatesiert und zusammengeschossen worden im Krieg, hat alles an meiner Mutter ausgelassen. Keine Liebe von ihrer Adoptievmutter erhalten. Mit 11 Jahren find meine Mutter an abzuhauen, sich an Männer ranzumachen, Alkohol zu trinken, depressiv zu werden.....Ich habe sehr unter meiner Mutter gelitten, die mich mit 16 bekommen hat. Sie ist immer und immer wieder einfach für Tage abgehauen und kam zusammengeschlagen zurück. 2.) Bin ich vor meiner Mutter /Stiefvater geflüchtet. Musst mitansehen wie er meine schwangere Mutter brutal zusammengetreten hat. Er ist auch ein Kriegskind und Alkoholiker. Zu meiner Mutter habe ich keine Verhältnis bzw. liebe sie nicht. Kann auch selber kaum lieben. LG maxikid
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