Trotzen, vor allem beim Spaziergang

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Trotzen, vor allem beim Spaziergang

Liebe Katrin, Mein Sohn ist seit September 2 Jahre alt und seit zwei Wochen ist er spürbar in der Trotzphase angekommen. Er macht Dinge, die er früher nicht gemacht hat (Verweigert das wickeln, schleudert mein Handy weg weil es mit einer Tastensperre versehen ist usw.). Das sind Dinge, die ziemlich an meine Nerven gehen, aber die ich in unserer gewohnten Umgebung gut mit ihm hin bekomme. Problematisch wird es immer dann wenn ich mit ihm, seiner 3 Monate alten Schwester und unseren zwei Hunden spazieren gehe. Er fährt dann mit seinem Laufrad und will partout seine Wege gehen. Das ist größtenteils auch machbar, aber nicht immer, wenn ich zum einen Termin habe und nicht so lange mit ihnen gehen kann. Ärgerlich ist auch, dass er ständig sehr weit von mir weg fährt und nicht auf Rufen oder Bitten, anzuhalten, hört. Es macht mich ganz wahnsinnig und ich kann dann mit Kinderwagen und zwei Hunden hinterher sprinten. Bei ihm angekommen erkläre ich ihm, dass es nicht geht, wenn er abhaut. Mal habe ich mich mehr und mal weniger im Griff. Was kann ich nur tun damit er mehr in meiner Nähe bleibt und mir z.B. folgt wenn ich einen anderen Weg einschlage? Ihn locken, beispielsweise Kühe auf der Wiese anschauen zu gehen, funktioniert nur ab und zu. Gehört schlagen und treten eigentlich auch zu dieser Phase? Manchmal wenn er wütend ist holt er aus und schlägt mich gezielt oder fährt mit seinem Laufrad gezielt in die Hunde rein. Ich bin sehr traurig darüber...ich wollte nie ein Kind haben, das schlägt und Tiere ärgert. Ich weiß, er meint es nicht böse, aber es ist momentan nicht einfach mit ihm. Bitte entschuldige diesen Roman, aber es tut gut, sich zu öffnen ;-)

von Boody am 07.01.2018, 00:04



Antwort auf: Trotzen, vor allem beim Spaziergang

Liebe Boody, Ihr Sohn ist "mittendrin" in der Trotzphase besser: in der Phase seiner Willensentwicklung :). Denn darum geht es in dieser Phase. Die Kinder arbeiten nun zunehmend ihren Willen heraus, lernen ihn durchzusetzen, lernen Dinge hinnehmen zu müssen, auch, wenn es ihnen nicht so angenehm ist (Frustrationen auszuhalten). Um den Kindern diese Willensbildung zu ermöglichen, braucht es eine liebevolle konsequente Begleitung. Diesem Anspruch gerecht zu werden, heißt für Eltern oft eine große Herausforderung in Geduld, Kraft und Kreativität- insb. wenn noch Geschwisterkinder begleitet werden müssen un d der Tagsablauf ruft. Kinder in der Willensphase suchen nach Grenzen. Sie brauchen klare Regeln, Struktur und auch die ein oder andere Konsequenz, wenn etwas nicht toleriert werden kann. Bei Ihren Ausführungen habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Schnelligkeit Ihres Sohnes durch das Laufrad nicht mit dem Gesamttempo der kleinen Karawane übereinstimmt. Meine Idee ist, dass gerade bei den Spaziergängen eine andere Regelung her muss. Im Grunde sehr einfach: das Laufrad kann nicht von Anfang bis Ende benutzt werden, sondern muss ggf. Pause haben an bestimmten Strecken und dann z.B. auf dem Buggy deponiert werden ( hier ahne ich Protest). Oder Ihr Sohn erhält ein anderes Fahrzeug, was ihn langsamer werden lässt oder aber, er geht zu Fuß und Sie haben z.B ein Kiddyboard am Buggy, so dass Ihr Sohn aufsteigt, wenn er nicht mehr laufen kann. Das Laufrad als solches ist ein Instrument, was die Kinder zwar schnell mit ihrem motorischen in der Anwendung beherrschen. Aber, denkt man es sich weg und schaut "nur" auf das Kind in seiner Motorik beim Laufen, Gehen, Balancieren... Beim Aufnehmen von Sinneseindrücken usw. so reduziert sich die Geschwindigkeit sehr spontan. Das Laufrad ist im Grunde nicht kompatibel mit dem Entwicklungsstadium eines zweijährigen. Ich hoffe, Sie verstehen, wie ich es meine. Die Entschleunigung bei einem zweijährigen, kann wiederum eine Achtsamkeit im Umgang miteinander erzielen. Kein Veto gegen das Laufrad, sondern "nur" der Impuls zum Einsatz dessen. Und ja, der Ausdruck von Hauen, Schlagen usw. gehört auch zur Willensbildung. Hier wird klar vom Kind gezeigt, wenn ihm etwas nicht gefällt oder es eine andere Meinung vertritt. Natürlich fehlt die verbale Argumentationsstärke- also benutzt das Kind seine Körpersprache. Und hier braucht es natürlich auch Grenzen. Diese gelingen i.d.R. besser, wenn man das Kind aus der Situation hinausführt, als verbale lange Erklärungen zu geben, die es nicht vesteht. Besser: man nimmt das Kind an die Hand und geht aus einer Situation weg; summt oder lenkt die Kraft um... schnelles Laufen, mithelfen etwas zu tragen usw. " ich möchte nicht, dass Du mich haust. Wenn Deine Arme so kräftig sein wollen, dann können die mir ja helfen, den schweren Einkauf zu tragen..." o.ä. oder " ... dann nimm doch mal den tollen großen Stock mit nach Hause..."usw. Diese Umlenkung lässt die Situation harmonisch werden und bleibt zudem wertschätzend und unterstützt das Selbstwertefühl des Kindes, wenn es stolz den großen Stock heimgebracht hat. Es gibt zwei sehr schöne Bücher sinngemäß: " Erziehen mit/in Gelassenheit" von Jesper Juul oder Frau Kutnik. Beide AutorInnen schreiben sehr praxisnah und geben umsetzbare Tipps. Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 09.01.2018



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