spiky73
hallo ihr lieben, zwischen schichten, schlafmangel und dem rande des wahnsinns leide ich heute an einer gewissensfrage der anderen art. wie alle alten hasen hier natürlich wissen ^^ hat kind1 quasi seit der einschulung riesenprobleme in der schule gehabt. die diagnose ADS kam ja anfang 2010 - ohne dass danach großartig etwas passiert wäre, bis sie eben im mai diesen jahres in die tagesklinik kam, wo sie übrigens nach wie vor noch ist. die schulischen leistungen waren eigentlich immer mittelprächtig, "rote" ausreisser gab es immer, aber ich schätze mal, die lehrer haben kind1 immer besonders wohlwollend beurteilt, extrawürste gebraten, sie irgendwie mitgeschleppt - aber bei mir immer gejammert, dass mit dem kind ja gar nix stimme (ach! *staun*). und jedes mal, wenn ich dann in meiner eigenen verzweiflung fragte, ob man sie denn nicht einfach sitzen lassen könne, oder ob sie freiwillig zurückgehen solle, kam immer ein "nein, nein, sooooo schlimm isses ja dann doch wieder nicht!". grummel. abgesehen davon, dass es ja ein sitzenbleiben gar nicht gäbe: in der grundschule gab es das nicht, dann zwischen der 4ten und 5ten nicht, dann ging es nicht zwischen der 5ten und 6ten (also vom letzten in die aktuelle klassenstufe)... dabei war meine sicher nicht unbegründete befürchtung, dass eben in jedem schuljahr ein wissensrückstand aufgebaut wird, der dann wiederum ins nächste jahr mitgenommen wird und sich im laufe der zeit immer weiter vergrößert. ein wissensgau sozusagen... und mein gedanke war halt (auch schon VOR der ADS-diagnosestellung), dass sie vielleicht einfach noch etwas zeit braucht, und durch die wiederholung einer klasse dann vielleicht doch noch den einstieg findet in ein besseres lernen und eben auch lernerfolg (anstatt eben misserfolg)... aber das wurde eben immer abgebügelt, auch NACH der diagnose... so, jetzt ist #1 schon seit 4 monaten in der tagesklinik. anfangs wurde sie nur therapiert und ging zur klinikschule, dann kamen die sommerferien (und somit nur therapie), und seit dem ende der ferien eben wieder klinikschule, aber diesmal auch mit medikation... es läuft wohl auch für ihre verhältnisse super, sie ist aufgeräumter, organisierter, nicht mehr so verträumt - immer noch etwas langsam, aber trotzdem mit einem großen unterschied zu vorher. selbst ich merke das noch abends (wenn die wirkung des medikaments nachgelassen hat), das kind ist offener, besser zugänglich und ich komme einfach besser mit ihr klar... allerdings ist es so, dass in der klinikschule nur die drei hauptfächer (mathe, deutsch, französisch) unterrichtet werden, und die ganzen nebenfächer halt unter den tisch fallen. man hat auch davon abgeraten, die nebenfächer mit dem kind abends nachholen zu wollen, die therapie ist harte arbeit, da wäre es too much, das kind eben abends noch mit wissen vollzustopfen... da ich aber vom lehrer weiss, dass das erste halbjahr der 5ten quasi eine kompaktwiederholung und vertiefung der 4ten klasse war, im zweiten halbjahr der 5ten das lerntempo angezogen wurde - und jetzt in der 6ten nochmals gesteigert wird, war mein gedanke, dass kind1 eben nochmals wiederholen soll. immerhin verpasst sie doch einiges an stoff (in die normale schule wäre sie dann vielleicht ende oktober wieder eingegliedert - und gleichzeitig die therapie in der tagesklinik abgeschlossen...). also hab ich bereits vorsichtig vorgefühlt, wie SIE denn dazu stehen würde, nochmals zu wiederholen. nee, nee, das wolle sie auf keinen fall, das wär ja ein drama-trauma-weltuntergang, und die anderen kinder, und überhaupt. und ausserdem habe sie ja der lehrerin in der klinikschule fest versprochen, eben NICHT zu wiederholen und mit fliegenden fahnen in die klasse zurückzukehren und das 6te schuljahr zu schaffen... und am ganz ausserdemsten würde sie - wenn sie wiederholen müsse - zur schulschwänzerin werden (gut, das lasse ich mal unkommentiert stehen, waren halt ihre worte). so, das war also mein status quo. bis heute. heute war ich dann wieder zum elterngespräch in der klinik (die übrigens immer sehr lustig sind, weil die therapeutin absolut knuffig und witzig ist) - und die erste frage war: "was würden SIE eigentlich davon halten, wenn kind1 freiwillig ein schuljahr zurückgeht?" - "ähhh, sehr viel, aber ich dachte, das ist nicht gewünscht? meine tochter hat doch der lehrerin hier versprechen müssen, das schuljahr zu schaffen und weiterzukommen?" - "neeeeeeee, frau xxx, im gegenteil, wir fänden es SEHR gut, wenn sie zurückgeht, das haben wir aber auch bereits versucht, ihrer tochter zu unterbreiten!" - arghhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh. der klassenlehrer der heimatschule - der meinem kind übrigens sehr zugetan ist - fände diese lösung prima, und die therapeutin möchte demnächst mit ihm (und der lehrerin der klinikschule) ein gespräch führen, um das weitere vorgehen zu beraten... jedenfalls gibt es drei mögliche optionen: 1. meine große geht nach dem klinikaufenthalt sofort eine klassenstufe zurück. bekommt also nochmals einen teil des ersten halbjahres der 5ten klasse mit. 2. sie geht zum ende des schulhalbjahres zurück, bekommt also nur der zweite halbjahr der 5ten klasse mit. 3. sie wird nach diesem schuljahr nicht versetzt, wiederholt also "nur" die 6te klasse (und diese möglichkeit ist keine utopie, sondern wahrscheinlich). mir persönlich gefällt 1. am besten: kind1 könnte auf diese weise am meisten stoff wiederholen, wäre länger mit der klasse zusammen, hätte mehr zeit, sich einzufinden. und 3. gefällt mir am wenigsten - weil ich befürchte, dass sie dann ein halbes jahr ziemlichen frust aushalten muss - und aus der 5ten klasse immer noch eine wissenslücke bleibt (schließlich hat sie die nebenfächer der letzten wochen vor den großen ferien ja nicht mitbekommen)... so, nach diesem langen text mein anliegen: steckte von euch schon mal jemand in einer ähnlichen situation? wie habt ihr euch entschieden? habt ihr diese entscheidung alleine getroffen und dem kind mitgeteilt? oder war das kind in die entscheidungsfindung mit eingebunden? auch wenn ihr ähnliches noch nicht entscheiden musstet - wie würdet ihr vorgehen? habt ihr vorschläge, wie ich ein freiwilliges zurückgehen meinem widerspenstigen kind schmackhaft machen kann? mir fällt vieles ein: mehr zeit, kind zu sein, bevor der "ernst des lebens" zuschlägt, mehr ferien (*hüstel*), die möglichkeit, mit besseren leistungen zu glänzen als bisher etc. etc. ich selbst (was ein kind in dem alter vielleicht nicht versteht oder verstehen will) denke, dass ein wiederholen den therapieerfolg sicher unterstreicht, während ein verbleib in der 6ten vielleicht kontraproduktiv ist. (und da mein kind nicht mit genügend ehrgeiz gesegnet ist, um sich den verpassten stoff selbst anzueignen, würde der schulfrust eben nicht ausbleiben...). aber ich weiss halt nicht, wie ich mein kind vorbereiten soll, wie ich das alles am besten "verpacke" usw. usf. ach je, ich danke schon mal fürs zulesen, für jeden rat, tipp, kopfstreichler, aber auch gerunzelte augenbrauen. ich leg mich jetzt mal aufs ohr und lese nachher auf der arbeit, was alles an produktiven ratschlägen gekommen ist... vielen dank und viele grüße, martina
Ich würde - und habe - meine Kinder bei solchen Entscheidungen mit eingebunden. ABER trotzdem kam bisher immer das raus, was ich wollte *gg*. Du bist doch in einer idealen Lage: ALLE finden es gut, wenn das Kind zurückgestuft wird. Dann hole ALLE ins Boot und verklickert dem Kind gemeinsam, warum das eine gute Lösung ist. Kürzlich erst stand die Verlängerung der Therapie für KindKlein an. Der Therapeut und ich waren der Ansicht, daß noch Stunden nötig sind - das Kind wollte aber nicht verlängern. Der Therapeut hat herausgefunden, woran das Unbehagen vor allem lag - die Uhrzeit fand das Kind blöd, weil da der Tag so zerrissen ist - und ich habe währenddessen mit dem Kind Pro- und Contra-Listen aufgestellt. Schließlich fand das Kind eine Fortsetzung doch sinnvoll. Wir haben die Uhrzeit geändert (damit das Kind sieht, daß es nicht niedergebügelt wird), die Therapie läuft weiter. Es müßte doch zu schaffen sein, daß Ihr gemeinsam dem Kind die Vorteile des Zurückstufens erklärt und die Zweifel (Wovor hat es Angst? Verliert es Freunde? Kann man das auffangen?) zerstreut.
*der klassenlehrer der heimatschule - der meinem kind übrigens sehr zugetan ist -* Ist das der aktuelle Klassenlehrer? Und welchen hätte sie, wenn sie wiederholt? Wahrscheinlich einen anderen, kennst Du den auch? Ich würde auch Möglichkeit 1 wählen, weil sie da vernutlich am meisten Stoff wiederholen kann. Und ich würde da auch nichts schmackhaft machen, denn so wie Du die Situation beschreibst, kam sie doch schon vor der Klinikschule mit dem Stoff nicht klar. Wenn sie nun ein halbes Jahr nur die Hauptfächer hatte, hat sie eine große Lücke in allen anderen Fächern, die sie nie wieder aufholen kann. Auch wenn das echt schwer ist, aber diese Entscheidung musst Du alleine für Dich bzw. Dein Kind treffen und dann auch dahinter stehen. Sollte klappen, wenn Du Dir ganz sicher bist! Nicht ganz passend, aber wir haben das gerade mit dem Bus durch, Kind war auch der Meinung, sie wird die kompl. Schulzeit von Mama zur Schule gekutscht und völlig entsetzt, als ich ihr plötzlich die Busfahrkarte vor die Nase gehalten habe. Ich habe das entschieden, sie durfte dann aber selbst noch entscheiden, wie oft ich zum Üben mitfahre (lange Fahrt mit echt blöder Verbindung). Nun fährt sie schon den ganzen September einmal wöchentl., hat bereits eine Freundin im Bus, die ihr jedesmal den Platz freihält und hat deutlich an Selbstsicherheit dazugewonnen, die mir von allen Seiten bestätigt wird. Sie hat sich sogar zur Wahl des Klassensprechers aufstellen lassen, das wäre Anfang des Schuljahres noch undenkbar gewesen. Sowas zeigt mir immer, dass man manchmal auch einfach nur Mutter sein muss und nicht nur Wunscherfüller oder beste Freundin für sein Kind.
Hallo, ich schließe mich Strudelteigteilchen an: nimm sie alle mit ins Boot und macht ihr gemeinsam ein Wiederholen schmackhaft. Ich hätte bei allen drei Varianten die gleiche Begründung wie du und sehe Variante 1 auch als definitiv beste an, ansonsten ist doch neuer Frust wegen Mißerfolg vorprogrammiert und das macht es nun wirklich nicht besser. Wobei Variante 2 ja durchaus noch tragbar wäre, Variante 3 in meinen Augen aber absolut fehl am Platz wegen dem weiteren Mißerfolg und weil ja durch die Therapie bereits Lernstoff der 5ten Klasse fehlt. LG
darf ich auch, obwohl nicht Alleinerziehend (hier sind immer welche die ich sonst kaum noch im Aktuell finde) Also meine Große hat ähnliches durch, zwar kein ADS aber das ist ja in dem Fall auch schnurz denn sie war in der 7 Klasse schlicht überfordert. Wurde früh eingeschult und landete dann mit noch nicht ganz 10 Jahren auf dem Gymnasium, Der Grundschullehrer hat die Empfehlung gegeben und auch direkt gesagt, sie wird sicher die nächsten Jahre mal eine Ehrenrunde drehen und das ist auch okay so, da sie so jung ist...in der 7 Klasse kam dann der Einbruch und wir als Eltern und Lehrer haben entschieden sie zum Halbjahr noch mal zurückzunehmen. Sie war zwar mit einbezogen, aber sie hätte niemals wirklich so entschieden. Da mußten wir uns dann durchsetzen, schmackhaft haben wir es schlicht damit gemacht, das sie zurückgeht und nicht sitzenbleibt und darauf wäre es wohl hinausgelaufen. Wat soll ich sagen sie hat uns ein paar Wochen fast gehaßt, aber nach 3 oder 4 Wochen war auch das gut, da saß sie beim Essen und meinte Danke das ihr das durchgezogen habt. Hätte sie nicht sagen müssen, denn wir merkten schon an ihr das "unser" Mädchen wieder zufrieden und glücklich war, weil sie keinen Streß mehr mit und in der Schule hatte. Denn wieder mitzukommen ohne sich immer abstrampeln zu müssen, ist viel wert. Wünsche Dir viel Kraft bei den Entscheidungen.... LG Zzina
Ohne jegliche Ahnung und Berücksichtigung von Therapien/ -erfolgen. In einem nicht vergleichbaren Zusammenhang ging es auch um Rückstufung bei uns vor einiger Zeit. Habe nur klar argumentiert, dass es für das Kind wesentlich weniger Stress und Frust bedeutet, wenn man einfach nochmal die "schwierigen Dinge" neu lernt, ggf. bei anderem Lehrer. Ganz wichtig waren die Freunde, und da war mein Argument, dass die auf dem Schulhof sind, und nachmittags auch zum Spielen unter der gewohnten Adresse zu erreichen. Das Thema hatte sich nach einiger Zeit von alleine erledigt, ist aber inzwischen verstanden und hoffentlich für den Fall der Fälle akzeptiert. LG! :-)
Hallo Spiky, klar muss das Kind in die Entscheidung miteingebunden werden, aber letztendlich fällst du die Entscheidung. Nach deinen Erläuterungen, wäre ich klar dafür, dass sie sofort freiwillig runtergestuft wird und nach Klinikaufenthalt unmittelbar in die neue 5. KLasse wechselt. Warum, soll sie sich noch weitere Monate mit Frustation und Wissenslücken quälen, um dann zum Schuljahresende runtergestuft zu werden. Für mich macht das keinen Sinn. Außerdem kommt sie so nach einem längeren Fernbleiben der Schule gleich in die neue Klasse, was eventuelles getuschel a la "Sitzenbleiber" unterbindet. Ich würde alles daran setzen ihr diesen sofortigen Wechsel irgendwie schmachhaft zu machen. Ich selber habe meinen Sohn mitten im Schujahr der 4. Klasse runterstufen freiwillig lassen. Damals war mein Sohn allerdings soweit, dass er es selber wollte. Der Grund liegt in einem Schulwechsel in ein anderes Bundesland bereits ein Jahr vorher. Schon da musste er sich arg quälen und ich wollte ihn kurz danach schon rückstufen lassen. Er wollte es nicht. Also hab ich ihn erstmal gelassen. Aber im endeffekt fehlten Grundlagen (unter anderem 1 1/2 Jahre Englisch, die hier ab der 1. Klasse unterrichtet wird und in der alten Schule nicht), worauf neues wieder aufbaut und es wurde immer schwieriger für ihn. Besser wäre es gewesen, wenn wir es früher durchgezogen hätten. Wir beide, Benni und ich haben die Rückstufung niemals bereut. So und ich selber war im Alter von 10 Jahren schwer erkrankt an Leukämie und lag viele Monate am Stück im Krankenhaus, wo ich aber unterrichtet wurde. Allerdings auch nur Hauptfächer. Nachdem Krankenhaus schwächelte ich noch etwas, also wurde gegen meinen Willen die Entscheidung gefällt, nach den Sommerferien gehe ich ein zweites mal in die 5. Klasse. Ich habe geheult, getobt und meine Eltern dafür gehasst. Ich war 2 Wochen in der neuen Klasse und ich liebte sie. Ich kam klasse mit im Unterricht, konnte den Klassenkameraden teilweise sogar was Vormachen/vorsagen. Das gab mir unheimlich viel Selbstbewustsein und die neuen Kinder waren sogar auch noch nett. Außerdem wußte da niemand von meiner Erkrankung und ich musste nicht ständig tausend Erklärungen abgeben. Was im Falle deiner Tochter vielleicht ja auch zutreffen würde. Versuche ihr irghendwie diese Rückstellung schmackhaft zu machen, aber notfalls würde ich in eurem Fall es gegen ihren Willen durchziehen. LG und alles gute für die Maus Jamelek