Was kann mein Kind im 3. und 4. Lebensjahr?

Die Entwicklung im dritten und vierten Lebensjahr

© Adobe Stock, Maksim Kostenko

Im dritten und vierten Lebensjahr liegt ein Schwerpunkt in der Entwicklung der Selbstständigkeit. Obwohl viele Handlungen motorisch noch sehr schwierig für das Kind sind, will es nun alles selber und am besten alleine machen.

Gelingt das Selber-machen nicht, oder wird es vielleicht in seinem Drang gebremst, sind meist Wut- und Trotzanfälle vorprogrammiert. Den Trotz sollten Sie aber nicht so auffassen, dass Ihr Kind Sie ärgern will und sich absichtlich aufregt. Vielmehr stellt sich die Situation für Kinder ausweglos und daher sehr frustrierend dar.

Trotz - von Wutgefühlen überrumpelt

Sie werden von den Wutgefühlen selbst regelrecht überrumpelt. Das Kind ist praktisch nicht ansprechbar und kann keine Entscheidungen mehr treffen. Am besten ist es daher, einfach abzuwarten und Verständnis zu zeigen, ohne jedoch unangebrachten Forderungen nachzugeben!

Das klingt sehr einfach, und natürlich ist es das nicht. Sie werden in dieser Zeit viel Kraft brauchen. Doch bedenken Sie immer: die Trotzphase geht vorüber! Und nach dem "Frustanfall" braucht ihr Kind Trost und Bestätigung.

Die motorische Entwicklung

Bei der motorischen Entwicklung können Sie zwischen zwei und drei Jahren beobachten, dass sich die Fertigkeiten festigen und verfeinern. So wird das Kind nun beim Laufen den Fuß von der Ferse zu den Zehen abrollen und auch einige Sekunden auf einem Bein stehen können.

Es kann ordentlich mit dem Löffel essen, sein Brot selbst mit Butter bestreichen, sich waschen und sich mit Hilfe die Zähne putzen. Ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit ist das An- und Ausziehen. Erst lernen Kinder, sich alleine auszuziehen, anschließend, mit etwa drei Jahren, das Anziehen ohne fremde Hilfe.

Was kann mein Kind jetzt?

Viele Kinder lernen jetzt Laufrad fahren, ein gutes Training für das Gleichgewicht. Bitte lassen Sie Ihr Kind von Anfang an nur mit einem Fahrradhelm fahren! Und bitte kein Kinderfahrrad mit Stützrädern, denn damit lernen Kinder ein für alle Mal eine falsche Lenktechnik. Auch beim Spielen drinnen verfeinert sich die Motorik: einfache Puzzle stellen kaum mehr eine Schwierigkeit dar und gegen Ende des dritten Lebensjahres können Kinder Perlen auf eine Schnur auffädeln.

Im vierten Lebensjahr können Kinder dann mit wechselnden Füßen Treppen steigen und sicher mit beiden Beinen hüpfen. Viele können nun auch schon alleine schaukeln. Bestand das Malen bisher überwiegend aus Strichen und Gekritzel, so tauchen jetzt Formen, Gegenstände und Männchen auf den Bildern auf. Bei den Männchen werden die Beine noch direkt an den Kopf gemalt ("Kopffüßler").

Sprechen und Verstehen

Mit 1,5 Jahre verwendet ein Kind etwa 20 Wörter, mit zwei Jahren bereits etwa 50 Wörter. In diesem Altersbereich sind die Unterschiede aber auch bei insgesamt normal entwickelten Kindern sehr groß. Wenn Eltern sich Sorgen machen, ob ihr Kind schon ausreichend spricht, sollten sie aber nicht zögern, den Kinderarzt um Rat zu fragen. Mit drei Jahren kennt es die Bedeutung von über 1000 Wörtern. Die Zwei-Wort-Sätze werden zu Drei-Wort-Sätzen und zu noch längeren Satzgebilden. Die Grammatik ist nicht immer ganz korrekt, aber die fehlenden Strukturen werden nach und nach ergänzt.

Namen und Alter - darüber geben Kinder jetzt gerne Auskunft

Im dritten Lebensjahr wird Ihr Kind lernen, den Plural zu verwenden und es verwendet unterschiedliche Präpositionen, zum Beispiel "auf", "unter" oder "neben". Außerdem kann das Kind jetzt etwa sechs Körperteile benennen und schon einfache Melodien singen. Um den dritten Geburtstag herum sprechen Kinder dann von sich selbst als "ich" und verwenden Fürwörter wie "ich", "mich", "du" oder "wir". Jetzt nennen Kinder auch sehr gerne ihren Namen und auch ihr Alter.

Hilfreich beim Spielen: Die fortschreitenden sprachlichen Fähigkeiten machen es Kindern jetzt möglich, mit anderen Kindern zu kommunizieren und einen Spielverlauf auszuhandeln. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Denn nun muss das Kind situationsgerecht handeln, sich verständlich machen und seine Interessen äußern: einmal ist es gut zu kooperieren, ein anderes Mal wird der eigene Wille in den Vordergrund gestellt. Welche Möglichkeiten gibt es, mit anderen Kindern beim Spielen zu verhandeln, wie könnte man sich einigen und wie gehe ich mit einer Zurückweisung um? All das lernen Kinder nun zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr.

Ich will keine Windel mehr!

Zwischen dem zweiten und dritten Geburtstag werden die meisten Kinder (tagsüber) sauber, wenige früher, viele auch erst etwas später. Sauber werden ist ein Lernprozess, bei dem es sicherlich Rückschläge und Misserfolge geben wird. Am besten, Sie nehmen es gelassen, denn wenn man Kinder unter Druck setzt oder schimpft, ist die Verunsicherung groß. Besser ist es, Sie loben das Kind, wenn es gut geklappt hat.

Sie merken, dass Ihr Kind bereit ist aufs Töpfchen oder die Toilette zu gehen, wenn es den Wunsch entweder selbst äußert, oder aber wenn die Windel nach mehreren Stunden immer noch trocken ist. Dann können Sie es fragen, ob es sich auf das Töpfchen setzen will. Hilfreich ist es, wenn Sie einen Rhythmus einführen: beispielsweise immer morgens nach dem Aufstehen, vor dem Mittagsschlaf oder vor dem zu Bett gehen. Die Motivation zum Sauber werden kann für Kinder sehr unterschiedlich sein. Manche Kinder wollen so sein, wie die "großen" Kinder aus der Kinderkrippe oder Spielgruppe, oder sie wollen die Eltern nachahmen.

Vorsorgeuntersuchungen - eine Beurteilung der Entwicklung durch den Kinderarzt

Jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo. Sie sollten nicht verunsichert sein, wenn es nicht in alles Punkten perfekt "abschneidet". Nutzen Sie die Vorsorgeuntersuchungen U7 mit zwei Jahren, U7a mit drei Jahren und U8 mit vier Jahren, um den Gesundheitszustand des Kindes zu beurteilen und mögliche Probleme in der Entwicklung frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

Im vergangenen Monat haben wir Sie über die Entwicklung im 1. und 2. Lebensjahr informiert.
Hier erfahren Sie mehr über die Entwicklung im 5. und 6. Lebensjahr.

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