Knochenbruch - das sollten Sie wissen

Knochenbruch - das sollten Sie wissen

© Adobe Stock, athomass

Hinfallen gehört zum Laufen lernen dazu. Zum Glück halten die Knochen von Kindern eine Menge aus. Sie können sich unter Belastung regelrecht verbiegen - wie die jungen Zweige eines Baumes im Wind.

Trotzdem kommt es immer wieder zu Knochenbrüchen, wenn die Belastung zu groß wird. In den meisten Fällen ist das aber nicht wirklich problematisch. Knochenbrüche verheilen bei Kindern normalerweise gut und schnell und hinterlassen nur sehr selten bleibende Schäden. Allerdings ist hier wichtig zu wissen: Kinderknochen sind in ihrer Struktur und Beschaffenheit völlig anders als Erwachsenenknochen und gehören deshalb auch anders behandelt.

Kinderknochen sind weich und elastisch

Wir Kinderärzte vergleichen die Knochen gerne mit den Ästen eines Baumes. Ein dicker, ausgewachsener Ast bricht bei Belastung glatt in der Mitte durch. Ein junger, grüner Zweig hingegen lässt sich weit verbiegen, bis er bricht. Und dann birst er meist nur an einer Seite, während die andere in Takt bleibt. Genau das passiert häufig bei Kindern. Der Fachbegriff dazu heißt auch passender Weise "Grünholzbruch". Die Knochenhaut bleibt dabei oft unbeschädigt oder reißt nur etwas ein.

Typische Knochenbrüche bei Kindern

Obwohl ihre Knochen so biegsam und elastisch sind, brechen sich Kinder viel häufiger etwas als Erwachsene. Das liegt in erster Linie daran, dass sie natürlich viel mehr toben, springen, klettern und auch stürzen. Am häufigsten sind bei ihnen Unterarm- und Handgelenksbrüche, weil sie sich beim Stolpern mit den Armen abfangen. Bei Kleinkindern kommt es oft zum Schienbeinbruch, der deshalb auch gern "Lauflernbruch" genannt wird.

Kinderknochen heilen schnell

Kinderknochen sind nicht nur besonders biegsam, sondern heilen auch viel schneller als ausgewachsene Knochen. Das liegt an der schnellen Zellteilung, die für einen raschen Auf- und Abbau von Zellen sorgt. Außerdem enthalten sie mehr Wasser und sind stärker durchblutet. Zum Vergleich: Der gleiche Knochenbruch verheilt bei einem Kleinkind in zwei, bei einem Grundschüler in drei und einem Teenager in vier Wochen. Bei einem Erwachsenen kann die vollständige Heilung hingegen bis zu sechs Wochen dauern.

Erste Hilfe bei Knochenbruch

Hat sich ihr Kind eindeutig etwas gebrochen, z.B. weil ein Knochen hervorsteht, sollten Sie einen Krankenwagen verständigen. Der Transport ins Krankenhaus ist mit den dafür bestens ausgerüsteten Sanitätern wesentlich schmerzarmer möglich als mit dem eigenen Auto. Häufig lässt sich ohne Röntgenaufnahmen aber gar nicht sagen, ob ein Gelenk oder Knochen tatsächlich gebrochen ist, denn eine ordentliche Prellung mit starker Schwellung kann genauso schlimme Schmerzen verursachen. Wenn Sie die Stelle kühlen, können Sie aber nichts verkehrt machen. Ein Warnhinweis ist eine plötzlich Schonhaltung: Fangen kleine Kinder, die schon laufen konnten, wieder mit dem Krabbeln an, kann das z.B. auf einen Schienbeinbruch hinweisen. Zur Abklärung oder Behandlung eines Knochenbruches sollten Sie wenn möglich gleich in eine Kindernotfallambulanz oder zu einem Kinderchirurgen gehen, da Knochenbrüche bei Kindern eben anders zu behandeln sind als bei Erwachsenen.

Keine Angst vor Röntgenstrahlen

Eltern befürchten oft, dass die Röntgenstrahlen ihrem Kind schaden könnten. Hier kann ich sie aber beruhigen. Die Strahlenbelastung bei einer Röntgenaufnahme z.B. des Arms entspricht in etwa der einer Flugreise - ist also nicht weiter dramatisch. Immer öfter wird zur Diagnose bei Knochenbrüchen von Kindern inzwischen auch der Ultraschall benützt, da Röntgenbilder bei den Kleinen nicht immer ganz leicht auszuwerten sind.

Gips oder OP?

Zum Glück ist bei Kindern selten eine Operation erforderlich. Einfache Knochenbrüche wie der typische Lauflernbruch am Schienbein lassen sich bei ihnen fast immer konservativ, also mit Schiene oder Gips behandeln. Anders sieht es bei komplizierteren Frakturen, Splitterbrüchen oder Verschiebungen des Knochens aus. Zur Begradigung und Ruhigstellung bei viel bewegten Gelenken ist dann oft ein Draht oder eine Schraube nötig. Sie werden operativ unter Vollnarkose eingesetzt und sollten nach Verheilen des Bruches auch möglichst bald mit einer kurzen OP wieder entfernt werden.

Sonderfall Wachstumsfuge

Kinderknochen müssen sowohl in die Länge wie auch in die Breite noch weiter wachsen können. Damit das möglich ist, verfügen sie über Wachstumsfugen, die sich erst mit dem Pubertätswachstum vollständig verschließen. Bricht ein Knochen in der Nähe der Wachstumsfuge (med. Epiphysenfuge), verwächst sich das buchstäblich mit dem weiteren Wachstum. Auch Fehlstellungen durch einen Bruch können so auf die Dauer wieder verschwinden. Kritisch wird es nur, wenn die Wachstumsfuge selber verletzt wird, weil das dann Einfluss auf das weitere Knochenwachstum haben kann. An dieser Stelle kann der Knochen dann stärker, aber auch weniger wachsen als vorgesehen. Brüche in oder durch die Wachstumsfuge sollten deshalb im Nachhinein regelmäßig auf Wachstumsstörungen hin kontrolliert werden.

Coca-Cola kann das Risiko für Knochenbrüche erhöhen

Dass zu viel Cola ungesund ist, wussten wir ja schon lange. Eine neue Studie aus Amerika hat inzwischen aber ergeben, dass der hohe Phosphorgehalt den Kalziumstoffwechsel stören und viel Cola-Trinken damit sogar Knochen brüchig machen kann. Besonders gefährdet sind Teenager. Also Hände weg von Cola und ähnlichen Softdrinks, wer starke Knochen haben will!

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