Liebe Biggi,
meine Tochter ist inzwischen 2,5 Jahre alt und immer noch ein leidenschaftliches Stillkind. Sie schläft in ihrem Bettchen, dass an meinem angrenzt.
Mit 6 Monaten bekam sie Neurodermitis und wachte durch den Juckreiz nachts stündlich bis halbstündlich auf. Die einzige Möglichkeit für sie zur Ruhe zu kommen, war stillen. So waren die Nächte immer meine Aufgabe, was lange auch ok war. Mit 1 3/4 legte sich die Neurodermitis, das stündliche Aufwachen in der Nacht blieb und mein Nervenkostüm wurde immer dünner.
Nun ist es so, dass ich bedingt durch den Schlafmangel heftige Dauerkopfschmerzen habe und wirklich Abstillen möchte. Auch wenn ich weiß, dass das nächtliche Aufwachen dadurch nicht unbedingt aufhören wird, könnte wenigstens mein Mann mal eine Nacht übernehmen.
In den letzten 2 Nächten haben wir nun getauscht. Ich musste abends zu einem Termin und erklärte ihr, dass heute nachts Papa für sie da ist. Sie durfte sich eine Flasche aussuchen und mit Wasser füllen, falls sie nachts durstig ist. In der ersten Nacht ließ sie sich mit Wasser nach kurzem Weinen beruhigen. Mir ging es morgens so gut, wie schon lange nicht mehr und zum Mittagsschlaf stillte ich sie. In der letzten Nacht weinte sie nun aber bis zu 30 Minuten und verlangte nach Mami und Busi. Ich habe sie trotz Ohrstöpsel weinen gehört und nun ließ mich das schlechte Gewissen nicht mehr schlafen. Ich habe das Gefühl sie im Stich zu lassen.
Verwirrt es sie, wenn sie zum Mittagsschlaf gestillt werden kann, nachts aber nicht? Ich wollte ihr nicht gleich alle Stilleinheiten streichen. Wie können wir es für sie so leicht wie möglich machen?
Wenn ich bei ihr im Bett liege, will sie so lange trinken, bis sie einschläft. Der Busen ist also ihre alleinige Schlafassoziation. Deshalb dachte ich, wenn Papa da ist, wird sie sich leichter tun.
Liebe Biggi, ich hoffe du hast einen "Plan" für uns, wie wir das Abstillen so sanft wie möglich machen können. Es war eine schöne Zeit, und soll auch harmonisch ausklingen - das wäre mir so wichtig.
Liebe Grüße,
Johanna
von
idefixxy
am 03.08.2016, 09:32
Antwort auf:
älteres Kind abstillen
Liebe Johanna,
Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden.
Du musst kein schlechtes Gewissen haben, auch DU hast Bedürfnisse und dein Kind kann in diesem Alter gut lernen, ohne Stillen zu schlafen.
Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“.
Ich persönlich finde es gut, dass Du deinem Kind nicht gleich ganz die Brust entziehst.
So lange DU allerdings nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit.
Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.
Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann.
Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.
Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass es sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat.
Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es...
Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.08.2016