Frage: Umstellung von Flasche auf Brust

Hallo liebe Stillberaterinnen, ich wende mich mal an sie, weil ich ein bisschen verzweifelt bin. Mein Baby kam vor 2 Wochen vier Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt, weil es in mir nicht mehr richtig gewachsen ist, sie wog gerade mal 2100 gr. Sie war danach zwei Wochen im Krankenhaus, in dieser Zeit durfte ich sie nicht anlegen, weil es erstmal wichtig war, dass sie gut zunimmt. Seit ein paar Tagen sind wir nun alle zu Hause, das freut uns natürlich. Da ich sie gerne voll stillen möchte, versuche ich sie nun an der Brust anzulegen, in Absprache mit meiner Hebamme. Bisher wurde ihr meine abgepumpte Muttermilch im Fläschchen gefüttert. Nun machen wir es so, dass ich die Kleine, wenn sie sich meldet, dass sie Hunger hat, an jeder Brustseite 10 Minuten anlege. Danach füttern wir aus der Flasche Muttermilch nach. Anschließend soll ich noch Milch abpumpen, erst auf jeder Seite 10 Minuten, dann sieben, dann fünf. Das ist alles ein enormer Zeitaufwand, dazu kommt, dass ich noch eine Tochter habe, um die ich mich kümmern muss und möchte, und außerdem bin ich sehr unsicher ob denn alles auf dem richtigen Weg ist. Heute Früh zum Beispiel habe ich die Kleine angelegt, sie hat auch auf einer Seite 10 Minuten, auf der anderen 15 Minuten getrunken. Dann war sie eingeschlafen und erschien mir satt. Ich wollte dann auch erst nicht mehr mit der Flasche zu füttern. Doch nach ein paar Minuten war sie wieder wach und zeigte durch ihr suchendes Mündchen an, dass sie anscheinend Hunger hat. Ich habe ihr dann Muttermilch in der Flasche warm gemacht und wollte sie ihr füttern, doch sie hat sie gar nicht angenommen, obwohl sie normalerweise gut aus der Flasche trinkt. Heißt das dann für mich das sie tatsächlich durch das Stillen satt geworden ist und wir auf einem guten Weg sind? Wird sie sich einfach wieder melden, wenn sie Hunger hat, und dann lege ich sie ganz normal wieder an? Ist das so alles auf einem richtigen Weg? Ich frage nur, weil ich so ängstlich bin wegen ihres Gewichts, und weil ich nicht weiß, wie lange ich diesen Zeitaufwand durchhalten kann. Wie schlimm ist es eigentlich, wenn ich nachts nicht abpumpe? Ich würde dann gar nicht mehr zum schlafen kommen. Heute Nacht wollte sie übrigens gar nicht aus der Brust trinken. Wenn ich aber wüsste das wir so auf einem guten Weg sind und es nur noch eine Frage der Zeit ist, würde ich es sicherlich noch ein wenig durchhalten. Momentan ist auch noch mein Mann zu Hause, doch ich weiß nicht, wie ich das alles schaffe, wenn er in 2 1/2 Wochen wieder arbeiten ist. Zur Zeit komme ich zu nichts außer anlegen, Fläschchen geben und sterilisieren, Milch abpumpen... Ich würde mich sehr über Ihre Einschätzung freuen. Viele Grüße!

von Julia-Sophia am 13.09.2016, 11:42



Antwort auf: Umstellung von Flasche auf Brust

Liebe Julia-Sophia, Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Es kann also durchaus ein gutes Zeichen sein, wenn dein Baby oft an die Brust mag :-). Es wäre dann auch gut, wenn Du stillst und nicht die abgepumpte Milch gibst! Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Die Maßnahmen zur Steigerung der Milchmenge gelten auch dann, wenn keine Zusatznahrung erforderlich ist. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause beim Pumpen, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt solltest Du auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich dann an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die Euch beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob das Baby korrekt an der Brust saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 13.09.2016



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