Guten Morgen,
Meine Tochter wurde am 17.01. in der 35+1 ssw per kaiserschnitt geholt. Sie brauchte etwas Unterstützung beim atmen für einen Tag und hatte mit dem Trinken Schwierigkeiten. Sie war 1,5 Wochen auf der neo und ist jetzt seit fast 2 Wochen zu Hause. Am Anfang hatte sie Probleme zuzunehmen und hat sehr wenig getrunken, weswegen sie Nahrung über eine Sonde bekommen hat. In der Klinik wurde sie mit der Flasche mit abgepumpter muttermilch gefüttert. Das Trinken aus der Flasche klappte erst schlecht, besserte sich dann aber, so dass die schließlich zunahm und entlassen werden konnte. Ich würde sehr gerne stillen, in der Klinik habe ich sie einige Male angelegt (erst nur ab und zu, später öfter). Jetzt zuhause lege ich sie zu jeder Mahlzeit an. Sie nimmt die Brust auch richtig in den Mund und saugt, aber schafft es immer nur wenige schlucke zu trinken, bevor sie einschläft oder aufhört. Ich glaube, ihr fehlt noch die Kraft zum ausdauernden saugen an der Brust. Ich gebe ihr danach dann noch die Flasche, damit die genug zu essen bekommt und weiter zunimmt. Die Ausdauer beim stillen hat sich bislang nur wenig gebessert, ich hoffe auf einen Durchbruch. Meine hebamme meint,vielleicht wird von selber mehr stillen, wenn sie stark genug ist und dass die Umstellung von der Flasche auf voll stillen dann klappen wird. Ich mache mir trotzdem sorgen. Ist mein Weg (erst stillen, dann flasche) zielführend? Wie lange soll ich sie vor der flaschenmahlzeit anlegen? Soll ich irgendwann die Flasche weglassen, auch wenn sie dann vorübergehend weniger bekommt? Sie war wie gesagt, nie eine gute trinkerin und hatte mit der Flasche auch erst ihre Schwierigkeiten. Das klappt jetzt besser, hat aber auch ziemlich gedauert.
Vielen Dank schonmal für die Beantwortung dieser langen Frage
von
Oktober2021
am 10.02.2023, 12:15
Antwort auf:
Umstellung von Flasche auf stillen bei frühchen mit trinkschwäche
Liebe Oktober2021,
es kann gut sein, dass dein Baby einfach nicht korrekt und effektiv an der Brust trinken kann!
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird.
Du solltest deshalb, wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört? Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen.
Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben.
Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby an die Brust führen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite!
Lieben Gruß, sei umarmt von
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.02.2023
Antwort auf:
Umstellung von Flasche auf stillen bei frühchen mit trinkschwäche
Hallo Oktober,
Meine Frühchen (Zwillinge, rund 6 Wochen zu früh, 4 Wochen noch im Krankenhaus, weil sie so leicht waren, sonst ähnlich wie bei Dir) sind ungefähr am errechneten Geburtstermin mit "nur" Stillen ausgekommen. Ich würde Deiner Hebamme also zustimmen - Alter und Reife helfen.
Ich denke, Du gehst einen guten Weg, indem Du sie jetzt bei jeder Mahlzeit anlegst. Und wenn Du sagst, sie nimmt ein paar Schluck, ist es doch schonmal gut. Beratung von einer Stillberaterin schadet aber bestimmt auch nicht :-).
Ähnlich habe ich es zunächst auch gemacht. Der Durchbruch kam bei mir tatsächlich mit dem Brusternährungsset. Das hat mir damals die Hebamme ausgeliehen - wenn Deine nichts hat, kann Dir auch hier vielleicht eine Stillberaterin helfen.
Und wichtig war der Wille, dass sie das jetzt schaffen können und ich dann halt den ganzen Tag mit Stillen verbringe :-). So war es dann erstmal auch!
Mit Abpumpen, Stillen und Flasche geben sowie spülen ist man sonst auch den ganzen Tag beschäftigt, also kann man auch nur Stillen.
Massierst Du vor dem Stillen die Brust? Auch während des Stillens kannst Du evtl. etwas unterstützen und Milch ausstreichen, vielleicht hilft das ja schon für mehr Erfolgsgefühle für die Kleine.
Der Zeitraum, den ein Kind zum Sattwerden braucht, kann übrigens stark variieren - von wenigen Minuten bis ewig...
Bei mir hat sich die Investition ins Stillen gelohnt: wir haben lange gestillt und es war sicher auch dadurch eine sehr innige Beziehung. Zudem fand ich es dann, als es funktionierte, einfach nur sehr praktisch.
Also, viel Glück und Kraft!
von
zweizwerge
am 12.02.2023, 23:10