Liebe Stillberaterinnen,
meine Tochter (5,5 Monate) wird voll gestillt und hatte immer einen recht stabilen Rhythmus, nur z.B. an warmen Sommertagen wollte sie häufiger trinken.
Normalerweise gehe ich also um 21 Uhr mit ihr ins Bett und stille sie, wobei sie gut einschläft. Nachts stille ich sie ca. 1-3 mal, so ganz genau kann ich das manchmal gar nicht sagen, weil wir beide im Halbschlaf sind dabei.
Seit einigen Tagen nun möchte sie plötzlich abends und nachts nicht mehr an die Brust. Tagsüber stille ich ganz normal wie immer. Sie verhält auch wie immer, ist munter und vergnügt. Sie trinkt das letzte Mal gegen 18 Uhr und dann wieder gegen 9 am nächsten morgen.
Das Anbieten der Brust abends und nachts quittiert sie mit lautem Geschrei und wehren mit Händen und Füßen. Schon wenn sie merkt, dass ich sie stillen möchte geht es los. Dabei macht sie Nuckelbewegungen mit dem Mund und wird leicht unruhig, so wie ich es bis jetzt auch immer als Hungersignal kannte.
Die überschüssige Milch pumpe ich ab. Flasche nimmt sie nicht, aber ich habe versucht ihr die Milch aus einem Trinklernbecher anzubieten, aus dem sie auch schon mal ein paar Schlucke Wasser getrunken hat. Da schreit sie genauso wie an der Brust.
Nun frage ich mich: Kann es sein, dass sie einfach nachts nichts mehr möchte? Tagsüber stille ich 3-4 Mal je nachdem wir sie mag. Das ist doch auf Dauer zu wenig oder? Was kann ich denn noch machen? Offensichtlich interpretiere ich ja auch ihre Hungerzeichen falsch und habe nun schon Angst sie anzulegen, weil ich nicht jedes Mal ihr verzweifeltes Geschrei provozieren möchte.
Ich habe schon verschiedene Stillpositionen probiert, aber es ist mir wirklich ein Rätsel, denn alles war und ist wir auch sonst.
Danke und viele Grüße
Alex
von
novemberlicht
am 14.07.2016, 00:14
Antwort auf:
Plötzlich kein stillen mehr in der Nacht?
Liebe novemberlicht,
meist gibt es schon irgendeinen Auslöser für das unruhige Verhalten der Kleinen, doch er ist nicht immer leicht zu identifizieren. Vielleicht stehst du selbst gerade mehr unter Strom, hast Sorgen oder "Stress"? Unsere Kleinen haben sehr sensible Antennen für unsere Stimmungen und reagieren auch ganz empfindlich darauf.
Könnte es denn sein, dass dein Baby Schmerzen hat? Manchmal streikt ein Baby, wenn es Ohrenschmerzen hat, allerdings würde es dann auch in de Nacht nicht einwandfrei klappen….
Am besten besprichst Du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie Du vorgehen kannst.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher (wenn Du bei Youtube die Stichworte "Cup feeding" und "baby" eingibst, kannst Du viele Videos finden auf denen zu sehen ist, wie das geht. Es ist in der Regel von Fütterer und Kind wirklich schnell gelernt!).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 14.07.2016